Game Boy History

GameBoy

Seite 1: Der erste GameBoy

Dabei sahen alle Marktkenner den GameBoy zunächst unter keinem guten Stern. Hatte die Konkurrenz doch viel mehr zu bieten. Doch von vorne: Die Entwicklung des GameBoys wurde Gunpei Yokoi und dem berühmten R&D1 (Research & Development) Team von Nintendo anvertraut. Zu den Erfindungen des Japaners zählen unter anderem die Game&Watch-Serie sowie das Steuerkreuz (D-Pad) in der Form, wie es heute immer noch häufig auf den Controllern / Pads einer Konsole zu finden ist.


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Gunpei Yokoi verstand es geschickt, die Ansprüche an einen modernen Handheld mit der damaligen Technik zu verbinden. Und so wurde bereits 1987 der erste Prototyp des GameBoys produziert. Nintendo gab sich nach außen siegessicher und beflügelt vom unerwarteten Erfolg des NES ließ Nintendo Chef Hiroshi Yamauchi verkünden, dass man innerhalb der nächsten drei Jahre über 25 Millionen Einheiten zu verkaufen plane. Das waren optimistische Schätzungen. Dabei wandten Skeptiker (auch innerhalb der Firmenzentrale) ein, dass man angesichts der rückständigen Technik gegenüber der Konkurrenz von SEGA (Game Gear) und Atari (Lynx) ins Hintertreffen geraten werde.

Doch der schwarz-weiße Bildschirm mit seinen vier Graustufen sollte das Rennen für sich zu entscheiden. Technisch arbeitet in Nintendos GameBoy ein (lahmer) 8 Bit-Prozessor, der dem Nintendo Entertainment System recht ähnlich war. Die Handheld-Technik selbst wurde in ein Keksdosen ähnliches Gehäuse gezwängt, das in der Ur-Version lediglich in einem leichten Grau erhältlich war. Folgende Grafik zeigt den GameBoy im Vergleich zur damaligen Konkurrenz:


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Das Button-Layout des grauen Handheld wurde dem NES-Controller nachempfunden. Auf der linken Oberseite des GameBoys ist das NES-typische Steuerkreuz in einem schlichten schwarz. In der Mitte unter dem D-Pad befinden sich die Knöpfe ’’Select ’’und ’’Start’’. Rechts davon wiederrum sind die farbigen A und B Buttons. Darunter befindet sich der krächzende Mono-Lautsprecher. Der 2.6’’ Bildschirm liegt unter einer dünnen Glasplatte, um Kratzer auf dem Display selbst zu vermeiden. Links davon gibt ein rotes Lichtlein zudem Auskunft über die Batterieleistung.

Seite 2: Der GameBoy kam, sah und siegte

Der Kontrastregler (zur Schärfung des Bildes) sowie der Anschluss des 6V-Stromkabels befindet sich an der linken Seite. Auf der rechten Seite ist der Regler für die Lautstärke sowie der Anschluss für das Dialogkabel untergebracht, dass für Mehrspielerpartien unersetzlich ist. Auch an Kopfhörer wurde im Gegensatz zu späteren Varianten gedacht. Diese werden unter dem Handheld angeschlossen. Dreht man den Game Boy um, sieht man auf der Rückseite eine tiefe Einsparung, in welche die Cartridges (bzw. „Spielecasetten“, Nintendo 90er Jahre Jargon) eingeführt werden. Der Powerknopf am oberen Rand verhindert dank einer kleinen Sperre, dass die Spiele aus dem Handheld rutschen oder während des Betriebs herausgezogen werden. Öffnet man die große Klappe am hinteren Ende, finden vier AA (Mignon) Batterien Platz, die bei Vollleistung bis zu 10 Stunden Spielzeit bringen - damals eine unfassbar lange Zeit.

 

Special-Game-Boy-History-3Zu den innovativsten Ideen neben den auswechselbaren Spielen - damals keine Selbstverständlichkeit - sollte das Verbinden der Game Boys untereinander werden. So konnte man mit einem Freund Tetris oder Dr. Mario gemeinsam gegeneinander spielen. Richtige Multiplayersessions führte Nintendo dann mit dem Vierspieleradapter ein, der jedem F1-Race beilag. Ein entscheidender Grund, wieso der Game Boy das Handheldrennen für sich entscheiden konnte, lag vermutlich am Startpreis. Mit den 169,- DM war man im Gegensatz zur Konkurrenz noch im taschengeldfreundlichen Bereich. (Zum Vergleich - sowohl Lynx als auch Game Gear lagen beide bei ca. 250 DM.) Käufer der ersten Stunde fanden in der äußerst futuristischen Verpackung des Game Boys den Handheld selbst, Kopfhörer, ein Dialogkabel sowie das ungemein motivierende Puzzlespiel Tetris. Dieser Evergreen im Cartridgeformat sollte zu einem der beliebtesten Game Boy Spiele werden und einen echten Kaufgrund für die Konsole darstellen. Doch ehe es so weit kommen konnte, gab es im Vorfeld viel Knatsch um die Lizenz von Alexej Pazhitnows Meisterwerk.


Der Niederländer Henk Rogers von Bullet Proof Software entdeckte Pazhitnows Puzzlespiel damals auf einer Messe und legte sofort Kontakte zu Nintendo. Diese gaben ihm den Auftrag die Lizenz von Tetris für den Game Boy zu sichern. Es folgte ein langer Rechtsstreit um das Ostblock-Puzzlespiel, bei dem so einige Millionen verbrannt wurden. Wer sich für die ganze Geschichte interessiert, dem sei an dieser Stelle David Sheffs wunderbares Buch "Game Over" empfohlen, in welchem dieser dezidiert auf die Tetris Story eingeht.

 

 

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Chaos und tragbare Spielwelten


Der Verkaufsstart des Game Boy im April 1989 in Japan verlief genau wie ein Jahr später in Deutschland extrem chaotisch. Chaotisch, im Sinne, dass die Leute sich wie wild um den Handheld schlugen, weil eben jeder plötzlich einen Game Boy haben wollte. Die ausgelieferten Exemplare waren schnell vergriffen und die Bestellliste wurde länger und länger. In den ersten Tagen waren Wartezeiten über mehrere Wochen oder gar Monate keine Seltenheit. Auch die Starttitel wie Super Mario Land, Solar Striker, Pinball - Revenge of the Gator oder Alleyway blieben nicht lange in den Regalen. In den Softwarecharts des Game Boy sollte sich wie erwartet Nintendos Maskottchen auf dem ersten Platz tummeln. Das allerdings nicht von Shigeru Miyamoto selbst, sondern von Gunpei Yokoi und seinem Team entwickelt wurde. Aber auch die eher untypischen Handheld Genres (die normalerweise viel Prozessorpower brauchten) waren häufige Gäste in Nintendos großer Softwareliste. Im Beat'em up Genre zeigte Capcom einige Jahre später mit Street Fighter II, dass die Programmierer die Hardware des Game Boys gut im Griff hatten. Shooter wie R-Type oder Probotector begeisterten trotz Abstrichen gegenüber den "großen Versionen" die Fans. Hier sah die Konkurrenz (SEGA und Atari) recht alt aus und konnte der Popularität des Game Boy kaum etwas entgegensetzen, weshalb der Großteil der Neuerscheinungen dem unscheinbaren kleinen Kasten gewidmet waren.

 

 

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Seite 3: Evolutionsstufen eines Handhelds

Da sich mit Nintendo Handheld viel Geld machen ließ, entdeckten Dritthersteller den Game Boy rasch für sich. Zubehörlieferanten warfen die Produktionsmaschinen an und lieferten eine für damalige Verhältnisse noch nie gekannte Vielfalt an Accessories: Soundverstärker, Koffer, Lupen oder Lichtverstärker waren für wenig Geld haben. Auch Nintendo selbst versorgte seine Kundschaft mit qualitativ hochwertigen Produkten wie der Game Boy-Gürteltasche oder dem Batterypack. Im Jahr 1997 sollte Nintendo mit der Veröffentlichung der Gameboy-Kamera nochmals von sich reden machen, denn in der Prä-Fotohandy Zeit war die tragbare Kamera samt dem Printer (mit Druckerpapier) eine kleine Sensation.

Zuvor war dem Game Boy längst der ganz große Durchbruch gelungen. Durch die enorme Popularität war der Game Boy nicht nur zum Symbol einer ganzen Jugendgeneration geworden, er wurde auch im Rest der Republik mehr und mehr gesellschaftsfähig. Selbst Spitzenmanager gaben zu, in der Schreibtischschublade einen Game Boy mit Tetris liegen zu haben. Die Prophezeiung Yamauchis sollte sich als wahr erweisen - bereits drei Jahre nach seinem Japan-Release hatte sich der Game Boy weltweit mehr als 32 Millionen Mal verkauft. Auch die Musikindustrie griff das Thema ’’Game Boy’’ entweder in Liedtexten auf oder verwendeten gar seinen unverkennbaren, aber primitiven Sound um eigene Musikstücke zu entwickeln. Eine Hommage an den Hype des Handhelds zollte beispielsweise auch die nordrhein-westfälische Punkband HASS auf ihrer CD „Allesfresser“.
 

16Bit-Power für den Game Boy




Auch der Release des Super Nintendo Entertainment System im Jahr 1991/2 tat der Popularität des kleinen grauen Kastens keinen Abbruch. Nintendo-exklusive Entwickler portierten ihre Hits wie Castlevania, Mega Man oder Final Fantasy auch auf den Game Boy. Doch auch Neuentwicklungen wie das fliegende Jump’n Run Ballon Kid, Capcoms Action-Adventure Gargoyles Quest sowie das Schiebe-Puzzlespiel Kwirk sollten sich als Verkaufsknaller herausstellen. Dabei tauchten schon 1992 erste Gerüchte über einen neuen Game Boy auf, der über ein Farbdisplay verfügen und so technisch zur Konkurrenz aufschließen sollte. Doch es dauerte noch Jahre, bis schließlich Farbe in die Game Boy Spielewelt gelangte.

Vorher gelang Nintendo ein extrem cleverer Schachzug mit der Hardwareerweiterung Super Game Boy. Das ins SNES zu steckende Add-On ermöglichte es Handheldbesitzern ihre Game Boy Titel auf dem Fernseher zu spielen. Dank Nutzung der Grafikpalette des SNES konnten s/w Game Boy Spiele plötzlich in groß und Farbe (4-16 Farben gleichzeitig) am Fernseher gespielt werden. Allerdings konnte der Bildausschnitt aus technischen Gründen nicht vollkommen auf den Fernseher übernommen werden, wodurch bei jedem Spiel ein Rahmen um das Bild blieb. Doch auch hier zeigte sich Nintendo erfinderisch. Mittels eines integrierten Malprogramms konnten SNES-Besitzer ihren eigenen Rahmen „malen“ oder aus einer Reihe an vorgefertigten Rahmen nach Lust und Laune ihre Favoriten wählen.


 


 

Die Spielwelt wird noch kleiner




Im Jahr 1996 sollte endlich eine verbesserte Version des Game Boy ihren Weg in den Regale finden. Da sowohl die Verkaufszahlen, als auch die Spieleneuerscheinungen immer geringer wurden, handelten die Verantwortlichen bei Nintendo und brachten den Game Boy Pocket heraus. Der Game Boy Poket war vom technischen Können mit der Classic-Serie identisch, jedoch um einiges kleiner, kompakter und verfügte über einen kontrastreicheren Bildschirm. Während die grundlegende Technik im Gehäuse unverändert blieb, arbeitete die Pocket-Version mit nur noch 2 AAA-Batterien, die auf dieselbe Laufzeit kamen wie die Classic Serie. Später folgten wie beim Classic Game Boy noch diverse verschiedene Farbvarianten, welche den stagnierenden Verkäufen einen neuen Schub geben sollten. Für den Game Boy Pocket gab es neben üblichen Farbversionen unter anderem auch Silber, Gold oder Halbtransparant. In Japan kam mit dem Game Boy Light später sogar der lang herbei gesehnte Ableger des Handhelds mit einer Hintergrundbeleuchtung. Hierdurch wurde die Schärfe des Displays nochmals erheblich verbessert - leider blieb dies schmucke Kästchen Japan exklusiv.




 

Ungeachtet neuer Farbversionen und der Pocket Variante kam der Game Boy gegen Mitte der Neunziger Jahre dennoch immer mehr aus dem Fokus der Öffentlichkeit. Der Verkauf schwächelte, die Softwarehersteller fürchteten aufgrund des riesigen Angebots ihre neuen Perlen nicht mehr loszuwerden und Kritik an der veralteten Technik des Game Boy wurde laut. Überhaupt ruhe sich Nintendo viel zu sehr auf seinen Lorbeeren aus, hieß es vielerorts.

Am 27. Februar 1996 wendete sich das Blatt für Nintendo. An besagtem Tag wurde in Japan das erste Pokemon Spiel veröffentlicht. Und das relativ unbeobachtet, denn in Europa und den USA konzentrierte man sich voll auf die neuen 32-Bit Konsolen. Umso verblüffender waren plötzliche Meldungen über wundersame Verkaufszahlen eines schwarz-weißen Game Boy Spiels in Japan. Nicht einmal Nintendo glaubte an einen derartigen Verkaufserfolg und lieferte nur eine geringe Stückzahl an die Läden aus, was die hohe Nachfrage nur ansatzweise befriedigte. Das ungemein motivierende Rollenspiel von Game Freak Inc. sollte die Lebensdauer des Handhelds bis zum Game Boy Advance sicherstellen. Die Popularität der Pokemon-Serie brachte neben der Blauen und Roten Edition mit der Zeit noch weitere Updates hervor, die inhaltlich nur kleine Veränderungen mit sich brachten - aber sich wieder phänomenal verkauften. Als dann endlich 1998 der Game Boy Color den Markt erreichte, waren auch hier die Pokemon Spiele natürlich nicht mehr wegzudenken.
 



 

Es wird bunt




Das letzte Update des Ur-Game Boys wurde am 23. Oktober 1998 auf den Markt gebracht. Der Game Boy Color war inhaltlich mit seinen Vorgängern (wieder mal..) identisch, verfügte zum ersten Mal aber über ein Farbdisplay, dass 56 Farben gleichzeitig darstellen konnte. Die Ära des s/w Game Boy ging damit endgültig zu Ende. Insgesamt waren weltweit über 650 Spiele für die graue Keksdose veröffentlicht worden. Doch nun brach ein neues Zeitalter an: Und plötzlich waren sie auch wieder da, die Konkurrenten. Auch wenn sie diesmal Neo Geo Pocket, Wonderswan und Game.Com hießen. Doch keiner der Mitkonkurrenten konnte auch nur ansatzweise an der Position des GBC rütteln. Woran nicht zuletzt Pokémon schuld sein dürfte - was bei Fans der Konkurrenz zu einer rigorosen Abneigung gegenüber den Pocket Monsters führte.




 

Zur Freude alter Game Boy Nutzer war die Color-Variante komplett abwärts kompatibel. Die alten Steckmodule, die sonst nur vier Graustufen anzeigten, wurden jetzt in wählbaren 4-Farbgrafiken auf dem kleinen Bildschirm angezeigt. Erwähnenswert ist auch die Tatsache, dass im Jahr 2000 erstmals ein Nintendo Handheld und eine Nintendo Heimkonsole miteinander verbunden wurden. Beim N64-Modul "Pokémon Stadium" konnte der Spieler mittels Transfer Pak Daten von seinem Game Boy Modul (Pokemon Edition Rot, Blau und Gelb) laden und dann mit eben diesen Monstern in der virtuellen Arena gegen andere Pokémon Trainer antreten. Ein Feature, dass den kommenden Weg von Nintendos "Connectivity" Philosophie weisen sollte.

Seite 4: Die nächste Generation


Die nächste Generation des mobilen Spielens





tabelle5Das nächste Highlight in der Geschichte des Game Boy war die Space World 2000, Nintendos ehemalige Hausmesse. Alle Spiele Enthusiasten weltweit erwarteten mit Spannung die neuen Ankündigungen von Big N - und wurden nicht enttäuscht. Neben einem neuen Heimkonsolensystem (Arbeitstitel „Dolphin“) kündigte Nintendo den langerwarteten „Atlantis“ Handheld an. Bereits seit Jahren waren Newsmeldungen und Leserbriefseiten einschlägiger Fachmagazine voll mit Spekulationen hinsichtlich des ominösen „Atlantis“ Projekts. Nun nahm es also endlich Wirklichkeit an. Im Zuge der Produktvorstellung wurde auch der neue Name bekanntgegeben: Das Gerät werde die Bezeichnung "Game Boy Advance" tragen und sowohl neue, moderne Spielmodule verwenden als auch abwärtskompatibel gegenüber älteren GB-Titeln sein.

Die Fachpresse und Fans waren entzückt ob der Neuigkeiten aus Japan und fieberten dem Release des GBA entgegen. Interessant ist, dass sich die Advance Keksdose in einigen Merkmalen deutlich von seinen Urvätern unterscheidet. So wurde der Handheld nun nicht mehr senkrecht, sondern waagerecht gehalten und zu den sonst bekannten zwei Buttons gesellten sich je ein L und ein R Knopf hinzu - ein Überbleibsel aus SNES Tagen. Technisch schlummerte ein 32-bit-RISC-Prozessor mit 16,77 MHz Taktfrequenz sowie ein Farbdisplay unter dem schicken Gehäuse. Die Auflösung des Bildschirms betrug 244x160 Pixeln. Der Vorgänger hatte nur 144x160. Die Stromversorgung wurde mit zwei 1.5 Volt-Batterien gewährleistet, die bei Volllast eine Laufzeit von ca. 12-15 Stunden hatten.
 


 

Dank der Super Nintendo ähnlichen Hardware waren Portierungen der alten 16Bit-Konsole einfacher als gedacht. Schon bald fanden bekannte SNES Perlen wie Breath of Fire, Final Fight, Donkey Kong Country, oder Final Fantasy ihren Weg in die Verkaufsregale. Wobei natürlich auch die Klassiker mit dem heldenhaften Klempner Mario nicht fehlten. Die Super Mario Advance-Serie präsentierte verbesserte Neuauflagen bekannter Mario-Klassiker wie Super Mario World oder Super Mario Bros. 2. Auch Marios einstiger Hauptrivale Sonic hat nach Kapitulation und Umstrukturierung bei SEGA einen kurzen Gastauftritt mit Sonic Advance. Und wieder einmal bewies Nintendo einfach ein treffsicheres Gespür dafür, mit ihrem Gerät den Zahn der Zeit zu treffen.

Später wurden die hohen Hardwareabsätze durch die Game Boy Advance Special Edition nochmals kräftig angehoben. Dieser wurde am 7. Januar 2003 relativ überraschend angekündigt. Technisch dem normalen GBA ebenbürtig, sollte der GBA SP durch eine Hintergrundbeleuchtung, einem neuen edlen Design und einem Li-ion Akku (10 Stunden Spielzeit) überzeugen. Die durchwachsene Qualität des Displays war DER Hauptkritikpunkt an der Hardware. Der bekannte „Afterburner“ Mod verhalf dem GBA zu einer Hintergrundbeleuchtung, konnte allerdings nur von Fachmännern durchgeführt werden.

Nun nahm sich Nintendo dem Thema selbst an und veröffentlichte am 14.02. 2003 die aufgebohrte Version des Game Boy Advance. In Japan war der neue GBA SP innerhalb von wenigen Stunden restlos ausverkauft. Nintendo of Japan entschuldigte sich sogar offiziell auf seiner Homepage für die Lieferengpässe, man habe nicht mit einem derartigen Erfolg gerechnet, und versprach baldige Neulieferungen.

 


 

Der Game Boy Advance sollte recht bald eine kleine Hochzeit mit seinem großen Bruder Gamecube feiern. Mittels eines speziellen Kabels wurde es möglich, den Handheld an die Heimkonsole stöpseln, um dann neue Features freizuschalten. Abgesehen von Informationen oder Koordinationshilfen bei Spielen (wie z.B. The Legend of Zelda- Wind Waker, Metroid Prime) sollte erst Final Fantasy: Chrystal Chronicles das Potenzial dieser Vereinigung so richtig ausschöpfen. März 2003 erschien dann der erste richtige Nachfolger des Super Gameboys für den GameCube: Der Gameboy-Player. Das Gerät wurde an die Unterseite des Würfels gesteckt und spielt die komplette Game Boy-Softwareliste von Classic bis Advance ab. Dank verbesserter Einstellungen des Players kann z.B. die Bildschärfe verstellt oder ein Rahmen um den Bildausschnitt gelegt werden.
 

 

Micro ist Style!




Das Handhelds auch ein Modeaccessories sein können, zeigte Nintendo auf der E3 2005, als sie ihren Game Boy Micro der Weltöffentlichkeit vorstellten. Mit 10cm Breite, 5cm Höhe und 1,8cm Tiefe ist das zweite GBA-Update wirklich der Kleinste seiner Art. Ein 2 Zoll-Bildschirm, eine komplett neue Hintergrundbeleuchtung sowie abnehmbare Frontscheiben sollten imagebewussten Käufern das Geld aus der Tasche ziehen. Doch durch die Minimalisierung musste der japanische Hardwarehersteller auch ein paar Features streichen: Der Game Boy Micro ist der erste seiner Art, der keine Abwärtskompatibilität aufweist. Zahlreiche Fans wandten sich enttäuscht ab, andere waren von der unerwarteten Hardware hingegen begeistert. Zum Europa-Release am 4. November 2005 ging der Micro zu einem Preis von 99 € über den Ladentisch. Auf Wunsch konnte der Lifestyle Handheld auch nochmal gegen etwas Knete aufgehübscht werden, ließ sich doch gegen Bares das Frontcover austauschen.

 

 


 

Die Jahre 2005 und 2006 sollten für Game Boy Fans dann eher eine ruhige Zeit werden. Durch den Release des neuen Nintendo DS hat der japanische Hardwarehersteller seine Prioritäten anders gesetzt. Was zunächst als Alternative zum Game Boy gedacht war, setzte sich in kürzester Zeit an die Spitze der Produktpalette. Dank eines GBA Slot brachte man die Käufer in Versuchung den Game Boy Advance und seine Updates in den Regalen liegen zu lassen und direkt zum Nintendo DS zu wechseln - denn dieser ist vollkommen abwärts kombatibel zur GBA-Serie. Quasi zwei Handhelds zum Preis von einem - wer würde dem widerstehen können? Das kratzte leider an den Verkaufszahlen des Game Boy Advance SP/Micro. So war es nicht verwunderlich, dass die Softwarehersteller überraschend schnell ihren Fokus vom GBA hin zum Nintendo DS verschoben. Spätere Gerüchte, wonach Nintendo ein neues Game Boy Modell neben dem Nintendo DS am Markt zu platzieren plane, erwiesen sich als unzutreffend. Die Firmenleitung machte schließlich klar, dass man sich keine hauseigene Konkurrenz schaffen wolle. Somit wurde das Projekt Game Boy für Nintendo offiziell zu Grabe getragen. Die letzten Game Boy Micro, die sich nun zäh verkauften, wurden schließlich zum Kampfpreis von unter 60 € verramscht, während der Nintendo DS von einem Erfolg zum Nächsten eilte.

Alles hat bekanntlich einen Anfang und (irgendwann) ein Ende. Kein Handheld zuvor durchlief eine so große Popularität, wanderte dann durch ein tiefes Tal, um wenig später wieder auf Händen getragen zu werden. Mein Anliegen ist es nicht, diesen Artikel mit Trauer über Nintendos Entscheidung zu beenden, sondern an die eigene glückliche Kindheit zurückzudenken. In welcher der Nintendo Game Boy eine maßgebliche Rolle spielte. Und wer weiß - in nicht allzu langer Zeit wird der Name Game Boy vielleicht doch wieder durch Internetforen und Nachrichten wandern und eine erneute Revolution einleiten, von welcher unsere eigenen Kinder später begeistert berichten werden.

 

Seite 5: Persönliche Erinnerungen

Die ganz persönlichen Erinnerungen der Redaktion:


 

dominic_meint

Ich war damals 12 Jahre alt, als die Game Boy Bombe in Deutschland einschlug. Ich sah wie Jugendliche und Eltern sich regelrecht um den Handheld prügelten. Bei unserem großen Elektromarkt bildete sich eine meterlange Schlange, in der Hoffnung ein Exemplar von Nintendos neuer Offenbarung zu erhaschen. Ich sah plötzlich Menschen mit einem Game Boy in der Hand, die vorher niemals etwas mit Videospielen zu tun hatten. 1990 hat sich die (Videospiel)Welt mit einem Schlag verändert und ich war mitten drin. Mit der Geburt des Game Boy atmete der Handheldmarkt zum ersten Mal reinen Sauerstoff und es lag eine gewisse Goldgräberstimmung in der Luft. Trotz der letzten Jahre ohne wirklichen Softwarenachschub ist der kleine Handheld für mich immer noch das Synonym einer modernen mobilen Welt. Egal an welchen Ort ihr euch bewegt, wo auch immer ihr gerade seid. Der Game Boy von Nintendo hat diesen Ort für Videospiele zugänglich gemacht. Danke Nintendo!

 

 

daniel_meint

Fällt irgendwo in der Spielebranche der Begriff "Handheld" oder "Tetris" muss ich augenblicklich an den weiß-grauen Ur-Game Boy aus dem Jahre 1989 denken, der inzwischen Kult-Status genießt und mir sehr ans Herz gewachsen ist. Schon damals war klar: Highend-Technik ist nicht alles! Was zählt ist Spielspaß, qualitativ hochwertige Software und ein geringer Batterieverbrauch - und genau all das machte Nintendo (wie bereits bei den Game & Watch-LCD-Spielen) richtig. Neben dem genialen Tetris war das im Lieferumfang enthaltene Linkkabel sozusagen das "I-Tüpelchen" beim neuen mobilen Zocken. Kaum vorstellbar, hätte der Game Boy niemals das Licht der Welt erblickt ...

 

 

sebastian_meint

Vermutlich war es das schönste Weihnachtsfest in meinem Leben, als Ende '91 der unverschwinglich geglaubte Game Boy unter dem Weihnachtsbaum lag und Eingang in das Leben dieses Autors fand. Fortan war er fester Begleiter im Alltag - im Kinderzimmer, im Schwimmbad, in der Schule und nach dem Fußballtraining am Sportplatz. Freundschaften entstanden rund um das Game Boy Hobby und wer in der Schule auf dem Pausenhof ein neues Spiel mitbrachte, war der Held des Tages. Mag sein, dass Sony mit der PlayStation zum endgültigen Durchbruch der Videospiele geführt hat. Aber es war Nintendo mit der kleinen unscheinbaren grauen "Keksdose", die eine ganze Generation an jungen Gamern infizierte und dank Tetris auch vor deren Eltern nicht Halt machte. Noch heute zieht dieser Autor immer wieder mal seinen Ur-Game Boy aus der Schublade und schwelgt bei piepsigem Soundtrack und Klötzchengrafik in der eigenen Jugend...

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Forum
  • von Captnkuesel:

    Wow, vor allem bemerkenswert wie viele Spiele man selbst davon mal hatte... gefühlt fast alle ...

  • von aldi404:

    ...

  • von Civilisation:

    Guter schrieb: Wer Zeit hat kann hier schmökern Wozu in die Ferne schweifen, wenn ein entsprechender Artikel doch so nahe liegt: nexgam.de/artikel-nintendo/game-boy-history.html...

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