Storytechnisch dreht sich alles um eine Welt, die von dem gefährlichen Miasma bedroht wird. Einer Art Nebel, die das Leben für nicht Dämonen und Monster unmöglich macht. Einzig große Kristalle können vor dem Miasma Nebel schützen. Problem ist, dass sie jedes Jahr von neuem mit dem Tau des Myrrebaums „aufgeladen“ werden müssen. Kein Wunder also, das jedes Dorf und jede Stadt eine Karawane nach diesen seltenen Pflanzen organisieren muss. Der Spieler nimmt Platz in der Karawane, die vom kleinen Dorf Tifa entsandt wurde.
Nach einem tollen, stylischen Intro in bester Square Manier steht man schon im stressigen Spiele-Alltag. Zuallererst sucht man sich einen Charakter aus. Vier Rassen, jeweils unterteilt in männlich und weiblich für die wiederum 3 unterschiedliche Designs zur Verfügung stehen, kann man auswählen. So sind die Clavats die sanftmütigen, nach Harmonie strebend. Ihre Spezialität liegt in der Verteidigung. Die Liltys sind eine stolze, aber jähzornige Kriegerrasse. Ihre Spezialität liegt im Angriff. Die Yukes sind eine mysteriöse Rasse voller Weisheit und Wissen. Ihre Spezialität liegt im Umgang mit der Zauberei. Die Selkies sind ein unabhängiges Volk, das vor allem anderen an sich selbst denkt. Ihre Spezialität liegt in der Agilität.
Der Multiplayer-Modus ist das Herzstück von Final Fantasy: Crystal Chronicles. Hier benötigt allerdings jeder Spieler einen separaten GameBoy Advance und ein GBA-GameCube-Verbindungskabel, denn jeder sieht ein anderes Radar auf seinem GBA Bildschirm. So hat man entweder den Terrain-, Monster-, Späher- oder Schatz-Radar. Die Truppe kann nur funktionieren, wenn alle miteinander kommunizieren, denn so hat jeder wichtige Informationen für die Gruppe, die überlebenswichtig im Alltag sind.
Als Erstes wird die Truppe formiert. Insgesamt acht Charaktere können pro Speicherplatz erschaffen werden. Diese sollten auch dringend ausgenutzt werden, denn das Spiel wird erheblich einfacher, wenn im Dorf mehrere Familien mit unterschiedlichen Berufen beheimatet sind. So kann man zum Beispiel bei Bauern umsonst Weizen bekommen, welches der Müller zu Mehl macht, um dies wiederum für viel Geld (Gil) beim Händler zu verkaufen und so sich neue Waffen beim Schmied anfertigen lassen zu können.
In den Dungeons ist einer in der Truppe der Angeschmierte und muss den Kristallkelch, welcher vor dem gefährlichen Miasma schützt, mitschleppen. Da dieser nicht gerade der Kleinste beziehungsweise Leichteste ist, kann man sich mit nur langsam fortbewegen. Was sich auch auf die Geschwindigkeit der ganzen Gruppe auswirkt. Das einzig Gute daran ist, dass sich Lebensenergie durch das Tragen des Kelches schneller regeneriert.
Im Spiel selber findet man allerhand nützliche Dinge wie Phönix-Federn (Wiederbelebung) oder Artefakte (z. B. zum Parameter verbessern oder für zusätzliche Lebensenergie), die allerdings nur „geborgt“ sind. Erst nach erfolgreichem Level-Abschluss kann man eines der gefundenen Objekte behalten. Jeder Spieler hat außerdem auf seinem GBA-Bildschirm eine geheime Bonusmission: Nur wer seine persönliche Aufgabe am „erfolgreichsten“ abgeschlossen hat, darf sich am Ende des Levels als Erster einen Gegenstand aussuchen. Klar, dass hier ein Konkurrenzkampf zwischen den Spielern entsteht.
Es können nicht nur Waffen, sondern auch Magie und Spezialangriffe miteinander kombiniert werden. So legt zum Beispiel Spieler 1 seinen Feuerzauber über den Vitazauber von Spieler 2 und es entsteht Gravitas. Oder es legen beide Eis übereinander um so ein bildschirmfüllendes Eisga zu produzieren. Dazu muss allerdings das Timing zwischen den Spielern stimmen. (ungefähr 1 Sekunde Abstand zwischen den Aufrufen). Um Magie effektiv einsetzten zu können, müssen alle Mitspieler daher erst mal miteinander trainieren.
In den Levels findet man auch Öl- und Wasserurnen, auf die man einwirken kann. Beim zerbrechen ist es möglich, sie je nach Inhalt in Brand zu stecken, sie einzufrieren oder sie durch einen Blitzzauber zu verstärken.
Die aus Final Fantasy bekannten Mogry Wesen leiten durch das Spiel. Nach jedem gewonnenen Boss-Kampf gibt es erst mal Post von der Familie an die Front. Die Kommunikation mit den einzelnen Verwandten ist sehr wichtig, da so neue Gegenstände und Waffenskizzen erhalten werden können. So bekommt man zum Beispiel als Bauernsohn/Tochter Weizenbündel und Streifenäpfeln. Es ist sogar möglich eine Kuh zu kaufen, die dann regelmäßig Milch zum HP auffrischen abliefert.
Zum Überqueren der gefährlichen Miasma-Ströme muss der Kristallsplitter im Kelch die entsprechende Elementareigenschaft besitzen. Da diese sich jedes Jahr ändern, gilt es in jedem neuen Zeitabschnitt einen neuen Weg zu suchen.
Im Einzelplayer-Modus muss man leider auf tatkräftige Unterstützung verzichten. Man bekommt lediglich Hilfe vom kleinen Mogry Mogu. Er trägt für euch den Kristallkelch durch die Gegend. Aber Vorsicht: Ab und zu macht murrt er auch und beschwert sich über die Schlepperei. In einigen Fällen weigert er sich sogar, weiter zu tragen, so dass man dann für eine gewisse Zeit den Packesel spielen darf - mit den erwähnten Konsequenzen. Zudem ist es möglich einen GBA an den zweiten Port anzuschließen, auf ihm befindet sich dann standardmäßig die Terrain-Karte. Mogu kann außerdem noch nach Belieben bemalt werden, was sich auf die Kartenart auf dem GBA Bildschirm auswirkt.
Die Kommunikation zwischen den Spielern ist das Herzstück in Crystal Chronicles. Es ist klar, dass im Einspieler-Modus keine Kommunikation zustande kommen kann. Solisten können daher von der Gesamtwertung 2 volle Punkte abziehen, da das Spiel alleine bedeutend weniger Spaß macht.
Grafisch hat Square alles aus dem GameCube rausgekitzelt. Fantastische Landschaften und wunderschöne Charaktermodelle erfreuen das Auge. Dazu gehören auch die phänomenalen Wassereffekte inkl. korrekt gebrochener Spiegelung. Auch die insgesamt 13 Dungeons sind abwechslungsreich und detailliert gestaltet worden. Egal ob Goblin-Hölle, Pilswald, Vulkan oder Wüste … jede Location entfaltet ihren eigenen Charme. Soundtechnisch bietet der Titel einen sehr Folklore lastigen Soundtrack, der optimal die Grafik abrundet und eine eigene Atmosphäre aufbaut. Jeder Dungeon hat seine eigene Theme. Einzig das Weltkarten und Menü Gedudel geht einem nach kurzer Zeit gehörig auf den Sack.
Mit Final Fantasy Crystal Chronicles ist Square in der anhaltenden Recyclingwelle etwas erfrischend Neues gelungen. Das intensive Multiplayer Spielgefühl ist einmalig. Kritik an Crystal Chronicles ist trotzdem schnell gefunden. Zu umständlich erscheint der Mehraufwand, um Multiplayer Freuden frönen zu können: Vier GameBoy Advance und die entsprechenden Anschlusskabel müssen erst mal organisiert werden. Square darf man aber keinen Vorwurf machen, denn der Titel hätte sonst so nicht umgesetzt werden können. Ein kommunikativeres Spiel, bei dem man ständig mit seinem Nebenmann und der ganzen Gruppe agieren muss, gibt es nicht. Auch nicht online! Außerdem schreien doch immer alle nach Innovation. Jetzt nutzt Square endlich die Möglichkeiten auf einer Nintendo Hardware zu 100% und trotzdem hagelt es massive Kritik. Für mich ist Final Fantasy Crystal Chronicles eines der Highlights des Jahres.