Marvel vs Capcom 3: Fate of Two Worlds im Test

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Nach einem Jahrzehnt des Wartens treffen die Ikonen von Marvel und Capcom auf der Grundlage von Capcoms MT Framework-Engine erneut aufeinander. Hat sich die lange Wartezeit auf das Beat ´em Up gelohnt und bekommen Fans von Marvel vs Capcom 2: New Age of Heroes einen würdigen Nachfolger präsentiert..?

 

 

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Egal ob 2D-Actionspiele aus den 90ern (Robocop vs Terminator), aktuelle 3D-Shooter (Alien vs Predator) oder 2,5D-Prügler wie das mäßig-erfolgreiche Mortal Kombat vs DC Universe – Crossover-Spiele sind nach wie vor beliebt unter Videospielern. Speziell im Prügelsektor hat Capcom  mit den beiden Serien Capcom vs SNK und Marvel vs Capcom zwei heiße Eisen im Feuer. Marvel vs Capcom 2: New Age of Heroes, ehemals in einer originalgetreuen Umsetzung der NAOMI Hardware auf das kultige SEGA Dreamcast portiert, fand 2009 im Zuge der Online Distribution den Weg auf XBLA und ins PSN. Seit dem 18. Februar 2011 steht nun endlich der lang herbeigesehnte dritte Teil in den deutschen Händlerregalen. Ein cleverer Schachzug seitens Capcom, denn die Beat ´em Up-Gemeinde ist nach dem optisch wie spielerisch beeindruckenden Super Street Fighter IV gierig auf einen neuen, spielspaßbringenden 2D-Prügler. Weitere Titel wie der Mortal Kombat Reboot von Warner Bros. Interactive stehen bereits in den Startlöchern.

 

mvc3_fx_overkill.jpgFür die technische Umsetzung sorgt die hauseigene MT Framework Grafik-Engine, die bereits bei Spielen wie Resident Evil 5 oder Lost Planet 2 zum Einsatz kam. Gibt es einen Titel, der die Epilepsiewarnung zu recht trägt, ist es definitiv Marvel vs Capcom 3: Fate of Two Worlds. Hier wird ein derart imposantes Feuerwerk mit zuckenden Blitzen und grellen Lichteffekten auf dem Bildschirm abgebrannt, dass einem in wahrsten Sinne des Wortes Hören und Sehen vergeht. Dies führt in den Kämpfen, die in einem mörderischem Tempo ausgetragen werden, mitunter zu diversen Überichtsproblemen – wer mit dem FX-Overkill ein Problem hat, sollte den Titel tunlichst meiden.

 

Die Kämpferriege in Marvel vs Capcom 3: Fate of Two Worlds besteht aus insgesamt 36 Charakteren – jeweils 18 Kämpfer beider Seiten (Marvel / Capcom) treten Serien-typisch in Dreiergruppen gegen- und miteinander an. Vier davon müssen freigespielt werden. Neben bekannten Figuren der beliebten Marvel-Franchise – Captain America, Hulk, Iron Man, Spiderman oder Thor – gesellen sich einige neue wie M.O.D.O.K. (übrigens eine Abkürzung für Mental Organism Designed Only for Killing), der Skeletor-Verschnitt Taskmaster oder der weibliche Wolverine-Klon X-23 dazu. Blade, Daredevil, Ghostrider und der Punisher sind auch diesmal nicht vertreten - schade. Welche der begehrten Comic-Helden via kostenpflichtigen DLC nachgeliefert werden, lässt sich derzeit nicht sagen. Die Capcom-Riege besteht aus lediglich sieben gebürtigen Beat ´em Up-Stars: Akuma, Crimson Viper, Chun Li und SF-Legende Ryu (Street Fighter-Serie) sowie Felicia, Morrigan und Hsien-Ko (Darkstalkers-Serie).

 

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Liebhaber der 16-Bit Final Fight-Serie freuen sich über ein Wiedersehen mit dem Fäuste und Eisenrohr schwingenden Muskelprotz Mike Haggar. Für weiteres Retro-Feeling sorgt der kultige Ritter Arthur, der zuletzt sein Comeback auf der Sony PSP in dem gruselig-schweren Hüpfabenteuer Ultimate Ghost ´n Goblins feierte. Obwohl weder Bionic Commando von GRIN  noch Viewtiful Joe richtige Verkaufsrenner waren, sind  beide Charaktere (Nathan Spencer und Joe) mit vertreten. Als einer der mit Sicherheit ungewöhnlichsten Figuren in einem Beat ´em Up gilt die weiße Wolfsgöttin Amaterasu aus dem japanischen Action-Adventure Okami, das demnächst auch für den Nintendo DS(i) unter dem Titel Okamiden in den Handel kommt. Dante und Trish (Devil May Cry-Serie), Albert Wesker und Chris Redfield (Resident Evil-Serie), Androide Zero (Mega Man X-Serie) und die zuckersüße Tron mit ihren großen Kulleraugen (The Misdadventures of Tron Bonne) runden gelungen das variantenreiche Capcom´sche Teilnehmerfeld ab.

 

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mvs3_galactus.jpgDie Story in Marvel vs Capcom 3: Fate of Two Worlds ist zweckmäßig: Der tyrannische Doktor Doom hat die fiesesten Halunken des Marvel-Universums um sich versammelt und eine Allianz mit dem mindestens ebenso größenwahnsinnigen Albert Wesker, seines Zeichen Resident Evil-Oberschurke, gebildet. Ihr Ziel ist so einfach wie fürchterlich: Die Welten von Marvel und Capcom vereinen, sie erobern und beherrschen. Bei der Umsetzung ihres teuflischen Plans weckt das merkwürdige Gespann versehentlich eine dunkle Bedrohung aus einem tiefen Schlaf, die beide Welten auslöschen könnte: Galactus (eine harte Nuss, der sich obendrein morphen kann). Jetzt sind die Marvel- und Capcom-Helden gefragt, das Böse zu besiegen, bevor es zu spät dafür ist..

 

Für Solisten bietet Marvel vs Capcom 3: Fate of Two Worlds drei Modi: Arcade, Mission und Training. Im Arcade-Modus, den ihr entsprechend euren Skills anpassen dürft, werden die Kämpfe im bekannten Team 3 gegen 3 ausgetragen. Eure Kämpfer sowie den entsprechenden 'Assistenztyp' wählt ihr vor Spielbeginn im Spielfigur-Auswahlmenü. Auf das typische Street Fighter IV-Steuerungsschema (drei Schläge, drei Tritte) wird verzichtet. Orientiert haben sich die Programmierer unter der Leitung von Ryota Niitsuma  an Tatsunoko vs. Capcom. Im Klartext bedeutet dies: Es stehen einzig und allein drei Attacken zu Verfügung: Leichte, mittlere und schwere Angriffe. Der vierte Knopf am Eingabegerät aktiviert den sogenannten 'Launcher-Move', mit dem ihr euren Gegner via Aufwärtshaken hoch in die Luft befördert. Nun setzt ihr entweder mittels 'Air Combo' nach oder ruft einen eurer Verbündeten mit dem 'Team Aerial Combo' herbei, um auf diese Weise - richtiges Timing vorausgesetzt - die Angriffe effektiv fortzusetzen.

 

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Auf dem Boden greift ihr auf bekannte Specials zurück, die in der Regel durch die typische Viertelkreis-Bewegung mit anschließenden Druck auf den Aktionsknopf ausgelöst wird. Ketten- und Superkombos und weitere effektvolle Manöver erzielt ihr, indem ihr einen oder beide KI-Partner gleichzeitig ruft. Ist eure Energieleiste am Boden, wechselt ihr kurzerhand auf eine andere Spielfigur und freut euch über die regenerierende Energie des ruhenden Kämpfers. Wird es mal brenzlig, aktiviert ihr den 'X-Factor'. Durch dieses spezielle Power-Up, das sich nur ein Mal pro Kampf aktivieren lässt, seid ihr stärker und schneller. Der X-Faktor variiert je nach Charakter.

 

Marvel vs Capcom 3: Fate of Two Worlds ist sehr einsteigerfreundlich. Die Spezialattacken lassen sich durch einfache Tastenkombinationen ausführen, ebenso bildschirmfüllende Superattacken oder Hypercombos. Neulinge dürfen gar eine 'vereinfachte Steuerung' aktivieren, wodurch Spezialmanöver und Combos um ein vielfaches leichter von der Hand gehen und mittels simplen Tastendruck in Kombination mit der Richtungstaste ausgelöst werden. Auf Tutorials oder sonstige Hilfestellungen haben die Jungs von Capcom  aber verzichtet. Feilt ihr im freien Trainings-Modus an euren Attacken, vertieft der herausfordernde Missions-Modus, der insbesondere für Profis einen Blick wert ist, das Kampfsystem und die Combo-Attacken weiter. Wie im Story-Modus schaltet ihr bei Abschluss der Aufgaben Achievements und weiteren Schnickschnack frei.

 

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Unter dem Eintrag 'Galerie' greift ihr auf das umfangreiche Bonusmaterial zurück, das sich aus Hintergrundinformationen, Videos, frei zoom- und drehbaren 3D-Charaktermodellen, Stage-Skizzen, Render-Artworks sowie Musikstücken und diversen Sprachsamples (jap., engl.) zusammensetzt. Neben den sehenswerten, bombastisch in Szene gesetzten Renderintros enttäuschen die Vor- und Abspänne mit ihren faden Comicbildern und Texteinblendungen immens. Gesamt gesehen hält sich die Motivation im Bezug auf die freispielbaren Extras für Solospieler in Grenzen.

 

Online, in den größtenteils lagfreien Multiplayer-Matches, trennt sich in Marvel vs Capcom 3: Fate of Two Worlds die Spreu vom Weizen: Button-Smasher haben gegen erfahrene Spieler, die aktiv blocken und die Moves in- und auswendig beherrschen, keine Chance, und das ist auch gut so. Fernkämpfer wie der träge, aber waffenstarrende Sentinel halten die Gegner mit durchschlagkräftigen Energiewaffen und todbringenden Raketen gezielt auf Distanz, während flinke Charaktere, wie zum Beispiel der Halbdämon Dante oder Ritter Arthur äußerst geschickt mit Hieb- und Stichwaffen umgehen können. Auch hier gilt: Ein ausgewogenes Team, bestehend aus starken und schnellen Kämpfern, entscheidet nicht selten über Sieg oder Niederlage.

 

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mvcs3_x23_morrigan.jpgOptisch steht Marvel vs Capcom 3: Fate of Two Worlds dem hauseigenen Super Street Fighter IV in nahezu nichts nach. Die findigen Programmierer haben es tatsächlich geschafft, den dritten Teil wie ein (!) zum Leben erwecktes Comic-Buch aussehen zu lassen, in dem die Grenzen zwischen 2D- und 3D-Grafik perfekt ineinander verschmelzen. Eine Augenweide allererster Güte sind die detailliert in Szene gesetzten Hintergründe, die thematisch an die butterweich animierten Spielfiguren aus dem Marvel- und Capcom  Universum angepasst wurden. Sei dies nun das atmosphärisch ausgeleuchtete Resident Evil Versuchslabor, Thors prunkvolle Heimatwelt Asgard oder die dämonisch-finstere Ghost ´n Goblins Stage 'Demon Village' mit ihren im Wind wiegenden Bäumen - Marvel vs Capcom 3: Fate of Two Worlds ist hübsch, verdammt hübsch.

 

Unzählige Details im Hintergrund (madige Zombies, gigantische Riesenvögel, kreisende Helikopter oder ein farbenfrohes Feuerwerk) hauchen den insgesamt neun Levelstages gekonnt Leben ein. Schaut euch am besten unseren Trailer an, denn in Worte zu fassen, welch einen Grafik- und FX-Overkill das Spiel letztendlich entfesselt, ist beinahe ein Ding der Unmöglichkeit. Ein dickes Lob verdient überdies die Soundabteilung: Musik (poppig bis rockig; aufgelockert durch ohrwurmlastige Japano-Dance Beats) als auch die Sprachsamples (wahlweise in englisch oder in der Originalsprache verfügbar; ein Mix aus beiden ist ebenfalls möglich) wurden brillant umgesetzt und animieren jederzeit zum Weiterspielen.

 

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Daniel meint:

Daniel

Dass Capcom  bereits mit dem Erscheinen der Kaufversion kostenpflichtige DLC-Inhalte (Charaktere, Kostüme, Stages, Avatar Outfits etc) ankündigt, schreckt viele Käufer von dem Erwerb von Marvel vs Capcom 3: Fate of Two Worlds ab. Ob wie bei Street Fighter IV eines Tages eine Complete Edition, wie das allumfassende Super Street Fighter IV nachgeschoben wird, steht momentan in den Sternen. Ändern lässt sich derzeit an der DLC-Politik der Publisher eh nix.

Dennoch: Auch ohne Zusatzinhalte bleibt
Marvel vs Capcom 3: Fate of Two Worlds ein sehr spaßiges und hoch motivierendes Prügelspiel (on- wie offline), das sich kein Fan des Genres entgehen lassen sollte! Bis ihr alle Moves der 36 Kämpfer einstudiert, und alle Endings gesehen habt, vergehen etliche Stunden..

 

Positiv

  • 36 Charaktere, einsteigerfreundlich
  • Grafik, Sound u. Effekte
  • Wendecover

Negativ

  • Wenig Spielmodi, nur neun Stages
  • Vor- und Abspänne
  • DLC-Politik
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Forum
  • von Phill XVII:

    Ich spiele zurzeit immer mal 2-3 Durchgänge Ultimate Arcade Mode. Jedesmal hänge ich 1-2 Minuten im Charakter Select weil das Theme so Unverschämtheit gut ist. ...

  • von Dnacloud:

    Wäre bei einer Sammelbestellung dabei.

  • von 108 Sterne:

    bluntman3000 schrieb: Phill XVII schrieb: Falls es wieder zur Sammelbestellung kommt, mach ich diesmal auch mit. Hier, hier, ich auch Bevor du nicht endlich Mizrabel...

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Marvel vs Capcom 3: Fate of Two Worlds Daten
Genre -
Spieleranzahl 1-2
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 50 / 60 Hz
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 18. Februar 2011
Vermarkter Capcom
Wertung 8.7
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