Resident Evil 5 im Test

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Fans des Survival Horror Genres warteten sehnsüchtig auf den fünften Teil der Resident Evil Serie. Erstmals ist es möglich, gemeinsam im Coop das Spiel zu meistern. Ob das Sinn macht, das Game dadurch einfacher wird oder man sich nur gegenseitig im Weg steht, könnt ihr hier in unserem Review erfahren.

Resident_Evil_5_100Nachdem wir mit Leon S. Kennedy in Resident Evil 4 einen Abstecher in die spanische Provinz gemacht haben und Racoon City durch diverse Vorgänger schon bestens beleuchtet wurde, haben sich die Entwickler für Resident Evil 5 einen neuen Schauplatz ausgesucht. Der Umbrella Konzern ist zerstört und auch die S.T.A.R.S. Spezialeinheit, der unser Alter Ego Chris Redfield einst angehörte, besteht nicht mehr. Das Serien-Urgestein Chris, der von der ersten Sekunde nach der Resident Evil Geburt 1996 wiederholt Thema war, schloss sich einer neuen Organisation an. Und so feiert er nach dem Dreamcast-Ableger Code Veronica endlich sein lang erwartetes Bildschirm-Comeback. Im Auftrag der B.S.A.A. (Bioterrorism Security Assessment Alliance) begibt er sich ins fiktive afrikanische Kijuju, wo diverse illegale Geschäfte überwacht und zerschlagen werden sollen. Seit dem Untergang von Umbrella blüht der weltweite Handel mit Biowaffen auf, die zu terroristischen Zwecken genutzt werden. Um das kriminelle Treiben zu bekämpfen, unterhält die B.S.A.A. auf sämtlichen Kontinenten Stützpunkte.

Sheva Alomar ist ebenfalls Agentin des B.S.A.A. und kümmert sich um die westafrikanische Zentrale der Organisation. Zusammen mit Chris inspiziert sie den abgeriegelten Bereich in Kijuju, wo der besagte Deal stattfinden soll. Schon bald fliegt die Deckung der beiden Agenten auf und wir befinden uns als Spieler nur wenige Minuten nach dem Einlegen der Resident Evil 5-Disc in der ersten aussichtslos erscheinenden Situation. Denn der aufgebrachte Mob will uns unmissverständlich an den Kragen. Zu allem Überfluss wird auch noch schnell deutlich, dass die Einwohner Kijujus offensichtlich von einem Parasiten befallen sind, der sie stärker, aggressiver und widerstandsfähiger werden lässt. Erste Parallelen zum Las Plagas-Parasiten aus Resident Evil 4 tauchen auf und Chris Redfield wird hellhörig – hier steckt mehr dahinter. In Sachen Story stellt uns Resident Evil 5 absolut zufrieden. Hier wird schon lange bekannten Charakteren weitere Tiefe vermittelt und vor allem interessante, neue Verknüpfungen zwischen vergangenen Episoden der Saga geschaffen. Wer bereits diverse Trailer zum Spiel sah, ist sich im Klaren darüber, dass auch der ultimative Resident Evil-Antiheld Albert Wesker erneut seine Finger mit im Spiel hat. Und doch kann die Geschichte noch überraschen und für echte „Oh mein Gott“-Momente vor dem Bildschirm sorgen, vorausgesetzt man ist Fan der Reihe und kennt die jeweiligen Charaktere.

Resident_Evil_5_43Afrika bringt als Setting nicht nur eine andere Art von Gegnern mit sich, sondern auch viel mehr Helligkeit, als der Spieler es von vorherigen Episoden gewohnt ist. Chris und Sheva bewegen sich während langer Zeit durch Siedlungen an der afrikanischen Westküste und die Sonne brennt ihnen dabei nur so auf den Kopf. Echte Panik und Angst, so wie wir es aus den klassischen Resident Evil-Titeln kennen, lässt sich hier nur schwer vermitteln, wobei der direkte Vorgänger ebenfalls nicht mehr so stark darauf setzte. Viel mehr ist es, wie schon im vierten Teil, auch hier erneut die Anspannung, die euch als Spieler fertigmacht. Wenn der tobende Mob mit den durchgeknalltesten, improvisierten Waffen schreiend auf euch zu rennt und ihr genau wisst, dass sich nur noch fünf Kugeln in eurem Magazin befinden, rast die Pumpe und das Adrenalin steigt unaufhaltsam an.

Während es nicht wirklich neu ist, dass mehrere Protagonisten in einem Resident Evil-Titel spielbar sind, ist das Steuern von beiden Charakteren zur gleichen Zeit durch zwei Spieler ein komplettes Novum. Resident Evil 5 ist sowohl offline an einer Konsole als auch online im 2 Spieler Coop-Modus zu spielen. Wobei ein Gamer die Rolle von Chris Redfield übernimmt, derweil der Mitspieler in die Haut von Sheva Alomar schlüpft. Dies ist also die große Veränderung für die aktuelle Resident Evil-Episode und es freut mich enorm, dass das Vorhaben absolut geglückt ist. Der Coop-Modus ist nicht nur hervorragend umgesetzt worden. Sondern verleiht dem Titel ein vollkommen neues Level an Spannung, denn wenn der Charakter eures Partners das Zeitliche segnet, heißt es für euch ebenso „Game Over“. Zusammenarbeit und taktisches Vorgehen ist also Pflicht für diejenigen, die länger als eine halbe Stunde überleben wollen. Es ist im Coop möglich Items untereinander zu tauschen, sich gegenseitig zu verarzten und eine Reihe situationsabhängiger „Teammoves“ wurden ebenfalls eingebaut. Man merkt deutlich: Dieser Titel wurde um dieses Coop Erlebnis herum entwickelt und dementsprechend sollte es auch genau so gespielt werden, mit zwei Spieler im Team, egal ob off- oder online.

Resident_Evil_5_64Wenn gerade kein Kumpel zur Verfügung steht, um die Kampagne zu zweit zu spielen, darf man natürlich ebenso alleine ran. In diesem Fall übernimmt der Spieler Chris Redfield, während Sheva von der KI gelenkt wird. Wie schon gesagt ist Resident Evil 5 klar auf das Zusammenspiel von zwei menschlichen Spielern ausgelegt worden und daher machen sich beim Verbund mit der KI Schwierigkeiten bemerkbar. So ist die von der CPU gesteuerte Sheva zwar ein guter Schütze und recht erfolgreich, wenn es darum geht, am Leben zu bleiben, doch in Sachen Munitionssparsamkeit hat sie noch nicht ausgelernt. Zu gerne leert sie ihr Magazin aus, was angesichts der Tatsache, dass Munition Resident Evil typisch Mangelware ist, zum Hindernis werden kann. Klassische kleinere Problemchen, die immer auftreten, wenn man es mit KI Kollegen zu tun hat, nagen auch an Sheva. So bleibt sie gelegentlich an im Grunde genommen leicht zu überwindbaren Barrieren hängen oder nimmt den größtmöglichen Umweg, um zu dem Punkt zu gelangen, an dem ihr sie gerne sehen würdet.

Diese und weitere Fakten sind dabei keineswegs fatal für das Gameplay an sich, vielmehr wird der Spielfluss dadurch einfach nur unnötig unterbrochen, was durch die Teilnahme eines zweiten menschlichen Spielers im Coop eben unterbunden wird. So werdet ihr, wenn ihr solo vor der Konsole sitzt, z.B. mit den vielen Bossfights in Resident Evil 5 länger beschäftigt sein, als es im Coop der Fall wäre. Hier könnt ihr die Rollen so verteilen, dass ein Gamer den Gegner ablenkt, während der andere sich damit auseinandersetzt, wie das Monster in die ewigen Jagdgründe geschickt werden kann. Sobald ihr alleine spielt ist dies nicht mehr möglich, da Shevas Verhalten von euch nur durch die Auswahl der Grundeinstellungen „Attack“ oder „Cover“ beeinflusst werden kann und daher das perfekte Verhaltensmuster für Bossfights fehlt. Auch beim Management des Inventars, einem wichtigen Punkt in allen Resident Evil-Titeln, muss so mit Verzögerungen gerechnet werden. Hier wurde übrigens im Vergleich zum vierten Teil erneut die Schere angesetzt: Die Bestandsliste in Resident Evil 5 verfügt nur noch über 9 Plätze für Waffen, Munition und Heilgegenstände wie Kräuter, die sich natürlich ebenfalls vermischen lassen, und Spray. Wer clever zocken will legt sich Schusswaffen auf die speziellen Felder mit Schnellzugriff, denn dann kann die Waffe im Spiel über das digitale Steuerkreuz des Controllers gewechselt werden, ohne dass das Inventar aufgerufen werden muss. Das ist hilfreich, denn während das Inventar eingeblendet ist wird das Spiel nicht pausiert und ihr verwandelt euch dementsprechend in dieser Zeit zum extrem leichten Ziel für eure Gegner.

Resident_Evil_5_98Die von der KI kontrollierte Sheva hat aber auch ihre positiven Seiten. Neben ihren bereits beschriebenen guten Fähigkeiten als Schützin ist sie clever genug, um euch während Missionen nur mit der Art von Munition auszuhelfen, die zu den von euch getragenen Waffen genutzt werden kann. Außerdem gibt es die Möglichkeit, bei herumliegenden Items zu bestimmen, ob Chris oder Sheva das jeweilige Stück an sich nehmen soll – so können direkt perfekt Rollen verteilt werden. Und sobald die Position von Sheva mit einem menschlichen Mitspieler besetzt wird, sind alle Sorgen eh wie weggeblasen.

Sämtliche dieser kleinen KI Schnitzer sind jedoch logischerweise kein Thema mehr, sobald es in den Coop Modus mit einem Kumpel an der Konsole oder online geht. Dadurch wird das Spiel nicht nur einfach besser, sondern auch intensiver, aufregender und schlichtweg spaßiger, vor allem wenn ihr wie angesprochen bei den Boss Fights clever zusammen vorgehen könnt. Wo wir gerade dabei sind: Ihr könnt euch auf einige gute Bossfights freuen, die zwar nicht all zu fordernd sind, aber stets aufregend und denkwürdig. Hier gibt es aber ebenfalls kleine Lackkratzer: Nicht immer habt ihr die Möglichkeit zu erkennen, wie gut ihr euren Job macht oder ob ihr überhaupt die richtige Taktik gegen den Boss an den Tag legt. Und so waren wir im Test an mancher Stelle durchaus überrascht, dass der jeweilige Bossgegner plötzlich das Zeitliche segnete, wo er doch wenige Sekunden vorher noch quicklebendig auf uns wirkte.

Resident_Evil_5_110Was leider auch 2009 noch in einem Test zu einem Resident Evil thematisiert werden muss, ist die Steuerung. Auch in Resident Evil 5 ist es nicht möglich, sich gleichzeitig zu bewegen und die Waffe zu zücken, geschweige denn abzufeuern. Klar, das lässt die ganze Angelegenheit wesentlich spannender werden, da die Gegner sich euch immer weiter nähern, wenn ihr euer Magazin leer pumpt, doch es ist einfach viel zu künstlich erzwungen. Capcom ignoriert die Reaktionen der Spieler in dieser Hinsicht gekonnt, was ich persönlich schade finde. Nicht zuletzt durch die ähnliche, aber bessere Umsetzung der Schussmechanik in dem 2008er Überraschungstitel Dead Space wirkt das Spiel in diesem Bereich wahrlich antiquiert. Dead Space bewies, dass man in einem solchen Game gleichzeitig laufen und schießen kann und das Ganze dadurch trotzdem noch extrem beängstigend und beklemmend bleibt. Dadurch bleibt an Resident Evil 5 ein gewisser bitterer Nachgeschmack hängen, so als ob der Titel in der aktuellen Actionspielriege mitschwimmen will, aber sich nicht traut komplett ins Wasser einzutauchen.

Eine Sache in der Dead Space gegenüber Resident Evil 5 den Kürzeren zieht, sind die vielen Variationen der Action im neuen Capcom Blockbuster. Teil 5 bietet alles: Bemannte Geschütze, intelligent eingesetzte Quick Time Events, Fahrzeuglevel, Deckungssystem u.v.m. - und das alles in einer Geschwindigkeit, die das Herz rasen lässt. Der Vorteil der hohen Spielgeschwindigkeit liegt auf der Hand: Auch nach mehreren Stunden Spielzeit fühlt sich das Game immer noch frisch an, zumal stets weitere, neue Features eingeführt werden. Wo es hingegen deutlich an Abwechslung fehlt ist im Gegnerdesign, ihr werdet von der ersten bis zur letzten Minute immer wieder die gleichen „normalen“ Gegner antreffen und nur selten neue Arten kennen lernen.

Resident_Evil_5_51Eine wichtige Frage gilt es also noch zu klären: Ist Resident Evil 5 angst einflößend? Kurz und knapp: Nein! Das Spiel hat wie seine Vorgänger eine angespannte und teilweise richtig kranke Atmosphäre. Doch die klassischen Schockmomente sind bereits weniger anzutreffen, als es noch im vierten Teil der Fall war, vom Vergleich mit den ersten drei Titeln ganz zu schweigen. Dies ist nicht zuletzt einer der Punkte, weswegen der Titel für mich persönlich kaum noch was mit der eigentlichen Reihe zu tun hat – abgesehen natürlich von den Charakteren und der Story. Das hier ist definitiv kein Survival Horror mehr, sondern ein Adrenalin hochpumpendes, höchst spannendes Actionspiel.

In technischer Hinsicht begeistert Resident Evil 5 von der ersten Sekunde an. Mit der Grafikengine, die uns schon Lost Planet und Devil May Cry 4 auf die Konsole brachte, glänzt auch dieser Titel und überstand den Sprung in die nächste Konsolengeneration somit gut. Im sonnigen Afrika sind es vor allem die Licht- und Schatteneffekte, die für offene Münder und staunende Blicke sorgen. Die Umgebungen wurden mit vielen verschiedenen Details ausgeschmückt und kommen dadurch absolut authentisch rüber. Das gleiche gilt für die Zwischensequenzen, die absolut Hollywood reif inszeniert wurden und die Story rund um Resident Evil 5 fortführen. Kleiner Hinweis: Wer seine PlayStation 3 auf 1080p eingestellt hat, sollte vor dem Spielen von Resident Evil 5 auf die native Auflösung des Spiels, also 720p wechseln, denn ansonsten kommt es schon im Intro zu heftigstem Tearing. Einfach kurz wechseln, auf 720p ist alles sauber. Auch beim Sound kommt kaum Kritik auf: Die Sprachausgabe im klassischen Resident Evil-Charme wird den Fans gefallen und der Soundtrack setzt zu passenden Momenten mit mitreißenden Stücken ein.




Gregory meint:

Gregory

Trotz kleinerer Schwächen ist Resident Evil 5 ein extrem gutes Actionspiel und ein absolut zufriedenstellender Nachfolger für den vierten Teil. Fans werden vor allem für die Story dankbar sein, die Lücken schließt und offene Handlungsstränge so miteinander verbindet. Denn die Geschichte ist der letzte wirkliche Strohhalm, der hier noch verrät, dass es sich um einen Resident Evil-Titel handelt. Resident Evil 5 bleibt bis zum finalen Bossfight sowohl frisch als auch spannend und zeigt sich dabei noch technisch von der besten Seite. Das Coop Element ist eine willkommene Ergänzung, die wirklich sehr gut funktioniert, dem Titel beim Spielen mit einem Freund offline oder via PSN eine ganz neue Spieltiefe verpasst und somit besonders in dieser Spielweise verdammt viel Spaß bereitet. Durch die immer noch nicht verbesserte Steuerung, einem Rückschritt in Sachen Inventarverwaltung und der einfachen Tatsache, dass Resident Evil 5 nicht der Übertitel ist, der die Reihe so revolutioniert wie es sein direkter Vorgänger gemacht hat, reicht es nicht ganz bis in den Wertungshimmel.

Alexis meint:

Alexis

Capcom hat es tatsächlich geschafft das bereits im vierten Teil von Resident Evil veränderte Konzept hier sinnvoll fortzuführen und in meinen Augen dank Coop Modus auch noch zu verbessern. Grafisch ein echter Leckerbissen, spielerisch bis zum Schluss spannend und nie langweilig. So wünscht man sich doch einen Nachfolger! 

Positiv

  • Geniales Coop Element
  • Extrem schnelle und fast pausenlose Action
  • Gute Story für die Fans

Negativ

  • Steuerung aus der Gruft
  • Für Einzelspieler durch Designschwächen mühsamer
  • Starkes Tearing bei 1080p
Userwertung
6.72 5 Stimmen
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Forum
  • von aldi404:

    Wer hat Lust Resi 5 auf Steam im Couch Coop zu zocken? siliconera.com/resident-evil-5…patch-adds-offline-co-op/ ...

  • von Civilisation:

    Neue Lebenszeichen von dem Spiel. Denn bei der diesjährigen E3 wurde angekündigt, dass das Game für die Switch umgesetzt wird. Weitere Details sind noch nicht bekannt, daher hier nur ein paar Screenshots.

  • von Civilisation:

    Und viele Jahre später hat Michael das Remake für die Xbox One und PS4 getestet. Resident Evil 5 - sieben Jahre danach Resident Evil 5 war bei der damaligen Veröffentlichung für viele Spieler der Tiefpunkt der Reihe. Es war viel zu actionlastig, viel zu hell, Chris war zu sehr...

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Resident Evil 5 Daten
Genre Action
Spieleranzahl 1 - 2
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 50 / 60 Hz
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 2009-03-13
Vermarkter Capcom
Wertung 8.5
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