343 Industries - ich verbeuge mich! Mit Halo 4 hebt ihr die Serie auf ein neues Niveau. Grafisch ist Halo genau das, was Killzone 3 auf der PlayStation 3 ist: nämlich ein echter Hingucker. Ein Titel, welcher die Konsole an ihre Grenzen bringt. Das letzte Quäntchen Leistung aus den betagten Prozessoren der Xbox 360 quetscht; die GPU zum Qualmen bringt. Optisch: Hier etwas Metroid Prime und an anderer Stelle eine Priese Dead Space. Dazu ein gelungenes Leveldesign und eine frische Alien-Rasse: die Prometheaner. Die Mischung geht perfekt auf. Halo 4 wirkt wie aus einem Guss. Die Innenlevels strotzen von unzähligen Details - kein Gang gleicht dem vorherigen. Sehenswerte Licht- Schattenspiele und Partikeleffekte tauchen das Spiel in eine unheimliche Atmosphäre. Das Gefühl, auf einem fremden Planeten gestrandet zu sein, vermittelt Halo 4 famos. Selbst wer die Vorgänger ausgiebig gedaddelt hat, entdeckt hier verdammt viel Neues auf dem Blutsvater-Planetoiden. Ach ja, habe ich schon betont, dass die polygonierte Rüstung des Master Chiefs absolut fantastisch aussieht? Jede noch so kleine Kerbe wird bildlich dargestellt.
Klar, egal ob hübsche Optik, schicke Effekte oder knackige Texturen - all dies macht noch lange kein gutes Spiel aus. Eben deshalb darf sich 343 Industries auch bei der Spielmechanik auf die Schulter klopfen, denn langweilig wird es in der achtstündigen Solokampagne nie. Halo-typisch fühlen sich die Innen- und Außenareale weitläufig und groß an, obwohl man »nur« einem Levelpfad folgt. Drin ist in Halo 4 alles, was für mächtig Spielspaß sorgt: knusprige Stellungsfights, spannende Snipereinlagen, nervenaufreibende Schleicheinsätze und, und, und. Wer gerne fährt oder fliegt, kommt ebenso auf seine Kosten wie Mecha- und Panzer-Sympathisanten. Hier ist der Munitionsvorrat von MG und Raketenwerfer unbegrenzt. In den Abschnitten zu Fuß heißt es umdenken: ausschließlich kurze Feuerstöße und die Nutzung alternativer (Alien-)Waffen sind erfolgsversprechend. Dies verleiht Halo 4 eine taktische Komponente, die modernen Kriegsshootern wie Call of Duty oder Medal of Honor: Warfighter fehlt. Das »Dual Wielding« (zwei Ballermänner in den Flossen) strich 343 Industries komplett. Ich persönlich kann ohne das Feature leben, zumal Halo 4 für mich einen reiferen Eindruck hinterlässt, als beispielsweise das halbgare Halo 3. Glücklicherweise bleiben wir diesmal von der »Flood« verschont ^-^.
Fester Bestandteil des Spiels ist die künstliche Intelligenz Cortana, die durch einen KI-Kollaps für verbale Attacken oder Softwarefehler im runderneuerten Heads-Up-Display von John-117 sorgt. 343 Industries verleiht unserem über die Jahre hin liebgewonnenen Spartaner mehr Menschlichkeit. Cortana hingegen ließ das Entwicklungsstudio zur Frau reifen. Nice: ein freizügiges, sexy Outfit gibt´s obendrauf! Dass zwischen den beiden Turteltäubchen eine starke Bindung besteht, kommt nicht nur in den emotionalen Zwischensequenzen schön zur Geltung. Der neue Antagonist, der Didaktiker, wirkt extrem kolossalisch, gar furchteinflößend. Man hat wirklich das Gefühl, dass er die Menschheit vernichten möchte. Storytechnisch bietet Halo 4 Standardkost. Neueinsteiger werden gelegentlich in Schwierigkeiten geraten. Hier hilft nur recherchieren im Internet oder das Daddeln der ersten drei Teile.
Und was hat es nun mit den Prometheanern auf sich? Reiht sich die neue Spezies wirklich lückenlos in das Halo Universum ein? Hebt sie sich von den bekannten Geschöpfen der Vorgänger ab? JA!! Die von einer extrem muskulösen Statur umgebenen Prometheaner sehen nicht nur grandios aus, sie setzen sich auch äußerst rabiat zur Wehr! Drohnen dienen ihnen zum Schutz und zur Verteidigung, Jetpacks ermöglichen Angriff oder Flucht. Blitzschnell beamt sich die angriffslustige (Licht-)Spezies, um unerwartet und tödlich aus dem Hinterhalt zuzuschlagen. Alle Gadgets (darunter eine Art Röntgensicht) und Prometheaner-Waffen (originell modelliert!) rüstet ihr im Laufe des Spiels aus. Das ist gut, denn 343 platzierte die Feinde geschickt in den staubigen Wüsten-, feuchtheißen Dschungelstages sowie weitläufigen Raumbasen. Serientypisch punktet Halo 4 mit intelligenten Widersachern und fordernden, doch stets fairen, Schusswechseln.
Weitere Highlights: ein 4-Spieler-Koop-Modus (Kampagnen-basiert; auf einer Konsole zu zweit via Splitscreen bestreitbar) und ein bombiger Multiplayer Part (Kriegsspiele, d.h. Rot vs Blau; Spartan Ops Einsätze). Verzeihbar: die zweckmäßige deutsche Synchro (nicht immer Lippensynchron) und der fehlende Firefight-Horden-Modus im Stil von Gears of War 3.
Und - Operation gelungen? In der Tat! 343 schafft es de facto, die Serie in ein neues Licht zu rücken. Das Comeback ist geglückt, Master Chief is back - besser als je zuvor und hübscher als von mir erwartet. Ich freue mich unheimlich auf Halo 5 und 6.