El Shaddai im Test

PlayStation3Xbox 360

Es ist Dienstagabend: So eben habe ich entnervt die Konsole ausgemacht und weiß gleichzeitig, dass ich sie demnächst wieder anwerfen werde, weil ich einfach weiterspielen will! Der Grund? Ein Spiel mit dem klangvollen Namen El Shaddai: Ascension of the Metatron.

El_Shaddai_Ascension_of_the_Metatron_14Selten hat mich ein Titel so in den Bann gezogen, wie dieser. Der Grund hierfür ist weniger das Gameplay, als vielmehr die graphische und akustische Präsentation. Immer wieder ertappte ich mich dabei, wie ich einfach nur da saß, staunend mit offenem Mund, nicht glauben könnend, was ich da vor mir sah. Doch irgendwann muss ich natürlich weiter. Muss? Ich will! Ich will wissen, was mich noch alles erwartet, was sich die Entwickler noch alles haben einfallen lassen. Produziert wurde der Titel von den Briten UTV Ignition Entertainment, die schon Titel wie Deadly Premonition herausgebracht haben (in den USA). Entwickelt wurde es in ihrem Tokyo Studio, was man dem Spiel anmerkt. Nicht negativ gemeint, ist es doch allgemein so, dass die Japaner einen wesentlich unverkrampfteren Umgang mit den großen monotheistischen Religionen haben.

 

El_Shaddai_Ascension_of_the_Metatron_39Das Spiel handelt davon, dass einst sieben Engel auf die Erde fielen und die Menschheit in ihren Bann zogen. Sie bauten einen Turm und versteckten ihn hinter einem Schleier, so dass Gott sie nicht finden konnte. Dieser schickt den Menschen Enoch auf die Erde, auf dass er die Gefallenen finden und zurück in den Himmel bringen möge. Sollte ihm dies nicht gelingen, wird es eine Flut geben. Doch ist er nicht alleine unterwegs. Vier Erzengel in Form von Schwänen begleiten und geben ihm Hinweise, während Lucifer immer wieder auftaucht, um den Spielstand zu sichern oder Erklärungen abzugeben.

Man muss kritisch erwähnen, dass die Story des Öfteren Fragezeichen hinterlässt. Immer wieder gibt es Szenen, Passagen oder Vorkommnisse, die nicht erklärt werden, beziehungsweise deren Bedeutung man nicht kapiert. So findet man beispielsweise in einem Seitenabschnitt die Knochen von Ishtar, einer babylonischen Gottheit. Doch deren Zweck oder Beitrag zum Gesamtspiel bleiben unklar.

 

El_Shaddai_Ascension_of_the_Metatron_21El Shaddai basiert auf dem Buch Enoch, einem antiken, jüdischen Text, der zwischen 300 vor und 100 nach Christi Geburt entstand. Nur wenige religiöse Gruppen erkennen diesen als Teil des biblischen Kanons an. Unter den Christen nur die orientalisch-orthodoxe Kirche Äthiopiens und Eritreas. Während bei den Juden nur die Beta Israeliten – äthiopische Juden – dies ebenfalls tun.

Die Entwicklung wurde von niemand Geringerem als Takeyasu Sawaki geleitet. Der Japaner war schon als Charakter-Designer für namenhafte Spiele wie Devil May Cry, Okami oder Infinite Space verantwortlich. El Shaddai ist er erste Titel, der unter seiner Kontrolle entstand. Man spielt ausschließlich Enoch, der sich durch den Turm kämpft. Das Spiel ist eine Art Jump’n’Slay. Von Plattform zu Plattform hüpfend werden kleinere Schalterrätsel gelöst und in festgelegten Arealen Feinde bekämpft. Neben Fäusten und Füßen stehen drei Waffen zur Wahl, die alle ihre jeweiligen Vor- und Nachteile haben.

 

El_Shaddai_Ascension_of_the_Metatron_6Da ist zum einen das Arch, ein bogenförmiges Schwert, mit dem flinke Nahkampf-Attacken ausgeführt werden. Das Gale ist eine Art Kreis, mit dem ein Schwarm Messer dirigiert wird. Perfekt für Angriffe aus der Entfernung geeignet. Und dann ist da noch das Veil, Schildhandschuhe, die zwar langsam sind, aber dafür viel Schaden anrichten und in der Defensive unschlagbar sind.

Jede dieser Waffen muss in regelmäßigen Abständen „gereinigt“ werden. Denn sie verschmutzen durch die Angriffe auf Feinde, was sich beispielsweise beim Arch darin äußert, dass die Klinge sich rot verfärbt. Und sie kaum mehr Schaden macht. Die gewählte Waffe beeinflusst auch die Art und Weise des Kampfes. Nur auf den Schlagknopf drücken macht längst nicht so viel Spaß, wie den Gegner mit dem Arch in die Luft zu schleudern, hinterher zu springen, ihn zu verprügeln und auf dem Weg nach unten in einer rotierenden Attacke einiges an Schaden zu verpassen.

 

El_Shaddai_Ascension_of_the_Metatron_38Hinzu kommt, dass jede Waffe gegen eine andere schwach ist. Es ist eine Art Dreieck, in dem das Arch Veil besiegt, welches wiederum stark gegenüber dem Gale ist, was wiederum über das Arch triumphiert. Es fällt auf, dass das Spiel komplett auf Anzeigen verzichtet. Keine Lebensenergiedarstellung, keine Angabe von Leben, rein gar nichts. Und doch kann man perfekt einschätzen, wie es um das Wohl des eigenen Körpers oder dem der Feinde bestellt ist.

Denn alle Figuren tragen eine Rüstung, die durch gezielte Treffer kaputt geht, bis sie nur noch in ihrer normalen Kleidung da stehen. In Enochs Fall eine hautenge Jeans. Sollte der Held in diesem Zustand getroffen werden, kann man sich immer noch retten, indem man vier bestimmte Tasten gleichzeitig drückt. Trotzdem bleibt der Kampf mühsam. Bis man den Dreh raus hat, vergeht einiges an Zeit, und die Rettungsbemühungen schlagen gerne fehl. Dies trägt zu Frust bei.

 

El_Shaddai_Ascension_of_the_Metatron_15Überall sind Gegenstände verstreut, welche die nötige Energie zum Reinigen der Waffen oder der Rüstung bereitstellen. Auch besiegte Feinde hinterlassen diese. Und falls ein Waffenwechsel gewünscht ist, gilt es so lange auf Gegner einzuschlagen, bis sie für einen kurzen Moment besinnungslos sind. Dies ist der Moment, in dem ihr das Arch, Gale oder Veil stehlen könnt.

Der stärkste Aspekt des Spiels ist der Visuelle. Es gibt nur wenige Titel, die den Mut aufbringen, mit der traditionellen Darstellungsweise zu brechen und versuchen eine Art Kunstwerk in elektronischer Form darzustellen. Titel wie Child of Eden, Rez oder Darwinia sind die besten Beispiele hierfür. Auch El Shaddai kann man getrost dazu zählen. Ständig wechselt das Spiel zwischen 3D und 2D Passagen. Ebenso wie sich auch die Darstellungsweise dieser sich ändert. Mal spielt man außerhalb eines gigantischen Turmes, bei dem Elemente afrikanischer und australischer Mythen verwendet wurden. Dann ist man auf einmal in einer asiatischen Seenlandschaft, nur um sich im nächsten Moment in der Seitenperspektive durch eine brennende Stadt (?) zu kämpfen. Immer wieder ertappte ich mich, wie ich mit offenem Mund einfach da saß und nicht genug kriegen konnte. Spätere Level finden sogar in einer modernen Großstadt oder in post-modernen Gemälden statt.

 

El_Shaddai_Ascension_of_the_Metatron_19Der einzige Punkt auf meiner Wunschliste wäre eine frei bewegliche Kamera. Zwar ist der Winkel, den das imaginäre Auge wählt, größtenteils in Ordnung. Doch bei einigen 3D-Sprungpassagen wünscht man sich, die Perspektive zu verändern. Oft unterschätzt man die Distanz und stürzt ins Bodenlose. Oder läuft gegen unsichtbare Hindernisse. Dies ist unschön und zerstört den positiven, optischen Eindruck.

Genau wie die Graphik ist auch die Musik unglaublich. Falls es jemals einen Soundtrack gibt, ich werfe zugreifen. Die verschiedenen Tracks unterstreichen die mythische Atmosphäre und tragen dazu bei, dass man des Öfteren stehen bleibt, nur um zu lauschen. Auch die englischen Sprecher sind hervorragend. Vor allem Jason Isaac, die englische Stimme von Lucifer ist grandios. Er spricht diese Figur lässig, so dass Sätze wie „Bist du sicher, dass dies genug Rüstung ist?“ ein Grinsen ins Gesicht zaubern. Allerdings ist die Sprachausgabe nicht lippensynchron. Dies führt manchmal zu Szenen, in denen der Erzengel den Mund bewegt, aber keine Stimme ertönt.




Daniel meint:

Daniel

Hinter El Shaddai: Ascension of the Metatron verbirgt sich ein optisches Kunstwerk. Was Design-Legende Takeyasu Sawaki auf die Beine gestellt hat, ist faszinierend. Der Bilder- und Farbenrausch ist derart intensiv, dass die spielerischen Mängel (wirre Story, limitiertes Kampfsystem) gar nicht mehr so stark wahrgenommen werden. Ich kenne bislang wenige Spiele, die den Begriff ‚Kunstwerk‘ verdient haben. El Shaddai gehört zweifelsohne dazu. Und ehe ich es vergesse: Stellt im Optionsmenü die Sprachausgabe auf Japanisch, optionale deutsche Untertitel können aktiviert werden. Danke Konami für den Mut, diesen Titel bei uns auf den Markt zu bringen.

Götz meint:

Götz

Es gibt Spiele und es gibt El Shaddai: Ascension of the Metatron. Der Titel von Takeyasu Sawaki ist ein unglaubliches visuelles und akustisches Erlebnisse.  Schon von der ersten Sekunde an ist man von den Geschehnissen auf dem Bildschirm gebannt.  Doch auch der Kampf ist auf den ersten Blick simpel, doch offenbart er auf dem zweiten hin einiges an Tiefe. Allerdings ist er auch etwas mühsam und sorgt für für ein gewisses Maß an Frustration. Was man sich allerdings wünschen würde, wäre eine bessere Kamera, denn so stürzt man besonders bei den 3D-Passagen des Öfteren ins Bodenlose. Dennoch ist das Spiel eines der aufregendsten, die man aktuell auf den HD-Konsolen finden kann. Und für mich ein Grund, es immer mal wieder ins Laufwerk zu tun.

Positiv

  • Grafisch umwerfend
  • Grandioser Soundtrack
  • Mitreißende Atmosphäre

Negativ

  • Wirre Story
  • Kamera manchmal ungünstig
  • Frustmomente
Userwertung
6.88571 7 Stimmen
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Forum
  • von Phill XVII:

    Cool, das Remaster kommt auch für PS5. gematsu.com/2024/09/el-shaddai…hd-remaster-coming-to-ps5...

  • von Ignorama:

    Habs eh schon seit einigen Wochen da vorbestellt, weil billiger (45€ inklusive Versand und Steuer)

  • von Smart86:

    Ignorama schrieb: Dankeschön Guter Tipp, werd ich mir merken! dann kann man sich den LRG Release ja wieder mal sparen. Wenn ich im Mai nochmal in Japan bin nehm ichs evtl. mit. ~ MfG Smart86 ~...

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El Shaddai Daten
Genre Action
Spieleranzahl 1
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 720p
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 2011-09-08
Vermarkter Konami
Wertung 8.5
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neXGam YouTube Channel
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