Call of Juarez: The Cartel im Test

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Im Gegensatz zu CoJ: Bound in Blood spielt Call of Juarez: The Cartel diesmal in der Gegenwart. Ob es die Jungs von Techland schafften, die besten Elemente des Wilden Westens in ein modernes Setting zu bringen, lest ihr selbst nach.

Call_of_Juarez_the_Cartel_11Call of Juarez: Bound in Blood, der zweite Teil der erfolgreichen CoJ-Spielereihe vom polnischen Entwicklerstudio Techland, konnte bei uns eine Wertung von 8.0 Punkten abstauben. Noch immer zählt der Titel mit zu den besten Ego-Shootern, die im Wild West Szenario angesiedelt sind. Das Nonplusultra in dem Genre stellt Rockstars  Open-World-Wildwest-Spiel Red Dead Redemption dar, von dem eine Game of the Year-Edition vermutlich nicht mehr lange auf sich warten lässt. Wer den Titel bis dato nicht in der Sammlung hat, sollte sich also noch ein wenig gedulden.

Für Call of Juarez: The Cartel entschied man sich, das Wild West Szenario der beiden erfolgreichen Vorgänger über Bord zu werfen. Die Story dreht sich, wie der Name schon sagt, um ein fiktives Drogenkartell, das einen Bombenanschlag auf eine US-amerikanische Strafverfolgungsbehörde ausübte. Um die Verantwortlichen zur Strecke zu bringen, stellt die US-Regierung ein Spezial-Sonderkommando bestehend aus Ben McCall (LAPD-Cop und Nachfahre von Ray McCall), Eddie Guerra (Drogenfander und chronischer Spieler) und Kim Evans (toughe FBI-Agentin) zusammen.

Call_of_Juarez_the_Cartel_12Die Kampagne - 15 Missionen an der Zahl - spielt ihr entweder alleine oder mit bis zu zwei weiteren Spielern online im Koop. Dabei durchquert ihr Schauplätze wie ein Drogenlabor in den Wäldern von Sequoia, einen Stripclub mit viel nackter Haut, schmutzige Hinterhöfe in L.A. oder Hafendocks bei strömenden Regen. Der Showdown wird - zur Freude aller Fans - in Juarez, Mexico ausgetragen. Leider wurden von Techland  einige Szenarien recycelt, was nicht für Qualität des Produkts spricht.

Achievement-Jäger müssen das Spiel mit allen drei Charakteren durchspielen - geringfügige Änderungen in der Storyline und ein anderes Ende heben den Wiederspielwert minimal an. Die meisten Gamer werden diese Qual ohnehin nicht auf sich nehmen. Egal ob Waffenhandling, Trefferrückmeldung, Zielen über Kimme und Korn oder die Schussgeräusche - hier stimmt nichts. By the Way: Wer Call of Duty als Schlauchshooter bezeichnet, hat Call of Juarez: The Cartel noch nicht gesehen. Ein derart uninspiriertes Leveldesign ist mir selten untergekommen.

Um neue Waffen á la Uzi, Desert Eagle oder PKM freizuschalten, müsst ihr heimlich diverse Gegenstände beschaffen, ohne euch dabei erwischen zu lassen. Was im 3-Spieler-Koop-Modus gut funktioniert und durchaus für spannende Momente sorgt, will im Einzelspieler-Modus einfach nicht so recht gelingen. Eben deshalb, weil entweder die beiden KI-Kumpanen blind an euch vorbei rennen oder wie ein treuer Hund neben euch stehen bleiben. Ladet ihr einen Checkpunkt neu, müsst ihr die Objekte erneut einsammeln.

call_of_juarez_the_cartel_6Wie die beiden Western-Helden Thomas und Ray McCall besitzen auch die drei knallharten Protagonisten aus CoJ: The Cartel mit dem Konzentrationsmodus eine Spezialfähigkeit. Aktiv geschaltet, wechselt das Spiel in den Zeitlupen-Modus, der bspw. mit folgendem Spruch von Brutalo-Cowboy Ben McCall quittiert wird: »Ich will meine Pfeile mit Blut trunken machen, und mein Schwert soll Fleisch fressen, und ich werde es im Blut meiner Feinde baden.. oder so ähnlich.« Aufgrund der unterirdischen deutschen Synchro, nicht wirklich der Bringer. Selbiges gilt für die Schimpfwörter und Kraftausdrücke wie ‚Scheiße‘, ‚Arschloch‘ oder ‚Halt die Fresse‘, die dem Ego-Shooter einen erwachsenen Touch geben sollen.

Neben den banalen Schießereien malträtiert euch der Ubisoft-Shooter mit öden Verfolgungsjagden (inkl. schwammiger Steuerung und viel zu spät auftauchenden Wegpunkten), hakeligen Faustkämpfen und ‚Tür eintreten‘-Momenten, die anhand von Silhouetten angezeigt werden. Dabei wechselt Call of Juarez: The Cartel in den Slow Motion-Modus und drückt euch gegen euren Willen eine Pistole in die Hand. Hindernisse wie Mauern und dergleichen müssen zudem mühsam umwandert werden, was in den Feuergefechten nicht selten zum Ableben führt.

call_of_juarez_the_cartel_7Als Grafikmotor für Call of Juarez: The Cartel dient die brandneue Chrome Engine 5, die auch im bald erscheinenden Left 4 Dead-Klon Dead Island (Release: September 2011) Verwendung findet. Vom technischen Fortschritt ist davon aber absolut nichts zu sehen. Optisch gefiel mir der Vorgänger - trotz der alten Engine - wesentlich besser. Das liegt ebenfalls an den Kulissen, die mehr Atmosphäre versprühen, als die lieblosen ‚Gangsta‘-Hinterhöfe in L.A. Erst gegen Ende kommt in der Geisterstadt langsam Stimmung auf. An dieser Stelle verweise ich auf folgendes Gespräch zwischen Eddie und Kim im Hafenlevel, das wie die Faust aufs Auge passt: Eddie: »Ist das hier Sektor 3.« Kim: »Keine Ahnung, sieht alles gleich aus«.

Neben den schwachen Texturen, kantigen Schatten und miesen Animationen fallen insbesondere die zahlreichen Bugs (Probleme bei der Kollisionsabfrage, Clipping- und Levelfehler oder Tearing) negativ ins Gewicht. Wenig besser sind die deutschen Sprecher, die nicht nur extrem lustlos klingen, sondern sich ständig Betonungsfehler (bestes Beispiel: Nachrichtensprecher Roger Howard in Kapitel 15) leisten. Der zuständige Synchronsprecher hatte vermutlich sehr viel Spaß im Aufnahmestudio. Probleme mit der Lippensynchronität gibt es obendrauf. Etwas besser kommt die Musik weg, die zum Teil noch immer an Spagetti-Western erinnert.

Abschließend noch ein paar Worte zum Mehrspieler-Modus. Neben dem Koop-Kampagnen-Modus stehen noch die Spielmodi Coopetition (eine Verbindung aus Kooperation und Wettbewerb mit diversen InGame-Herausforderungen), Missions-Modus (Kampf; Verbrecher gegen die Polizei) und Team-Deathmatch (Klassisch) zur Verfügung.




Daniel meint:

Daniel

Sorry Techland, das war nichts. Um es kurz zu fassen: Call of Juarez: The Cartel ist ein in allen Bereichen unterdurchschnittliches Spiel, das weder dem genialen Vorgänger, noch dem Hype gerecht wird. Selbst der 3-Spieler-Koop-Modus kann es nicht mehr vor dem Aus retten. Für mich bislang die Enttäuschung des Jahres. Bleibt zu hoffen, dass die bald erscheinende Zombie-Schnetzelplatte Dead Island besser wird.

Positiv

  • Drei spielbare Charaktere inkl. versch. Enden
  • Koop-Modus
  • 30 Waffenmodelle, ungeschnitten

Negativ

  • Leveldesign, Steuerung, KI, Story
  • Fahreinlagen, Waffenhandling, Menü, Bugs
  • Dt. Synchro
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  • von rotkopf:

    ganz kurz nur: mit deinem letzten posting kann ich zu 90% konform gehen. hätte/würde es genau so schreiben, was den möglichen einfluss angeht, du hast es ja sehr gut ausdifferenziert und mit deinen überlegungen kann ich mich fast komplett anfreunden. wie du schon sagtest: wenn interesse da ist,...

  • von Crewmate:

    Zuerst: Der Post wird ein ziemliches Chaos, er besteht noch aus Bruchstücken meines längeren Textes aus dem MS Editor, den ich zusammengestrichen hab. 'Too lang, did not read' Ich bin auf die meisten deiner Argumente eingegangen, rot. Aber ich sehe immer noch keinen Widerspruch zwischen Spaß...

  • von Crewmate:

    Doppelpost...

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Call of Juarez: The Cartel Daten
Genre Ego-Shooter
Spieleranzahl 1-3 (Koop)
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 2011-07-22
Vermarkter Ubisoft
Wertung 3.9
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neXGam YouTube Channel
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