James Bond 007: Alles oder Nichts im Test

Handelt es sich also quasi um den Nachfolger der Legende? Leider nein. Der »neue« Bond bietet zwar immer noch einige Parallelen, besticht allerdings schon aufgrund der erstmal komplett in 3rd-Person gehaltenen Optik auf andere Art und Weise.

Zumindest die Hintergrundgeschichte könnte aber genauso aus einem typischem 08/15 Agentenfilm stammen. Fiesling und Berufsbösewicht Dr. Nikolai Diavolo (ach, echt?) entführt die Wissenschaftlerin Katya Nadanova, welche am strenggeheimen Nanobot-Projekt arbeitete. Das wenige tugendhafte Ziel des Kidnappers - mit Hilfe der Technologie den Kalten Krieg erneut zu entfachen. Ja ja, so tickt der Ostblock!

Da der Verrückte von jemandem aufgehalten werden muss und Superhelden, Armee und Rainbow Six gerade anderweitig beschäftigt sind, wird Agenten-Opa Bond ins Rennen geschickt. Das Spiel startet recht unerwartet flott, zumindest wenn man ansonsten gewöhnt ist, sich erstmal durch 50.000 Logos bis zum Hauptmenü zu klicken. Im Spiel selbst brauchte ich erstmal einige Sekunden zur Orientierung und dem Erlernen der Grundsteuerung. Auch wenn diese zuerst komplex erschien, so hat sie sich nach längerem Testspielen bewährt. Aktionen können schnell und präzise durchgeführt werden und bald schmiegt sich Bond an Wände und Vorsprünge, um den wachsamen Blicken der Feinde zu entgehen.

Erst nach dieser spielerischen Kost bekommen GameCube Agenten das filmreife Intro samt eigens für das Spiel komponierten Titelsong von Mya zu sehen. Hier leistete man tolle Arbeit und lieferte ein qualitativ hochwertiges Intro ab, das echtes Cinema-Feeling (neudeutsch für „Kinostimmung“) erzeugt.

Nach dem feinen Intro steht eine Trainingsmission an, um alle Fähigkeiten zu erlernen. Beispielsweise schaute sich der MI6 Agent bei Sam Fisher (Splinter Cell) ab, wie Feinde mit ein paar Handgriffen unbemerkt von hinten zu erledigen sind. Durchaus praktisch, ebenso wie die neue Möglichkeit jetzt aus der Deckung (z. B. einer Wand) heraus auf Gegenspieler zu schießen. Nur was wäre der Spion seiner Majestät ohne die berühmten »Q Gadgets«? Und so steht für ambitionierte Geheimagenten erneut allerlei feinstes Spielzeug zur Verfügung. Wie beispielsweise eine Thermosicht (registriert Wärme) oder aber der wichtige Q-Haken, mit dem ihr nicht nur Mauern erklimmen, sondern Bond auch abseilen könnt.

Natürlich war das nur eine kleine Auswahl - alle verschiedenen Spielereien aufzuzählen, sprengt den Umfang dieses Reviews. Noch eine Neuerung ist der sogenannte »Bond Sinn«. Hier könnt ihr das aktuelle Spielgeschehen einfrieren und euch anschließend nach Feinden, wichtigen Geräten oder Ähnlichem umsehen (die zudem mit einem roten Kreis markiert werden). So lassen sich hinter Kisten oder Mauerstücken versteckte Gegner problemlos erkennen und dementsprechend leicht ausschalten. Ein cooles Feature, das mir gut gefiel, weil es aus der Reihe tanzt. Die KI-Gegner fand ich ebenfalls herausfordernd, da sie sich geschickt hinter Deckungen verschanzen, um Mr. Bond von dort aufs Korn zu nehmen. Bisschen zuviel Call of Duty gespielt? Tja - gleich ins Gras gebissen und nochmal von vorne!

Trotz einiger Tode fand ich Alles oder Nichts nicht frustrierend oder langweilig. Vermutlich, weil das Leveldesign so abwechslungsreich gestaltet wurde, dass man sich häufig „und was kommt jetzt?“ fragt. Wie schon in James Bond 007: Nightfire steuert ihr immer wieder weitere Vehikel wie Autos, Motorrad oder Helikopter. Dass diese Szenen am Ende zwar abwechslungsreich, aber spielerisch schwächer sind, darf man EA‘s Need for Speed: Underground verdanken, das sich um diesen Teil des Games kümmerte. Fans der Rennserie erkennen die Handschrift auf den ersten Blick.

Ein kleines schwarzes Wölkchen bleibt jedoch am Gameplayhimmel. Die Fahrsequenzen sind, wie der Rest der Spiels, doch recht fordernd, und zudem mit Aufgabenstellungen á la »fahre von Punkt A nach B innerhalb von xy Sekunden« nicht sonderlich abwechslungsreich. Fans wird dies freilich wenig stören.

Besonderes Augenmerk legten die Macher auf die optischen Reize des Titels - die Hauptfiguren wie Pierce Brosnan als James Bond oder Heidi Klum als Katya Nadanova  lassen sich problemlos identifizieren. Doch nicht nur das - auch wunderschön gestaltete Level und detaillierte Texturen gibt es fürs Auge. Ich war positiv überrascht, vor allem weil trotz der unzähligen Effekte kein Ruckeln auftritt. Naja, fast nicht - hin und wieder in einer der zahlreichen Zwischensequenzen merkt man, dass die Grenzen des GameCube erreicht sind.

Ganz zum Abschluss möchte ich außerdem noch auf ein besonderes Zuckerl der Mini DVD eingehen. Spielt ihr nämlich gerne im Multiplayer, müsst ihr euch Alles oder Nichts ansehen! Denn entweder treten bis zu vier Agenten im Splitscreen gegeneinander an oder ihr zieht zu zweit kooperativ (!) in die 11 extra designten Missionen. Zusammenarbeit ist hierbei Trumpf um Tore öffnen oder gefährliche Stellen meistern. Ich hatte hier mit einem guten Kumpel an meiner Seite mächtig viel Freude, mehr noch als in der Singleplayer-Kampagne.

Übrigens lassen sich die GBA und GameCube Variante des Titels miteinander vernetzen, was allerdings einzig der Cube-Version nutzt. Zum einen bekommen Freunde von Zahlenspielereien auf dem GBA zahlreiche Statistiken angezeigt. Zum anderen lassen sich mit verbundenem GBA viele alternative Wege und versteckte Areas in den einzelnen Leveln entdecken bzw. erschließen, die bisher übersehen wurden. Kein Hammerfeature, aber ein interessantes Extra.