Star Force im Test

NES

Mit seinem Erscheinen im Jahr 1984 zählt Star Force zu einem der ersten Vertikalshooter überhaupt und begründet zum einen eine eigene Reihe, hat jedoch zum anderen auch eine Verbindung zur Star Soldier Serie. Als der erste Titel des legendären eSport-Turniers »Hudson All-Japan Caravan Festival« findet es heute noch ab und an Erwähnung und wurde noch viele Jahre später auf Turnieren gespielt. Hudson hat das eigentlich von Tecmo entwickelte Spiel später innerhalb der Caravan Shooting Collection für das Super Famicom sogar erneut veröffentlicht.

 

sf1Star Force erschien bereits ein Jahr nach Xevious, DEM Vertikalshooter-Prototypen schlechthin. Zu dieser Zeit steckte das Genre noch in den Kinderschuhen und One-Screen-Shooter im Stil von Space Invaders und Galaga gehörten nicht vollends zum alten Eisen. Daraus wird ersichtlich, warum Star Force zwar aus heutiger Sicht sehr schlicht und trist daher kommt, damals aber dennoch recht erfolgreich und beliebt war. Besonders auf das Gameplay bezogen wird nur das Nötigste geboten. Waffenupgrades gibt es nicht. Lediglich ein kleines Schiffsupgrade kann eingesammelt werden, welches immerhin die Erscheinung eures Raumschiffes verändert. Nur mit diesem seid ihr in der Lage, mit gedrücktem Knopf dauerhaft zu feuern. Das erleichtert euch durchaus das konzentrierte Spielen; die Chance, spielerische Abwechslung zu erzeugen, wurde jedoch leider vertan. Wenigstens kommt euch der eigene Abschuss, im Vergleich zu später erschienenen Shootern, nicht zu teuer zu stehen, da sich das Downgrade auf dieses eine Extra beschränkt.
 
Level gibt es satte 25, wobei sich das letzte anschließend erneut wiederholt. Dabei solltet ihr aber nicht allzu viel Abwechslung erwarten. Alle Abschnitte sind eine Mischung aus Weltraumhintergrund und grauen Plattformen auf fliegenden Felsmassen. Manchmal trefft ihr auch auf Gerüste. Immerhin variiert deren farbliche Gestaltung, was für etwas weniger Tristesse sorgt. Dennoch gibt es keinen Grund, darauf gespannt zu sein, was euch wohl im nächsten Level erwarten könnte.
 
sf2Was die Gegner betrifft, werdet ihr hier mit allerlei verschiedener Flugrouten konfrontiert. Diese zu lernen, ist in Star Force der Schlüssel zum Erfolg. Meist fordern sie von euch Konzentration und Aufmerksamkeit, verzichten jedoch auf unfaire Angriffsmuster. Keine Selbstverständlichkeit bei klassischen STG’s. Echte Endbosse gibt es nicht. Stattdessen erwartet euch nach jedem Gebiet eine schwebende Plattform mit zwei stationären Geschützen, von welcher sich ein großes, rundes Raumschiff erhebt. Es ist wehrlos; vernichtet ihr es aber nicht innerhalb eines großzügigen Zeitraumes, müsst ihr einen Teil des letzten Levels erneut bewältigen. Alles in allem muss das Design von Level und Gegnerwellen als sehr repetitiv und unspektakulär bezeichnet werden.
 
Der Soundtrack besteht nur aus einer Hand voll Stücken, welche sich auf durchschnittlichem Niveau befinden. Nicht außergewöhnlich, aber auch nicht nervig, und vor allem bei Weitem besser, als die klanglichen Katastrophen, welche euch bei Xevious oder Capcoms 1942 (ebenfalls aus dem Jahr 1984, jedoch erst drei Monate später veröffentlicht) angeboten werden.
 
sf3Trotz der frühen Veröffentlichung, und der damit verbundenen geringen Konkurrenz, gehörte Star Force nicht gerade zu den Technik- bzw. Gameplay-Highlights. Optische Schmankerl, wie der gewaltige Flugzeugträger aus 1942, oder etwa dessen große Bosse, könnt ihr hier ebenso wenig finden, wie alternative Bewaffnung. Dennoch erschien das Gesamtpaket seinerzeit als sehr gelungen und war immerhin Stand der Technik. Ein Jahr später, zum Zeitpunkt der NES Portierung, erschienen bereits deutlich aufwändigere bzw. spielerisch progressivere STG’s, wie Gradius oder Tiger Heli. Gegenüber diesen Spielen hält Star Force dann kaum mehr einem Vergleich stand, wobei zu beachten ist, dass deren NES-Versionen ebenfalls erst im Jahr darauf erscheinen sollten. Dennoch hat Star Force auch noch ein paar echte Stärken zu bieten. Für die damalige Zeit ist die Spielgeschwindigkeit vergleichsweise hoch. Gegner stürzen häufig schnell auf euch ein, was in Verbindung mit dem Drang, möglichst viele Gegenstände auf der Oberfläche der Konstruktionen zu zerstören, einen treibenden Spielfluss entstehen lässt. Deshalb erscheint Star Force in manchen Aspekten einen Tick actionreicher als die Konkurrenz.
 
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Auch heute funktioniert die simple Jagd nach dem nächsten Highscore verblüffend gut. Dafür wäre es aber passender gewesen, weniger Level, anstelle endloser Wiederholungen einzubauen. Dann würde sich das Sammeln von Punkten eher auf das Zerstören der verschiedenen Objekte und dem Ausfindigmachen versteckter Boni konzentrieren, als auf das möglichst lange Überleben. Das sah wohl auch Hudson ähnlich, weswegen sich das 2 bzw. 5 Minuten System beim Caravan Festival etablierte.
 
sf5Bei der Punktejagd leistet sich die NES-Umsetzung noch einen unnötigen Fehler. Es gibt keine Bestenliste. Aus heutigem Gesichtspunkt mag das weniger schlimm erscheinen. Ein Beweisfoto ist schnell gemacht und in ein Forum hochgeladen, für damalige Verhältnisse war es aber eine verpasste Gelegenheit, den Spieler stärker zu motivieren. Weiterhin gibt es Situationen, in welchen Gegner oder deren Geschosse aus den seitlichen Rändern des Bildschirmes heraus fliegen und auf der anderen Seite wieder auftauchen. In der Arcade Fassung gibt es ein solches Verhalten nicht; diese Eigenheit der NES-Fassung kann dann schnell zu unverhofften Toden führen.

Andreas meint:

Andreas

Star Force ist für die Verhältnisse des Jahres 1984 ein überdurchschnittlich guter Shooter, und auch auf dem NES erschienen erst ein bis zwei Jahre später deutlich höher entwickelte Vertikalshooter. Im Vergleich ist er schneller und wilder als die wenigen Konkurrenten dieser Zeit. Es schaffte zwar nichts Revolutionäres und war schon damals optisch unspektakulär, ist aber stattdessen schon recht passend auf die Highscore-Jagd ausgelegt und vielleicht der rundeste STG dieses Jahrganges. Durch sein reduziertes Gameplay, welches sich keine Schwachpunkte erlaubt, passt die Bezeichnung „Genre-Prototyp“ eigentlich besser zu Star Force als zu Xevious. Für alle, die kein Interesse daran haben, einen der ganz frühen Vertikalshooter zu spielen, um die Entwicklung eines Genres nachvollziehen zu können, bietet Star Force heute aber praktisch nichts mehr. Dennoch sollte man nicht unterschätzen, wie viel Suchtpotential aus einem gut funktionierenden, simplen Gameplay entstehen kann.

Positiv

  • Simples aber gut funktionierendes Gameplay
  • Noch guter Soundtrack

Negativ

  • Triste Grafik
  • Repetitive Level
  • Kein "Caravan Modus" (2/5 Minuten)
Userwertung
7.3 2 Stimmen
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Forum
  • von khaos:

    Yay, ein guter Lauf mit allen drei Extraleveln und einer ordentlichen Punktzahl, wenn man nicht gut mit Kettensystemen umgehen kann ...

  • von khaos:

    Gerade überraschend Star Soldier: Vanishing Earth im 1cc durchgespielt, weshalb ich kein Video habe aber es sollte durchaus wiederholbar sein. Es ist ein vergleichsweise leichter Vertikalshooter und der einzige Vertreter des Genres auf dem N64. Leicht ist es zum einen, da man mit dem...

  • von khaos:

    Auf gehts zum zweiten Caravan Turnier-Spiel: Star Soldier Zwar ist Star Soldier der erste Teil einer langjährigen Reihe, jedoch ist schnell ersichtlich, dass man sich stark am zwei bzw. ein Jahr früher erschienenen Star Force aus der Spielhalle und für das NES orientierte. Dies...

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Star Force Daten
Genre Shoot’em’up
Spieleranzahl 1
Regionalcode NTSC_Jap
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 1985
Vermarkter Hudson Soft
Wertung 7.3
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