Test Drive Unlimited 2 im Test

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Da ist er also, der Nachfolger zu Eden Games‘ ambitioniertem Open World Racer Test Drive Unlimited. Lässt TDU2 wieder die Rennspiel-Herzen in aller Welt höher schlagen? Wurden die Online-Features weiter ausgebaut und wie versprochen zugänglicher gestaltet? Und was ist dran an den Schreckensmeldungen, das Spiel sei unfertig auf den Markt geschmissen worden? Wir haben den Titel über 30 Stunden getestet und für Euch das virtuelle Hawaii und Ibiza unsicher gemacht. Lest also in unserem Review, was Euch in TDU2 erwartet.

 

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Der Vorgänger TDU bestach bereits durch eine riesige, frei befahrbare Welt (eine nahezu 1:1 Umsetzung der Hawaii-Insel Oahu) und ein erstaunlich abwechslungsreiches und gleichzeitig über einen langen Zeitraum motivierendes Gameplay. Doch einige Spieler bezeichneten den Spielverlauf als zäh, denn die meisten Events und Örtlichkeiten mussten erst mühsam nach und nach auf der riesigen Insel durch das Abfahren des riesigen Straßennetzes entdeckt werden. Forschernaturen kamen dabei voll auf ihre Kosten, doch Leute mit einem Faible für schnelle, unkomplizierte Action wurden mit dem Titel nicht warm. Hinzu kamen fragwürdige Entscheidungen, was die Online-Komponente betraf. Einen Freund zu finden und mit ihm gezielt ein Rennen zu fahren, gestaltete sich als nerviges Glücksspiel.

testdrive2-01.jpgDoch wie schaut’s nun mit TDU2 aus? Nun, die augenscheinlichste Neuerung ist mit Sicherheit der neu hinzugekommene Schauplatz Ibiza. Die Balearen-Insel markiert zudem den Startpunkt Eurer Rennfahrer-Karriere. Die wesentlich größere Insel Oahu (also den kompletten Schauplatz des ersten Teils!) schaltet Ihr jedoch bereits nach den ersten paar Meisterschaften frei. Ihr sucht Euch zu Beginn des Spiels zunächst einen von mehreren verfügbaren Charakteren aus und startet in die große Open World Freiheit. Der Story-Auftakt macht Euch jedoch zunächst in aller Ausführlichkeit mit allen möglichen Features vertraut, was ungeduldige Naturen und Kenner des ersten Teils zwar langweilen könnte, in Anbetracht der Komplexität des Titels jedoch durchaus sinnvoll ist. So bekommt Ihr Euren ersten fahrbaren Untersatz, Euer erstes eigenes Heim und macht Bekanntschaft mit den wichtigsten Charakteren im Spiel. Denn im Gegensatz zur quasi nichtexistenten Story des ersten Teils tretet Ihr diesmal gegen ein freakiges (KI-)Fahrerportfolio an. Dieses wird Euch im Kampf um das Siegerpodium der sogenannten Solar Crown Meisterschaft auch die eine oder andere (aufgrund der piepsigen deutschen Synchro unfreiwillig amüsante) Zwischensequenz bescheren.

Fans des ersten Teils können schon einmal aufatmen. Denn am groben Aufbau des Spiels hat sich nicht viel verändert. Nach wie vor könnt Ihr mit Euren Luxuskarossen völlig frei über die digitalisierte Club-Insel brettern und jederzeit die bereits freigespielten Meisterschaften bestreiten. Hier verdient Ihr (sofern Ihr zuvor die neu eingeführten Lizenzprüfungen bestanden habt) den Großteil Eurer Kohle, was Voraussetzung für die Anschaffung weiterer und immer teurerer Automobile ist. Die einzelnen Etappen der Meisterschaften bestehen sowohl aus traditionellen Zeitrennen und Rennen gegen die KI als auch aus Eliminationsrennen (jede Runde scheidet der letzte Fahrer aus), Temporennen (Mindestgeschwindigkeit halten) und Radarfallenrennen (mehrere Radarfallen in einem offenen Gebiet mit möglichst hoher Geschwindigkeit passieren). Die Meisterschaften sind dabei immer einem der drei Fahrzeugtypen Asphalt, Offroad oder Klassik zugewiesen. Moment mal… Offroad? Genau! In TDU2 dürft Ihr Euch erstmals auch abseits der befestigten Straßen heiße Rennen liefern. Das unebene Gelände beschert Euch dabei zahlreiche staubige Drifts und riskante Sprünge.

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Wenn Ihr jedoch nicht gerade im Free Roaming die Insel unsicher macht oder Euch an den Meisterschaften versucht, könnt Ihr außerdem die quer über die Insel verteilten Missionen annehmen, um Euch ein wenig Geld nebenher zu verdienen. Meist müsst Ihr dabei irgendwem helfen. Entweder er oder sie möchte einfach nur irgendwohin gefahren werden (oft variiert durch Zeit- und Schadenslimits), oder Ihr sollt eine fremdgehende Freundin unauffällig beschatten. Manche Leute wollen auch eine besonders rasante bzw. sanfte Fahrt zum Zielort (wobei Euch eine Adrenalin- bzw.- Stoß-Anzeige die nötige visuelle Rückmeldung über das Befinden Eures Beifahrers gibt). Zuletzt stehen noch Lieferfahrten (in denen Ihr das Fahrzeug Eures Auftraggebers möglichst kratzerfrei zur Inspektion bringen müsst) und die aus den Meisterschaften bekannten Temporennen an.

Weiterhin sind auf beiden Inseln insgesamt 60 Autowracks zu finden, die 10 der skurrileren Vehikel im Spiel freischalten. Und keine Angst, die Suche gestaltet sich bei weitem nicht so mühselig wie z.B. die Flaggen- oder Federnsuche in Assassin’s Creed. Denn Ihr bekommt schon recht früh im Spiel einen Metalldetektor zur Hand, der die Suche wesentlich vereinfacht. Solltet Ihr auf Eurer Reise auch dem Fotografen einen Besuch abstatten, könnt Ihr für ihn eine Reihe von Fotoaufträgen abschließen. Auch hier hilft Euch später ein Hologramm bei der Suche nach dem richtigen Spot. Und für Fans von Need for Speed: Hot Pursuit gibt es sogar eine entsprechende Rennvariante: Wahlweise als Cop oder als Flüchtiger nehmt Ihr an Verfolgungsjagden teil und steigt je nach Erfolg in den Rängen der jeweiligen Partei auf.

Während der freien Fahrt nutzt Ihr übrigens das neue F.R.I.M.-System, welches Euch für waghalsige Sprünge, coole Drifts und Beinahe-Crashs direkt Geld auf’s Konto beamt. Sobald das F.R.I.M.-Meter voll ist, habt Ihr die Wahl, das bereits erspielte F.R.I.M.-Geld auf Knopfdruck zu kassieren oder doch lieber weiter zu sparen. Doch Vorsicht: Bei einem Crash verliert Ihr alles bisher nicht gesicherte Geld. Überlegt Euch also gut, ob ihr auf Nummer sicher geht und lieber immer wieder kleine Sümmchen einkassiert, oder ob Ihr doch lieber den dicken Batzen einstreichen wollt und riskiert, kurz vorher alles zu verlieren.

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Soweit zu den verschiedenen Renndisziplinen bzw. Betätigungsfeldern. Doch wie ist das Fahrgefühl? Die Steuerung? Nun, TDU2 bietet ein ziemlich arcadiges Gameplay, relativ frei von Simulations-Ballast. Ihr könnt Eure Karren zwar tunen, jedoch nur in den drei Bereichen Beschleunigung, Höchstgeschwindigkeit und Bremsen, jeweils maximal in vier Stufen. Dementsprechend ist die Steuerung auch eher simpel gehalten und verlangt Euch nicht so viel ab wie ein Gran Turismo oder ein Forza. Dennoch solltet Ihr die unterschiedliche Fahrphysik der einzelnen Boliden bei Eurer Fahrzeugwahl berücksichtigen. Denn auch hier macht es einen gewaltigen Unterschied, ob Ihr einen sanftmütigen Lancia Delta Integrale Evoluzione oder eine ungezähmte Rakete wie die Dodge Viper SRT10 durch die Kurven lenkt. Doch egal für welches Vehikel Ihr Euch entscheidet, die Steuerung fühlt sich jederzeit passend an, egal ob mit dem Xbox 360 Wireless Racing Wheel oder dem Controller. Wobei ich Euch bei der Controllervariante empfehlen würde, die Lenkungsdämpfung in den Optionen ein wenig höher zu stellen, falls Ihr die Lenkung als zu hakelig bzw. zu abrupt empfindet.

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Doch mit den Rennen hört das TDU2-Erlebnis noch lange nicht auf. Von dem gewonnenen Geld kauft Ihr Euch nicht nur neue Nobelkarossen, sondern auch neue Häuser, denn Eure Autos benötigen natürlich Garagenstellplätze. Die Häuser lassen sich nun individuell anpassen und mit allerlei Möbeln, Gegenständen und verschiedenen Wand- und Bodendesigns aufpeppen. Ein Hauch von Die Sims hat somit ins Spiel gefunden. Auch Euer Outfit lässt sich wieder mit allerlei schicken Klamotten an den Lebensstil der Reichen und Schönen auf der Insel anpassen. Und neben Frisören könnt Ihr sogar dem Schönheitschirurgen einen Besuch abstatten. Aber Vorsicht: nach so einer OP sitzt Ihr erst einmal einige Zeit mit Bandagen am Kopf hinter dem Lenkrad! Kein Scherz! Oder verschönert Ihr lieber Euer Gefährt statt Euer Alter Ego? Von extravaganten Effektlackierungen bis hin zu Autoaufklebern ist alles vorhanden. Und eine besondere Überraschung erlebt Ihr, wenn Ihr zum ersten Mal in die Waschstraße fahrt.

Um den Spielverlauf im Vergleich zum Vorgänger weniger zäh zu gestalten, wurde ein motivierendes Belohnungssystem eingebaut. So sammelt Ihr mit allem, was Ihr tut, in vier verschiedenen Bereichen (Wettbewerb, Sammlung, Entdeckung und Sozial) Erfahrungspunkte, wodurch Ihr regelmäßig im Level aufsteigt und somit wieder neue Tuning-Optionen, Kleidungsstücke, Frisuren etc. freispielt. So wird selbst das bloße Abfahren unbekannter Strecken regelmäßig belohnt und Langeweile im Keim erstickt.

Und wie verhält es sich mit der Technik? Nun, grafisch hat sich gegenüber dem ersten Teil nicht allzu viel getan. Das Spiel sieht zwar bei weitem nicht schlecht aus, doch mit der grafischen Rennspiel-Elite Marke DiRT 2 oder GRID kann es nicht mehr mithalten. Dafür überzeugt es mit einer unglaublichen Weitsicht und der Tatsache, dass zwei komplette Inseln ohne Nachladezeiten per Streaming auf den Bildschirm gezaubert werden. Und, nicht minder interessant: Endlich gibt es ein (zumindest optisches) Schadensmodell, einen realistischen Tag-Nacht-Wechsel und sich fließend  änderndes Wetter zu bestaunen.

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testdrive2-05.jpgSoundtechnisch gesehen spielt TDU2 jedoch ganz weit oben mit. Solch satte Motorensounds sucht man in den meisten Rennspielen vergebens. Und auch die Ambient-Soundkulisse überzeugt. Egal ob der wechselnde Fahrbahnuntergrund oder die vorbeirauschenden Bäume und Strommasten, welche wie in der Realität die Fahrgeräusche beim Vorbeifahren als kurzes Rauschen zurückreflektieren. Die Simulation ist perfekt. Und die sich wandelnde Geräuschkulisse, wenn Ihr in der Cockpitperspektive die Scheiben herunterkurbelt, stellt das auditorische Sahnehäubchen dar. Lediglich die Radiosender fallen nun nicht mehr so abwechslungsreich aus. Gab es im Vorgänger noch diverse Sender von Klassik über Rock bis Metal und Techno, so finden sich nun auf beiden Inseln jeweils nur zwei Sender. Einer mit Rock- und einer mit House- und Elektro-Schwerpunkt. Dafür werden die Songs nicht länger einfach nur hintereinander abgespielt, sondern sind Teil eines fingierten Radioprogramms nebst Moderatoren.

„Moment mal, was ist denn mit dem Multiplayer?“ werdet ihr euch sicherlich schon gefragt haben. Das ist eben so eine Sache. Auf dem Papier bzw. in der Anleitung klingt der Multiplayer sehr ambitioniert und geradezu genial. Doch momentan, knapp zwei Wochen nach dem Release, ist der Multiplayer noch immer nicht in vollem Maße nutzbar. Geplant ist Vieles: Klubs gründen, Online-Rennen, Ingame-Freundeslisten, gegenseitige Besuche in den Häusern, ja sogar innovative Koop-Rennen. Doch zum jetzigen Zeitpunkt steht fast nichts davon zur Verfügung, und die Klub-Server sind sogar noch komplett abgeschaltet.

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Wer trotzdem versucht, online ein paar Rennen zu fahren, wird es schwer haben, jemanden zu finden und wird von häufigen Verbindungsabbrüchen geplagt werden. Gleiches gilt für den ersten DLC, die Casino-Insel. Theoretisch habt Ihr hier die Möglichkeit, Euch mit anderen Spielern bei Texas Hold’em oder Roulette zu messen oder Euer Glück am Einarmigen Banditen zu versuchen. Sogar exklusive Kleidungsstücke und zwei exklusive Wagen lassen sich hier freispielen. Doch die ständigen Verbindungsabbrüche und die Tatsache, dass all Eure Chips dabei jedes Mal verloren gehen, macht das Casino zur Zeit ebenso nahezu unspielbar.

Ebenso erschreckend wie der Multiplayer sieht es auch aus, wenn man sich die lange Liste der Bugs durchliest, die den Titel plagen. Soundbugs und Autos mit violetten Reifen sind ja noch recht harmlos, aber mittlerweile tummeln sich immer mehr Spieler im Netz, deren Spielstände nicht mehr lesbar sind und die somit ihren kompletten Fortschritt verloren haben. In unserer 30-stündigen Testphase sind zwar außer einem kleinen Soundbug (fehlende Geräusche bei Bildschirmeinblendungen) keine schwerwiegenden Fehler aufgetreten, doch selbst bei uns im neXGam-Forum haben sich schon einige User mit zerstörten Spielständen zu Wort gemeldet.

Laut Atari ist ein entsprechender Patch für die Konsolenversionen jedoch schon fertig und liegt derzeit Microsoft bzw. Sony zur Prüfung vor. Der Patch soll alle bekannten Probleme beheben und sogar die meisten der defekten Spielstände wiederherstellen. Wir halten Euch diesbezüglich natürlich auf dem Laufenden und behalten uns auch einen Nachtest mit aktualisierter Wertung vor.

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Harry meint:

Harry

TDU2 ist eines der atmosphärischsten und vor allem grafisch und spielerisch abwechslungsreichsten Rennspiele dieser Generation. Egal ob High-Speed-Jagden vor mittäglicher Wolkenkratzer-Fassade oder matschige Offroad-Duelle während eines Mitternachts-Gewitters. Darüber hinaus garantiert die schiere Menge an Betätigungsfeldern und Rennvarianten monatelangen Fahrspaß... wären da nicht die zahlreichen Bugs und der quasi noch nicht existente Multiplayer-Modus. Sollte Atari diese Probleme noch in den Griff bekommen, haben wir hier eines der besten Rennspiele der letzten Jahre vor uns. Doch bis dahin (und bis zu einem eventuellen Nachtest) muss sich der fehlerbehaftete Titel mit einer 7er-Wertung abfinden.

Positiv

  • riesige Spielwelt
  • enorm abwechslungsreich
  • Hawaii & Ibiza

Negativ

  • grafisch „nur“ gut
  • Multiplayer noch nicht verfügbar
  • teilweise schwerwiegende Bugs
Userwertung
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Forum
  • von TommyKaira:

    Darkshine schrieb: Kommt doch nie und nimmer an Forza Horizon ran, könnte aber immerhin eine Alternative für PS4 sein. Eben, für die PS4 (vielleicht ja sogar Switch) wäre es eine hervorragende Alternative. Davon abgesehen finde ich...

  • von Jekhar:

    Hat das von euch einer auf dem PC gespielt? Hab's letztens mal ausprobiert, das schlummerte aus irgendeinem Sale noch in meiner Steamliste. Die Performance ist aber echt mies, gerade für so ein älteres Spiel. Macht so irgendwie keine Lust zu Spielen.

  • von bbstevieb:

    Denke auch das Forza Horizon (für mich persönlich das beste Racer Franchise ever) die Latte so hoch gelegt hat dass man da nur schwer und mit extrem viel Aufwand/Budget rankommen kann. Ubi hats ja mit The Crew und relativ bescheidenem Erfolg versucht und die müssten ja die entsprechenden...

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Test Drive Unlimited 2 Daten
Genre Racing
Spieleranzahl 1
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 50 / 60 Hz
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 11.02.2011
Vermarkter Atari
Wertung 7
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neXGam YouTube Channel
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