Test Drive Unlimited im Test

Xbox 360Xbox
Wer ‚Hawaii’ hört, denkt an Sonne, bunte Hemden, Blumenketten und leichtbekleidete, einheimische Schönheiten. Es gibt wohl kaum einen angemesseneren Schauplatz für ein Rennspiel, welches das Genre ein wenig auflockern will und neue Wege zu gehen plant. Das haben sich auch die Jungs aus den Eden Studios gedacht und so digitalisierten sie die 1.557 km² große hawaiianische Insel Oahu, die durch den Pearl Harbor-Zwischenfall im Zweiten Weltkrieg tragische Berühmtheit erlangte, um auf ihr ein Rennspektakel besonderer Art zu veranstalten.
Schon der Beginn von Test Drive Unlimited hält sich nicht an Regeln. Statt einfach in einem langweiligen Menü einen eigenen Charakter zu erstellen, sucht ihr euch in TDU eine der Personen in einer Warteschlange am Flughafen aus. Sobald ihr eure Wahl getroffen habt, geht es in den Flieger und ab auf die Insel. Ganz oben auf eurer ‚To do’-Liste steht hier der Kauf eines fahrbaren Untersatzes sowie eines kleinen Domizils, wo ihr euch nach euren anstrengenden Renntouren entspannen könnt. Test Drive Unlimited macht direkt deutlich, dass der Spielverlauf sehr offen gestaltet ist und es keinerlei zusammenhängende Story oder vergleichbares gibt. Ihr seid einfach ein Auswanderer der gerne mit seinem Auto fährt und verbringt damit dann auch die meiste Zeit auf Oahu. Die Rennmissionen sind alles einzelne Events und so ist dem Spieler durchaus die Frage nach dem Sinn dieses ganzen Abenteuers durchaus erlaubt. Kurze Zeit später verschwendet ihr daran aber schon keinen Gedanken mehr und macht euch auf exzessive Erkundungstour.

Denn zu solchen „Aufklärungsfahrten“ werdet ihr vom Spiel regelrecht gezwungen. Ihr startet in einer kleinen Ecke der großen Insel und seht auf eurer Übersichtskarte nur eine Hand voll Symbole für verschiedene Rennen oder andere Herausforderungen. Mit der Zeit erscheinen weitere Symbole auf der ganzen Insel, so dass ihr für manche Aktivität nicht selten lange unterwegs seid. TDU merkt sich zudem, wo ihr schon überall gewesen seid. Erscheint später eine Herausforderung auf einer Straße, die ihr bereits befahren habt, könnt ihr euch über die Karte direkt dort hin ‚beamen’ lassen. Solltet ihr noch nicht am bestimmten Ort unterwegs gewesen sein, hilft euch euer Navigationsgerät mit Sprachausgabe treffsicher weiter.

Obwohl sich das alles sehr überwältigend anhört und der Untertitel ‚Unlimited’ dies auch weiterhin suggeriert, mangelt es TDU doch an Abwechslung. Da es nur wenige verschiedene Kategorien von Rennen und Herausforderungen gibt, kommt schnell der ,,,Das hab ich doch schonmal gemacht’-Gedanke auf. Die klassischen Rennen sind typische Straßenduelle mit bis zu sieben Gegnern, die nach verschiedenen Fahrzeugklassen eingeteilt sind. Zudem gibt es Rennen auf Zeit und Geschwindigkeits-Herausforderungen, bei denen ihr entweder eine bestimmte Durchschnittsgeschwindigkeit auf einer vorgegebenen Strecke einhalten oder eine bestimmte Geschwindigkeit einfach nur erreichen müsst. Neben diesen Elementen gibt es noch die Botengänge, die zwar ebenfalls kategorisiert sind, sich jedoch kaum voneinander unterscheiden. Egal ob ihr ein vom Shopping erschöpftes Model nach Hause fahren sollt oder ein reicher Schnösel euch seinen teueren Schlitten für die Fahrt in die Werkstatt anvertraut – eure Aufgabe besteht stets darin, von Punkt A nach Punkt B zu kommen, möglichst ohne dabei Schaden am Auto anzurichten. Diese Missionen sind der Gipfel der Monotonität von Test Drive Unlimited – leider kommt ihr um sie nicht herum, da es hier das meiste Geld zu ‚gewinnen’ gibt.

Denn Geld regiert nicht nur unseren westeuropäischen Alltag, auch in der hawaiianischen Idylle ist ohne Moos nix los. Über 90 sehr gut aussehende lizensierte Autos und Motorräder warten darauf, von euch gekauft zu werden. Von Volkswagen, Chrysler und Mercedes bis hin zu Lamborghini, Ferrari und Aston Martin ist die gesamte Palette mit dabei und bietet somit eine richtig ansprechende Auswahl. Wie bereits erwähnt sind die Renn-Events nach Fahrzeugklassen unterteilt, weshalb ihr euch früher oder später eine richtig schöne Fahrzeugsammlung anschaffen solltet, damit ihr für sämtliche Rennen den richtigen Untersatz habt.

Manche Rennen verlangen sogar nicht nur eine bestimmte Klasse, sondern einen ganz bestimmten Wagen, mit bestimmtem Hersteller und Modell. Falls ihr jenes Gefährt nicht bereits in der Garage stehen habt und keine Massen an Geld ausgeben wollt, helfen euch die örtlichen Wagenverleiher gerne weiter. Um eure ganzen schönen Prachtstücke unterzubringen, braucht ihr natürlich ein Haus mit einer weiträumigen Garage. Diese Häuser sehen natürlich alle anders aus und repräsentieren auch euren Status. Wichtiger ist jedoch die Tatsache, dass jedes Haus eine Garage mit mindestens vier Stellplätzen bietet und ihr euch somit erstmal wieder auf das Wesentliche konzentrieren könnt. Wer auf sein äußeres Erscheinungsbild achten will, kann sein Geld auch in den zahlreichen (ebenfalls lizensierten) Shops ausgeben und neue Klamotten anziehen. Durch alle Rennen, Missionen und kaufbaren Gegenstände steigt euer interner Rennfahrer-Rang, wodurch weitere Herausforderungen und Missionen auf der ganzen Insel zugänglich werden. Auch die Achievements von Test Drive Unlimited sind gut an die Struktur des Spieles angepasst – für bestimmte Mengen an gewonnenen Rennen, Missionen und großen Ansammlungen von Fahrzeugen und Kleidung werdet ihr belohnt.

Geld lässt sich auch über die Online Komponente von Test Drive Unlimited verdienen. So könnt ihr z.B. eure eigene Herausforderung erstellen, die andere Spieler dann absolvieren dürfen. Oder aber ihr schlagt auf der Börse zu und kauft bzw. verkauft dort Fahrzeuge. Letzteres ist sehr einfach gestaltet und kann von jedem eurer Häuser aus koordiniert werden.

Wer wirkliche Multiplayer Partien spielen möchte, muss sich darauf einstellen, dass auch hier alles nach der aus dem Singleplayer bereits bekannten Struktur abläuft. Wer sich klassisch durch ein paar Menüs klicken will um potentielle Spielpartner zu finden und dann los zu legen, ist hier fehl am Platz. Wie die Singleplayer Rennen sind auch die Mehrspielerduelle als Standorte auf Oahu platziert, sprich ihr müsst euch auf der Karte einen Event auswählen und euch dorthin begeben. Richtig interessant ist hingegen die ‚MMO’-Komponente von Test Drive Unlimited. Insofern ihr mit Xbox Live verbunden seid, seht ihr nämlich anhand der jeweiligen Gamertags auch andere TDU-Spieler, die online unterwegs sind. Einen wirklichen ‚Multiplayer Modus’ im klassischen Sinne gibt es also nicht, alles läuft über das gleiche Interface, nämlich die Straßen von Oahu. Eine Anzeige am unteren Bildschirmrand lässt euch ständig wissen, wieviele andere Jungs in eurer direkten Umgebung sind – jene hört ihr dann auch quatschen. Nun habt ihr die Möglichkeit, diese Spieler herauszufordern und ein Rennen gegen sie zu fahren, egal ob um Geld oder Ranglistenpunkte. Diese Idee ist wirklich grandios!

Aber auch in diesem Punkt ist TDU nicht ganz so ‚unlimited’ wie der Käufer es vielleicht glauben mag. Obwohl ihr mit Sicherheit genügend gegnerische Fahrer in eurem Umkreis finden werdet, gibt es offensichtlich eine Sperre in der Anzahl angezeigter Spieler. Komplex wird es, wenn man sich mit einem bestimmten Spieler zu einem Rennen treffen möchte. Wenn man sich also im ‚Free Ride’ verabreden will, kann es durchaus vorkommen, dass man sich schlichtweg nicht findet – das mag an unterschiedlichen Servern liegen, die man wohl nicht wechseln kann. Abhilfe verschafft da der Club. Hier könnt ihr euch mit euren Freunden zusammentun, euch verabreden und mit dem Club als ‚Hub’ lassen sich auch schnell und einfach Rennen mit Freunden organisieren.

Der Online Modus ist eine große Stärke von Test Drive Unlimited, alleine schon weil die Offline KI doch oftmals zu wünschen übrig lässt. Wenn ihr ein Offline Rennen z.B. wiederholen müsst werdet ihr feststellen, dass die gegnerischen CPU-Fahrer stets genau gleich reagieren, an den gleichen Stellen bremsen, die Kurven genau so nehmen wie beim vorherigen Versuch. Das einzige was diese Routine unterbrechen kann sind Kamikaze-Aktionen eurerseits. Das ist dann aber auch fast der einzige Kritikpunkt am eigentlichen Gameplay, denn die Steuerung und das Feeling der Wagen ist durchaus als solide zu bezeichnen. Die Wagen verhalten sich zwar nterschiedlich, allerdings nicht so sehr, dass sehr viel Einarbeitungszeit für das jeweilige Fahrzeug nötig ist. So werdet ihr eher selten vor größere Probleme gestellt, vom Gegenverkehr mal abgesehen.

Auch technisch gefällt Test Drive Unlimited. Oahu wird sehr detailliert dargestellt und es ist einfach nur wunderschön, entspannt durch diese Kulisse zu fahren. Neben dem lebendigen Stadtgebiet der hawaiianischen Hauptstadt Honolulu gibt es auch genügend ruhigere Berglandschaften auf der Insel, die definitiv einen Ausflug wert sind. Wenn ihr nicht gerade mit 200 km/h durch die Straßen düst, fallen weniger detaillierte Texturen auf und auch die Tatsache, dass keinerlei Fußgänger unterwegs sind, mag ein bischen komisch wirken. Bei hohem Tempo setzt ein toller Motion-Blur Effekt ein, allerdings kommen mit hoher Geschwindigkeit auch Texturen Pop-Ups und gelegentliche Einbrüche der Framerate. Die Fahrzeuge von TDU sind ebenfalls sehr hübsch anzusehen und wurden sehr detailliert modeliert. Für die lizensierten Wagen gibt es kein Schadensmodell, jedoch könnt ihr den anderen Verkehrsteilnehmern auch sichtlich schaden. Die Physik bei einem ordentlichen Unfall wirkt zwar nicht wirklich realistisch, aber diese solltet ihr am besten eh vermeiden, da euch ansonsten die Polizei am Heck klebt. Neben Lackierungen und Felgenwechsel gibt es leider nur wenig Möglichkeiten zur optischen Individualisierung eines Wagens.

Der In-Game Sound von Test Drive Unlimited ist gehobener Standard, einige Xbox 360-Rennspiele klingen allerdings besser. Während die Sound Effekte der Wagen durchaus begeistern können, lässt euch der Soundtrack mit weitesgehend unbekannten Künstlern recht kalt. Ausnahemen bestätigen die Regel – so sind bei den wenigen namhaften Künstlern z.B. die Queens of the Stone Age mit dabei. Dank der Xbox 360 Möglichkeiten kann aber eh jeder seinen eigenen Soundtrack abspielen lassen.

Gregory meint:

Gregory

Während Test Drive Unlimited durchaus ein paar Macken hat, schafft das Spiel etwas besser als jeder Titel zuvor, der das versucht hat: TDU lässt die Grenzen zwischen Singleplayer- und Multiplayer-Modus nahezu verschwinden und hat alleine dafür schon Beachtung verdient. Zwar ist das suggerierte grenzenlose Abenteuer nicht ganz so grenzenlos wie es sich manch einer erhofft hat, aber dank solidem Gameplay weiß Test Drive Unlimited trotzdem zu gefallen. Durch das interessante Konzept lässt euch das Spiel so schnell nicht wieder los und wird zum interessanten Rennspiel Erlebnis.

Positiv

  • Riesiges Areal
  • Wunderschöne Insel und Fahrzeuge
  • Tolles Konzept

Negativ

  • Keinerlei Zusammenhänge / Story
  • Wenig Individualisierung an den Fahrzeugen möglich
Userwertung
10 1 Stimmen
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Forum
  • von Janin001:

    also ich spiele auch gerade TDU, und ich brauche auch noch ALLE online Erfolge. vielleicht könnte man die zusammen machen!? na dann vielleicht bis bald......

  • von Master DK:

    L4D2... Bin dabei, wann und wo ...

  • von Arcadion:

    Stimmt L4D 2 koennen wir dann auch mal wieder ins Laufwerk legen. ...

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Test Drive Unlimited Daten
Genre Racing
Spieleranzahl 1-8
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 60 Hz
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 06.09.2006
Vermarkter Atari
Wertung 8
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