

Nun was möchte Wii Music bei uns erreichen. Es soll alle Altersgruppen, die Spaß an der Musik haben miteinander verbinden. Es soll uns ermöglichen über 60 Instrumente zu spielen und diese alleine mit einer virtuellen Band oder aber mit bis zu vier Spielern vor dem Bildschirm zu entzaubern. Zuerst einmal solltet Ihr aber das Tutorial spielen, in dem Euch Euer etwas skurriler Musiklehrer die ersten Dinge über die Musik erklärt. Auch wenn man hier lieber gleich auf die „Spielwiese“ gehen möchte, lohnt sich der kleine Umweg, denn wer das Tutorial besteht, bekommt gleich die ersten Dinge freigeschaltet.

Im Hauptmenü könnt Ihr Euch nun auf vier (fünf) verschiedenen Punkten austoben. Der genannte fünfte Modus steht hierbei nur denjenigen zur Verfügung, welche auch das Wii Balance Board Ihr Eigen nennen. In diesem Modus betretet Ihr den Schlagzeug-Modus, dem realistischsten Punkt des gesamten Spiels. Hier steht Euch nun ein komplettes Schlagzeug zur Verfügung, welches nun mit Wiimote, Nunchuk & dem Balance Board zum Leben erweckt wird. Setzt Euch hierzu auf einen Stuhl, eine Couch oder einen anderen festen Untergrund um mit Euren Füßen die Schlagzeugpedale zu simulieren. Der Rest wird mit Wiimote & Nunchuk simuliert.
Aber bleiben wir bei den vier Punkten: Schnelleinsteiger toben sich am besten erst einmal unter dem Punkt Musizieren auf der „Spielwiese“ aus, denn hier stehen Euch von Anfang viele Instrumente zur Verfügung. Nachdem Ihr Euren Mii ausgewählt habt, könnt Ihr sofort los legen. Für das spielen aller Instrumente müsst Ihr lediglich simple vier Grundarten wissen. Bei allen Gitarreninstrumenten haltet Ihr den Nunchuk und die Wiimote wie bei einer Luftgitarre, wobei es hier neben dem einfachen „Zupfen“ an den Seiten über mehrere Tasten und die Haltung des Nunchuks zu kleinen Variationsunterschieden kommt. Die genaue, leider nicht immer ganz nachvollziehbare Belegung aller Instrumente lernt Ihr später im Unterricht. Für sämtliche Flöten, Hörner, Trompeten etc. benötigt Ihr lediglich die Wiimote, welche dann mit dem Sensor zu Eurem Gesicht gehalten wird und über die Tasten 1 +2, sowie durch Neigung die Töne entfesselt. Bei den Streichinstrumenten müsst Ihr die Wiimote als Bogen und den Nunchuk als Hals nachahmen. Zu guter Letzt gibt es dann noch „Perkussions“ via Wiimote & Nunchuk. Diese Spielart kommt bei den Glockenspielen, allen Klavieren, Xylophonen und Schlagzeugen zum Einsatz. Auch hier könnt Ihr Nuancen über die verschiedenen Knöpfe zum Ausdruck bringen.


Was man hier zu Beginn schon sehr schnell bemerken wird ist die Tatsche, dass die Ton- bzw. Klangqualität aller Instrumente sicherlich nicht dem entsprechen, was man sich erwartet hat. Nintendo hat hier auf einen Pool an Midi-Sounds zurückgegriffen, der ehrlich gesagt einem Jahr 2008 nicht mehr würdig sind und den Spielspaß hier zumindest bei älteren bzw. Erwachsenen deutlich senken. Persönlich fühlte ich mich gute 25 Jahre zurück versetzt in die Zeit, als ich mit meinem besten Kumpel auf Commodore AMIGA & ATARI ST in Verbindung mit einem Roland DX 50, einem Steinberg K1 sowie einem Roland MT 32 Drum Computer im Keller des elterlichen Haus in die Musikbranche einsteigen wollte. Nur klangen diese Geräte damals schon besser! Gerade für Erwachsene wird dieser Punkt im Laufe des Spiels dann noch mehr zur Tortur, denn hier gesellen sich später neben Hunde & Katzenlauten weitere abstrakte Töne a la Karatekämpfer etc. hinzu. Meinen Kindern hat dies im Gegensatz zu mir dann wesentlich weniger ausgemacht, wobei diese hier mit drei und fast fünf Jahren sicherlich auch nicht mehr bis zur Pubertät zufrieden gestellt werden können.

Wer den Solo Einstieg genug beschnuppert hat, kann sich nun mit der Band zusammen tun. Die „Tutoris“ spielen Ihre Instrumente dabei komplett automatisch und passen sich Eurem Spiel immer weiter an. Erhöht Ihr das Tempo, ziehen diese nach, spielt Ihr alles falsch, improvisieren diese so gut es geht um das Ganze noch irgendwie nach was klingen zu lassen. Zu guter letzt gibt es hier sogar noch ein Lob, wobei sich gerade an diesem Punkt die Geister scheiden. Denn das Ganze kann noch so grausam geklungen haben (was es gerade zu Anfang sicherlich auch wird), einen Rüffel bekommt man hier nie. Dies dämpft natürlich gerade bei jüngeren Spielern nicht die Motivation, auf der anderen Seite fördert es diese aber auch in keinster Weise, denn warum sollte man bei dieser Handhabung überhaupt besser werden wollen? Neben dem Band-Modus steht Euch hier nun auch noch der „Schnellstart“ zur Verfügung, wobei hier der Computer entscheidet, welches Lied und welches Instrument Ihr zugeordnet bekommt. Unter „Wunschlied“ dürft Ihr Euch dann selbst ein Lied auswählen. Leider ist hier gerade zu Beginn die Auswahl sehr gering – weitere Songs schaltet Ihr hier erst durch das Meistern anderer Modi frei.



Habt Ihr alleine oder zu mehreren eine Jamsession, in der Ihr auch die Auswahl zwischen verschiedenen Bühnen habt (auch hier ist weiteres freischalten angesagt), könnt Ihr den letzten Song als Clip speichern. Hierfür dürft Ihr dann sogar noch ein „Label kreieren“ und das Ganze auf Wunsch dann sogar über das Internet an Freunde verschicken. Es ist hier sogar möglich eine komplette Band selber zu spielen, wobei Ihr hier über den Punkt „Overdubbing“ nacheinander andere Instrumente Spiel und sich diese einzelnen Tonspuren dann zu einem Ganzen zusammenfassen lassen. Das Versenden geht hierbei aber nur, wenn der andere in Eurer Freundesliste ist und dieser ebenfalls über Wii Music verfügt. Leider gibt es hier keinen Schutz des „künstlerischen Eigentums“ und so kann jeder Empfänger die Datei erweitern bzw. ummodeln. So lange man dies als gewollte Aktion vor hat um mit mehreren Freunden einen Song zu kreieren ist es ja gut, aber was, wenn das Produkt an weitere Personen geht. Hier wären kleine Sperrvorrichtungen sicherlich nicht übel gewesen. Die Music-Clips könnt Ihr Euch natürlich selber zu jeder Zeit wieder ansehen (was dann einem kleinen TV-Auftritt gleicht) und diese nach mehreren Kriterien abrufen. Leider hat man sich genau an diesem Punkt dazu entschlossen Euch zum Abspeichern dieser Clips zu zwingen, weil sich nur hierdurch weitere Songs freischalten! Dies hätte sicherlich nicht sein müssen, denn der Speicherplatz des Wii ist hier ja nicht gerade sehr groß ausgelegt.
Wer immer noch nicht in den „Unterricht möchte, darf sich dann noch mit drei „Minispielen“ beschäftigen, welche leider zu kurz geraten sind, denn diese machen fast jeder Altersgruppe relativ viel Spaß. Neben dem Nachahmen eines „Dirigenten“ könnt Ihr Euch hier mit einem Glockenspiel beschäftigen, bei dem Ihr immer nur bei den jeweiligen Farben in Eurer Hand agieren dürft und zu guter Letzt Euer Gehör als „menschliche Stimmgabel“ testen. Gerade dieser Punkt hat uns alle (meine Frau war mittlerweile auch mit eingestiegen) am schnellsten gefesselt. Hier müsst Ihr Töne wieder erkennen, diese von niedrig bis hoch sortieren, falsche Rhythmen sortieren bzw. falsche Töne heraus hören und vieles mehr.
Drehen wir es herum und beschäftigen uns mit dem Unterricht zu Schluss dieses Reviews. In diesem Punkt begleitet Euch der oben erwähnte skurrile Lehrer, dessen typische Wii-Ausdrucksweise durch verschiedene Mieptöne im Grunde schnell nervt. Dazu findet der Kerl so ziemlich alles was er von sich gibt (und auch was Ihr auf die Beine stellt) amüsant. Auch hier zeigt sich klar die Wirkung auf die verschiedenen Altersgruppen, denn meine Kids fanden den Kerl recht amüsant, meine Frau und ich eher genau anders herum. An diesen Punkt schaltet Ihr weitere Instrumente frei, wobei Euch über die Distanz der Unterschied der verschiedenen Interpretationen und Improvisationsmöglichkeiten erklärt wird. Ihr könnt hier einen Song auf Wunsch nämlich in verschiedenen Musikrichtungen wieder geben lassen, vom klassischen Ursprung über poppig bis rockig etc. Eine nette Idee, welche aber leider ebenfalls sehr stark unter der sehr mageren Klangqualität der Midi-Sounds zu leiden hat.
Im Grunde muss man schon zugeben, dass gewisse Grundideen von Shigeru Miyamoto nicht schlecht sind. Es stimmt, dass gerade die Musik altersübergreifend wirken kann. Gerade jüngere Spieler (meiner Meinung nach von fünf bis ca. 10 Jahren) werden sich mit Wii Music auch sicherlich anfreunden können. Man bekommt im Grunde immer Lob, es gibt keine Bewertung (nein, die darf man jedem Song selber vergeben) und egal wie man spielt, alles drumherum versucht immer das Ganze noch irgendwie gut klingen zu lassen. Wir als Eltern hatten dann mit den Kleinen zwar auch einen gewissen gemeinsamen Spaß, nur wurde dieser hier arg durch die sehr minderwertige Klangqualität der Midi-Sounds, die Songsauswahl und der Pflicht Clips zu speichern, getrübt.
Da sich alle Erklärungen auch nur über Text vermitteln lassen ist das Beisein einer älteren Person, die bereits flüssig lesen kann, unabdingbar. Wii Music ist definitiv ein Titel für eine sehr enge und vor allem jüngere Zielgruppe bzw. Eltern, die ihrem Kind den Einstieg in die kreative musikalische Phase ihres Lebens vermitteln möchten. Dies am besten dann aber auch immer nur mit einem Kind alleine, da man sich mit dem Erklären schon viel Mühe geben muss und das Ganze bei zwei Kindern oder mehr zur gleichen Zeit schnell in Stress ausartet. Wie der virtuelle Lehrer selber sagt, im Unterricht kann man sich nur auf einen Schüler konzentrieren. Alle älteren Videospieler werden sich wohl innerhalb weniger Minuten geschockt abwenden und sich fragen, wie weit Nintendo den „eigenen Weg“ wohl noch gehen möchte. Einen Vergleich zu aktuellen Musiktiteln wie z.B. Rock Band darf man hier auf gar keinen Fall anstellen, denn diese fliegen weit entfernt auf einer anderen Ebene und möchten hier definitiv auch eine ganz andere Zielgruppe ansprechen.