Mario Kart Wii im Test

Im Grunde genommen kam und kommt man an Mario Kart nicht vorbei. Ob Mario Kart 64 über die Virtual Console, auf dem Nintendo DS oder selbst in seiner Urform auf klassischen Nintendo Konsolen - das unverwüstliche Spielprinzip begeistert uns Nintendofans seit den frühen 90er Jahren. Jetzt startet der langerwartete Nachfolger durch und konzentriert sich vornehmlich auf Optimierung. Das heißt im Endeffekt: Mehr Strecken, Fahrer, Extras und Spielmodi!

Bevor ihr auf die Piste gelassen werdet, gilt es eines von vier Profilen anzulegen und mit eurem Mii zu verknüpfen. Dadurch lassen sich später individuelle Statistiken abrufen. Danach landet ihr zum Boxenstop im Hauptmenü, dass euch neben den altbekannten Einzel- und Mehrspielermodi für bis zu vier Mitfahrer jetzt auch einen waschechten Wi-Fi Onlinemodus bietet. Gleich zwei Spieler können von einer Nintendo Wii Konsole aus drahtlos zum Duell rufen. Dazu nachher mehr.

Zunächst will man erstmal eine Online-Blamage mit den Kumpels aus dem neXGam Forum vermeiden und solo ein paar Runden drehen. Zumal es sich auch lohnt, denn hier könnt ihr ebenfalls für andere Spielmodi frische Inhalte freischalten. Dabei bietet sich Einzelspielern erst einmal ein gewohnter Anblick - der Grand Prix Mode mit seinen drei Klassen (50cc, 100cc & 150cc) ist schon aus alten SNES Tagen bekannt. Versus Rennen lässt euch ein einzelnes Match bestreiten, mit »Zeitfahren« übt ihr allein auf der Strecke und hinter »Wettkampf« versteckt sich der spaßige Battle Mode vergangener Tage.

Das erste richtige Novum erblicken Solisten nach getroffener Wahl. Am Charakterbildschirm könnt ihr nämlich nicht nur eure Lieblingsfigur aus dem umfangreichen Nintendo Universum als Fahrer auswählen, sondern neben den Karts auch kleine Motorbikes als fahrbare Untersätze selektieren. Allerdings ist dazu etwas Fleißarbeit gefordert, denn von Beginn an seid ihr auf nur einen Fahrzeugtyp eingeschworen. Hier entfaltet Mario Kart auf Nintendo Wii sein Potenzial - ein wahnsinnig großes Repertoire an freispielbaren Cups, Charakteren und Gefährten. Besonders bei den Figuren wartet die eine oder andere Überraschung auf treue Nintendofans und selbst der eigene Mii kann später im Gefährt Platz nehmen!

Dann geht es an die Glaubensfrage: Automatischer oder manueller Drift? Hierbei scheiden sich die Geister, nur eines ist klar: Für Anfänger ist die Automatik ein Segen und bis hin zu den 150cc Cups durchaus ausreichend. Danach lässt sich mit der manuellen Variante aber hier und da doch ein besseres Ergebnis rausholen. So dass es sich lohnt, frühzeitig das Training zu beginnen und sich an die Strecken zu gewöhnen. Apropos: Satte 32 Vertreter erwarten Nintendo Wii Besitzer, wobei exakt die Hälfte aus den SNES, N64, GCN und DS Ablegern stammen. Hierbei kann man sich natürlich immer streiten und besonders über ein Wiedersehen mit mehr 16-Bit Bekannten hätte ich mich persönlich gefreut.

Grundlegend änderte sich am Spielprinzip so weit nichts. Mit erhöhter Fahrerzahl (nämlich 12) startet ihr in die Jagd auf den ersten Platz und sammelt unterwegs Fragezeichen-Blöcke ein, um mit den gewonnenen Items Verfolger aufzuhalten oder vorauseilende Kollegen mittels rotem Schildkrötenpanzer kurzzeitig außer Gefecht zu setzen. Die Item-Auswahl ist maßgeblich von eurer Platzierung abhängig, so dass ihr in Führungsposition meist Bananen, hinten aber gern einen Blitz oder *ätz* blauen Panzer erhaltet. Letztere wurden von Nintendo trotz Fankritik erneut unabschaltbar ins Spiel integriert. Warum nur? Für mich zerstören die blauen Panzer das Gameplay. Egal wie perfekt ihr fahrt, hat der Gegner Glück und viele blaue Panzer im Gepäck, ist es um die Bestzeit geschehen. Frustrierend!

Erfreulich hingegen, das Nintendo bei einem anderen wichtigen Bereich aus den vollen schöpft: Der Steuerung! Statt Spieler auf Gedeih und Verderb dem beigelegten Lenkrad auszuliefern (das natürlich Murks ist) können auch Classic Controller oder GameCube Pad eingesetzt werden. Letzteres war nach kurzer Zeit mein Favorit, da sich damit Kurven am genauesten fahren ließen und der Flitzer allgemein besser unter Kontrolle lag. Das in der dicken Packung enthaltene Wheel ist zwar ein nettes Goodie, aber ansonsten sinnlos.

Auch fernab der klassischen Rundrennen dürft ihr euch beharken - wie erwähnt unter dem Namen »Wettkampf«. Wie gewohnt geht es darum, innerhalb einer abgesteckten Arena die drei Luftballoons der gegnerischen Fahrer mit Items zu zerstören, während ihr unbeschadet durchkommt. Auf dem Nintendo Wii ebenfalls ein Heidenspaß. Dazu kommt die Variante mit den Münzen, wo ihr mit Zeitlimit den leuchtenden Zahlungsmitteln nachjagt. Allerdings ist hierbei der Fun-Faktor geringer. Beide Modi sind online spielbar, leider nur nicht einzeln, sondern im Doppelpack, was nervt. Wieder mal muss ich fragen: Warum nur?

Generell ist vieles bei Mario Kart Wii nicht optimal gelöst: Die Freundschaftscodes bescheren erneut lästige Frickelei und die Anzahl der Kontakte auf der Freundesliste ist auch noch knapp begrenzt. Schon murren die ersten Forennutzer, sie könnten nicht alle ihre Bekannten unterbringen. Wenigstens beim Mario Kart Kanal hat man es geschickt gelöst und lässt nach Installation im Wii Hauptmenü z. B. neue Herausforderungen für den »Zeitfahren« Spielmodus herunterladen und die Freundschaftslisten verwalten.

Technisch enttäuschte mich Mario Kart auf den ersten Blick, da grafisch doch eine große Nähe zum GameCube Teil vorhanden ist. Etwas später im Spiel bemerkt man viele kleine Details am Streckenrand oder verbesserte Effekte auf alten Retrostrecken (zum Beispiel Licht und Spiegelungen). Natürlich befindet sich ein 50/60-Hz-Modus serienmäßig mit an Bord, ebenso wie die mittlerweile obligatorische 480p Kompatibilität. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass man hier noch Luft nach oben hat. Soundtechnisch setzt Nintendo erneut auf die unverwechselbaren Melodien & Sounds, die ihre Wirkung insbesondere bei Spieleveteranen wie uns nicht verfehlen.