
Obwohl die Story eines typischen Uwe Boll-Films im Vergleich mit der hier gebotenen Geschichte absolut oscarverdächtig wirkt, muss man ShellShock 2 zu Gute halten dass auch die meisten Genre-Kollegen wie z.B. Valves´s Left 4 Dead keinen besseren Vorwand liefern um Zombies abzuknallen. Trotz lächerlicher Dialoge und akuter Spannungsarmut versprühen die Zwischensequenzen B-Movie-Flair und können durch den eigentlich völlig unangebrachten Hurra-Patriotismus der eigenen Kameraden sogar für etwas Unterhaltung sorgen.

Leider ist das, neben der Tatsache dass das Grauen nach etwa 6 Stunden Spielzeit ein Ende hat, so ziemlich das Positivste, was es zu dem Titel zu sagen gibt. Länger dauert die Kampagne nämlich nicht und da auch kein Multiplayer-Modus enthalten ist, besteht kein Grund das Spiel nochmal ins Laufwerk zu legen. Woran das liegt?! In erster Linie an der schauderhaften Umsetzung sowohl in optischer als auch in spielerischer Hinsicht.
Abwechslung, Fehlanzeige… Wahlweise kämpft man sich durch einen grünbraunen Polygonmatsch der wohl einen Dschungel darstellen soll, oder rennt durch ebenso „liebevoll“ designte Straßen und Gebäude. Das Ganze natürlich strikt linear ohne jegliche Möglichkeit eine alternative Route zu finden oder seinem Erkundungstrieb nachzugehen. Im Übrigen scheint es in Vietnam außer den eigenen schlecht texturierten Kameraden und haufenweise Feinden auch keine Lebewesen zu geben. Hin und wieder sind zwar undefinierbare Schreie zu hören, aber Zivilisten bekommt man nicht zu Gesicht. Lediglich in den Dschungelabschnitten läuft uns das ein oder andere Schwein vor die Flinte und macht uns auf Fallgruben oder Minenfelder aufmerksam.

Die gesamte Präsentation erinnert stark an ein Xbox-Spiel der ersten Generation und zwar nicht unbedingt an eines der hübscheren Exemplare. Das einzige was der eintönigen Optik etwas Abwechslung verpasst, sind rote Farbtupfer in Form von Blutspritzern oder ganzen Fontänen, die auf den Bildschirm klatschen. Die übertrieben grausame Darstellung von Gewalt sowohl im eigentlichen Spiel, als auch in Zwischen- und Scriptsequenzen ist sicher nicht jedermanns Fall und gehört auf keinen Fall in die Hände von Minderjährigen.
Shellshock 2 will ins Horror-Shooter-Genre eingeordnet werden und hat deshalb auch den ein oder anderen Schockmoment parat… Wer jetzt allerdings an huschende Schatten, eine schaurige Atmosphäre oder Cutscenes à la Dead Space denkt, ist definitiv auf dem Holzweg. Außer zerstückelten Leichen, herumfliegenden Körperteilen und der ein oder anderen blutverschmierten Falle im Dschungel gibt es nicht viel zu sehen. Bei der der soundtechnischen Umsetzung gibt es dagegen wenig auszusetzen. Die Geräusche der Waffen und der Umgebung klingen authentisch, die Hintergrundmusik wirkt nicht zu aufdringlich und auch die deutschen Synchronsprecher leisten gute Arbeit. Lediglich das Geräusch der eigenen Schritte im Dschungel klingt etwas gewöhnungsbedürftig.

Das Waffenarsenal ist ausreichend, aber nicht sonderlich umfangreich ausgefallen. Neben Maschinengewehr, Schrotflinte, einigen Pistolen und einem Raketenwerfer im späteren Spielverlauf beschränkt sich die Ausrüstung auf bereits Bekanntes und hat mit Ausnahme von Messer und Machete für den Nahkampf keine Neuerungen zu bieten. An dieser Stelle sollten unbedingt die wohl langweiligsten Granat-Explosionen der Videospielgeschichte erwähnt werden. Jeder durchschnittliche Chinakracher macht mehr Lärm und vor allem Rauch. Das winzige Wölkchen das hier bei einer Detonation zu sehen ist, darf getrost als schlechter Witz bezeichnet werden und auch die Darstellung von Funken- oder Splitterflug wirkt eher mittelmäßig.
Neben einer intuitven Steuerung gehört ein funktionierendes Zielsystem wohl zu den wichtigsten Aspekten eines Ego-Shooters. Allerdings hält sich die Begeisterung hier bei beiden Punkten in Grenzen. Die Tastenbelegung orientiert sich zwar größtenteils an Genrestandarts, wirkt aber unausgereift und unser Soldat bewegt sich ziemlich behäbig durch die Spielabschnitte. Dank der ungenauen Kollisionsabfrage bleiben wir auch gern mal an Objekten hängen oder sehen Feinde im wahrsten Sinne des Wortes über dem Boden schweben. Zum Zielsystem bleibt zu sagen, dass die Wahrscheinlichkeit einen Treffer zu landen bei einem Schuss in die ungefähre Richtung des Feindes meist eher mit Erfolg gekrönt ist, als beim genauen heranzoomen.

Apropos Richtung… Es lässt sich nicht immer sofort feststellen, von welcher Seite man eigentlich angegriffen wird. Vor allem in den Dschungel- und Sumpfarealen sieht vom Baum bis zum Strauch mit dem darin versteckten Feind alles gleich aus. In Verbindung mit den sehr dunkel und unübersichtlich gestalteten Levels führt das abgesehen von erheblichen Orientierungsschwierigkeiten auch hin und wieder zum frühzeitigen Ableben. Denn obwohl die KI der gegnerischen Soldaten stark in Richtung Moorhuhn tendiert, schießen sie außerordentlich gut und rewspawnen auch gerne mal direkt vor- oder hinter uns. Von aus dem Nichts aufploppenden Feinden angeschossen zu werden ist unrealistisch und auch nicht wirklich spielspaßfördernd.
Das Problem haben wir allerdings nur im ersten Teil des Spiels, später werden die menschlichen Bösewichter größtenteils durch oben erwähnte Untoten ersetzt, die natürlich weder bewaffnet sind, noch besonders taktisch agieren. Die Meute rennt grunzend auf uns zu und wird von einem Kugelhagel niedergestreckt. Sollte uns doch mal ein Feind zu nahe kommen, wird er in einem sich ständig wiederholenden Quick-Time-Event in seine Einzelteile zerlegt. Der Schwierigkeitsgrad sollte für Spieler mit Shootererfahrung im Großen und Ganzen kein Problem darstellen. Gespeichert wird automatisch an vorgegebenen und größtenteils fair verteilten Checkpoints.

Der Vietnamkrieg gilt zu Recht als eines der dunkelsten Kapitel in den Geschichtsbüchern des 20. Jahrhunderts und Shellshock 2: Blood Trails lässt uns das Grauen im wahrsten Sinne des Wortes am eigenen Körper erfahren. Das liegt aber weder an der wirren Story, noch an der expliziten Gewaltdarstellung oder der schockierenden Atmosphäre, sondern einzig und allein daran, dass es sich bei dem Spiel um eine geschmacklose Unverschämtheit handelt. Spielspaß, Grafik, Steuerung, Story… Hier stimmt absolut nichts und selbst hartgesottene Gore- und Trash-Fans sollten einen großen Bogen um dieses Stück „Unterhaltungssoftware“ machen. Gott sei Dank gibt es im Ego-Shooter-Genre haufenweise Konkurrenzprodukte, die uns diese Gurke hoffentlich bald vergessen lassen.