Design-Legende Yu Suzuki hat einfach ein goldenes Händchen was Spiele anbelangt. So erinnern sich Spielhallengänger und SEGA Fans mit Freudentränen in den Augen an Titel wie Space Harrier, Hang-On, Power Drift, After Burner, Virtua Fighter oder Shenmue.
Als Out Run im September 1986 in die Arcaden kam, schlug das Ferrari-Rennspiel ein wie eine Bombe: Die flotte 3D-Grafik war ein echter Hingucker und überzeugte mit unzähligen Details am Streckenrand und schicken Animationen. Bei einem Crash gegen ein Hindernis wurden gar Fahrer und Beifahrerin aus dem knallroten Cabriolet herausgeschleudert. Legendär und heutzutage noch immer kultig sind die drei Musikstücke „Passing Breeze, Magical Sound Shower und Splash Wave“ des japanischen Komponisten Hiroshi Miyauchi. Letztere lagen der C64-Fassung damals sogar als Audio-Kasette bei. Das I-Tüpelchen war aber zweifelsohne das Hydraulikgehäuse, das sogenannte "Sit-Down"-Modell, welches erstmals Force-Feedback unterstützte.
Auf der PC Engine müssen selbstverständlich einige Abstriche gemacht werden, doch NEC Avenue, die unter anderem für die gelungene After Burner II-Umsetzung verantwortlich sind, haben wiederum eine sehr saubere Arbeit geleistet und nahezu alle Features übernommen. Das Ziel bleibt wie beim großen Vorbild aus der Spielhalle das Gleiche: Durchfahrt die fünf unterschiedlichen Streckenabschnitte (a, b, c, d, e) mitsamt ihren vier Checkpoints innerhalb des knapp gesetzten Zeitlimits. Vor Spielbeginn sucht ihr euch wie in der Arcade-Fassung eines der drei bekannten, ohwurmlastigen Musikstücke aus, und flugs geht’s zum Strand von Coconut Beach, wo eure charmante blonde Beifahrerin bereits im hochglanzpolierten Ferarri Testarossa Cabriolet auf euch wartet.
Die Steuerung ist schnell erlernt: Mit dem Digipad bedient ihr die Lenkung und schaltet zwischen den zwei Gängen Low & High um; die beiden Aktionsknöpfe dienen zum Bremsen und Beschleunigen. Neben dem herausfordernden Zeitlimit ist der größte Gegner in Out Run der rege Verkehr: Rammt ihr einen motorisierten Mitstreiter der Marke BMW, Chevrolet, Jeep oder Porsche, werdet ihr mit fiesen Drehern bestraft; Kollisionen mit Streckenobjekten wie Palmen oder Strandhäuschen führen zu eindrucksvollen Überschlägen – der Timecounter läuft dabei gnadenlos weiter.
Nicht weniger komplex sind die imposant in Szene gesetzten Tal- und Hügelfahrten. Überquert ihr während der Rennen einen der vier Checkpoints, darf zudem der nächste Abschnitt gewählt werden. Dabei teilt sich die Strecke für einen kurzen Augenblick. Auf diese Weise gelangt ihr zu Kursen wie Devil's Canyon, Cloudy Mountain, Wheat Field oder Desolation Hill, die sich nicht nur in der Optik, sondern auch in der Schwierigkeit immens voneinander unterscheiden.
Für die damalige Zeit hatte das Arcade-System mit zwei 68000er Prozessoren, die mit 12.5 Mhz getakten waren, ordentlich Power unter der Haube. Um da mithalten zu können, wird dem HuC6280 einiges abverlangt. Das Endresultat kann sich allerdings sehen lassen: Pfeilschnelle, flüssige Optik und Unmengen an schicken Details (Startaufstellung, qualmende Reifen, Überschläge, Dreher, sowie Tag-/und Nacht Wechsel) erfreuen den Fan. Im Gegensatz zur Spielautomatenfassung wurden notgedrungen (gemessen an der Hardware) dennoch ein paar Details eingespart: Passanten werden nun nicht mehr aus der roten Edelkarosse geschleudert. Soundtechnisch klingt das Spiel für Card-Verhältnisse richtig gut - die kultigen Musikstücke weisen einen hohen Wiedererkennungswert auf. Nur die Soundeffekte könnten etwas kräftiger sein.
NEC Avenue beschert uns mit Out Run einen weiteren gelungenen 8-Bit Arcade Port und zugleich einen der besten Racer auf der PC Engine, der anderen Heimkonvertierungen nicht nur überlegen ist, sondern auch in puncto Spielbarkeit und Technik zu überzeugen weiß. Fans des Original-Automaten kommen an der Umsetzung ohnehin nicht vorbei.