Guitar Hero World Tour im Test

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Unmittelbar nachdem im Frühjahr 2008 Rock Band auch endlich in Europa erschienen war, lag es auf der Hand, dass die Welt der Musikspiele sich ändern würde. Electronic Arts ließ euch als komplette Band auflaufen, während das erfolgreiche Konkurrenzprodukt aus dem Hause Activision sich bislang nur auf die Rolle des Gitarristen konzentriert hatte. Doch Activision ließ sich nicht lange bitten und bringt pünktlich zum Weihnachtsgeschäft ihr eigenes Bandgame auf den Markt – unter dem bekannten Guitar Hero-Label.


Womit wir den größten Unterschied zwischen den Guiar Hero-Vorgängern und World Tour natürlich auch direkt angesprochen haben. Anstatt nur noch mit der Gitarre um den Hals vor dem Fernseher abzurocken, können nun bis zu vier Spieler gleichzeitig rockige Töne aus dem Zubehör quetschen. Wie bei Rock Band verteilen sich die Rollen auf die Lead Gitarre, die Bass Gitarre, das Schlagzeug und das Mikrofon für den Sänger. Wer nicht in einer großen WG wohnt kann natürlich auch im Singleplayer jederzeit nur eines der Instrumente spielen oder einfach Xbox Live erkunden und als Solokünstler gegen andere Spieler weltweit antreten – oder euch mit Freunden online zur ultimativen Superband zusammenschließen. Das großartige Gefühl, welches man mit einem Freund bei vorigen Guitar Hero-Titeln als Gitarre / Bass-Duo bereits hatte, wird also einen großen Schritt weitergetragen. Wenn vier Erwachsene Männer im Wohnzimmer vor dem Fernseher so richtig die Sau raus lassen, es bestialisch nach Schweiss stinkt und einer von euch mit seiner tiefen Stimme eine ganz fürchterliche Interpretation von Bon Jovi's Livin' on a Prayer abliefert, habt ihr den Sinn des Spiels verstanden. Viel besser kann es nicht mehr werden...

Guitar Hero World Tour ist in verschiedenen Bundles erhältlich. Das Band Bundle kommt mit einer kabellosen Gitarre (selbstverständlich ein neues Modell für World Tour), einem kabellosen Drum Set sowie einem Logitech USB-Mikrofon. Das Spiel ansich ist auch einzeln erhältlich, so dass all diejenigen unter euch, die schon die ein oder andere Plastikgitarre oder ein anderes Drumset im Wohnzimmer stehen haben, nicht noch mehr Platz für die Musikspielsammlung opfern müssen. Auch wenn ihr in diesem Falle die neuen Features der World Tour-Gitarre nicht erleben werdet, würden wir euch fast schon zu früheren Zubehörmodellen bzw. Konkurrenzprodukten aus dem Hause E.A. raten, denn die Instrumente aus Guitar Hero World Tour haben unsere Erwartungen definitiv nicht gefüllt. Während das Drumkit unter zu sensiblen oder überhaupt nicht reagierenden Cymbals und einem inkonsequenten Bass Pedal leidet, versagten Fret Buttons und Strum Bar der Gitarre bei uns nach gerade mal zwei Wochen Spielzeit. Da das Bandset mit 199 Euro ein nicht zu ignorierendes Loch in den Geldbeutel schneidet, ist dies schon ziemlich ärgerlich – vor allem da man eigentlich aus den Fehlern der Konkurrenz hätte lernen sollen, schließlich waren die Erstauslieferungsmengen des Rock Band Drumkits z.B. auch alles andere als fehlerfrei.



Das größte neue “spielerische Feature” von Guitar Hero World Tour ist das Musikstudio. Hier können Hobbymusiker ihre eigenen Lieder einspielen, sie anschließend bearbeiten und bei Gefallen auch mit der Online Community teilen. Im gleichen Zuge können natürlich auch Kreationen anderer Spieler via Xbox Live heruntergeladen werden. Insofern ihr die Zeit und Geduld habt, die sehr umfangreichen Tutorials zu diesem neuen Modus durch zu arbeiten, erwarten euch erstaunlich gute Resultate. Bevor es soweit ist muss aber wirklich extrem viel Zeit investiert werden, vor allem wenn ihr vorher nie ein echtes Instrument gespielt habt. Die größte Enttäuschung in diesem Zusammenhang ist sicherlich, dass es im Musikstudio nicht möglich ist, Vocals einzusingen oder Texte hinzuzufügen, so dass ein gewisserer bitterer Nachgeschmack bleibt – denn im Endeffekt klingen zuviele Songs wie die Millionen von durchschnittlichen MIDI Datein im Netz...

Selbstverständlich verfügt auch Guitar Hero World Tour über einen Karrieremodus, doch dieser gestaltet sich anders als bislang bekannt, denn nun werden festgelegte Setlists gespielt. Ihr habt zwar eine kleine Auswahl im Sinne von “Welches Set spiele ich als nächstes?”, doch eine eigene Zusammenstellung ist in der Karriere nicht möglich. Das heisst auch, dass dieser Modus für die schnelle Rockeinlage zwischendurch nicht im geringsten geeignet ist, denn mit den Sets seit ihr immer eine Weile beschäftigt, bevor ihr das Instrument wieder alleine lassen könnt.



Wie gehabt ist es euch möglich, einen eigenen Rocker zu erstellen, eigene Instrumente zu basteln und auch bekannte Künstler wie Jimi Hendrix, Sting oder Ozzy Osbourne sind im Spiel mit dabei. Über 80 Songs (alles Master Tracks) haben es auf die Guitar Hero World Tour-Disc geschafft, die sämtliche Genres abdecken und einen guten Mix darstellen. Bekannte Künstler und Bands wie The Eagles, Metallica, Michael Jackson, Van Halen, Lenny Kravitz, Sting, Oasis, No Doubt, Nirvana, Coldplay, The Doors, Korn, Foo Fighters u.v.m. sind im Spiel vertreten, so dass wirklich für jeden Geschmack ein paar Songs dabei sein sollten. Nachdem vorige Guiar Hero- und Rock Band-Episoden die ganze Microtransaction-Geschichte erst richtig ans Laufen gebracht und bei den Machern für Einnahmen in ungeahnter Höhe sorgten, umfasst natürlich auch World Tour einen Shop, in dem ihr euch neue Songs kaufen und herunterladen könnt. Jede Woche erscheinen neue Tracks, die die World Tour Track List weiter wachsen lassen. Sehr schade ist an dieser Stelle, dass abgesehen vom neuen Metallica Album keine DLC Tracks von Guitar Hero 3 kompatibel zu World Tour sind... hier hat Electronic Arts mit Rock Band 2 deutlich bessere Arbeit geleistet!

Im Großen und Ganzen spielt sich Guitar Hero World Tour genau so wie man es erwarten würde. Ein paar kleine Abweichungen gibt es natürlich, manche davon gut, andere eher schlecht. Die visuelle Darstellung der virtuellen Musiker wurde verbessert, vor allem was ihre Lippensynchronität zu den entsprechenden Liedertexten betrifft. Die Möglichkeit, die Animationen eures Alter Ego-Rockers zu bearbeiten, die er vor und nach einem Track auf der Bühne hinlegt ist ebenfalls ziemlich cool. Beim Gesangspart wird euch stets eine Spur angezeigt, die euch sehen lässt, wie sich eure Stimmlage im Verlauf des Songs verändert hat – ein sehr hilfreiches Feature, besonders bei Songs die man als Sänger nicht kennt. Für Bassisten gibt es eine neue Herausforderung, die “offene Note”, bei denen ihr einfach nur die Strum Bar anschlagen müsst ohne dabei einen der Fret Buttons zu drücken. Klingt komisch für den Laien, echte Bassisten werden euch aber versichern, dass die Rolle dadurch definitiv realistischer übetragen wird. Last but not least zeigt das Spiel nun einen kurzen Countdown an, wenn ihr aus dem Pausemenü zurück ins Spiel wollt. Dadurch ist ein Songteil nicht mehr automatisch “verloren”, wenn ihr mal das Spiel unterbrechen müsst, was durch die Setlists im Karrieremodus nur eine Frage der Zeit ist.



Während all diese Elemente durchaus positiv sind, gibt es auch weniger brauchbare Neuerungen. Als Drummer aktiviert ihr die Starpower, indem ihr beide Cymbals gleichzeitig schlagt. Theoretisch ist dies nicht sonderlich komplex, doch in der Praxis sieht das anders aus, insofern ihr dabei nicht komplett den Rhytmus verlieren wollt. Hier muss wirklich hart geübt werden, bei Rock Band ist das deutlich besser gelöst. An den Gitarren wurde eine neue Berührungssensitive Fläche unterhalb der normalen Fret Buttons angebracht, über die ihr mit euren Fingern “sliden” könnt. Dafür werden neue Noten im Spiel angezeigt, die mit einer violetten Linie verbunden sind. Coole Idee, doch leider resultiert das Benutzen dieser Fläche meist in nicht getroffenen Noten, denn entweder reagiert die Software nicht korrekt oder ihr habt Schwierigkeiten damit, schnell von den Fret Buttons runter und wieder rauf zu kommen, wodurch Punkte verloren und Combos unterbrochen werden.


Gregory meint:

Gregory

Guitar Hero World Tour ist ohne jeden Zweifel ein großer Schritt vorwärts für die Reihe. Es macht unheimlichen Spaß, mit Freunden vor dem Bildschirm oder zusammen über Xbox Live abzurocken und dank dem guten Mix in der umfangreichen Tracklist ist Langeweile quasi ein Ding der Unmöglichkeit. Das Musikstudio ist eine sehr interessante Idee, für Laien aber viel zu komplex und umfangreich. Auch wenn Guitar Hero World Tour ein tolles Spiel ist bietet es nichts Weltbewegendes, was Rock Band und Rock Band 2 nicht schon mit sich gebracht haben. Kleinere Gameplayschnitzer und die mangelhafte Verarbeitung der Instrumente hinterlassen einen gewissen bitteren Nachgeschmack.

Positiv

  • Gute Tracklist, über 80 Songs
  • Komplette Band statt nur Gitarre
  • Erstellen, Veröffentlichen und Herunterladen von eigener Musik möglich

Negativ

  • Songs in der Karriere nur in Sets
  • Nichts wirklich Neues was wir nicht schon bei der Konkurrenz gesehen haben
  • Music Studio extrem komplex und für Einsteiger quasi undurchschaubar
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  • von Mystery:

    So, buddel ich mal einen beliebigen Guitar Hero Thread aus für mein Problemchen. Ich habe Guitar Hero immer auf meiner guten alten Röhre gezockt, mir jetzt aber zu Weihnachten einen neuen TV gegönnt, nach all den Jahren *g* Die Situation ist jetzt die, dass ich plötzlich ziemliche Probleme habe...

  • von Mio Akiyama:

    Original von Patmaster Also Fräulein Knopfauge, die Drums wurden im Hinblick auf Haltbarkeit, Ansprechverhalten und Rebound nochmal verbessert gegenüber dem WT-Kit. Dies hatte unglauliche Probleme mit der Haltbarkeit der Cymbals und dem Ansprechverhalten der Pads. Ist auf jeden...

  • von muschiklopfer:

    Original von Tronpheus Ich hab das WT Set von "Muschiklopfer" mal geöffnet und repariert. Die Kabel die da verwendet werden sind ein Witz. Ultra dünn und schlecht angelötet. Wundert mich nicht im geringsten, wenn die nicht richtig gehen. Wenn man die wieder richtig...

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Guitar Hero World Tour Daten
Genre Musikspiel
Spieleranzahl 1 - 4
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 50 / 60 Hz
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 20.11.2008
Vermarkter Activision
Wertung 8.4
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