Guitar Hero III im Test

PlayStation3
Nein liebe Entwickler, man kann nicht nur mit lieblosen Fußball-Adaptionen und politisch unkorrekten Ego-Shootern Kasse machen. Wer es wagt Musikspiele in teutonischen Gefilden zu veröffentlichen, begibt sich in unsicheres Fahrwasser. Während SingStar zur Gelddruckerei avancierte erreichten BeMani und Samba de Amigo lediglich einen mauen Moll-Akkord und floppten. Activision versuchte sein Glück mit einer imposanten Plastik-Gitarre und begründete ein absolutes Kult-Game, das mit Guitar Hero III in der dritten Inkarnation erstmals die PS3 mit fetten Riffs beglückt.

Unkundigen Luftgitarristen sei das Gameplay erklärt: Eure Les Paul-Gitarre - für die PS3 in einer kabellosen Variante - verfügt über fünf farbige Buttons am Hals, sowie einen Kippschalter am Korpus, der die Saiten symbolisiert. Das Bildschirmgeschehen folgt nun dem gewohnten BeMani / Dance Dance Revolution-Schema: Unterschiedliche Felder, die den Farben der Buttons entsprechen, laufen durchs Bild und müssen taktgerecht im unteren Bildschirmbereich angeschlagen werden. Hierfür haltet ihr die entsprechende Taste gedrückt und "zupft" den Kippschalter - Richtig getimed erfüllt ein satter Riff euren Raum. nach diesem Prinzip zaubert ihr komplexe Akkorde, oftmals muss ein Button auch für mehrere Sekunden gedrückt werden. In diesem Sequenzen kommt auch der stilechte Tremolo zum Einsatz, mit dem ihr den Sound verzerren dürft. Je nach Können und Treffsicherheit hagelt es Punkte auf euer Konto, wer ganze Notenserien souverän rockt, schaltet nach und nach einen Multiplikator hinzu.


Gelingt es euch bestimmte blau ummantelte Noten in einer Reihe anzuschlagen, lädt sich eine Extra-Leiste auf. Ist diese einmal gefüllt, darf der geneigte Wohnzimmer-Rocker einen auf dicke Hose machen und den Gitarrenhals senkrecht nach oben reißen. Das macht nicht nur optisch einiges her, sondern verdoppelt nebenbei auch den derzeitigen Multiplikator. Wer mehrere Töne verfehlt erntet hingegen ein wenig schmeichelhaftes Game Over und sollte sich künftig lieber an einer Ukulele versuchen. Für Abwechslung sorgen die Wahl zwischen Lead- und Bassgitarre, sowie unterschiedliche Schwierigkeitsgrade. Während unter Leicht lediglich drei Buttons Beachtung finden, müssen auf Mittel bereits vier Tasten zu wuchtigen Akkorden kombiniert werden usw. Höhere Schwierigkeitsgrade werden nur von absoluten Guitar Hero-Cracks erschlossen, ebenso wie Dance Dance Revolution ist die Gitarren-Sim eine Wissenschaft für sich und bietet - gemäß "easy to learn, hard to master" - eine exorbitant hohe Langzeitmotivation.


Essenz eines Musikspiels ist naturgemäß die Playlist. Diese dürfte vor allem Altrockern den Staub aus dem Mittelohr blasen, Alice Cooper, The Who, Aerosmith, Guns n' Roses, Santana und die Stones lassen die gute alte Zeit aufleben. Schwermetaller bringen ihren Verstärker hingegen mit Metallica, Slipknot, Slayer und Disturbed an seine Grenzen. Nu-Metal und Punk werden mit RATM und den Killers bedient, selbst teutonisches Liedgut von Revolverheld & Co. finden sich auf der Blu-ray, die insgesamt über 70 Rockhymnen beherbergt.


Diese lassen sich in einer Fülle an Spiel-Modi rauf und runter klimpern. Anfangs bietet sich ein Abstecher ins Trainings-Lager an. Neben anschaulichen Tutorials, die in die Spielmechanik einführen, lässt sich dort jeder Song frei nach Gusto sezieren und auch in einem langsameren Tempo verinnerlichen. Hungry for some stage diving? Dann ab in den Karriere-Modus. Hier wählt ihr ein virtuelles Alter-Ego, von Death-Metall-Satanisten über Punkrock-Göre bis hin zum Jimmi Hendrix-Verschnitt wird jedes Klischee bedient. Anschließend spielt sich eure Garagenband durch verschiedene Clubs, um im nächsten Schuppen auftreten zu dürfen müssen drei von vier Songs abgeschlossen werden. Für jedes absolvierte Konzert gibt es je nach Performance Bares auf die Kralle, dass ihr in Bonus-Songs, neue Charaktere und (virtuelle) Gitarren investiert. Auch lizenzierte Original-Rocklegenden wie Tom Mortello und Slash lassen sich so freizocken.

Vereinzelt werden ihr auch von einem opponierenden Frontmann herausgefordert. In diesen "Boss Battles" lassen sich durch fehlerfreies Spielen bestimmter Strophen verschiedene "Attacken" sammeln, die per Gitarrenschwenk auf den Widersacher losgelassen werden. So vibrieren seine Buttons kurzzeitig und sind schwerer zu erkennen, oder die Anzahl zu treffender Tasten wird kurzerhand verdoppelt. Im Gegenzug darf der Duett-Partner natürlich ebenfalls fleißig sabotieren. Loost der Gegner dank eures Sperrfeuers vor Ende des Songs ab, gesellt er sich künftig zu den spielbaren Charakteren. Besagte Battles sorgen auch für zünftige Multiplayer-Action, in Partes Tres erstmals auf Wunsch online. Hier lassen sich zudem zusätzliche Songs kurzerhand downloaden. Friedfertigere Naturen beschränken sich auf diverse Coop-Modi, die spaßige Coop-Karriere ist leider Offline-Gitarristen vorbehalten.


Im Vergleich zum Vorgänger gab es dezente spielerische Änderungen, so wurde das Zeitfenster, in dem der Ton/Akkord getroffen werden muss, etwas großzügiger gestaltet. Bevor Guitar Hero-Altrocker jetzt auf die Barrikaden gehen,,, im Gegenzug wurde der Schwierigkeitsgrad späterer Songs nochmals merklich erhöht. Wer die meistert wandelt auch trockenen Fusses über Ozeane und verwandelt Wasser in Wein. Respekt dafür. Grafisch hat sich - von HD einmal abgesehen - wenig getan. Psychedelische Comic-Frontmänner geben vor gleichförmigem Publikum ihre Motion Capturing-Artistik zum besten. Die Texturen wirken leicht verschwommen, die Rock-Groupies abseits der Bühne leiden unter teils erbärmlicher Treppchenbildung. Ebenso kurze wie sinnlose Zeichentricksequenzen werden im Karrieremodus zwischen zwei Festivals eingespeist. Wie bei allen Musikspielchen ist die Optik aber eher sekundärer Natur.

Kai meint:

Kai

Grafisch stagniert, bei Reaktionszeit, Hammer-Ons und Pull-Offs dezent angepasst, mehr Songs, deren Summe einen wahren Killersound verspricht, geniale Online-Modi,,, Im Großen und Ganzen haben die Entwickler ihre Hausaufgaben gemacht. Guitar Hero-Veteranen greifen ebenso zu wie Neulinge, sonst könntet ihr eines der besten Musikspiele der letzten Jahre verpassen.

Positiv

  • Online-Gaming
  • Famoser Soundtrack
  • Les Paul!

Negativ

  • Grafisch altbacken
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Guitar Hero III Daten
Genre Musikspiel
Spieleranzahl 1 - 2
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 30. November 2007
Vermarkter Activision
Wertung 9
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