Octopath Traveller II im Test

Das allererste Octopath Traveller war 2018 eine Offenbarung. Ein geniales RPG, das noch dazu eine neue, großartige Grafik debütierte, nämlich die 2D-HD-Optik. Es kam 2020 ein Prequel für die Mobile-Geräte herab, welches 2022 dann auch weltweit erschien. Und jetzt eben kommt die heißersehnte Fortsetzung.

Was Octopath Traveller ausmacht, ist die Tatsache, dass du die Schicksale von acht Figuren lenkst, deren Pfade sich wiederholt kreuzen, um am Ende gemeinsam ein großes Böse zu bekämpfen. Dasselbe geschieht auch in Teil II: Erneut hast du acht Charaktere zur Auswahl, die sich dabei von ihrem Leben und ihren Fähigkeiten komplett voneinander unterscheiden.

Die Geschichten finden auf der Welt Solistia statt, in einem Setting, dass zeittechnisch ungefähr der Erde gegen Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts gleicht. Die spielbaren Figuren sind Agnea Bristarni, die eine Tänzerin werden möchte, Partitio Yellowil einem Händler, Hikari Ku, ein Krieger, Osvald V. Vanstein, ein Gelehrter, Throné Anguis, eine Diebin und Attentäterin, Temenos Mistral, ein Geistlicher, Castti Florenz, eine Apothekerin und Ochette, eine Jägerin. Jeder dieser Charaktere hat seine eigene Story und Motivation. Throné sehnt sich nach Freiheit, die sie bei ihrer „Familie“, einer Diebesbande, nicht hat. Derweil Temenos ein Inquisitor ist, der einer Verschwörung innerhalb seiner Kirche nachspürt.

Allen Figuren gemein ist, dass sie von ihrer Persönlichkeit deutlich unterscheidbar sind und sich einem sofort ins Herz spielen. Throné ist beispielsweise eine melancholische, schon fast depressive Frau, die nur an wenigen Sachen Freude hat und viele Freunde und Geliebte verloren hat. Temenos ist ein freundlicher, jovialer Mann, manchmal etwas exzentrisch, etwa wenn er tief in seinen Gedanken verloren ist. Doch wenn es seiner Mission dienlich ist, zögert er nicht, andere Leute zu verhören.

Das ist auch ein Merkmal des Spiels. Jede dieser Figuren hat spezielle Fähigkeiten, die sie einsetzen können. Temenos kann, wie gesagt, andere Leute vernehmen, derweil Thronè tagsüber Leute berauben kann und in der Nacht sie ausschalten kann. Ochette kann hingegen Tiere zähmen und ebenfalls aus ihnen Nahrung zubereiten. Auch dies sorgt dafür, dass sich die Figuren, wie bereits gesagt, unterschiedlich spielen.

Ein paar Worte zur Spielweise: Du wählst zu Beginn einen Charakter, den du dann überwiegend steuerst. Zwischendurch triffst du wiederholt auf andere spielbare Figuren und kann, wenn du möchtest, deren Erlebnisse nachspielen. Das muss nicht sofort passieren, du kannst dies auch später an bestimmten Stellen nachholen. In jedem Fall wirst du so von der Story gefangen genommen, weil einfach die verschiedenen Abenteuer so grandios erzählt werden.

All dies kennst du bereits aus dem allerersten Octopath Traveller. Ein neues Spielelement ist hingegen der Wechsel der Tageszeiten. Auf Knopfdruck kannst du zwischen Tag und Nacht wechseln, was auch auf das Gameplay Konsequenzen hat. So kann beispielsweise Hikari ein Duell tagsüber ausführen und dadurch etwas lernen. Oder in der Nacht andere Leute bestechen, damit sie den Gegner für ihn töten können.

Doch nicht nur die Vielfalt ist Trumpf. Auch die Spielewelt, in der du dich bewegst, gefällt. Ausgehend vom jeweiligen Ausgangspunkt kannst du dich frei durch die Welt bewegen, in jede Richtung, in die du möchtest. Auf der Weltkarte siehst du, welche Gebiete du ansteuern kannst und welches Level du haben solltest, falls du sie ansteuern willst. Doch das ist die einzige Voraussetzung, die dir das Spiel setzt.

Allerdings ist der Schwierigkeitsgrad des Games mitunter stark schwankend. Es kann sein, dass die meisten Auseinandersetzungen problemlos zu erledigen sind. Doch dann stößst du auf Gegner, die einen enorm herausfordern. Deren persönlicher Level deutlich über dem liegt, was eigentlich sein sollte. Und die sich nur dann besiegen lassen, wenn du grindest. Und dass musst du in diesem Spiel des öfteren machen. Grind ist etwas, was schon immer eine nervige Sache war. So auch hier. Du willst im Grunde endlich weiterspielen, musst allerdings noch ein wenig weiter Leveln, um nicht völlig unterzugehen.

Dabei ist das Kampfsystem von Octopath Traveller II ein weiterer Trumpf, mit dem es punkten kann. Jeder Gegner hat einen Schild, den du mit gezielten Angriffen zerstören musst. Hierbei kommt es auch darauf an, die Schwächen des jeweiligen Feindes auszunutzen, die bei Aufdeckung dauerhaft angezeigt werden. Ist die Schildstärke des Gegners komplett gesenkt, ist er gestunned und du kannst mit einem Boost verstärkt angreifen und Schaden zufügen, ehe er sich wieder berappelt und das Spiel von vorne losgeht. Neu ist hier die latente Kraft, eine Fähigkeit, die sich mit jeder Runde und jedem Schaden auflädt. Auch sie ist von Charakter zu Charakter unterschiedlich. Bei Throné beispielsweise sorgt sie dafür, dass sie zwei Aktionen pro Runde ausführen kann.

Optisch ist Octopath Traveller II erneut ein Hochgenuss. Gefühlt wurde hier nochmal eine Schippe draufgelegt, was die Detailliertheit der Optik angeht. Wiederholt wirst du dich dabei ertappen, dass du innehälst, um zu sehen, was da gezeigt wird. Die Licht- und Schatteneffekte, die Tiefeneffekte, alles nur unglaublich schön und umwerfend.

Auch die Musik ist super. Die jeweiligen Musikstücke sind großartig geworden. Und man muss ebenso die Synchronisation betonen. Jedes Gespräch ist vertont, was für eine exzellente Stimmung sorgt.