Kinect Sports: Season 2 im Test

Xbox 360

Während andere Menschen teure Kalender kaufen müssen, können Zocker einfach einen Blick auf die neuesten Games-Veröffentlichungen werfen, um die Zeit zu bestimmen. Ein neues FIFA ist draußen? Es muss Ende September sein! Dank Rare gibt es jetzt einen weiteren Indikator. Fast exakt ein Jahr nach Kinect Sports ist der Nachfolger erhältlich. Sechs neue Sportarten laden zur körperlichen Verausgabung und zu langen Multiplayer-Abenden ein. Kann Season 2 den noch jungen Vorgänger toppen?

Football_Screen_QB_32607.jpgEs gibt viele Anwärter für den peinlichsten Moment der E3 2011. Ice-T, der sowas wie “Horgemorge“ statt “Horde Mode“ sagte, die superschlechten Witze des Ubisoft-Comedians, die Ankündigung von at&t als offiziellem PSP Vita-Partner... Die Liste ist lang. Meine Stimme geht allerdings an die Präsentation des Football-Mini-Games aus Kinect Sports: Season 2. Als diese beiden unsympathischen Laienschaupieler so getan haben, als würden sie hochkomplexe Spielzüge vorbereiten und sich anschließend selbst feierten, war das einfach nur schlimm. Natürlich handelt es sich bei den neuen Sportarten nicht um realitätsnahe Umsetzungen mit perfekter Bewegungserkennung. Genau wie im ersten Teil wurde jede Disziplin auf ihre Essenz herunter gekocht und mit einer einfachen aber durchdachten Steuerung versehen. Das könnten Microsoft und Rare ruhig zugeben, statt falsche Tatsachen vorzuspiegeln. Die Kinect Sports Titel sind Partyspiele und keine Simulationen. So, genug aufgeregt, kommen wir zum eigentlichen Testbericht.

Hybrid_Swing_6_sz4.jpgDie zweite Saison der Bewegungssensorsaga (wow, was für ein Wort) ist in vielerlei Hinsicht nahezu identisch mit der Episode aus dem Jahr 2010. Wieder sind insgesamt sechs Sportarten mit an Bord. Wirklich viel ist das nicht, aber dank mehrerer Schwierigkeitsgrade dauert es trotzdem eine Weile, bis alle Gegner bezwungen sind. Außerdem ist pro Disziplin jeweils eine spezielle Herausforderung enthalten und durch einen ersten kostenlosen  Download lässt sich die Auswahl an Modi noch vergrößern. Duelle über Xbox Live dürfen natürlich wieder ausgetragen werden. Das ist allerdings nur bedingt unterhaltsam, da Spiele dieser Art davon leben, dass alle Zocker körperlich anwesend sind. Wer ein paar Freunde und ausreichend Platz hat, wird feststellen, dass mit Kinect Sports: Season 2 eine tolle Party-Stimmung aufkommt. Ob man nun gegeneinander antritt oder sich verbündet, um computergesteuerte Kontrahenten zu besiegen, Spaß ist garantiert.

Grafisch ist alles beim Alten geblieben. Ordentlich animierte Xbox-Avatare toben sich vor schön bunten Kulissen aus und bei jeder besonders gelungenen Aktion erklingen kurze Samples bekannter Popsongs der letzten Jahre. Das alles passt zum Gameplay und sorgt für die richtige Atmosphäre. Die Sprachbefehle, eine neue Menü-Musik und die erweiterten Kommentare des guten Sprechers sind die einzigen Anzeichen dafür, dass man es hier nicht mit einem Download für den ersten Teil der Reihe zu tun hat.

Nachdem wir in Deutschland lange warten mussten, erkennen jetzt immer mehr Kinect-Spiele die menschliche Stimme. Im Jahr 2010 wäre das noch ein beeindruckendes Feature gewesen. Inzwischen können wir allerdings unseren Smartphones konkrete Fragen stellen und bekommen umgehend eine Antwort. Kinect Sports: Season 2 bietet im Vergleich Science-Fiction von gestern. Wenigstens funktioniert alles ordentlich. Die meisten geäußerten Wünsche werden sofort erfüllt und das lästige Auswählen der Sportarten und Optionen mit der Hand gehört der Vergangenheit an. Das beeindruckt Gäste mit geringem Vorwissen, kann aber den Technik-Nerd von Welt nicht vom Hocker reißen.

Woran ist erkennbar, welches Spiel besser ist, wenn es weder bei der Technik noch in Sachen Umfang nennenswerte Unterschiede zwischen Teil 1 und Teil 2 gibt? Natürlich sind es die Sportarten, die letztendlich über den Spielspaß entscheiden. Darum folgt jetzt auch eine kurze Einzelkritik samt Schulnote für jede einzelne Form der Körperertüchtigung:

Tennis

Kinect_Sports_Season_2_1Schon wieder? Wirklich? Seit Wii Sports uns vor einigen Jahren erstmals dazu aufgefordert hat, den ganzen Arm zu benutzen statt nur auf Knöpfe zu drücken, haben wir in einem Dutzend ähnlicher Games das gelbe Filz mit dieser neuen Methode durch die virtuelle Gegend geprügelt. Kinect Sports: Season 2 bietet die altbewährte Spielmechanik ist aber nicht dazu in der Lage, subtile Drehungen des Handgelenks in Topspin oder Backspin umzusetzen. Hier ist das Fehlen eines Controllers tatsächlich ein Nachteil. Auch die eingeschränkte Bewegungsfreiheit nervt inzwischen ziemlich. Die Akteure werden zwar nicht mehr vollautomatisch über den Platz gescheucht, wie es bei Wii Sports der Fall ist, aber mehr als ein Schritt in jede Richtung ist auch mit Kinect nicht drin. Den meisten Spaß mit Tennis werden absolute Konsolen-Neulinge haben, weil sie nicht wissen, dass es bereits exaktere Umsetzungen des Sports für andere Konsolen gibt.
Fazit: ausreichend

Darts

Darts_TGA_1182.jpgWahrscheinlich mache ich mir jetzt Feinde, aber Darts ist keine Sportart! Es ist eine Aktivität der man nachgeht, um zu testen, wie stark der Bierkonsum in einer Kneipe bereits die motorischen Fähigkeiten eingeschränkt hat. Wenn ich schon mal dabei bin, kann ich noch schnell alle Koreaner und alle Hirnakrobaten verärgern. Starcraft zocken und Schach sind auch keine Sportarten! Als Videospiel erweist sich Darts als ruhige aber dennoch extrem spaßige Angelegenheit. Natürlich ist Kinect nicht dazu in der Lage, millimetergenaue Handbewegungen zu erfassen. Dieses Problem haben die Programmierer aber elegant umgangen. Durch das Zurückziehen der Hand wird das Ziel fixiert und beim anschließenden Wurf ist besonders die Geschwindigkeit der Bewegung entscheidend. Es ist die Spannung, die das actionarme Spielchen zu einem emotionalen Erlebnis macht. Wenn am Ende einer Partie nur noch ein perfekter Wurf nötig ist, um den Sieg zu erringen, werden die Nerven auf eine Zerreißprobe gestellt. Darts ist sowohl die ungewöhnlichste als auch die beste Disziplin innerhalb der kleinen Sammlung.
Fazit: gut

American Football

Football_Screen_Stiffarm_32622.jpgFür die meisten Einwohner Europas ist diese Freizeitbeschäftigung immer noch ein großes Mysterium. Das lässt sich auch mit Hilfe von Kinect Sports: Season 2 nicht ändern. Bei dem Versuch jede Disziplin einsteigerfreundlich und leicht steuerbar zu machen, sind die Entwickler hier zu weit gegangen. Werfen, Laufen und Ausweichen sind die Hauptelemente dieses Mini-Games. Sobald diese einfachen Bewegungen verinnerlicht sind, gibt es nichts mehr zu entdecken. Das ist extrem schade, denn American Football hat so viel mehr zu bieten. Das Defensivspiel ist in der Realität eine große strategische Herausforderung. Im neuen Kinect-Titel wurde dieser Bestandteil des Spiels komplett gestrichen. Vor jedem Spielzug darf zwar eine Taktik gewählt werden, aber in der Praxis zeigt sich, dass es relativ egal ist, welche Wege die Receiver zurücklegen. American Football ist in der kooperativen Variante nett, aber selbst wenn zwei Personen antreten, nervt die Tatsache, dass Angriffe der Computergegner simuliert werden und es keine Möglichkeit gibt, sich zu wehren.
Fazit: ausreichend
 

Golf

Golf_Screen_Putting_32263.jpgBeim Golf sind die Messinstrumente im Inneren einer Wiimote oder eines Move-Controllers hilfreich, um der realen Sportart nah zu kommen. Kinect hat deutlich größere Probleme die Schlagstärke genau einzuschätzen. Es ist frustrierend, dass vorsichtige Annäherungsversuche an die Fahne fast in Zeitlupe ausgeführt werden müssen, damit sie nicht als Schwünge mit voller Power interpretiert werden. Einen Ball mit Slice oder Hook (coole Golf-Ausdrücke für Links- und Rechtsdrall) zu spielen, ist überhaupt nicht möglich. Um auf den Wind oder Hindernisse zu reagieren, können lediglich einige Trippelschritte zu den Seiten gemacht werden, die dafür sorgen, dass die Fahne nicht direkt anvisiert wird. Das Putten erweist sich auf Dauer als zu einfach. Eine weiße Linie zeigt an, ob die perfekte Position gefunden wurde und sobald die Feinheiten der Steuerung verinnerlicht sind, geht kaum noch eine weiße Kugel daneben. Trotz dieser vielen kleinen Mankos bleibt Golf ein netter Zeitvertreib. Viele der über die Jahre etablierten Features dieses beliebten Subgenres, wie beispielsweise eine solide Schlägerauswahl und abwechslungsreiche Plätze, haben ihren Weg in die Kinect-Version der Disziplin gefunden. Außerdem ist es einfach extrem cool die flache Hand über die Augen zu halten, um das Grün heran zu zoomen.

Fazit: befriedigend
 

Baseball

Baseball_Splitscreen_33177.jpgMit einem Stück Holz einen Ball Richtung Atmosphäre zu prügeln ist ein durchaus befreiendes Gefühl. Beim Baseball kommt eine gute Stimmung auf. Die zweite uramerikanische Sportart auf der Disc wurde nicht so stark verstümmelt wie Football und macht darum auch mehr Spaß. Manche Spielzüge laufen zwar automatisch ab und beim Schlagen spielt das Glück eine zu große Rolle, aber alle wichtigen Elemente die Baseball zu einem faszinierenden und originellen Sport machen, sind enthalten. Auch wenn das Werfen stark vereinfacht wurde, dürfen diverse unterschiedliche Techniken eingesetzt werden, um den Schläger zu verwirren.

Fazit: befriedigend
 

Skifahren

Skiing_Rare_KS.jpgBeim Skifahren macht der Einsatz von Kinect wirklich Sinn. Die Abfahrten und Slalomkurse eignen sich nahezu perfekt für die Steuerung mit dem ganzen Körper. Kurven werden durch das Lehnen in die entsprechende Richtung gemeistert, eine geduckte Position bringt mehr Tempo und gutes Timing bei einem Sprung kann über Sieg und Niederlage entscheiden.
Hier ist sofort klar, was zu tun ist. Im Gegensatz zu den meisten anderen Mini-Games war es auch nicht nötig, große Kompromisse bei der Umsetzung von Bewegungen auf den Bildschirm zu machen. Mehr Pisten wären nett gewesen, aber abgesehen von diesem Manko ist Skifahren ein lustiger kleiner Racer, der besonders im Multiplayer lange begeistern kann.

Fazit: gut
 

Wer sich längere Zeit mit Kinect Sports: Season 2 beschäftigt, stellt fest, dass es doch noch einen großen Unterschied zur letztjährigen Veröffentlichung gibt. Das neue Game ist körperlich weit weniger anstrengend. Keine der enthaltenen Formen der Freizeitgestaltung bringt die Zocker so sehr ins Schwitzen wie die Leichtathletik-Herausforderungen der letzten Saison. Ob das nun eine gute oder schlechte Entwicklung ist, entscheidet der persönliche Geschmack.




 

 

 

Tim meint:

Tim

Die zweite Kinect Sports Saison überrascht durch eine sehr gewöhnungsbedürftige Mini-Game-Mischung. Drei der Sportarten sind funktional aber einfallslos, eine ist originell, hat sich aber nah an den Rand der Oberflächlichkeit begeben, eine entpuppt sich als solider Racer und die letzte ist gar keine Sportart, macht aber richtig viel Spaß. Die Softwareschmiede Rare beweist mit dieser Fortsetzung, dass sie Kinect gut im Griff hat und weiß, wie mit den Schwächen der Hardware umgegangen werden muss. Wer noch nicht genug kurzweilige Party-Games besitzt, darf hier ohne große Bedenken zuschlagen. Der Trainingseffekt ist beim ersten Teil deutlich höher, dafür bietet der Nachfolger etwas mehr Abwechslung. Ich persönlich sehe beide Produkte als gleichwertig.

Positiv

  • Abwechslungsreiche Sportarten
  • Tolle Party-Atmosphäre im Multiplayer
  • Sprachsteuerung

Negativ

  • Einige Sportarten wurden zu stark vereinfacht
  • Mäßiges Einzelspieler-Erlebnis
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  • von bbstevieb:

    Macht es wirklich Sinn für jedes dieser Uralt "Reviews" einen neuen Thread aufzumachen????

  • von Civilisation:

    Tim konnte dank Kinect Sports: Season 2 endlich auch drinnen Sport treiben! Kinect Sports: Season 2 Während andere Menschen teure Kalender kaufen müssen, können Zocker einfach einen Blick auf die neuesten Games-Veröffentlichungen werfen, um die Zeit zu bestimmen. Ein neues FIFA...

Insgesamt 1 Beiträge, diskutiere mit
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Kinect Sports: Season 2 Daten
Genre Sportspiel
Spieleranzahl 1-2
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 2011-10-28
Vermarkter Microsoft
Wertung 7.7
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neXGam YouTube Channel
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