StarCraft II: Wings of Liberty im Test

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Für alle, die noch nie etwas von einem Spiel namens StarCraft hörten, zuerst eine kleine Rückblende... Im Jahre 1998 veröffentlichte Blizzard einen Nachfolger zu den bereits sehr erfolgreichen,beiden WarCraft Titeln. Einige Redakteure rümpften im Vorfeld der Veröffentlichung bereits die Nase über angestaubte Grafik und was man denn bitteschön mit WarCraft im Weltraum wolle, doch alle Zweifler mussten nach der Publikation kollektiv Abbitte leisten.

Starcraft_II_Wings_of_Liberty_11Mit drei völlig verschiedenen, aber perfekt ausbalancierten Rassen, einer fantastischen Spielbarkeit und einer Spieltiefe, die vom Anfänger, bis zum Vollprofi jeden begeisterte, sicherte sich StarCraft mit Leichtigkeit den Echtzeit-Strategie Thron. Die im selben Jahr nachgereichte Erweiterung Broodwar merzte mit neuen Einheiten noch die letzten Schwächen aus. Das Ergebnis war ein nahezu perfektes Spiel.

Wie gut StarCraft war, zeigt sich schon daran, dass es zwölf Jahre lang, DIE Echtzeit-Strategie-Referenz im E-Sport Bereich darstellte. Wenn man die Schnelllebigkeit des Spielemarktes betrachtet wird offensichtlich, mit was für einem Kaliber wir es hier zu tun haben.

Starcraft_II_Wings_of_Liberty_16Nach zwölf Jahren nahm Blizzard das Wagnis auf sich, einen Nachfolger zu einem praktisch perfekten Spiel zu veröffentlichen. Eine Situation, in der man im Prinzip nur verlieren kann, sollte man meinen. Aber bei der Firma weis man ja bekanntlich nie. Also schauen wir, ob den Jungs nicht doch das scheinbar Unmögliche gelungen ist und sie einen beinahe perfekten Klassiker noch etwas besser machen konnten.

Wer die StarCraft II Packung in der Hand hält, merkt bereits durch die Haptik, dass wir es hier nicht mit einem 08/15 Spiel zu tun haben. Die Standard-DVD Packung wird von einer schönen Papp-Verkleidung umschlossen, die mit Prägedruck und aufklappbarem Schlachtenpanorama einiges daher macht. Schade ist allerdings, dass an einer aufwendigen Spielbeschreibung gespart wurde.. Das enthaltene Heftchen hält nur ein paar Story Informationen parat, über Einheiten, Gebäude oder Ähnliches schweigt es sich dagegen aus.  Ein opulentes Manual mit wunderschönen Zeichnungen und ausführlichen Einheitenbeschreibungen, wäre meiner Meinung nach dem Anlass eher angemessen gewesen.

Aber gut, man kann bekanntlich nicht alles haben. Also die DVD in das Laufwerk geschoben und abgewartet, was sich tut. Und schau einer an..sobald die Installation startet, wird mir von einer verfremdeten Frauenstimme die Geschichte von StarCraft I erzählt. Sehr angenehm hat etwas von einem Hörbuch. Allerdings dauert die Installierung auch lang, müssen doch 12 Giga Byte Daten auf die Festplatte geschaufelt werden. Wenn diese Pflichtübung erledigt ist, gilt es, das Spiel an seinen Blizzard-Account zu binden. Hierzu ist eine Registration erforderlich, in dessen Verlauf man den CD-Key an seinen Account koppelt.

Starcraft_II_Wings_of_Liberty_19Viele werden jetzt aufschreien, zumal es sich um eine der leider in letzter Zeit immer mehr in Mode kommenden Zwangsregistrierungen bei Spielen handelt. Allerdings muss man Blizzard zugute halten, dass sie dafür auch etwas bieten. Sollte nämlich die DVD beschädigt sein, oder man in Amerika unheimlich Lust auf StarCraft II bekommen, seine DVD zwecks Installation aber blöderweise in Deutschland vergessen haben, kein Problem.

Man kann jederzeit das Game kostenlos erneut herunterladen. Außerdem wird die Disc zum Spielen nicht benötigt, das Laufwerk bleibt also still. Hier muss jeder letztendlich selbst urteilen, ob diese Zwangsregistrierung angesichts des Mehrwerts gerechtfertigt ist.

Nächster Schritt der Installation ist daraufhin das Erstellen eines Battle.Net Accounts. War es früher bei StarCraft I gang und gäbe, dass man sich alle paar Tage aus Spaß eine neue Identität zulegte, ist dies jetzt Vergangenheit. In Star Craft II wird man alle Schlachten mit einem einzigen Account schlagen müssen. Es empfiehlt sich also kurz über die Namenwahl zu sinnieren, und es sich am besten auch nicht direkt mit allen Leuten zu verscherzen. Denn ob man sein virtuelles Leben lang als „3245aefger“ durch das Battle.Net geistern und von jedem Gegner auf die „Vollidioten Liste“ gesetzt werden möchte, wage ich doch schwer zu bezweifeln.

Starcraft_II_Wings_of_Liberty_2Nachdem auch diese Formalität erledigt wurde, kann man sich endlich in dem eigentlichen Spielmenü, dem Battle.Net, umschauen. Ja, ihr hört richtig. Das zentrale Menü ist das neue Battle.Net. StarCraft II läuft demnach quasi nur online. Es ist zwar möglich offline zu spielen, allerdings erhält man in diesem Fall keinerlei Erfolge oder Ähnliches und ein Multiplayer fehlt logischerweise ganz.

Jeder, der das alte Battle.Net noch aus StarCraft I kennt, wird von dieser Vorstellung zunächst einmal wenig begeistert sein, zumal es bekanntermaßen nicht das Komfortwunder himself war. Ich kann euch aber versprechen, sobald ihr das neue Battle.Net das erste mal seht, werdet ihr vermutlich genauso „Wow“ sagen wie ich auch.  Blizzard klotzte hier übelst, alle Achtung! Alles sieht stylisch ohne Ende aus. Man kann ausführliche Profile anschauen, haufenweise Auszeichnungen, Belohnungen und ähnlichen Krams verdienen, es wurde sogar ein Instant Messaging System integriert.

Dieses System stellt einen der größten Unterschiede im Vergleich mit dem klassischen Battle.Net dar.(Abgesehen von der tollen Optik und den ganzen Komfortfunktionen natürlich) War es früher üblich, dass man sich in Channels mit allen möglichen Leuten herumtrieb, gibt es diese großen Chaträume in Battle.Net 2.0 nicht mehr. Wenn ihr mich fragt, bedeutet dieser Kurswechsel allerdings durchaus auch einen gewissen Verlust.

Starcraft_II_Wings_of_Liberty_3Klar, meistens wurde in den Channels nur Unsinn von sich gegeben, aber trotz allem erzeugte das Gelaber ein Gefühl von „Miteinander“. Ganz zu schweigen von diversen lustigen Quizbots. So verkehrt man nur mit den Leuten, die sich in der Freundesliste befinden, also durchaus eine gewisse Art von Isolation. Zwar ist es auch möglich, Gruppen zu erstellen, die einen Gruppenchat ermöglichen, dazu muss allerdings jeder Spieler erst einmal eingeladen werden.. Eine etwas umständliche Angelegenheit. Alles in allem wäre wohl ein Zwischending zwischen alt und neu vermutlich der Königsweg, aber hier kann Blizzard ja noch nachlegen.

Die nächste große Änderung stellt das Matchmaking, oder auf Deutsch die Gegnersuche dar. War es früher normal ein Spiel zu erstellen und entspannt abzuwarten, wer alles reingeschneit kommt, so übernimmt das Battle.net heute die Gegnerauswahl. Um das Programm in die Lage zu versetzen die eigene Spielstärke einzuschätzen, müssen jedoch zunächst eine Reihe von Einstufungsspielen absolviert werden, während denen man mit verschiedenen Gegnerstärken konfrontiert wird. Je wie ihr hier abschneidet,  erfolgt die Einteilung in eine der Ligen, die nach Stärke von  Kupfer, Bronze, Silber, Gold und Platin  bis zu der Profi Liga(auch Diamant-Liga genannt) aufsteigen.

Starcraft_II_Wings_of_Liberty_4Innerhalb der eigenen Liga werden dann Gegner mit ähnlicher Spielstärke ausgewählt und mit euch in ein Spiel geworfen. Erstaunlich bei diesem System sind allerdings zwei Tatsachen. Erstens ist es bei mir ebenfalls schon vorgekommen, dass ich Gegenspieler aus der Silberliga hatte, obwohl ich im Prinzip in der Goldliga residiere und zweitens ist es frappierend, dass bei jedem Charakterprofil, dass ich mir anschaute, der Sieg/Niederlage Quotient bis auf kleine Abweichungen 1:1 war. Anscheinend wird man nach einem Sieg mit immer stärkeren Gegnern konfrontiert, bis man wieder verliert. Dieser Level wird dann gehalten oder wieder etwas reduziert. Genaues über dieses System hält Blizzard leider unter Verschluss. Daher kann ich hier nur Mutmaßungen anstellen.

Außerdem ist es natürlich möglich von einer Liga in eine andere aufzusteigen, oder eben auch abzusteigen. Die Modalitäten hierzu sind aber ebenfalls eher intransparenter Natur. So ist es in meinem Bekanntenkreis vorgekommen, dass Leute ewig auf dem ersten Ranglistenplatz ihrer Liga standen und trotzdem nicht aufgestiegen sind. Die Logik ist wie gesagt etwas unlogisch, um es so auszudrücken.

Starcraft_II_Wings_of_Liberty_7Große Änderungen hat es seit dem ersten Teil aber nicht nur in an dem Interface, sprich dem Battle.Net sondern vor allen Dingen auch an den drei Rassen gegeben.

Besonders frappierend ist der Unterschied zu dem ersten Teil bei unseren Freunden, den Terranern. Waren sie im klassischen StarCraft immer so etwas wie die Dampflokomotive unter den Völkern: träge, unbeweglich, schwer zu kontrollieren, aber wenn sie mal Dampf hatten, dann ging es ab, so wandelte sich dieses Spielgefühl deutlich. Durch jede Menge neue Einheiten sind die Terraner zu einer hochmobilen und trotzdem verdammt schlagkräftigen Rasse geworden. Als Beispiel hierfür seien nur die Rächer genannt, eine Art Infanterie mit Sprüngdüsen, die sich äußerst flott durch die Landschaft bewegen können und auch vor Klippen keinen Halt machen. Bei wem so ein Rächerverein in der Mineraliensammelzone vorbeischaute, der wird, was die Mobilität von Terranern angeht, eine neue Einstellung gewinnen.

Dazu kommen noch tarnbare Bomber, die einem in null Komma nichts die ganze Basis zusammenschießen können und natürlich der Thor. Ein gigantischer Kampfläufer, der im englischen Original mit einem österreicherichen Akzent spricht und permanent Phrasen wie „I‘ll be Back“ von sich gibt.. Die Frage nach der Durchschlagskraft dürfte sich damit erübrigen. (Die deutsche Synchronisation fällt hier leider etwas ab, was den Schwarzenegger-Charme angeht).

Mindestens ebenso deutlich wurde leider ebenfalls an meinen Lieblingsschleimern, den Zerg herumgeschraubt. Wichtigste Neuerung in diesem Kontext ist die neue Königin-Einheit. Waren diese im ersten Teil nur eine Support-Einheit, so kommt ihnen in StarCraft II eine absolut zentrale Bedeutung zu. Königinnen sind nicht nur, vor allem zu Beginn, eine relativ starke Verteidigungseinheit, die sowohl Boden, als ebenso Lufteinheiten angreifen können, sondern sie besitzen auch äußerst mächtige Fähigkeiten. Am wichtigsten dürfte dabei die Möglichkeit sein, Brutstätten mit weiteren Larven zu impfen, so verdreifacht sich fast die Zahl der Einheiten, die gleichzeitig gebaut werden können. Ebenso zentral ist die Gabe, den Schleimboden, auf dem alle Zerg-Gebäude stehen stark ausweiten zu können. Hintergrund hiervon ist unter anderem, dass sich alle Zerg-Einheiten auf diesem Schleim wesentlich schneller bewegen.

Starcraft_II_Wings_of_Liberty_8Auch die Protoss wurden mit neuen, zum Teil sehr starken Einheiten aufgerüstet. So verfügen sie z.B über die Übereinheit des Spieles schlechthin: Das Mutterschiff. Ein riesiges, fliegendes Monstrum, dass irre um sich ballern kann, dazu noch ein alle eigenen Einheiten in der Nähe tarnt und mehr Schaden aushält, als so manches Gebäude.

Aufällig ist dazu, dass ebenso die Protoss starken Einheitenzuwachs zu verzeichnen haben, die Klippen überwinden können. Der extremst schlagkräftige Koloss kraxelt besagte Steilwände z.B einfach hinauf, um oben angekommen, dann übelst Tabularasa zu veranstallten. Die Hetzer, quasi die Dragoner-Variante der Dunklen Templer haben es da sogar noch einfacher. Sie teleportieren sich nach oben.

Alles in allem wird durch diese vermehrten Kletterfähigkeiten deutlich, dass die Entwickler die Möglichkeit, sich einzubunkern und langsam aber sicher eine schlagkräftige Armee aufzubauen stark einschränken wollten. Eine weitere Folge davon ist natürlich ein erhöhtes Kampfaufkommen und so mehr Action. Insgesamt ein sehr positiver Effekt.

Starcraft_II_Wings_of_Liberty_9Blizzard hübschte nicht nur einfach die Grafik auf, sondern stellte wirklich ein ganz neues Spiel auf die Beine. Altgediente StarCraft Veteranen werden sich an das neue Spielgefühl allerdings erst gewöhnen müssen.

Obwohl der Kern von StarCraft II natürlich die Online Spiele sind, verfügt das Spiel auch über eine Kampagne. Und was für eine. Spannend ohne Ende, abwechslungsreich und richtig toll inszeniert ist sie. So lauft ihr jetzt z.B zwischen den Missionen auf eurem Battlecruiser herum und könnt in Wing Commander Manier mit anderen Charaktern sprechen. Außerdem könnt ihr das Geld, dass ihr in den Missionen verdient, in die Forschung investieren und so Upgrades zu erforschen, die die ganze Kampagne über bestehen bleiben - ein nicht unerheblicher Motivationspunkt. Die Missionen selbst glänzen ebenfalls durch tolle Ideen und fast perfektes Design. Hierfür gibt es 6 Fleißsternchen.

Was die Grafik und den Sound betrifft, gibt es ebenfalls nichts zu meckern. Was die Systemanforderungen angeht dafür umso mehr. War es früher übliche Blizzard Firmenpolitik, die Anforderungen an die Rechner eher gering zu halten, so sieht die Sache bei StarCraft II deutlich anders aus. Wer keinen brandaktuellen PC / Mac sein eigen nennt, sollte erst per Demo ausprobieren, ob das Spiel auch bei ihm läuft.




Andreas meint:

Andreas

StarCraft II machte seinem Vorgänger alle Ehre und dürfte auf Jahre hinaus unangefochtener Branchenprimus bleiben. Wenn man überlegt, was man alles für sein Geld bekommt: Multiplayerspaß vom feinsten und eine tolle Kampagne, dann kann man im Grunde nur eines sagen: Unbedingt zugreifen!

Dominic meint:

Dominic

Der Kauf von Starcraft II tat mir in der Magengegend weh. Warum wollt ihr wissen? Für mich ist das RTS-Game von Blizzard nicht so wegweisend und toll, wie es manche es gerne sehen. Den Hype kann ich nicht ganz nachvollziehen. Ok, die Einzelspielerkampagne war nett, aber das habe ich bei anderen Vertretern des Genres schon genauso gesehen. Der Mehrspielermodus fand ich erschreckend langsam und wenig innovativ. Was bleibt ist ein Game unter vielen was nur durch das gute Battlenet-Feature punkten kann. 

Positiv

  • Mit Abstand bestes Echtzeit-Strategiespiel
  • tolles Missionsdesign (Kampagne)
  • Online Gaming im Battle.net

Negativ

  • Sehr hohe Systemanforderungen
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Forum
  • von khaos:

    Weiß jemand von euch, was man tut, wenn scheinbar die Battlenet Installation zerschossen ist, was das Starten der Blizzard Spiele verhindert? Es wird immer ein Fehler mit der Agent.exe festgestellt. Diese verhindert nicht nur das Starten, das Updaten und das Neuinstallieren sondern auch das...

  • von AtomicBomberman:

    Mir ist beides gleich recht. Donnerstag Abend zocken wir auf jeden Fall mal wieder. Ich sende dir mal per PN meinen Battle.net Tag

  • von khaos:

    Ja, sehr gern. Wollen erstmal nur wir zusammen spielen oder gleich ein 2v2 mit unseren Kumpels? ...

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StarCraft II: Wings of Liberty Daten
Genre Strategie
Spieleranzahl 1-4
Regionalcode regionfree
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 2010-07-27
Vermarkter Blizzard
Wertung 9.6
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