Sonic Fans und Dreamcast Besitzer werden wissen, worum es bei Sonic Adventure geht. Inhaltlich hat sich nämlich nichts verändert. Für all diejenigen, die zum ersten Mal Hand anlegen, hier die Geschichte kurz zusammengefasst: Wieder einmal ist es Erzfeind Dr. Robotnik, der für Ärger sorgt. Er hat wieder allerlei Schabernack im Sinn und möchte auf der Asche der Stadt Manhatten seine eigene perfekte Stadt errichten. Und mit Chaos hat er zudem den perfekten Lakaien. Gefüttert mit den bekannten Chaos-Emeralds wird das Haustier immer mächtiger und überragt mit entsprechend vielen Edelsteinchen sogar so manches Hochhaus in Manhattan! Natürlich schlüpft ihr wieder in die roten Turnschuhe von Sonic und kümmert euch darum, die Pläne des durchgeknallten Robotnik zu durchkreuzen.
Außer Sonic sind auch Tails (der beste Kumpel), Igeldame Amy und Emerald-Wächter Knuckles mit von der Partie. Dazu kamen damals zwei neue Charaktere: Big the Cat, der eigentlich nur nach seinem entlaufenen Frosch-Freund sucht und der Roboter E-102, der Robotniks Diensten entsagt und sich um die Reste der E-Serie zu kümmern hat. Alle Charaktere interagieren dabei in den zahlreichen Cut-Scenes der Story und je nachdem für wen ihr euch entschieden habt, erlebt ihr den Kampf um die Chaos-Emeralds immer wieder aus einer erfrischend anderen Perspektive.
Wie immer geht es dabei nicht schnell, sondern schneller zur Sache. Mit High-Speed rast ihr hier durch die Levels, was Anno 1999 für offene Münder sorgte. Nicht so bei der Xbox Live Umsetzung: Obwohl die Entwickler dem Spiel eine grafische Frischzellenkur verpasst haben, merkt man dem Titel sein Alter doch ab der ersten Spielminute an. Es sieht eben nur noch "nett" aus. Zum anderen hat die Arcade Fassung aber mit ihren eigenen Probleme zu kämpfen, nämlich einer unglaublich nervigen Kamera, die euch den letzten Nerv raubt und einer verkorksten Steuerung, die aber oftmals aus den Kameraproblemen resultiert. Da staunt man wirklich nicht schlecht, denn das Original für Dreamcast lief da wesentlich sanfter. Sonic und seine Freunde bleiben beim Spielen an so ziemlich jeder Ecke stecken, was bei einem Spiel, dass für sein Tempo bekannt ist, für schnellen Frust sorgt. Noch mehr regt ihr euch aber über die wirklich schlechte Kameraführung auf. Und manuelles Nachjustieren hilft da leider auch nicht weiter.
Am meisten nerven euch die Probleme, wenn ihr in den Adventure Vierteln wie z.B. den Mystic Ruins oder der Stadt unterwegs seid. Man ist froh, wenn endlich eine Action Stage anfängt und man mit Sonic pfeilschnell durch das Level flitzen kann. Das die Kollisionsabfrage dann nicht immer so hundertprozentig funktioniert, was schon mal mit einem der begrenzten Bildschirmleben bezahlt werden darf, erscheint da fast noch als kleineres Übel.
Dafür glänzt das Spiel im Umfang. So könnt ihr das Abenteuer mit sechs verschiedenen Charakteren bestreiten, vorausgesetzt, ihr schaut über die Kritikpunkte hinweg. Natürlich hat man mit Sonic noch immer den meisten Spaß, aber auch Knuckles und Tails sorgen für spaßige Spielstunden und einen großen Nostalgieeffekt bei allen SEGA Jüngern. Entwarnung kann man wirklich bei den Action Stages geben. Diese spielen sich immer noch so gut wie anno 1999 und zeigen, dass Sonic auch die 3D Landschaft gekonnt unsicher machen kann.
Multiplayer Freunde werden hier aber in die Röhre schauen, denn Sonic Adventure bleibt eine Angelegenheit für Solisten. Neben dem Story Modus könnt ihr die verschiedenen Levels im Trial Modus nochmals versuchen, oder ihr beschäftigt euch mit Minispielen, wie der Chaos Zucht, die ja schon im Original auf der Dreamcast vertreten waren. Und falls ihr von Sonics Dreamcast Auftritt nicht genug haben könnt, steht euch der Director's Cut als Zusatz zum Download bereit und bereichtert das ohnehin schon große Spiel (1,49 GB) um weitere 150mb.
Grafisch hat SEGA an ihrem Vorzeige Titel geschraubt. Die Auflösung ist höher als noch beim elf Jahre alten Original, aber trotzdem kommt das Spiel im 4:3 Modus daher, wie ihr auf den Screenshots erkennen könnt. Links und rechts finden sich blaue Balken, die das Bild begrenzen. Geblieben sind aber die matschigen Texturen, einige üble Clipping Fehlerm wenn z. B. Tails und Sonic auf ein und demselben Punkt stehen und wie ein Mutant aussehen. Trotzdem hat Sonic Adventures seinen Charm, was vor allem in den Action Stages zum Vorschein kommt.
Dieser Charme spiegelt sich auch in der Musik wieder. Sonic Fans werden die Boxen lauter drehen und sich an bekannten Melodien erfreuen. Der japano Soundtrack wird aber nicht alle Gemüter glücklich machen und vor allem die Zocker der neuen Generation werden wohl oder übel den Mute Knopf auf der Fernbedienung drücken oder die Lautstärke zumindest herunter fahren.
Es hätte so gut werden können, so GUT! Ist es aber im Endeffekt nicht, wie ich nach kurzer Spielzeit ferststellen musste. Damals habe ich mir die Dreamcast wegen Titeln wie Shenmue und eben auch Sonic Adventure geholt und ich muss sagen, dass ich die Spiele in sehr guter Erinnerung hatte. Umso mehr wurde ich enttäuscht, nachdem ich mir die Arcade Umsetzung geladen habe. Das Spiel bringt zwar alles mit, was schon im Original so gut war, aber es krankt auch in zwei großen Bereichen. Unkontrollierbare Kamera und schlechte Steuerung machen das Spiel nicht gerade flüßg spielbar und sorgen eher für Frust als Spielspaß. Bevor ihr euch das Spiel ladet, holt einfach die Dreamcast aus dem Schrank und habt so euren Spaß mit dem blauen Igel. Die, die keine Dreamcast mehr haben oder sie nie besaßen, sollten sich erst die Demo anschauen, bevor sie ihre wertvollen Punkte investieren.