The Beatles: Rock Band im Test

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Anfang der 60er formiert sich im britischen Liverpool eine Band, die rund 50 Jahre später mit ca. 1,3 Milliarden verkauften Tonträgern zu den kommerziell erfolgreichsten Musik-Gruppen des 20. Jahrhunderts gehört. John Lennon, Paul McCartney, George Harrison und Ringo Starr sind The Beatles und erobert den Thron der Popmusik. Nach mehreren Multi-Platin-Auszeichnungen, mehr Nr. 1 Singles und Alben als jede andere Musikgruppe und sechs Diamond-Awards wird es jetzt höchste Zeit für ein eigenes Videospiel. Da bietet es sich natürlich an, eine eigene Ausgabe von Electronic Arts‘ Rock Band zu veröffentlichen, die sich ausschließlich mit der Musik und der Bandgeschichte der Pilzköpfe aus dem englischen Norden befasst.

The_Beatles_Rock_Band_11Das eigentliche Spielprinzip der Rock Band-Reihe dürfte mittlerweile jedem bekannt sein, egal ob man was damit anfangen kann oder nicht. Wie in den anderen Ablegern der Reihe und auch bei der Konkurrenz spielt ihr farbliche Noten an Gitarre, Bass und Schlagzeug Controller nach und werdet abhängig von eurer Leistung bewertet. Wer eher grobmotorisch veranlagt ist, dafür aber mit seiner Stimme umzugehen weiß, greift zum Mikrofon und trällert drauf los. „Never change a winning game“, könnte man sagen, und so konzentrierten sich die Entwickler bei The Beatles: Rock Band darauf, dass der Spieler im Rahmen des Storymodus die Karriere der Gruppe am eigenen Leibe mitverfolgen und miterleben kann. So startet ihr, egal welche Rolle innerhalb der Band ihr übernehmt, im Liverpooler Cavern Club der frühen 60er und singt bzw. spielt euch über das Ed-Sullivan-Theater und das Shea Stadium in New York, das Nippon Budōkan in Tokyo und die legendären Abbey Road Studios schließlich zum großen Karrierefinale auf das Dach der Apple Corps, 1969. Damit sind die großen Meilensteine der Beatles Geschichte alle abgedeckt und jeweils wunderbar umgesetzt. Ihr seid bei legendären Konzerten, die in die Musikgeschichte eingegangen sind, dabei. Und erlebt genau so, wie die Jungs sich eine ganze Weile nicht mehr aus ihrem Abbey Road Studio rausbewegten und einen Song nach dem anderen einspielten.

Diese Reise durch die Beatles Karriere dauert knapp vier Stunden, doch es gibt zahlreiche Gründe diesen nicht nur einmal zu buchen. Der Storymodus ist in einzelne Kapitel unterteilt, für die jeweils eines der Konzerte oder eine der oben genannten Phasen als „Titel“ gilt. In jedem dieser gilt es mindestens vier Songs zu spielen, zum Ende hin erhöht sich die Zahl der Lieder pro Abschnitt auf maximal sieben. Nur wer jeden Track eines Kapitels spielt, erfährt wie es mit den „Fab Four“ weitergeht. Wer einen Song mit mindestens 3 Sternen abschließt, schaltet ein Foto aus der Beatles Geschichte frei. Schafft ihr es sogar einen mit 5 Sternen zu beenden, gibt es gleich zwei Fotos. Diese sind teilweise unveröffentlichte Aufnahmen aus dem Beatles Leben und daher für Fans echte Leckerbissen, die man sich nach dem Freischalten natürlich jederzeit in Ruhe genau anschauen kann.

The_Beatles_Rock_Band_17Beendet ihr ein Kapitel der Story, geht es mit dem nächsten Abschnitt der Karriere weiter. Diese werden jeweils durch eine kleine Zwischensequenz und dazu passend den „markantesten“ Song der kommenden Schaffensphase eingeläutet. Zudem schaltet man nach dem erfolgreichen Beenden eines Kapitels eine Challenge frei – im eigenen Challenge Untermenü kann man später alle Lieder des Spielabschnittes pausenlos hintereinander als großen Gig spielen.

Ganz ohne spielerische Neuerungen kommt aber auch The Beatles: Rock Band nicht aus. So ist es euch jetzt möglich, zu sechst gemeinsam vor dem Bildschirm zu rocken, denn statt nur einem Sänger bietet The Beatles: Rock Band die Möglichkeit, zum dreistimmigen Gesang anzuklingen. Die verschiedenen Stimmlagen werden durch unterschiedliche Farben von einander abgehoben, so dass jeder der maximal drei Sänger weiß, was er selber zu singen hat und was die Kollegen übernehmen.

Das ist nicht unbedingt eine leichte Aufgabe für diejenigen, die sich bereit erklären den Job zu übernehmen, weswegen die Entwickler von Harmonix gleich noch einen Vocal Trainer mit ins Spiel einbauten. Hier könnt ihr euch die Sängerparts der einzelnen Lieder herauspicken, sie hervorheben, nur bestimmte Abschnitte auswählen und viele andere Hilfen in Anspruch nehmen, um als Sänger im eigentlichen Spiel später zu glänzen. Abgesehen vom Vocal Trainer und der Möglichkeit zu dritt zu singen tat sich nicht wirklich etwas am spielerischen Aspekt. De Starpower heißt „Beatlemania“ und funktioniert noch genau so wie eh und je. Das macht aber nichts, denn das Rock Band Gameplay ist eh eine Klasse für sich. Und so konzentrierten sich die Harmonix Entwickler wie bereits gesagt auf die Umsetzung des Beatles Aspektes, was ihnen vorzüglich gelungen ist.

The_Beatles_Rock_Band_6Wie gehabt ist die Songlist eines Rock Band-Titels existenziell und das ändert sich auch dadurch nicht, dass nur Beatles Songs im Spiel vorhanden sind. 45 Lieder der Liverpooler haben es auf die Spieledisc geschafft. Mit dabei sind Dauerbrenner wie Twist and Shout, I Want To Hold Your Hand, A Hard Day‘s Night, Can‘t Buy Me Love, Eight Days A Week, Ticket To Ride, Yellow Submarine, I Am The Walrus, Here Comes The Sun, Come Together, Get Back und viele, viele weitere Lieder die man einfach kennt, wenn man sich entweder selber für die Beatles interessiert oder Eltern hat, die es einem mit auf den Weg gegeben haben. Eine komplette Liste der auf der Disc enthaltenen Songs findet ihr gegen Ende dieses Reviews. Selbstverständlich will Electronic Arts mit diesem AAA-Titel auch nach den eigentlichen Spielverkäufen weiter verdienen und so glänzen diverse große Beatles Kracher durch Abwesenheit. U.a. vermissen wir Penny Lane, Yesterday, Let It Be, Help und natürlich Hey Jude. Das Zauberwort dürfte wohl „Downloadable Content“ heißen. Wir sind zuversichtlich, dass diese Hits ihren Weg auf den Xbox Live Marktplatz finden werden. Zum Zeitpunkt des Reviews war dort leider gähnende Leere angesagt, aber wir befinden uns ja noch einige Tage vor dem Release.

Dass Electronic Arts es ernst meint mit The Beatles: Rock Band erkennt man spätestens daran, dass ebenso eine komplett neue Instrumentenserie für den Titel produziert wurde. Dazu gehören Nachbildungen von John Lennon‘s Rickenbacker 325 Gitarre, George Harrison‘s Gretsch Duo Jet Gitarre, Paul McCartney‘s Höfner Bass sowie Ringo Starr‘s Ludwig Schlagzeug. Sämtliche der Instrumente entsprechen den Originalen optisch so gut wie möglich und sorgen für noch mehr Sixties-Flair im heimischen Wohnzimmer, wenn The Beatles: Rock Band im Konsolenlaufwerk liegt. Zum Zeitpunkt des Spieltests lagen uns diese neuen Musikinstrumente leider nicht in der Redaktion vor, weshalb wir uns noch kein Urteil erlauben dürfen. Wir hoffen, dieses bald nachreichen zu können.

The_Beatles_Rock_Band_2Kurz vor dem Fazit zu unserem The Beatles: Rock Band Review komme ich zu dem Punkt, der mich am meisten mitriss, nämlich der stilistischen Umsetzung des Spiels. Die Begeisterung fängt schon beim ganz generellen Look des Titels an: Die virtuellen Fab Four sind wunderbar umgesetzt worden und so lässt sich jeder einzelne der Vier direkt erkennen, ohne dass man zu realistisch an die Ganze Sache heran geht. Der „Comic Look“ der früheren Rock Band Titel wurde beibehalten, wenn nicht sogar noch ein bisschen verstärkt. Aber trotzdem passt das hier einfach wie die Faust aufs Auge, genau wie die astreine Lippensynchronität von Paul, John, George und Ringo.

Doch das ist erst der Anfang. Wer den Story Modus spielt, wird im wahrsten Sinne des Wortes auf eine fabelhafte Reise durch die Beatles Bandgeschichte mitgenommen. Mir ist bewusst, dass ich das schon ein paar Mal geschrieben habe im bisherigen Verlauf des Reviews, aber man kann es einfach nicht oft genug betonen. Durch die Umsetzung legendärer Konzerte, der optischen Entwicklung der einzelnen Bandmitglieder und nicht zuletzt der grafischen Spielereien während der Lieder ist hier etwas Einzigartiges erschaffen worden. Während es bei Twist and Shout auf der Bühne des Cavern Clubs in schwarzen Anzügen noch züchtig zugeht, wird das Ganze aller spätestens zur Zeit des Sgt. Pepper Albums zum psychedelischen Erlebnis, wenn euch John Lennon im Hintergrund zu Lucy In The Sky With Diamonds auf einem seiner LSD Trips mitnimmt in eine bunte Phantasiewelt, während sie eigentlich im grauen Abbey Road Studio sitzen. So endet der Storymodus dann auch passenderweise mit dem letzten Live Konzert der Beatles auf dem Dach der Apple Studios in der Londoner Savile Row, welches damals nach 45 Minuten von der Polizei abgebrochen wurde, weil sich auf den Straßen durch gaffende Menschen ein Verkehrschaos entwickelt hatte. Sogar John Lennon‘s legendärer Satz, den er zum Ende dieses letzten Beatles Meilensteins sprach („I’d like to say thank you on behalf of the group and ourselves and I hope we passed the audition.”), hat es in Form eines Achievements in The Beatles: Rock Band geschafft. So viel Liebe zum Detail muss einfach ausführlich hervorgehoben werden ...

The_Beatles_Rock_Band_22Songlist
Die folgenden Beatles Songs befinden sich auf der The Beatles: Rock Band Spieledisc. Weitere Lieder werden als Downloadable Content in der Zukunft angeboten werden, zum Zeitpunkt des Tests war jedoch noch nichts auf dem Xbox Live Marktplatz verfügbar.

Singles

I Want To Hold Your Hand
I Feel Fine
Day Tripper
Paperback Writer
Revolution
Don‘t Let Me Down

Please Please Me (1963)
I Saw Her Standing There
Boys
Do You Want To Know A Secret
Twist and Shout

With the Beatles (1963)
I Wanna Be Your Man

A Hard Day‘s Night (1964)
A Hard Day‘s Night
Can‘t Buy Me Love

Beatles For Sale (1964)
Eight Days a Week

Help! (1965)
Ticket To Ride

Rubber Soul (1965)
Drive My Car
I‘m Looking Through You
If I Needed Someone

Revolver (1966)
Taxman
Yellow Submarine
And Your Bird Can Sing

Sgt. Pepper‘s Lonely Hearts Club Band (1967)
Sgt. Pepper‘s Lonely Hearts Club Band/With a Little Help From My Friends
Lucy In The Sky With Diamonds
Getting Better
Good Morning Good Morning

Magical Mystery Tour (1967)
I Am The Walrus
Hello Goodbye

The Beatles (White Album) (1968)
Dear Prudence
Back In the U.S.S.R.
While My Guitar Gently Weeps
Birthday
Helter Skelter

Yellow Submarine (1969)
Hey Bulldog

Abbey Road (1969)
Come Together
Something
Octopus‘s Garden
I Want You (She‘s So Heavy)
Here Comes the Sun

Let It Be (1970)
Dig a Pony
I Me Mine
I Got a Feeling
Get Back

Love (2006)
Within You Without You/ Tomorrow Never Knows




Gregory meint:

Gregory

Ich möchte an dieser Stelle erstmal zwei Menschen danken. Zunächst meiner Mutter, die Mitte der 60er Jahre voll zur Beatles Zielgruppe gehörte und es mir knapp 30 Jahre später somit ermöglichte, leicht Zugang zu den Werken der Fab Four zu erhalten. Und ich möchte mich auch bei mir selber bedanken. Dafür, dass ich immer eklektisch genug gewesen bin, um mit einem offenen Ohr durch die Musikgeschichte zu wandern und daher nicht komplett bei Nirvana, Wu Tang Clan oder großen Techno DJs hängen geblieben zu sein. Durch das Spielen von The Beatles: Rock Band wird einem einfach bewusst, dass diese Musik heute noch genau so mitreißen kann wie vor 40 Jahren und genau das ist es, was eine großartige Band und Musikervisionäre auszeichnet. Dass Harmonix und Electronic Arts sich hinsetzten und diesen Legenden ein Rock Band-Videospiel widmen, kann man in Zeiten von SingStar: Mallorca Party nicht genug schätzen.

Und damit nicht genug: Man merkt einfach, dass es den Entwicklern wichtig war, aus The Beatles: Rock Band nicht nur einen schnellen Goldesel zu machen, sondern ein faszinierendes Erlebnis. So viel Liebe zum Detail jagt mir fast schon die Freudentränen in die Augen, ganz ehrlich. The Beatles: Rock Band ist für mich ohne jeden Zweifel das beste Musikspiel, welches man bislang kaufen kann. Und jeder, wirklich jeder, der nur ein bisschen was mit dem Sound der Fab Four anfangen kann, muss hier zuschlagen. Danke!

Positiv

  • 45 Beatles Kracher auf der Disc
  • Unglaublich gute stilistische Umsetzung
  • Massig freischaltbares, bisher unveröffentlichtes Bonusmaterial

Negativ

  • Einige große Hits fehlen (noch)
Userwertung
9 1 Stimmen
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  • von Civilisation:

    Sensationelle Nachricht: Gregory ist der fünfte Beatle! The Beatles: Rock Band Anfang der 60er formiert sich im britischen Liverpool eine Band, die rund 50 Jahre später mit ca. 1,3 Milliarden verkauften Tonträgern zu den kommerziell erfolgreichsten Musik-Gruppen des 20....

  • von RatedEdge666:

    Achso Naja,Beatles Songs sind in der regel ja nicht soooo lang. Da muss man von anfang an alles geben um 5sterne/2 Fotos zu bekommen. da hat man nicht soviel zeit um fehler auszubessern...

  • von ViviTribal:

    Sgt. Pepper ist ein Konzeptalbum, da gehört alles zusammen Ich denke der einzige Grund die beiden Songs zusammenzuführen ist, dass Sgt. Pepper zu kurz für einen einzigen Song ist....

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The Beatles: Rock Band Daten
Genre Musikspiel
Spieleranzahl 1 - 6
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 50 / 60 Hz
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 2009-09-09
Vermarkter Electronic Arts
Wertung 9.4
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