Hatsune Miku Project DIVA F im Test

PlayStation3

Ich kann mich noch an eine Zeit erinnern, wo wir Europäer zu Blödmännern degradiert wurden, wenn es um die Lokalisierung von Videospielen ging. Meist waren diese in den 8- bzw. 16 Bit-Tagen einigen Firmen zu aufwändig und daher zu teuer. Videospielebegeisterte, die gerne in dieser Zeitspanne über den Tellerrand schauten, merkten schnell das besonders Rollenspiele von diesem Problem betroffen waren. Final Fantasy kann man als prominentes Beispiel nennen. Nach dem Start der Serie im Jahr 1987 dauerte es sage und schreibe zehn Jahre, bis endlich auch ein Serienableger es offiziell nach Deutschland schaffte. Und das war natürlich der sagenumwobene siebte Teil. Doch Dinge änderten sich und dank der Globalisierung, die vor der Videospielindustrie nicht halt machte, kommen wir Wessis in den Genuss von bizarren sowie faszinierenden Japan-Games. So wie Hatsune Miku Project DIVA F.

Hatsune_Miku_Project_DIVA_F_6Wisst ihr, was ein Vocaloid ist? Wenn ihr diesen Namen bisher nie gehört habt, seid beruhig, denn dieser war mir bis letzte Woche auch noch ein Mysterium. Und hätte mich einer gefragt, was ich mir darunter vorstelle, wäre wohl meine Antwort: ‚‚Ein Fotoapparat‘‘ gewesen.  Aber um die Frage eben zu beantworten: Vocaloid ist ein Softwareprogramm zur Herstellung von synthetischer Sprechsprache, im Fall von dem rhythmusbasierten Musikspiel Hatsune Miku Project DIVA F Gesang, der per Knopfdruck erstellt wird. Oder einfach gesagt: Guitar Hero ohne Gitarre mit viel Stimme. Die Noten fliegen euch anhand von Icons auf dem Bildschirm entgegen und durch genaue Eingabe des Controllers setzt ihr virtuellen Gesang in Gang, den ein digitaler Sänger wie auch Sängerin darstellt.

Hierbei gewinnt das Spiel schon mal einen Pluspunkt ohne teure externe Hardware auszukommen, die besonders bei der Musikserie von Activision groteske Formen annahm. So lassen sich ohne ein Schlagzeug oder dergleichen aufzubauen eben ein paar Songs durchgehen, um eventuell bekannte Passagen nochmals zu üben oder einen neuen High Score zu knacken. Im Kern bleibt das Grundgerüst von Hatsune Miku Project DIVA F gleich und Besitzer von DJ Hero und Konsorten werden sofort vertrautes Terrain betreten. Doch nicht ganz. Während bei vorhin genannten Titeln der Endpunkt der Noten immer fest am oberen sowie unteren Bildschirmrand sitzen, wechseln diese hier fortwährend. Das wird zudem erschwert durch die hohe Geschwindigkeit der Lieder. Diese tingeln gerne zwischen 160 und 200 BPM und sorgen für nasse Hände.

Hatsune_Miku_Project_DIVA_F_3Doch das ist alles noch zu ertragen, wären nicht die ausufernden Videosequenzen im Hintergrund die mit einer regelmäßigen Häufigkeit eure Noten schlucken und ihr daher Probleme habt, diese zu erkennen. Hier heißt es: Brille aufsetzen und genaustens hinschauen. Leider könnt ihr nicht immer nach dem Takt gehen, der auf den Notenicons angezeigt wird, weil es sich eben um Gesang handelt und dieser ist stellenweise sehr individuell, wenn es um Geschwindigkeit geht. Neulinge, die bis dato noch nie ein Rhythmusspiel in den Fingern hatten, müssen an dieser Stelle jetzt besonders stark sein, da Hatsune Miku Project DIVA F ihnen viel abverlangen wird. Das Tutorial ist halbherzig und so bleibt euch nichts übrig als ins kalte Wasser zu springen.

Doch ist diese Grenze überwunden und habt ihr nach ein paar Wutausbrüchen die Spielmechanik durchschaut, kommt ein suchterregendes Gefühl hinzu. Denn ihr werdet für eure Leistungen wiederholt mit neuen Songs und virtuelles Geld belohnt. Die Auswahl der Lieder ist mit über 40 schon bahnbrechend. Und solltet ihr ein bisschen Interesse in J-Pop haben, kann ich euch versichern, dass ihr bestimmt einige Hits finden werdet, die Ohrwurmgarantie besitzen. Für Sprachinteressierte gibt es auch den Text zum Mitsingen, der während der Videos am unteren Bildschirm angezeigt wird.

Hatsune_Miku_Project_DIVA_F_2Doch Hatsune Miku Project DIVA F möchte viel mehr als nur ein Musikspiel sein. Euer virtuelles Alter Ego ist nicht ein irgendjemand von der Stange, sondern eine digitale Persönlichkeit, die sich vor jedem Lied kleidungstechnisch anpassen lässt. Die sogenannten Divapoints, die ihr wiederholt verdient, können im internen Shop für Klamotten ausgeben werden. Module zum Beispiel verändern das komplette Erscheinungsbild des Avatars. Auch lassen sich Dekorrationen erkaufen, die ihr im Diva Room aufstellen könnt. Diese Lokalität ist eine Art Wohnzimmer, wo ihr mit eurem singenden Star ein paar nette Stunden verbringt. Um mehr Aufmerksamkeit zu bekommen, lässt sich dieser mit netten Geschenken oder Streicheleinheiten bestechen.

Für die Kreativen unter euch bietet das Spiel noch ein Video- bzw. Fotostudio. Im Erstgenannten lassen sich selbsterstellte Clips detailliert anfertigen und über das PSN hochladen. Andere können diese sich anschließend auf ihre Konsole runterladen und anschauen. Beim zweitgenannten könnt ihr eure Fotoideen rund um die virtuellen Stars auf Wallpapers ausleben. Cool hierbei ist, dass Ihr sogar selbstgemachte Fotos von der Digitalkamera ins Spiel importieren und den singenden Kanarienvogel davor setzen könnt. Nettes Feature.




Dominic meint:

Dominic

Fluch und Segen gehören dicht beieinander, wenn es um Hatsune Miku Project DIVA F geht. Auf der einen Seite steht ein interessantes Konzept mit viel Content und einem fantastischen J-Pop-Soundtrack, auf der anderen Seite die vorhin beschrieben Mängel. Wären diese nicht vorhanden, hätte die Wertung höher ausfallen können. Aber wie ich las, gibt es schon bald ein Sequel, was diese Probleme eventuell beheben werden.

Positiv

  • Motivierendes System
  • Video- und Fotostudio
  • Toller J-Pop Soundtrack

Negativ

  • Hohe Geschwindigkeit
  • Icons verschwinden in den überladenen Hintergründen
Userwertung
7.31429 7 Stimmen
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Forum
  • von khaos:

    Ach, jetzt gibt's doch eigene Threads für die Spiele Super Titel mit hervorragender Songauswahl. Auf Leicht sollte wohl auch jeder einen angenehmen Einstieg bekommen. ...

  • von Civilisation:

    Mit warmgespielten Fingern hat sich Dominic an Hatsune Miku Project DIVA F gewagt. Hatsune Miku Project DIVA F Ich kann mich noch an eine Zeit erinnern, wo wir Europäer zu Blödmännern degradiert wurden, wenn es um die Lokalisierung von Videospielen ging. Meist waren diese in...

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Hatsune Miku Project DIVA F Daten
Genre Musikspiel
Spieleranzahl 1
Regionalcode regionfree
Auflösung / Hertz 50 / 60hz
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 2013-09-04
Vermarkter SEGA
Wertung 7.1
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