Flashback - Pro und Contra von Remakes im Test

Ich gebe zu, dass ich mich darum riss, diesen Titel zu spielen, um meinen Gedanken freien Lauf zu lassen. Schließlich ist Flashback doch mein „Alltime Favorite Game“, welches mit über 20  Durchläufen auf dem Mega Drive mehr Beachtung bekam, als jedes andere Game. 1993 zuerst für PC und Atari Jaguar entwickelt, folgten zügig Portierungen auf weitere Systeme wie Mega Drive, SNES, CD-i, Mega-CD uvm. Seinerzeit sorgte die „Edelschmiede“ um Delphine Software mit ihren cineastischen Elementen in Spielen wie Operation Stealth, Another World, oder Future World - Time Traveler für großes Aufsehen. Neben flüssigen Bewegungsabläufen der Protagonisten ließen einen vor allem die kurzen Sequenzen, wenn man Dinge aufnahm oder Geräte betätigte, so tief in die Handlung eintauchen wie nie zuvor. Zu Beginn der Neunziger bediente man sich auch gerne einmal an „aktuellen“ Themen aus TV und Kino. So erkannte man in Flashback sofort Anspielungen auf John Carpenters „Sie Leben“, gepaart mit Einlagen aus dem Arnold Schwarzenegger Streifen „The Running Man“. Futuristischer Stoff traf perfekte Technik und ein Kulthit war geboren.

Als 20 Jahre später die Meldung kam, dass man „meinen Lieblingstitel“ neue auflegen würde und dies unter der alten Führung von Paul Cuisset, war für mich der Pflichtkauf bereits beschlossene Sache. Die ersten Videos sahen fantastisch aus und ich erkannte jede Szene sofort wieder. Kurz vor Release kam anschließend noch die Bonbon-Message hinzu, dass sogar die Urfassung mit an Bord sei. Flashback in hochskalierter HD-Grafik mit aktuellem Controller - ein Traum sollte wahr werden. Aufgrund der gamescom konnte ich dann leider nicht vom Start weg dabei sein. Und schon kurz darauf kamen erste Stimmen in unserer Community, dass es doch nicht der erhoffte Glücksgriff war. Aber man muss sich seine Meinung selber machen. Und so marschierte ich erneut durch die Geschichte rund um Conrad B. Hart, der einer globalen Verschwörung Außerirdischer auf die Schliche kam und sich sein eigenes Gedächtnis löschte, um nicht aufzufallen.

Neben taufrischer Optik, welche etliche Szenen aus dem Original Titel so schön auf den Bildschirm bringen, wie nie zuvor wurden natürlich weitere Dinge hinzugefügt bzw. verändert. Die damals aufgrund der Pads anstrengende Steuerung wich einer weichen rundum erneuerten Eingabe. Wie bei vielen Titeln der heutigen Zeit, möchte man Hürden nicht mehr so hoch ansetzen, um dem Spieler bloß keinen Frust zuzumuten. So darf jetzt mit dem rechten, analogen Stick munter im 360-Grad-Kreis geballert werden, während man Conrad mit dem linken fast mühelos an jedes Ziel steuert. So mancher Raum oder Gegner lockt einen allerdings auch zu Handlungen, die den weiteren Ablauf eher behindern, da die Entwickler an dieser Stelle gern ein anderes Vorgehen von Euch gewünscht hätten. Sowohl Gangart als ebenfalls die Karte erinnern hierbei stark an "Shadow Complex", welches seine Hausaufgaben, an einigen Punkten aber besser machte. So hätte ich auf das gesamte Upgrade Menü verzichten können. Sowas brauchte Conrad damals auch nicht und wirkt hier eher aufgesetzt. Zwar hat es der „Schutzschild“ ebenfalls ins Jahr 2013 geschafft, doch genau wie eure Lebensenergie lädt sich dies jetzt von selbst auf.

Doch es waren vor allem die tollen Sequenzen, wenn man 1993 das Schild in einem Generator wieder aufladen musste, die damals für Spaß sorgten. Zudem stehen jetzt an vielen Punkten zusätzliche Energie Aufladepunkte herum, so dass man am Besten direkt auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad anfangen sollte, um wenigstens etwas gefordert zu werden. Automatische Speicherpunkte in kurzen Abständen, runden diese „Verschlimmbesserung“ im Koop mit einer gefühlt schlechter zu durchschauenden Story ab. Oh ich vergaß die neuen Machosprüche auf einer mittleren Qualitätsstufe, um heutigen Kiddies vermutlich das Gefühl zu geben, dass man sie verstehen würde. Hier wäre weniger mehr gewesen.

Drehen wir die Scheibe aber weiter, entdeckt man mit dem neu integrierten „Virtual Reality Bereich“ eine Zone, welche das alte Spielerlebnis deutlich aufwertet. Hierbei gilt es verschiedene Herausforderungen zu bestehen, ähnlich alten Vorbildern wie Jack Wade in Headhunter. Es gibt also doch Punkte, wie man ein gutes original gekonnt im Remake aufwerten kann. Man könnte an dieser Stelle schon fast von einem 50:50-Erlebnis sprechen, wäre da nicht ein bestimmter Aspekt.

Es zeigt sich, dass vor allem die finale Meldung der Implantierung des 1993er Spiels ein Schnellschuss auf der Zielgeraden war. Woran lag es? War die Resonanz zu schlecht? Gab es Feedback, dass der Preis zu hoch sei für ein reines Remake? Wir werden es nicht erfahren! Aber im Hauptmenü einfach einen Videospielautomaten zu platzieren, der nur ⅓ des TV einnimmt, in diesem wiederum der kleine 4:3-Bildschirm unscharf dargestellt wird und das Intro ohne Sound daher kommt (Bug?), das dürfte zumindest jeden Fan von 1993 an den Nerven zehren.

Ja, ich beendete das Spiel natürlich trotzdem. Und ja, es weckte viele Erinnerungen, denn etliche Szenen, Orte und Handlungsabläufe sind eine gelungene Umsetzung des Originals in toller Optik, die Fans von 1993 sofort wieder erkennen. Der VR-Bereich rundet die Positiven Punkte gekonnt ab. Es den Leuten von heute aber so einfach zu machen, es mit übertrieben coolen Sprüchen in mittlerer Synchro-Qualität zu garnieren und als „goldene Himbeere“ eine so stupide Integration der Urfassung zu präsentieren, frisst im Grunde sämtliche Pluspunkte auf. Da werde ich alsbald vermutlich erneut den Schalter am stets einsatzbereiten Mega Drive drücken müssen.