Über die Jahre hinweg ist die Serie immer mal wieder etwas vom Thema abgedriftet. Ging es anno 1996 nur darum den eigenen Bauernhof zu bewirtschaften, wurde beispielsweise in Innocent Life: A futuristic Harvest Moon in die Zukunft geblickt oder in Harvest Moon: Die Sonnenschein-Inseln ganze Wohnorte aus den Tiefen des Meeres gestampft. Der Großbasar, das bereits vor zwei Jahren in Japan erschien, konzentriert sich wieder mehr darauf, was die Serie groß gemacht hat. Der Spieler übernimmt die Rolle eines Farmers oder einer Farmerin und besitzt ein kleines Stück Land neben einem kleinen Dorf. Keine Roboter, keine mit Monster gefüllten Höhlen und keine magischen Diamanten. Ziel des Spieles ist es, auf die Bitte des Bürgermeisters hin einen Stand auf dem heruntergekommenen Großbasar von Brisendorf zu eröffnen. Natürlich gefüllt mit den eigenen Anbauten. Möglicherweise zieht das die Kundschaft an?
Das typische Harvest Moon Gameplay besteht darin, den eigenen Bauernhof von Unkraut und Gestein zu befreien, anschließend Felder anzulegen, diese mit Samen zu bestreuen, um sie anschließend fleißig zu gießen und irgendwann ernten zu können. Das hat sich auch in Der Großbasar nicht geändert. Allerdings wird die Ernte nicht mehr in eine große Box geworfen, die einmal am Tag geleert wird und den Geldbeutel des Spielers füllt, sondern muss eigens auf dem Basar verkauft werden. Dabei muss der Spieler ordentlich planen und wirtschaften. In den bisherigen Ablegern wurde wild drauf los gepflanzt - den je mehr geerntet werden kann, desto mehr Geld fließt in die Kasse. Auf dem Großbasar wird allerdings nicht immer alles auf einmal verkauft. Wenn also das angebaute Gemüse zu einer bestimmten Jahreszeit nicht der Renner sein sollte, bleibt es im Regal liegen und wird schlecht, was zu einem erheblichen Verlust führen kann. Auch sind die Besucher gelegentlich an verschiedenen Mahlzeiten interessiert, die der Spieler selbst kochen und zur richtigen Jahreszeit anpreisen muss. Aber nicht nur die Besucher geben ihr hart verdientes Geld auf dem Basar aus, auch der Spieler kann dort Zutaten, Tiere und verschiedene Arbeitsutensilien kaufen. Mit dem Basar erhält die Serie den schon lang hinfälligen frischen Wind, denn somit kommt endlich mehr Strategie in das teilweise öde Farmerleben. Daumen hoch dafür!
Doch leider gibt es mittlerweile kein Harvest Moon mehr ohne mindestens ein nerviges Gameplay-Element. In Der Großbasar sind es die Windmühlen. Anstatt sich wie früher im Laden beispielsweise Mayonnaise zu kaufen, muss die dafür vorgeschriebene Windmühle aufgesucht werden, um dort in einigen Ingame-Stunden diese selbst herzustellen. Selbiges gilt auch für Equipment, wie eine neue Spitzhacke oder eine bessere Axt. Klar, es ist eine nette Idee mit seinen eigens angebauten Zutaten neue Items zu zaubern, doch leider verkommt es nach kurzer Zeit, trotz vieler verschiedenen Rezepte, zu einer nervigen Tätigkeit. Die ganze Prozedur ist so unhandlich und unnötig zeitaufwendig designt, das man den Spaß daran verliert. Auch mangelt es an Ingame-Hilfen, die den Spieler beim Flirten, Craften und sonstigen Farm-Aktivitäten unterstützen, so dass sich Anfänger überfordert fühlen könnten.
Leider ebenfalls Harvest Moon typisch ist der langatmige Einstieg des Spiels. Schon innerhalb des ersten Spielmonats werden geübte Farmer den Dreh raus haben und einen virtuellen Tag in wenigen Minuten beenden. Das Problem liegt auf der Hand: Harvest Moon passt sich nicht an die Spielgeschwindigkeit des Spielers an, sondern führt nur zu bestimmten, geskripteten Events neue Spieleinhalte ein. So muss der Spieler den kompletten Frühling ohne weitere Nebenaktivitäten hinter sich bringen, ehe er im Sommer endlich Angeln gehen darf. Doch auch das wird früher oder später langweilig. Im Brisendorf gibt es außerhalb des Marktwochenendes einfach nichts zu tun, da sich dort zu wenig Bewohner tummeln. Auch die möglichen Ehefrauen und -männer bringen zu wenig Persönlichkeit mit, um langfristig als Dating-Element zu motivieren. Für ein wenig Abhilfe schafft der Multiplayer-Modus, mit dem Freunde online, sowie lokal gemeinsam farmen und die jeweiligen Bauernhöfe besichtigen können. Das Problem ist allerdings, dass die Bauernhöfe meist ziemlich ähnlich aussehen und somit nur das Handeln Sinn ergibt, was auf Dauer natürlich nicht für große Motivation sorgt. Somit wartet man nur auf das virtuelle Basar-Wochenende, denn dann ist endlich wieder etwas zu tun.
Ich war guter Dinge, als ich mir erstmals die Grundidee hinter Der Großbasar durchgelesen hatte. Und in der Tat, es funktioniert sehr gut und bringt endlich frischen Wind in die Serie. Dadurch, dass der Spieler selbst für den Verkauf seiner Waren zuständig ist, muss deutlich strategischer vorgegangen werden. Leider hat Harvest Moon mehr Schatten- als Lichtseiten. So ist das Crafting mit den Windmühlen unnötig nervig, auch gibt es abseits des normalen Farmerlebens und dem Großbasar, der leider nur am virtuellen Wochenende stattfindet, nicht viel zu tun. Eine kleine Aufmunterung ist der brandneue Multiplayer-Modus, in dem bis zu vier Farmer gemeinsam für das Wohl des Bauernhofs sorgen können. Fans der Serie schlagen bei Harvest Moon - Der Großbasar trotz Mängel zu, Anfänger sollten besser zu einem leichteren und abwechslungsreicheren Ableger greifen, wie zum Beispiel Friends of Mineral Town für den GameBoy Advance oder Magical Melody für die Wii.