Darius II / Sagaia im Test

Mega Drive

In den Jahren von 1985 bis 87 erschienen die ersten Ableger der drei bekanntesten und langlebigsten Horizontal-STGs (Shooting Games) in der Spielhalle. Gradius (85) und R-Type (87) revolutionierten fast im Alleingang das gesamte Genre und legten sehr hohe Messlatten, was Innovationen und Qualität anging. Nicht annähernd diese Bedeutung kann Darius (87) zugeschrieben werden. Dennoch kam es gerade rechtzeitig, um sich nicht sofort mit R-Type messen zu müssen. Aus Mangel an vielzähliger Konkurrenz konnte es sich gut verkaufen, was an der extrem spektakulären Darstellung über drei Monitore, aber auch am hervorragenden Soundtrack und der einzigartigen Unterwasserthematik lag. Zwei Jahre später wurde der Nachfolger präsentiert.

Taito war 1989 noch nicht gewillt oder nicht in der Lage, auf die Innovationsoffensive von R-Type zu reagieren. Vielmehr versucht Darius II die gröbsten Probleme des Vorgängers auszubessern und vertraute weiterhin auf das Alleinstellungsmerkmal der superbreiten Auflösung über zwei bzw. drei Monitore. Dabei bleibt es spielerisch weit simpler als die Konkurrenten aus dem Hause Irem und Konami, auch wenn es immerhin etwas komplexere Levelarchitektur und Gegnerformationen als sein Vorgänger bot. Wie schon bei Darius wurde der Soundtrack in die Hände von Taitos Inhouseband Zuntata gegeben, die dessen sehr hohes Niveau halten konnten und unkonventionelle, wie stimmungsvolle Stücke komponierten. Mit Titeln wie Muse Valley, Jamming, Planet Blue, oder To Nari befindet man sich durchaus in der Spitzengruppe des Genres. Leider sind die Soundeffekte weit weniger gut gelungen und schwanken zwischen unauffällig und nervig (quietschiger Bombenabwurf). Dezember 1990 kam es dann zur Portierung auf dem Mega Drive, was ein Anpassen des Leveldesigns auf die klassische 4:3 Auflösung erforderlich machte.

Nexgam Darius 2Das Spiel- und Extrawaffensystem ist abermals wesentlich rudimentärer als die genialen Konzepte der beiden Hauptkonkurrenten, auch wenn hier im Vergleich zum Erstling deutlich nachgebessert wurde. Zwar benötigt man wieder beinahe die gesamte Distanz des Spiels, um sich auf die Stufe der maximalen Bewaffnung hochzurüsten, dafür ist diese aber höher gelegen als in Darius. Das schneller eine passable Schlagkraft aufgebaut werden kann ist die Folge, obwohl es immer noch vergleichsweise lange dauert. Neben der Bordkanone und den Bomben (fallen vom Schiff aus mit parabolischer Flugbahn, welche sich mit der Bewegung des Schiffes ändert) können hier zusätzlich Laserstrahlen, die in verschiedenen Winkeln ausgerichtet sind, ausgerüstet verstärkt werden. Auf höchster Stufe setzt ihr einen Großteil des Bildschirms unter Beschuss und habt lediglich direkt hinter euch einen toten Winkel. War das Aufrüsten im Vorgänger extrem langwierig und wenig befriedigend, macht es im Nachfolger durchaus Spaß. Besonders weil power ups noch fast bis ins letzte Level relevant bleiben. Dass euer Raumschiff, der Silver Hawk, zu Spielbeginn und nach einem Abschuss nur über sehr geringe Feuerkraft verfügt, bleibt jedoch weiterhin Teil des Spieldesigns. Nexgam Darius 3Als kleine Hilfestellung werden nach einem verlorenen Leben manchmal bunte Powerups hinterlassen, die alle Waffensysteme aufbessern. Wieder mit dabei ist das Schutzschild, welches vor ganzen drei Treffern schützt. Im Gegensatz zu Gradius, R-Type und auch Darius verzichtet Darius II erfreulicherweise auf Checkpoints. Wie bereits in Thunderforce III (90) und Salamander (86) kann, solange die Extraleben reichen, an Ort und Stelle weitergespielt werden, was Frustmomente reduziert. Continues sind begrenzt und lassen euch erneut vom Anfang des zuletzt begonnenen Levels starten.

Nexgam Darius 4Wie bereits beim Vorgänger wird nach jedem Areal zwischen zwei darauffolgenden gewählt. Über die sieben Himmelskörper (Sonne, Merkur, Venus, Mond, Erde, Mars, Jupiter) auf eurem Weg, ergeben sich somit satte 28 Level. Während die Zwischenbosse, die im Übrigen weitestgehend an die Bosse aus Darius angelehnt sind, für die meisten Gebiete gleich bleiben, gilt es ab der Erde gegen unterschiedliche Endgegner anzutreten. Jene sind erneut dem Thema Meeresbewohner zugehörig und sehen abermals wunderbar skurril und bedrohlich aus. Manche von ihnen, wie das Schlachtschiff Yamato bzw. der in ihm wohnende Krebs, müssen über bis zu drei Phasen bekämpft werden, was sie deutlich spannender als die des Vorgängers macht. Befindet sich der Boss hinter euch, kann man sogar nach links feuern. Komplettiert wird dieses Konzept mit verschiedenen Endsequenzen die mitunter überraschen können.

Nexgam Darius 5Darius II auf dem Mega Drive ist alles andere als "arcade perfect", was in Anbetracht der Darstellung über mehrere Monitore in der Spielhalle nicht sonderlich verwunderlich ist. Doch scheint man sich nicht gerade Mühe gegeben zu haben, die Abweichungen möglichst gering zu halten. Viele Level haben eine abgewandelte Architektur, sind an anderen Positionen auf der Karte und bieten andere Bosse. Zudem verhalten sich die Gegner nicht immer so, wie im Original. Leider sind einige Abschnitte simpler gestaltet, haben geringere Gegnervielfalt und einen zweiten Bosskampf im Bauch des Alloy Lantern gibt es ebenfalls nicht mehr. Zusammen mit der etwas weniger lebendigen Grafik vermittelt diese Portierung ein dezent gedämpftes Erlebnis. Trotz der nicht sonderlich spektakulären Präsentation und Geschwindigkeit kommt es an manchen Stellen zum Zusammenbruch der Spielgeschwindigkeit.

Nexgam Darius 6Auf der Kehrseite steht ein sehr viel besser verdaulicher Schwierigkeitsgrad, der in vier Stufen einstellbar ist. Diese Einstellung hat jedoch hauptsächlich Einfluss auf die Geschossgeschwindigkeit in späteren Levels und die Lebenspunkte der Bosse. Weder seid ihr mit besonders gesteigertem Feindaufkommen noch mit komplizierteren Geschossmustern konfrontiert, was dezent faul wirkt. Im Vergleich zum Original finden sich schlicht weniger und leichter überschaubare Feinde und Geschosse auf dem Bildschirm. Im Gegensatz zu vielen anderen klassischen Shootern bleibt das Spielgeschehen hier fast durchgängig fair. Auf Kamikazegegner kann mit einem mittig positionierten Raumschiff immer reagiert werden, was Auswendiglernen der Level kaum erforderlich macht (zumindest, nachdem man die nicht besonders zahlreichen Gegnertypen einmal kennengelernt hat).

Nexgam Darius 7Dies ist auch ein Grund, warum mir Darius II mit der Zeit immer besser gefallen hat. Waren mir die simplen Level, Gegner und die beliebige Bewaffnung zu Beginn ein Dorn im Auge, begeisterte mich später die Fairness und die spezielle Atmosphäre des Spiels. Zwar war Taito zu dieser Zeit nicht interessiert daran, euch nach einem Abschuss gute Chancen einzuräumen wieder zu Kräften zu kommen, dafür ist es hier aber realistischer, diesem aus dem Weg zu gehen.


Einen leichteren Einstieg bietet das im Optionsmenü anwählbare Raumschiff von Tiat. Für jenes ist von Beginn an für alle drei Waffensysteme ein Upgrade freigeschaltet und fällt auch nach einem Abschuss nicht unter dieses Niveau. Nexgam Darius 8Den meisten Spielern kann nur empfohlen werden, ausschließlich dieses Schiff zu wählen, solange sie sich noch nicht mit allen Gegnern vertraut gemacht haben. Anstatt das erfolgreiche Durchspielen möglichst schwer zu gestalten und akribisches Auswendiglernen zu fordern, generiert Darius II seine Langzweitmotivation über die Quantität bei Bossen, Levels und Endsequenzen. Es bleibt dem Spieler überlassen, ob ihm diese Verteilung der Prioritäten gut gefällt.

 

Und hier noch ein kleines 1CC Video von mir:

 

Andreas meint:

Andreas

Das Design der Bossgegner und der stimmungsvolle und eigenständige Soundtrack von Zuntata helfen dem Spieler, in Darius II mehr zu sehen, als das Gameplay und das Leveldesign bieten können. Auch ein Grund dafür, dass das Audiovisuelle so gut trägt, ist die Spielbarkeit. Der Schwierigkeitsgrad steigt recht gleichmäßig an, der blaue Silver Hawk von Pilotin Tiat reduziert Frust und Dank des Schutzschildes dürfen auch mal Fehler gemacht werden. Somit wird ausreichend Motivation für den reichhaltigen Spielinhalt generiert. Dennoch bietet Darius II in vielerlei Hinsicht höchstens Standardkost. Zwar gibt es viele Level, doch wirken sie häufig nur zusammengewürfelt. Gegnerwellen wiederholen sich und manche Bosskämpfe sind zu simpel. Auch euere Schiffsbewaffnung ist kaum kreativer. Als Portierung des Spielhallenoriginals funktioniert die Mega Drive Version ebenfalls nicht sonderlich gut, obwohl es dadurch immerhin weniger frustrierend ist.

Positiv

  • Genialer Soundtrack und eigenständige Meerestier-Bosse
  • Fairer Schwierigkeitsgrad
  • Viele Level, Bosse und Endsequenzen

Negativ

  • Simples Design der Gegner, Level, Angriffsmuster und Schiffsbewaffnung
  • Viele Änderungen zur Spielhallenversion
  • Zweispielermodus gestrichen
Userwertung
6.9 1 Stimmen
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Forum
  • von khaos:

    Ich hatte es fast selbst vergessen aber neben meinen 1cc Runs mit dem blauen Silver Hawk (Tiat), der mit höherer Bewaffnung startet, hatte ich es später dann auch mit dem roten (Proco) gewagt. Fast hätte ich es gar ohne Lebensverlust geschafft^^ Der Soundtrack ist auch immer wieder klasse....

  • von khaos:

    Auch es die Wertung nicht widerspiegelt, hatte ich mit Darius II eigentlich mehr Spaß als mit den Vertikal-STGs auf dem Mega Drive, die ich gespielt habe. Aber beim Leveldesign haben die sich damals leider echt keine Mühe gegeben^^

  • von _2xs:

    Ich habs auf dem Master System rauf und runter gespielt und geliebt. So müssen Shooter sein und keine doofen Kugelhöllen....

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Darius II / Sagaia Daten
Genre Shoot’em’up
Spieleranzahl 1
Regionalcode NTSC_Jap
Auflösung / Hertz 60
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 1990
Vermarkter Taito
Wertung 6.9
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