Das Mega Drive. Heimstätte vieler exzellenter Action- und Shmup-Perlen. Nachdem ich in der Vergangenheit meine Dreamcast-Shmups einem Review-Härtetest unterzogen habe, widme ich mich in nächster Zeit mal meinen Mega-Drive-Shootern. Die von Technosoft entwickelte Thunderforce-Reihe gilt gemeinhin als eine der Koryphäen des Genres. Ursprünglich für ominöse japanische PCs programmiert, ist der erste Teil hierzulande völlig unbekannt. Erst mit Thunderforce II für das Mega Drive wurde die Reihe langsam populär. Doch langweilige Topview Levels bremsten den Spielspaß für viele aus. Thunderforce III besinnt sich auf starke Sideview-Levels, feilt etwas am Leveldesign und dreht nochmals an der Grafikschraube: Der dritte Teil ist der Durchbruch für Technosoft, die nun einer der bekanntesten japanischen Entwickler sind und für Mega Drive und Saturn zahlreiche Perlen veröffentlichen. Und die Thunderforce-Reihe wird so populär, dass eine Spielhallenversion von Teil III (und eine verhunzte SNES Konvertierung, über die wir mal den Mantel des Schweigens hüllen wollen) und einige weitere Teile erscheinen. Nicht nur bei den Spielern, auch in der Presse wird der dritte Teil begeistert aufgenommen. Unrühmliche Ausnahme ist wohl das bis heute umstrittene Playtime-Review, welches in Sachen Inkompetenz wohl nur noch von der 91% Amiga Joker Wertung für Rise of the Robots übertroffen wird.
Ablauf:
Wenig überraschend gibt sich der Plot weitestgehend überraschungsfrei; einmal mehr gilt es einem außerirdischen Imperium zu zeigen, wo der sprichwörtliche Hammer hängt. Zu Anfang lässt sich der Startlevel festlegen (Dschungel, Eiswelt, Lavawelt, Wasserlevel, Untergrund), danach spielt ihr die Level in einer festgelegten Reihenfolge, bis ihr in zwei weiteren Levels ein gigantisches Raumschiff zerstört und in die Zentrale des bösen Großmacht fliegt. Spielerisch gibt sich Thunderforce III flotter als R-Type oder Gradius, die Spielgeschwindigkeit und die Gegner sind höher. Auf der anderen Seite gibt sich Thunderforce III nachgiebiger als die beiden Kollegen, verliert ihr ein Leben, müsst ihr lediglich die gerade equippte Waffe aufgeben und könnt an der gleichen Stelle wiederbeginnen. Wo wir bei Waffen sind: Ihr könnt Euer Arsenal deutlich ausbauen; neben dem normalen Schuss und dem Rückwärtsschuss gibt es noch Laser, über den Boden fliegende Missles, Feuer und die allseits beliebte zielsuchende Hunter-Waffe. Desweiten könnt Ihr eure Friedensbringer mit dem Claw-Upgrade aufrüsten; nun rotieren zwei Waffen um Euer Raumschiff und ihr habt doppelte Feuerkraft. Selten gibt es auch mal einen Schild aufzusammeln.
Das Leveldesign gibt sich erfreulich abwechslungsreich und die Endgegner sind toll präsentiert. Neben den Gegnern macht euch des Öfteren die Umgebung zu schaffen; insbesondere der Lava-, Wasser-, und Untergrund-Level hat die eine oder andere böse Überraschung für Euch: Explodierende Lavabrocken, tückische Strömungsveränderungen und von der Decke fallendes Gestein ist ebenso mit der Partie wie tödliche Sackgassen in der Underground-Welt. Zudem ändert sich auch mal die Spielgeschwindigkeit, so saust ihr z.B. in der Volcano-Stage nach einer Weile mit einem ziemlichen Tempo über die gefährlichen Lavamassen. Da ist schon etwas an Memorizing nötig. Zwar gilt Thunderforce III als eines der einfacheren Shoot-Em-Ups für das Mega Drive, die Wasser-und Untergrund-Welt machten mir bei letztmaligen Spielen aber mehr Mühe, als ich es von damals in Erinnerung hatte. Doch mit ein wenig Auswendiglernen und der Hunter-Waffe ist das Spiel ganz gut zu schaffen. Die Endgegner sind zum Großteil mit der richtigen Bewaffnung kein wirkliches Problem; ohne Schild und nur mit der Standardwaffe sind sie aber auch nicht gerade leicht. Die Designer spendierten neben fünf Leben auch ein paar Continues, sodass auch Einsteiger einiges vom Spiel sehen werden. Für mich nicht unbedingt ein Nachteil; geben sich viele andere MD Shooter wie Gaiares, Tatsujin oder Hellfire unnachgiebig und extrem schwer.
Die Technik:
Optisch ist Thunderforce III überaus gelungen, speziell, wenn man bedenkt, dass es relativ in der Mega Drive Ära erschien. Die Levels sind abwechslungsreich und farbenfroh, später gibt sich das Spiel düsterer mit stimmungsvollem Design, vielen Gegnertypen und grossen Bossen. Dabei bleibt das Spiel erfreulich flüssig; die Technosoft Mannen hatten die MD-Hardware scheinbar sehr gut im Griff. In der Lava-Stage und der Eiswelt gibt es zudem schöne Effekte zu sehen. Der Soundtrack ist absolut hörenswert auch außerhalb des Spiels, gibt sich überaus fetzig und gleichzeitig atmosphärisch. Auch die Soundeffekte wie Schussgeräusche und Explosionen hören sich super an.
Thunderforce III ist bis heute eines der besten Mega-Drive-Shmups und ein Muss für jede MD-Sammlung. Grafik, Musik und Waffensystem sind sehr gut, die Levels abwechslungsreich und es spielt sich äussert „smooth“. Im Gegensatz zu manch anderem MD-Shooter ist es weder übertrieben teuer, noch extrem schwer. Kleinere Kritikpunkte wie zu leichte Endgegner (insbesondere wenn man auch die HUNTER-Waffe hat) lassen sich für meinen Geschmack absolut verschmerzen. Immer wieder für eine Runde zwischendurch gut und mit unter 50 Euro für die japanische Version auch vergleichsweise günstig.
Grafik: 8/10 - Sound: 9/10 - Atmosphäre: 8/10 - Spieldesign: 8/10 - Dauerspass: 7/10 - Gameplay: 9/10