In der Nex-Gen-Umsetzung des dreckigen Motorsports fungiert das italienische Entwicklerteam von Milestone, die schon mit Superstars V8 und dessen Nachfolger auf PS3 und Xbox360 gute Verkaufserfolge verzeichnen konnten. Das offizielle Rennspiel der FIA ist ihr neustes Projekt und man merkt dem autoverliebten Team recht schnell an das sie mit Herzblut an die Sache herangegangen sind. Ein dickes Paket ist WRC World Rally Championship geworden. 18 Autos, 60 Fahrer, 78 Pisten, 55 Events, Mehrspielermodus, Online Ranking-System und noch andere feine Schmankerle. Schon bei der Aufmachung ist sich Milestone treu geblieben. Schnörkellose Menüs, veraltete Technik und generell eine magere Präsentation machen es dem Rennspielfan anfangs schwer. Dabei ist unter der Haube des Games viel Potenzial versteckt. Der Weg zur WRC fungiert hier als Singleplayermodus. Ihr als angehender Star der Rallyszene bekommt unter Citroën die Möglichkeit am Rallyzirkus teilzunehmen.
Wollt ihr euch noch vorher mit der Steuerung auf unterschiedlichen Terrain samt Tutorial begnügen, kriegt ihr in der Akademie das nötige Wissen, was ihr auch gleich praktisch einsetzen könnt. Seit ihr dann endlich aus der Rolle des unbedeutenden Fahrers herausgewachsen warten fette Deals mit Sponsoren und viel viel Preisgeld. Das wird hauptsächlich verwendet, um neue Schlitten in eure virtuelle Garage zu parken. Hier sind der bekannte Mitsubishi Lancer EVO IX oder der flotte Subaru Impreza WRX Sti die wohl bekanntesten Rallygesichter. WRC World Rally Championship hält sich an die Basics des Genres. Großes Aufmotzen der Karren oder Teammanegment werdet ihr hier nicht finden. Es dreht sich alles nur um euch, die Piste und die Zeit. Die Konkurrenz gibt in Teilabschnitten Zeitspannen vor, die ihr mit guten fahrerischen Können unterbieten sollt. Vor jedem Start könnt ihr optional an eure Kiste rumschrauben um noch ein paar hundertstel Sekunden rauszuholen. Als Alternative macht dies der Computer für euch.
Sowieso sind die Unterstützungsoptionen eine recht feine Sache. Mit der Wahl des Schwierigkeitsgrades (Anfänger, Fortgeschrittener, Profi), legt ihr fest ob Brems- oder Stabilitätshilfen aktiv sind. Im letzten Schwierigkeitsgrad müsst ihr zudem noch mit der schnörkellosen Cockpitansicht leben, die ein gutes Gefühl vermittelt, aber durch Detailarmut besticht. Optional lässt sich dies auch im Menü anpassen, was dann keine Auswirkungen auf den Schwierigkeitsgrad hat. Apropro Schwierigkeitsgrad: Dieser ist je nach Untergrund und Streckenbeurteilung ein schmaler Grad zwischen Gut und Böse, denn die Entwickler schaffen es wirklich, ein authentisches Rally-Vergnügen auf die Beine zu stellen. Alle unterschiedlichen Untergründe (Matsch, Asphalt, Schnee) fühlen sich merklich unterschiedlich an. Um Bestzeiten zu fahren, ist die genaue Kenntnis der Strecke sowie das Beherrschen der PS-starken Maschine ein wichtiger Faktor.
Knallt ihr mal einen Abhang runter oder bleibt am Streckenrand stecken setzt euch das Spiel wieder auf die Piste was leider euch ein paar kostbare Sekunden raubt. Doch Frust kommt nicht wirklich auf weil man das Rennen jederzeit neu starten kann. Das funktioniert auch bei Meisterschaften wo gleich mehrfache Strecken befahren werden müssen. Dazwischen könnt ihr Reparaturen ausführen die von eurem Zeitkonto abgezogen wird. Somit hat euer Fahrstil schon recht früh Auswirkungen auf spätere Rennen. An eurer Seite steht natürlich euer Beifahrer der euch Wahlweise in männlicher- bzw. weiblicher Stimme zur Verfügung steht. Die Streckeninformationen gehen schnell ins Blut über und kommen Punktgenau zum Einsatz wann man sie braucht.
Neue Bestzeiten lassen sich in der Einzelspielerkampagne sofort online hochladen. Dafür solltet ihr natürlich auch mit der Konsole am Internet angeschlossen sein. In Richtung Mehrspielermodus ist WRC eine solide Erfahrung. Eine Hot Seat-Funktion an einer Konsole sowie Rennen gegen andere Fahrer über PSN oder Xbox Live sind möglich. Entweder macht ihr selbst einen Server auf und wählt von der üppigen Zahl von Rennstrecken oder Modis (Einzelrennen, Meisterschaft u.s.w.) oder schließt euch einem bestehenden Spiel an. Leider fahrt ihr nur indirekt gegen andere Spieler. Sobald die Uhr runtergelaufen ist seit ihr allein auf der Piste, während die anderen Fahrer als Ghost sichtbar sind. Also rempeln oder abschneiden ist nicht drin.
’’Über Stock und Stein, das soll mit einem lizenzieren Wagen der FIA lustig sein.’’ Und dem kann ich nur recht geben. Nachdem ich den Schock über die mittelmäßige Grafik überwunden habe, tat sich im wahrsten Sinne des Wortes der Auto-Himmel auf und das tolle Fahrgefühl der Rennboliden hat mich in seinen Bann gezogen. Auch hat mir das schnörkellose Prinzip gepasst. Also kein großen Managerpart mit Statistiken sondern einfach nur ich und die weiten, anspruchsvollen Pisten.