Space Channel 5 - Part 2 im Test

PlayStation2
Es ist noch gar nicht lange her, da hatte der japanische Konsolenhersteller Sega einen ehrgeizigen Plan. Man wollte eine Videospielikone schaffen, die mindestens so bekannt werden sollte wie Lara Croft. Doch obwohl die virtuelle Schönheit mit dem klangvollen Namen Ulala knapp bekleidet und außerdem die Hauptfigur in einem äußerst innovativen Spiel war, kam alles anders als gedacht. Space Channel 5 wurde kein Megaseller und auch die Protagonistin geriet schnell in Vergessenheit. Wenigstens in Japan wurde noch eine Fortsetzung des Games für den glücklosen Dreamcast veröffentlicht, kurz bevor die Konsole endgültig in der Versenkung verschwand. Dank der PS2 bekommt Ulala aber auch in Europa eine zweite Chance.
Die Story des Spiels ist schnell erzählt: wieder einmal fallen Aliens über eine friedliche Raumstation her. Die sogenannten Rythm Rogues wollen die Menschheit unterwerfen, indem sie Jeden, den sie treffen, zum Tanzen zwingen. Da Ulala, die unerschrockene Reporterin des Fernsehsenders Space Channel 5, bereits eine ähnlich verrückte Invasion zurück schlagen konnte, zögert sie keine Sekunde und tritt den Fieslingen furchtlos entgegen.


Die Zukunft wird bunt.


Space Channel 5 - Part 2 ist die Sorte Spiel, bei dem man nach wenigen Sekunden genau weiß, was zu tun ist. Immer wieder springen Außerirdische oder sonstige Fieslinge aus ihren Verstecken und fordern die Hauptdarstellerin zum Tanzduell heraus. Nachdem die Gegner gezeigt haben, was sie können, muss der Zocker nachmachen, was er gesehen hat. Alles, was man dazu braucht, ist das Steuerkreuz und zwei Knöpfe. Manchmal muss man innerhalb der Tanzeinlagen auf die Gegner schießen oder Geiseln mit Hilfe eines Transporterstrahls befreien. Solche Aktionen sind aber nahtlos in das eigentliche Gameplay integriert. Die Aliens begleiten jede ihrer Bewegungen mit den passenden Lauten, was nicht nur sehr hilfreich ist, sondern auch einen interessanten Nebeneffekt hat. Man kann das Game tatsächlich spielen, ohne auf den Bildschirm zu schauen.

Viel Neues gibt es in Teil 2 nicht zu entdecken, was aber auch am Grundprinzip liegt, dass kaum Raum für Erweiterungen lässt. Manchmal müssen jetzt Knöpfe für längere Zeit gehalten werden und ab und zu spielt Ulala sogar ein Instrument, was aber auch keine große Umstellung vom Zocker erfordert. Für ein wenig mehr Abwechslung sorgt ein Challenge-Modus, in dem es darauf ankommt, möglichst viele Sequenzen fehlerfrei nachzutanzen. Gute Leistungen werden hier mit neuen Kostümen belohnt, in die man die Heldin stecken darf. Auch an eine 2-Spieler-Variante wurde diesmal gedacht. Diese beschränkt sich aber darauf, dass sich die beiden Zocker die Kontrolle über Ulala teilen. Während einer für die Richtungstasten zuständig ist, darf der andere die beiden Knöpfe bedienen. Das macht zwar Spaß, aber kann keinen echten Multiplayer-Modus ersetzen, in dem man gegeneinander antreten darf.

Obwohl das Spielprinzip kaum simpler sein könnte ist Space Channel 5 kein leichtes Spiel. Das Timing muss nämlich fast perfekt sein. Eine Abweichung im Bereich von Bruchteilen einer Sekunde wird als Fehler gewertet und mit Abzug von Energie bestraft. Besonders in den höheren Levels werden die Abstände zwischen den einzelnen Aktionen immer unregelmäßiger und länger und wer kein gutes Zeitgefühl hat, ist aufgeschmissen. Größenwahnsinnige können auch eine Tanzmatte anschließen und mit vollem Körpereinsatz gegen die Aliens antreten. Doch selbst wenn man fit genug ist, um ein paar Minuten mitzuhalten, werden die Abstände zwischen einzelnen Aktionen schnell so kurz, dass nur die besonders leichtfüßigen Zocker eine Chance haben.


Wer könnte dieser Reporterin ein Interview verweigern?


Die Grafik ist nett anzusehen, wirkt aber dennoch etwas veraltet. Im Gegensatz zum Vorgänger passen Hintergründe und Tänzer nun besser zusammen. Die Animationen der Spielfiguren sehen praktisch genau so aus wie im ersten Teil und machen im Vergleich zu anderen aktuellen PS2-Titeln einen eher mittelmäßigen Eindruck. Außerdem sind Ulala und die restlichen Charaktere nicht gerade detailliert dargestellt. Doch das geniale Design lässt viele der Mankos schnell unwichtig erscheinen. Die Welt von Space Channel 5 – Part 2 sieht so aus, wie man sich in den 70er-Jahren die Zukunft vorgestellt hat. Farbenfrohe Kulissen sind an der Tagesordnung und die Bevölkerung hat einen äußerst ungewöhnlichen Modegeschmack. Schlaghosen, Plateauschuhe, Mini-Röcke und viele andere Outfits sorgen für Abwechslung auf dem Bildschirm. Da sich gerettete Geiseln der Protagonistin anschließen und ihr bei allen folgenden Tanzeinlagen zur Seite stehen, wimmelt es zeitweise nur so vor skurrilen Gestalten. Spätestens wenn Space Michael, der Michael Jackson der Zukunft, seinen ersten Auftritt hat, fällt es schwer, sich ein Grinsen zu verkneifen.

Selbstverständlich ist die Musik eines der wichtigsten Elemente in einem Spiel wie diesem. Auch wenn es sich dumm anhört, ist die akustische Untermalung gleichzeitig enttäuschend und genial. Viele der Songs und alle kurzen Voice-Samples scheinen direkt aus dem Vorgänger zu stammen. Auch die neuen Stücke orientieren sich stark an dem Dreamcast-Klassiker, der auch für die PS2 umgesetzt wurde. Wer also schon viele Stunden vor Segas Kringelkasten gesessen und fleißig Knöpfe im Takt gedrückt hat, könnte schnell das Bedürfnis verspüren, den Ton abzuschalten. Das geht aber nicht, weil Space Channel 5 – Part 2 dann unspielbar wäre. Wie gemein... Wer den Vorgänger nicht kennt, wird von der Musik entweder begeistert sein oder muss zumindest zugeben, dass sie äußerst originell ist. Völlig untypisch für Videospiele werden hier nämlich größtenteils jazz-inspirierte Klänge angeschlagen. Je mehr Fehler man macht, desto schräger wird die Musik, was für Zocker mit empfindlichen Ohren die Motivation erheblich steigern dürfte. Eine nennenswerte Neuerung ist, dass es diesmal mehr Sprachausgabe gibt als im Original. Einige der virtuellen Künstler singen in einem ziemlich merkwürdigen Englisch. Ob das nun Absicht ist oder nicht, wissen nur die Entwickler, lustig ist es aber auf jeden Fall.


Ulala hat diesmal einen ganzen Kleiderschrank voller Outfits zur Verfügung und Space Michael ist auch wieder dabei.

Tim meint:

Tim

Auch wenn die Fortsetzung wenig Neuerungen bietet und das Spielprinzip mehr als simpel ist, bleibt Space Channel 5 – Part 2 ein originelles Game, dass nicht nur Dreamcast-Nostalgiker begeistern dürfte. Mit Spielen wie Segas hauseigenem Rez und dem genialen Frequency gibt es zwar inzwischen hochkarätige Konkurrenz im Musikspielsektor, aber niemand präsentiert rhythmisches Knöpfchendrücken so charmant wie Ulala. Trotz allem kommt der zweite Teil der Tanz-Saga ein wenig zu spät, um noch eine wirkliche Top-Wertung einzufahren. Während sich das Genre weiterentwickelt hat, ist die Fortsetzung des Klassikers sowohl technisch als auch spielerisch stecken geblieben.

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Space Channel 5 - Part 2 Daten
Genre Musikspiel
Spieleranzahl 1 - 2
Regionalcode -
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 12.02.2003
Vermarkter Sony
Wertung 7.6
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