Und so kam es, dass ich mit einer solchen Kassette nach Hause ging und sie sofort in meinen Video-Recorder legte. Gespannt drückte ich auf den Play-Knopf und wurde von der geballten Power des N64-Biters weggefegt. Das erste Ingame-Material auf dem Nintendo 64: Feel Everything Video Tape gehörte zu 1080° Snowboarding, welches ich als zwölfjähriger Knirps zu sehen bekam und Spiel natürlich fortan besitzen wollte.
Die Fachwelt war von Shigeru Miyamotos neuem Werk hin und weg. Der Mario Erfinder fungierte als Produzent, sodass dem Spiel der Hitstempel quasi vorherbestimmt war. Aber auch das Know-How von Giles Goddard und Colin Reed war es zu verdanken, dass aus dem Racer so ein Erfolg wurde. Die Programmierer nutzten bei der Entwicklung eine sogenannten »Skinning« Methode, die es ihnen erlaubte, die fünf spielbaren Charaktere besonders lebensecht und bei Kollisionen jeweils individuell stürtzen zu lassen.
Und wer erinnert sich nicht auch heute noch an sein erstes Rennen, als man mit Highspeed den Hang hinabrauschte und sogar die Klamotten der Snowboarder im Wind flatterten? Ganz großes Kino! Überhaupt wurde die technische Seite sehr gelobt. Die Presse jubelte über die bis dato beste Grafik auf dem N64 mit tollen Wettereffekten, kaum Pop-Ups, einer stabilen Framerate bei Highspeed und den vielen Details an Strecken und Snowboardfahrern.
Und wo wir schon von Details sprechen: Firmen wie Tommy Hilfiger oder Lamar sind ebenfalls via geschicktem Product Placement im Spiel vertreten. So tragen die Charaktere Klamotten von dem Modehaus und fahren auf Lamar Snowboards. Mir als Zwölfjährigen fiel das Ganze vor 14 Jahren nicht auf, aber damals hatte ich eh Augen für ganz andere und wichtigere Dinge wie Spielspaß.
Ganz anders sieht es da in den Trick Modi »Trick Attack« und »Contest« aus. Hier dreht sich alles um den Highscore, den ihr mit insgesamt 25 verschiedenen Tricks und Moves pusht. Dabei geht es entweder durch eine normale Strecke oder einen Hindernisparcours. Heute eher Standard Modi, reichte es anno 1998 für den Hitstempel in jedem renommierten Games Magazin. So belegt 1080° Snowboarding einen Gamerankings Score von 90% und auch auf Metacritic kann es sich mit 88/100 sehen lassen. 1999 wurde 1080° Snowboarding mit den Interactive Achievement Award in der Kategorie »Bestes Sportspiel«.
Nintendo ließ daraufhin nicht lange auf sich warten und veröffentlichte den Nachfolger 1080° Avalanche im November 2003 für den Gamecube. Aufgrund einiger technischer Mängel und knappem Spielinhalt blieb 1080° Avalanche aber weit hinter den Erwartungen und dem genialen SSX 3 aus dem Hause EA Games. Und so kam es, dass sich 1080° Snowboarding über eine Million Mal verkaufte und sogar auf Nintendo Wii einen Re-Release auf der Virtua Console bekam. Zehn Jahre nach Release durfte man sich das Spiel ab Januar 2008 auch auf Nintendos aktuelle Konsole laden und damit Spaß haben. Ob wir einen dritten Teil erleben, steht noch in den Sternen. An einem 1080° HD hätte ich auf der WiiU aber nichts auszusetzen.
1080° Snowboarding gehört für mich zu den Must Haves auf dem Nintendo 64. Auch heute noch rase ich gerne die ein oder andere der insgesamt 8 Pisten hinunter. Grafik, Sound, Gameplay, hier stimmt einfach alles. Da es mittlerweile günstig zu haben ist, empfehle ich es jedem Nintendo 64 Besitzer. Wer eine Wii im Wohnzimmer stehen hat, sollte zum Virtua Console Download greifen. Es lohnt sich!