Einen waschechten Singleplayer Modus, wie etwa eine Karriere oder dergleichen gibt es im Spiel nicht. So könnt ihr nur Modi auswählen, die nach unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad sortiert sind. Wollt ihr nur Tanzen, so wählt den entsprechenden Modus. Wenn ihr eine größere Herausforderung haben wollt, könnt ihr tanzen und singen gleichzeitig, was natürlich eine Schippe härter ist. Schön, dass hierbei alle Xbox 360 kompatiblen Mikros, wie etwa von Rock Band oder Lips, unterstützt werden. Habt ihr euch also für einen Modus entschieden, gelangt ihr in das Auswahlmenü der Songs. Hier könnt ihr durch die einzelnen Tracks stöbern und zu Hits wie "Beat it" oder "Thriller" auf der Bühne den Jacko heraus lassen. Leider ist die Songauswahl mit guten 29 Liedern doch recht übersichtlich. Viele Hits fehlen auch, wie etwa "We are the World" oder "You are not alone".
Kommen wir nun aber zum Gameplay. Hier erinnert The Experience an Dance Central, ohne dem Spiel von Harmonix das Wasser reichen zu können. Woran das liegt ist schnell erklärt: Die Bewegungserkennung funktioniert recht ordentlich und ohne große Patzer. Sobald das Lied beginnt, seht ihr im unteren rechten Bildschirmrand einen Hinweis auf den nächsten Tanzschritt. Eben ganz so wie bei Dance Central, nur sehr klein geraten. Aber leider war's das auch schon mit den Hinweisen. Wie genau ihr den Tanzschritt ausführen müsst, wird nicht näher erklärt. Hier seid ihr dann auf euch allein gestellt. Zwar könnt ihr euch an den Background Tänzern orientieren aber es ist anfangs doch fast unmöglich an ein gutes, geschweigedenn perfektes Rating und die angepeilten fünf Sterne zu kommen. Hier heißt es wirklich üben, üben, üben und wiederholen, wiederholen, wiederholen. Das liegt aber auch daran, dass Michael Jacksons Choreografien nicht einfach sind. Wer hier gut sein will, ist entweder beinharter Fan und hat es eh schon drauf oder muss sich auf einen langen und steinigen Weg einstellen.
Um der steilen Lernkurve entgegen zu wirken, haben die Entwickler eine Tanzschule eingebaut. Aber die ist leider eher schlecht als recht geraten. Das liegt daran, dass euch hier reelle Tänzer die Choreo in einem Run vortanzen und ihr diese dann - natürlich fehlerfrei - nachtanzen müsst. Übungsetappen oder einzelne Teile der Choreo zum Üben gibt es nicht, sodass die Tanzschule ganz schnell auf der "nie wieder anmachen"-Liste landet.
Mögt ihr aber Michael Jackson und seine Songs so sehr, dass ihr die Zähne zusammen beißt und wirklich trainiert, werdet ihr nach einer gewissen Zeit die ganzen Choreografien geschmeidig auf der Tanzfläche, bzw. eurem Wohnzimmer performen können. Und sobald ihr merkt, dass es voran geht, die Punktzahl steigt und ihr einen Stern nach dem anderen holt, steigt auch automatisch der Spielspaß. Das Spiel belohnt euch hier für euren Fleiß und euer Durchhaltevermögen. Und ganz so wie mit dem tanzen, sieht es beim singen aus. Hier muss man aber sagen, dass ihr nicht alle Songs nachsingen könnt. Nur bestimmte Lieder erlauben es euch, eure Stimmbänder auszureizen. Dabei funktioniert die Spracherkennung ordentlich aber nicht überragend. So kann es passieren, dass ihr was komplett anderes ins Mikro gröllt und das Spiel euch mit einem "Perfect" belohnt.
Seid ihr Freunde von gepflegten Multiplayer- und Tanzabenden, werdet ihr mit Michael Jackson The Experience nicht ganz so glücklich werden. Zwar verspricht das Spiel Tänze mit bis zu vier Spielern und sogar Teambattles, wo zwei Viererteams gegeneinander antreten, doch spielt sich das Ganze nicht so cool, wie es sich anhört. Das hat den Grund, dass Kinect bisher nur zwei Personen gleichzeitig erkennen kann. Im Vier-Spieler Modus müsst ihr euch deshalb mit euren Freunden abwechseln. Das funktioniert, indem ein Spieler das Lied zu tanzen beginnt und nach etwa 30 Sekunden von der Bildfläche verschwinden muss, weil das Spiel den zweiten Mitspieler auffordert, Aufstellung zu nehmen. Und so geht es dann die ganze Zeit im Wechsel. Zusammen tanzen ist hier also nicht. Nen, eher behindert man sich gegenseitig, was für Frust anstelle von Spaß sorgt. Das 4vs4-Battle funktioniert ähnlich, nur, dass hier zwei Spieler gleichzeitig tanzen und von ihren Teamkameraden abgewechselt werden. Spielspaß Fehlanzeige!
Wenn Ubisofts Tanzspiel in Bereichen kritiklos punkten kann, dann in Sachen Grafik und Sound. Hier möchte ich ein großes Lob an die Entwickler aussprechen, da sie jedem Song eine eigene Bühne spendiert haben. So tanzt ihr bei "Thriller" auf einer Bühne mit Friedhof-Kulisse, was das Flair des Songs super unterstreicht und für schöne Effekte sorgt. Überhaupt ist das Drumherum sehr gut gelungen. Das geht bei den unterschiedlichen Bühnen los und hört bei den originalen Musikvideos auf, die während der Performance eingespielt werden. Wirklich gut gemacht und des King of Pop würdig!
In Sachen Sound gibt es ebenfalls nichts zu meckern. Jacko Fans werden 29 Songs vorgesetzt, die allesamt in einer super Qualität daher kommen und lautstark aus den Boxen dröhnen. Einzig an der Stimmerkennung hätte man etwas schrauben können. Was ich mir abschließend gewünscht hätte, wäre eine Art Song Bibliothek, in der man die ganzen Songs nochmal seperat abspielen und sich anhören hätte können. Vielleicht sogar als kompletten Videoclip. Das hätte dem Ganzen die Krone aufgesetzt.
Das optisch und akustisch sehr ansprechende Tanzspiel rund um den King of Pop wird größtenteils Fans ansprechen. Man hat durch die steile Lernkurve das Gefühl, dass die Entwickler einfach voraussetzen, dass man alle Tanzschritte auf Anhieb beherrscht. Tanzfreunde mit etwas weniger Geduld und dem Drang nach musikalischer Abwechslung sind da bei Dance Central besser aufgehoben. Nichtsdestrotrotz ist das Spiel einen Blick wert, nicht nur für Jacko Fans.