Carnival Games: In Aktion! im Test

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Erinnert sich noch jemand an Track & Field, Summer Games und ähnliche frühe Olympia-Simulationen? Unsere jüngeren Besucher werden es kaum für möglich halten, aber in der Videospielsteinzeit war die Idee, mehrere simulierte Aktivitäten auf einen Datenträger zu packen absolut revolutionär und sorgte für strahlende Gesichter. Inzwischen haben sich Mini-Game-Sammlungen allerdings zu einer echten Plage entwickelt und belegen beim Händler des Vertrauens ganze Regale. Seit mit Mario Party vor über einem Jahrzehnt ein Meilenstein des Genres erschienen ist, ging es rapide bergab. Besonders in der Ära der Bewegungssteuerung werden zu viele Games nach dem immer gleichen Strickmuster veröffentlicht und oft lässt die Qualität zu wünschen übrig. Während der Wii-Markt bereits völlig übersättigt ist, gibt es unter den Kinect-Besitzern offensichtlich noch ein paar potentielle Käufer. Zumindest dürfte das der Hauptgrund für den Sprung der Carnival Games-Reihe von Nintendos Flaggschiff auf Microsofts aktuelle Konsole sein. Bringt die neue Episode mit dem Untertitel “In Aktion!“ Spiel, Spaß und Spannung für die ganze Familie oder handelt es sich mal wieder um eine Billigproduktion? Wer aufs Fazit klickt, bekommt die Antwort sofort, wer unseren kompletten Testbericht liest, weiß mehr.

Kennt ihr diese idealisierten Jahrmärkte aus alten amerikanischen Filmen? Diese sorglosen Orte, an denen Menschen an liebevoll gestalteten Buden um billige und herrlich skurrile Preise spielen? Genau in diese Welt entführt uns Carnival Games. Hier wird niemand von betrunkenen Kirmesbesuchern angepöbelt oder von Schaustellern abgezockt und es gibt auch keine Kinder, die sich aufgrund der heiklen Kombination aus Karussellfahrten und Zuckerwatte übergeben müssen. 20 unterschiedliche Attraktionen warten darauf besucht zu werden und dank Kinect-Unterstützung kommen viele der kleinen Spielchen ihren realen Vorbildern erstaunlich nah.

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Besitzer von Microsofts Bewegungssensor haben vor dem Kauf eines neuen Games immer die gleiche Frage: “Funktioniert die Steuerung vernünftig?“ Im Fall von Carnival Games: In Aktion! lautet die Antwort erfreulicherweise: “Ja, sogar ausgezeichnet!“ Im Gegensatz zu vielen Konkurrenzprodukten frustriert der virtuelle Jahrmarkt nicht mit zickigen Menüs oder schlampig programmierter Körpererkennung. Und es gibt noch weitere gute Nachrichten! Die Mini-Games sind abwechslungsreich und machen tatsächlich Spaß. Der prozentual größte Anteil der Buden bietet Wurf- und Zielspiele an, bei denen eine ruhige Hand gefragt ist. Darts, Basketball, der Klassiker Dosenwerfen und einige weitere bekannte Geschicklichkeitstests wurden auf ihre Kernelemente reduziert und eignen sich in dieser Form sehr gut für Kinect. Wilde Achterbahnfahrten, ein Tanzduell gegen einen dressierten Affen und eine Handvoll weitere kurze Spielchen sorgen für die nötige Abwechslung. Lediglich beim Boxkampf gegen einen Roboter weigert sich der Sensor teilweise die Schläge zu erkennen, bei allen anderen Herausforderungen erfüllt Kinect seine Aufgaben tadellos.

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Selbstverständlich werden gute Leistungen belohnt. An jeder der Buden können Tickets gewonnen werden, die im Anschluss in Shops gegen bekloppte Kleidungsstücke eingetauscht werden dürfen. Besonders Kindern werden Spaß daran haben, den eigenen Xbox Avatar als Cowboy oder Astronaut über den Jahrmarkt zu hetzen. Wird eine der vorgegebenen Highscores geknackt, gibt es ein besonderes Accessoire als Preis. Diese motivationssteigernden Maßnahmen sind durchaus nett, aber dennoch geht Carnival Games sehr schnell die Luft aus, sobald die Mini-Spiele gemeistert wurden. Viele der kurzen Missionen hätten durchaus mehrere Schwierigkeitsgrade oder zusätzliche Level verdient, da sie wirklich gut durchdacht sind. Doch auf solche Extras wurde traurigerweise verzichtet, was bedeutet, dass Erwachsene sehr viel früher den Spaß an Carnival Games verlieren werden als kleine Kinder. Auch Bonus-Spiele wie das Glücksrad oder der Wahrsager, die mit Tickets bezahlt werden müssen, sind nicht interessant genug, um auf Dauer zu begeistern.

Leider haben die Macher des Games eine weitere große Chance achtlos verspielt. Es gibt keinen vernünftigen Multiplayer-Modus, der die Einzelherausforderungen sinnvoll miteinander verknüpft. Xbox Live Duelle sind ebenfalls nicht möglich. Jedes der Spiele darf zwar zu zweit bestritten werden und wenn ein befreundeter Zocker mitmischt, kommt auch die nötige Wettkampfstimmung auf, aber sobald der Gewinner feststeht, folgt immer der Gang zur nächsten Attraktion. Es tut fast weh die Kirmeswelt häppchenweise gemeinsam zu erkunden, da hier so viel mehr möglich gewesen wäre. Warum gibt es keinen Party-Modus, wo erst nach zehn Mini-Games ein Sieger gekürt wird? Wäre es wirklich so schwer gewesen Team-Kämpfe, in denen zwei Duos nacheinander antreten und kooperativ arbeiten müssen, zu integrieren? Die Antworten auf diese Fragen sind wohl nur dem Entwicklerteam von Take-Two Interactive bekannt...

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Carnival Games ist kein optisch beeindruckendes Game. Die meisten der Mini-Games haben einen sehr simplen Look ohne viele Details oder Effekte. Trotzdem ist der Blick auf den Bildschirm alles andere als unangenehm. Trotz chronischer Polygonarmut versprühen der Moderator und sein Affengehilfe, die immer wieder auftauchen, sehr viel Charme. Auch die simplen Hintergründe lassen nostalgische Gefühle hochkommen. Das Grafik-Highlight ist die Achterbahnfahrt, die zwar keinesfalls die Leistungsfähigkeit der Hardware ankratzt, aber ebenso flüssig und schnell läuft wie die Rennlevels von Kinect Adventures.

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Natürlich passen auch die Musik und die zurückhaltenden Soundeffekte bestens zum Spielgeschehen. Zuckersüße und einfache Melodien, wie sie wahrscheinlich auf Jahrmärkten in längst vergangenen Zeiten zu hören waren, unterstreichen die Atmosphäre perfekt. Nur bei einigen der actiongeladeneren Herausforderungen erklingen etwas härtere Klänge. Ein großes Lob gebührt dem deutschen Synchronsprecher, der sympathisch und kindergerecht durch das Programm führt. Jede der virtuellen Buden wurde mit ein paar exklusiven Kommentaren bedacht und bei schlechten Leistungen spenden aufmunternde Worte Trost.

Tim meint:

Tim

Carnival Games ist sicherlich nicht das Megaspiel, auf das alle Kinect-Besitzer seit Monaten warten. Überraschenderweise gehört die Mini-Game-Sammlung aber auch nicht zu den hektisch auf den Markt geworfenen Spaßbremsen, von denen seit der Veröffentlichung von Microsofts Superzubehör mehr als genug das Licht der Welt erblickt haben. Die Steuerung funktioniert sowohl während der Herausforderungen als auch in den Menüs hervorragend und der Großteil der kleinen Spielchen hat gerade für jüngere Zeitgenossen einen hohen Unterhaltungswert. Was das Game an technischer Brillanz vermissen lässt, macht es fast vollständig durch die charmante Präsentation wieder wett. Für eine wirkliche Topwertung wären ein paar kniffligere Missionen für erwachsene Jahrmarktbesucher und ein vernünftiger Multiplayer-Modus nötig gewesen. Doch auch ohne diese Features sichert sich die Kinect-Episode von Carnival Games einen Platz im oberen Drittel der aktuell für die Xbox 360 verfügbaren Spiele mit Bewegungssteuerung.

Positiv

  • Gelungene Kinect-Steuerung
  • Abwechslungsreiche Mini-Games
  • Für Kinder bestens geeignet

Negativ

  • Für Erwachsene zu leicht
  • Halbherziger Multiplayer-Modus
  • Grafisch veraltet
Userwertung
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Carnival Games: In Aktion! Daten
Genre Genre-Mix
Spieleranzahl 1-2
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 08.05.2011
Vermarkter 2KGames
Wertung 6.9
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