
Stupid Invaders Screenshots (Macintosh) - click to enlarge
Es ist sehr schwer, den Humor von Stupid Invaders zu beschreiben, ohne zuviel von der Handlung des Games zu verraten. Natürlich bietet das Spiel eine ganze Menge typischer Zeichentrick-Momente, wie sie bereits in Cartoon-Klassikern wie Tom & Jerry oder Bugs Bunny zu sehen waren. Vor allem sinnlose Gewalt, die immer wieder für schadenfrohes Gekicher sorgt, steht hier im Vordergrund. Bösewichte werden von Eisblöcken zermatscht oder bekommen mit einem überdimensionalen Hammer kurzerhand eins übergebraten. Aber der Humor von Stupid Invaders überschreitet auch einige Grenzen, die von anderen Vertretern des Genres gesetzt wurden.
Man sollte sich von der knallbunten Optik und den teilweise knuddeligen Charakteren nicht täuschen lassen. Dieses Game ist garantiert nichts für Kinder. Ständig werden Andeutungen über die sexuellen Vorlieben der Aliens gemacht und auch mit derben Sprüchen und ekligen Szenen wird nicht gegeizt. So gerät Candy beispielsweise in die Fänge eines üblen Triebtäters, der ein äußerst gewagtes Sado-Maso-Kostüm trägt und sein Geld damit verdient, Websites für Erwachsene zu basteln. An einer anderen Stelle wird es sehr unappetitlich, nachdem man eine Kuh, die an Verdauungsproblemen leidet, mit Chili füttert. Im Laufe des Spiels übernimmt man früher oder später die Kontrolle über jeden einzelnen der Aliens, die alle auf ihre Art extrem witzig sind. Egal, ob man mit dem verfressenen Gorgious, dem doppelköpfigen Stereo oder einem anderen der Charaktere spielt, Lacher sind immer garantiert.

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Dass Stupid Invaders in Sachen Humor kaum zu schlagen ist, sollte inzwischen klar sein. Leider wird spielerisch sehr viel weniger geboten. Selbst für ein Adventure der alten Schule ist das Gameplay äußerst oberflächlich und auch die Rätsel sind keine echte Herausforderung. Schon nach wenigen Sekunden wird klar, dass dieses Spiel keine Anforderungen an die Geschicklichkeit stellen wird. Im Stil der alten LucasArts-Adventures steuert man nämlich nicht die Aliens selbst, sondern einen Cursor. Jeder Raum muss nach Gegenständen oder Wegen durchsucht werden, was recht schnell langweilig wird.
Die Aufgaben beschränken sich hauptsächlich darauf, Gegenstände zu finden und an anderer Stelle einzusetzen. Da jeder Alien gerade einmal sechs verschiedene Items tragen kann, diese Anzahl aber nicht ein einziges Mal erreicht wird, können die meisten Probleme innerhalb weniger Sekunden durch Ausprobieren bewältigt werden, wenn die Lösung nicht ohnehin offensichtlich ist. In seltenen Fällen müssen gefundene Gegenstände auch kombiniert werden, um weiter zu kommen. Die Stellen, an denen dem Spieler wirklich ein wenig Gehirnakrobatik abverlangt wird, kann man tatsächlich mit der Lupe suchen. So müssen in einer Szene beispielsweise eine Reihe von Teleportern in der richtigen Reihenfolge genutzt werden, um den nächsten Abschnitt des Spiels zu erreichen.

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Trotz des relativ niedrig angesetzten Schwierigkeitsgrades sollte man die Speicheroption häufig nutzen. Der Sensenmann erwischt unsere außerirdischen Freunde nämlich meistens dann, wenn man am wenigsten damit rechnet. Besonders in der Anfangsphase des Spiels kommt es immer wieder vor, dass man eine Tür öffnet und von Bolok überrascht wird, der natürlich sofort auf alles schießt, was sich bewegt. Ein weiteres Manko ist die überdurchschnittlich hohe Anzahl von Räumen, die absolut unwichtig sind, aber dennoch mehrmals durchquert werden müssen.
Zudem sollte man sich von den in der Packung enthaltenen vier CDs nicht täuschen lassen: Stupid Invaders ist wesentlich kürzer als die meisten anderen Adventures. Je nach Geschwindigkeit seid ihr hier mitunter in 5-6 Stunden bereits durch und für durch die äußerst lineare Geschichte, gibt es eigentlich auch keinen Grund die Silberlinge erneut ins Laufwerk zu werfen.

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Dafür macht Stupid Invaders grafisch eine ausgezeichnete Figur. Insgesamt bietet das Spiel über 500 wunderschön gestaltete Räume, von denen viele mit Hintergrundanimationen veredelt wurden. Die Ansicht ändert sich ständig, was zur ohnehin schon genialen Zeichentrick-Atmosphäre beiträgt. Besonders beeindruckend sind Teile des Kraftwerks, welches mit Biogas betrieben wird. Hier gibt es tatsächlich eine riesige Röhre, in deren Wänden Dutzende von Kühen stecken, die in unregelmäßigen Abständen wertvollen Dung fallen lassen. Auch die Aliens selbst sehen dank einer mehr als ausreichenden Anzahl an Polygonen toll aus und glänzen mit gelungenen Animationen. Im Gegensatz zu vielen anderen Games fügen sich die zahlreichen Cutscenes, die teilweise mehrere Minuten lang sind, nahtlos ins Spielgeschehen ein.
Die Geräuschkulisse ist vorbildlich und sorgt jederzeit für die richtige Atmosphäre. Eine tragende Rolle übernehmen die Sprecher, die wahrscheinlich auch in der amerikanischen Version der Fernsehserie den Außerirdischen ihre Stimmen leihen. Trotz deutscher Untertitel sollte man sich den Kauf des Spiels zweimal überlegen, wenn man der englischen Sprache nicht mächtig ist. Die Einblendungen am unteren Bildschirmrand sind meistens viel zu kurz zu sehen und an einigen Stellen geht auch der Humor verloren. Fast jeder der Charaktere hat eine sehr ungewöhnliche Aussprache. Zwar sorgt diese Maßnahme dafür, dass sogar unbedeutende Dialoge sehr witzig klingen, aber selbst Englisch-Profis müssen genau hinhören, um zu verstehen, was die Aliens von sich geben. Die Musik spielt eher eine untergeordnete Rolle. Zwar gibt es eine ganze Reihe Stücke, aber irgendwie hätte man sich gewünscht, dass diese ebenso skurril sind wie das restliche Spiel. Stattdessen werden überraschend häufig ruhige und melodische Töne angeschlagen.

Immerhin gibt sich Stupid Invaders sehr genügsam in Punkto Hardware: Hier reicht nämlich bereits ein alter iMac G3 mit 300 Mhz, OS 8.5.1 und 128 MB RAM. Unter OS 9.2.2 läuft das Spiel auch auf neuerer Hardware tadellos und versieht auch bei OS X unter Classic noch zuverlässig seinen Dienst. Einzig vereinzelte kleine Grafikfehler wie z. B. zeitweise Kästchenbildung um den Cursor schmälert hier etwas den Genuss. Wer kann, bootet vor dem Spielstart folglich besser von seinem OS 9 Startvolume.
Die Konfrontation mit wirklichen Größen seines Genre (Day of the Tentacle..) sollte Stupid Invaders besser scheuen, dennoch ist unterm Strich noch ein witziges Spiel herausgekommen. Die Story ist so abgedreht und witzig, dass es sich auch heute noch lohnt diesen interaktiven Zeichentrick zu begehen. Leider sind die Rätsel wie erwähnt oft viel zu einfach und der Umfang ist geradezu lachhaft. Angesichts eines Gebrauchtpreises zwischen 1 - 3 Euro ist dies aber sicherlich zu verschmerzen. Insofern kein Muss, aber für Adventure Fans durchaus einen Blick wert!