Splinter Cell - Double Agent im Test

Nintendo Wii
Fisher, Sam Fisher! Dieser Satz ist schon lange keine Blasphemie mehr. Der gute alte James hat zwar alle paar Jahre seinen eigenen virtuellen Auftritt. Die besseren Agentengeschichten drehen sich aber seit 2002 nur noch um Mister Fisher. Dieser ist in seinem neusten Abenteuer wieder einmal als Splinter Cell unterwegs und mag es auf dem Wii ganz wie sein Kollege: Geschüttelt, nicht gerührt!
Für alle Splinter-Cell-Neulinge zunächst eine kleine Einführung in die erfolgreiche Spieleserie. Ihr seid Sam Fisher, Geheimagent im Dienste der...nein keiner Majestät, sondern der Vereinigten Staaten von Amerika. Eure Abteilung nennt sich Third Echelon und ist ein geheimer Zweig der National Security Agency (NSA), welche jedoch jede Existenz des Third Echelon leugnet. Ihr seid also der geheimste der Geheimagenten – ein Splinter Cell. Diese kämpfen für die NSA gegen den internationalen Cyber-Terrorismus, agieren immer alleine und halten lediglich per Gehirnimplantat Kontakt mit dem Hauptquartier. Sam Fisher ist natürlich einer der besten und erfahrensten Splinter Cells. Seit 2002 hat sich der schleichende Sam einen Namen im Stealth-Genre gemacht und ist, so kann man wohl sagen, der europäische Solid Snake. Wer beide Serien kennt, weiß aber, dass sie sich vom Spielgefühl stark unterscheiden.



Für seinen neusten Auftrag geht Sam freiwillig ins Gefängnis.


Um es gleich vorwegzunehmen: Splinter Cell bleibt sich mit dem vierten Teil in jeder Hinsicht treu. Sam erkundet schleichend und kletternd die jeweilige Welt, erwürgt ahnungslose Wachen und hackt Computer um an geheime Informationen zu kommen. Der Umfang der einzelnen Missionen ist meiner Ansicht nach gesunken. So wird man wie gewohnt, von Pontius zu Pilatus geschickt, doch ich hatte den Eindruck, in keinem Splinter Cell so oft in den gleichen Räumen gewesen zu sein und den Aufbau der Gebäude so schnell verinnerlicht zu haben.

Natürlich hat sich Ubisoft die eine oder andere Neuerung einfallen lassen um uns Konsumenten zu locken. Die auffälligste Neuerung ist gleichzeitig auch Namensgeber des Spiels gewesen und lässt uns zur Story kommen. Nach einem kurzen Tutorial-Geplänkel im Eis der Arktis erfährt Sam vom Tod seiner Tochter. Diesen Schicksalsschlag kann er nur schwer verdauen und verkommt mehr und mehr. Ohne Lebensmut stürzt er sich schließlich in den gefährlichsten Auftrag seiner Karriere und wird…Doppelagent. Die Story wird zwischen den Missionen in Hollywoodmanier von feinen Rendersequenzen weitergesponnen. Hierbei hat sich der Gamedesigner eines altbekannten Stilmittels bedient und lässt Sam die Geschichte nacherzählen. Eure Missionen sind also bereits geschehen – Uiuiui.




Sam wird jedenfalls zum Spielball der NSA und einer kriminellen Organisation, der JBA (John Brown's Army), in die er sich einschleichen soll. Um die Mission abzuschließen, gibt es immer ein festes Missionsziel, was es zu erreichen gilt. Im Verlauf der Mission gibt es aber immer wieder kleine Nebenziele, die ihr erfüllen könnt, aber nicht müsst. Der jeweilige Auftraggeber, NSA oder JBA, wird sich mit Sicherheit erkenntlich zeigen. Noch entscheidender für euer Verhältnis zu den Institutionen, sind ganz bestimmte Situationen, in denen ihr entscheiden müsst, auf welche Seite ihr euch schlagt. Zum Beispiel sollt ihr für die JBA in einer Mission auf einem Kreuzer eine Bombe platzieren. Um die Mission abzuschließen, müsst ihr dies auch in jedem Fall tun. Am Ende könnt ihr euch jedoch entscheiden, ob ihr die Sprengung der Bombe sabotiert und somit 2000 Menschenleben rettet, oder, ob ihr das Schiff wirklich sprengt und somit eure Situation in der JBA erheblich verbessert. Die Entscheidung beeinflusst die Gestaltung der Missionen und den Fortlauf der Story.

Tolle Sache könnte man denken und das ist sie auch ohne Frage. Trotzdem bringt sie die Serie spielerisch nicht weiter. Die neue Entscheidungsnot ermöglicht in der Theorie natürlich sehr viel mehr spielerische Freiheit. Da aber leider, wie erwähnt, die Kartenabschnitte weniger zu bieten haben, als in früheren Teilen, ist der Rahmen, in dem sich der Spieler seiner Freiheit bedienen kann, kleiner als gewohnt. Logischerweise kommt dann die Neuerung nicht zum tragen und so schaffen es die Entwickler leider nicht die Serie mit diesem Feature wirklich weiter zu bringen.

Kommen wir zur Steuerung - ein Thema, welches man bei einem Wii-Spiel eigentlich schon in der Überschrift behandeln möchte. Denn mit der Steuerung steht und fällt ein Spiel auf dem Wii noch mehr als ohnehin schon. So möchte ich gleich zu Beginn eine Entwarnung aussprechen, denn die Entwickler haben ihre Arbeit gut gemacht. Auf Perfektion müssen wir zwar weiterhin warten, aber sie haben gezeigt, dass gute Portierungen für den Wii machbar sind. Die speziellen Eigenschaften des Wiimote werden benutzt, aber nur da, wo es wirklich Sinn macht. So springt Sam z.B. in die Höhe, wenn ihr den Nunchuck nach oben schwingt, oder aber die Kamera dreht sich nach links und rechts, wenn ihr an den jeweiligen Rand des Bildschirms zeigt. Wichtig wird das Wiimote natürlich auch beim Gebrauch der Schusswaffen. Wäre Splinter Cell ein Ego-Shooter, wäre die Steuerung hier nicht zu gebrauchen. Für ein Stealthspiel ist sie jedoch eindeutig ausreichend. Ihr könnt nach ein, zwei Stunden bequem und schnell auf einzelne Gegner, Lichter oder Überwachungskameras zielen. Sobald aber eine Gruppe von Wachen auf euch zustürmt, habt ihr schlechte Karten. Aber die habt ihr als - nun ehemaliger - geheimster Geheimagent dann in jedem Fall.



Seine markante Kopfbedeckung hilft Sam auch als Doppelagent.


Ein unerfreuliches Thema ist die grafische Präsentation des Spiels. Vergleiche mit der PC- oder der Xbox360-Version sollte man hier lieber sein lassen. Gerade die wichtigen Lichteffekte kann die kleine Konsole nicht in erhoffter Qualität darstellen. Aus der Erfahrung mit Red Steel und anderen Spielen können wir aber vermuten, dass dies nicht in erster Linie an der Hardware der Wii, sondern an der Herkunft des Spiels liegt. Wie so häufig in den ersten Monaten müssen sich Wii-Spieler in grafischer Hinsicht mit einem aufgemotzten GameCube-Spiel begnügen.

Die musikalische Untermalung des Spiels ist auf dem hohen Niveau der Vorgänger. Die Qualität des Soundtracks ist sehr gut und die Stücke wechseln passend zur Spielsituation. Wenn Sam z.B. aus dem sicheren Schatten ins gefährliche Licht tritt, wird die Musik lauter und gefährlicher. Auch bei den Effekten gibt es nicht zu meckern. Schritte hören sich wie Schritte an, Eisengitter machen andere Geräusche als Teppiche. Die Wachen fremder Länder unterhalten sich in ihrer Muttersprache und können nur gebrochen Englisch bzw. Deutsch.

Mehr als ein Gimmick ist der Mehrspielermodus von Double Agent, den wir leider nicht komplett durchspielen konnten. Die Konzeption verspricht jedoch großen Spielspaß. Ihr und ein Agentenpartner kämpft euch per Split-Screen durch verschiedene Aufträge. Der besondere Witz ist, dass eure Missionen parallel zur Hauptstory verlaufen. Ihr erledigt also kleine Aufgaben, die Sam das Erfüllen seines jeweiligen Auftrags überhaupt erst möglich machen. Zwar hat eure Spielweise keinen Einfluss auf den Singleplayermodus, jedoch erhöht sich der Reiz durch die inhaltliche Parallele enorm.

Noch ein wenig allgemeine Kritik zum Schluss: Double Agent kann die Serie nicht revolutionieren und hat auch hier und da weitere kleinere Kritikpunkte. Zum Beispiel sind die Wachen beim normalen Schwierigkeitsgrad teilweise dumm wie Brot, was die Atmosphäre nicht gerade verbessert. Ein anderer Schnitzer, der nicht unerwähnt bleiben darf, ist, dass die deutschen Texte der Sprecher und der Untertitel teilweise stark von einander abweichen. Inhaltlich gibt es natürlich keine Probleme, aber dieser vermeidbare Umstand zerstört teilweise die Atmosphäre während der Übergänge von Mission zu Mission.

Team meint:

Team

Abschließend kann man sagen, dass Double Agent erstens ein gutes Splinter Cell und zweitens eine gutes Wii-Spiel geworden ist. Es macht Spaß mit Sam durch den Schatten zu schleichen und die Wachen taktisch klug nacheinander auszuschalten. Für jede schwere Situation gibt es eine Vielzahl von möglichen Lösungen. Oft endet so etwas in einem wahren Speicher-Laden-Massacker, aber ich persönlich mag dies deutlich lieber, als die ständige Wiederholung von langweiligen und bekannten Passagen. Auch die Ausnutzung der speziellen Wii-Features ist erfolgreich geglückt und kann den Spielspaß der Vorgänger zum Wii herüberretten. 

Positiv

  • leichter Einstieg durch Videos
  • Wii-Steuerung sinnvoll genutzt
  • Mehrspielermodus

Negativ

  • Lokalisierungsfehler
  • keine großen Neuerungen
Userwertung
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Splinter Cell - Double Agent Daten
Genre Action-Adventure
Spieleranzahl 1 - 2
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 08. Dezember 2006
Vermarkter Ubisoft
Wertung 7.3
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