
Die Story des Games, die mit einer äußerst witzigen Sequenz eingeleitet wird, ist simpel. Der selbstgebastelte Xbox Avatar arbeitet als PC-Sklave für einen Megakonzern namens Evil Tech. Plötzlich kommt eine neue Dienstanweisung per E-Mail. Alle Konflikte unter Mitarbeitern sind unverzüglich durch einen Kampf auf Leben und Tod zu lösen. Dies erweist sich als äußerst effektive Maßnahme zum Stellenabbau. Innerhalb weniger Sekunden bekommt unser Protagonist die nächste Nachricht und wird von einem verärgerten Kollegen zum Duell herausgefordert. Der gesamte Einzelspieler-Modus besteht, wie es sich für einen klassischen Genrevertreter gehört, aus einer Reihe von Schlägereien zwischen zwei Kontrahenten. Eine epische Geschichte sollte man also nicht erwarten. Mal will der Koch Rache, weil seine Küchenkünste beleidigt wurden, wenig später tritt ein Kantinenbesucher zum Kampf an, weil der Koch verprügelt wurde. Das Ganze endet, wie sollte es anders sein, mit einem epischen Showdown in der Chefetage.
Das Gameplay von SFG Office Brawlers erinnert stark an die frühen 3D-Beat-´Em-Ups der 32-Bit-Ära. Besonders Nostalgiker werden es charmant finden, dass die Steuerung alles andere als kompliziert ist. Lediglich zwei Attacken unterschiedlicher Stärke, ein Sprung und ein Ausweichmanöver sind verfügbar. Mit diesen Grundtechniken lassen sich sehr einfache Kombinationen ausführen, die innerhalb weniger Minuten verinnerlicht sind. Einzig die Tastenbelegung, die nicht geändert werden kann, ist für einen kurzen Augenblick verwirrend. Was die Aktionspalette an Feinheiten vermissen lässt, wird durch ein großes Waffenarsenal wieder ausgeglichen. Wer die typischen Vernichtungswerkzeuge wie Schwerter, Äxte und cooles Ninja-Zubehör erwartet, wird enttäuscht. Die streitsüchtigen Evil Tech-Mitarbeiter greifen ausschließlich auf ihr Arbeitsmaterial zurück. Die Rechnung geht auf. Es ist sehr lustig, wenn sich Avatare gegenseitig mit Bürostühlen, Tabletts oder überdimensionalen Kaffeetassen bearbeiten.
Dummerweise hat SFG Office Brawlers nicht nur die Tugenden alter Klopper-Legenden übernommen sondern auch einige der Schwächen. Ganz so lahm wie der Ausgangspunkt von SEGAs Faustkampfsaga Virtua Fighter auf dem Saturn ist das Indie-Game zwar nicht, aber im Vergleich mit aktuellen Genrevertretern wirkt es dennoch schwerfällig. Außerdem lassen sich die computergesteuerten Gegner viel zu leicht überlisten. Selbst auf dem höchsten der drei Schwierigkeitsgrade reicht es oft aus, immer wieder einen Sprung mit einer starken Attacke zu kombinieren, um am Ende zu triumphieren. So ist der Story Modus zwar für einige Lacher gut, bietet aber langfristig keine Herausforderungen. Die Survival-Variante, bei der es darauf ankommt, mit nur einem Leben möglichst viele Feinde auf die Bretter zu schicken, ist etwas interessanter, und kann ehrgeizige Solisten einige Stunden unterhalten. Was anschließend für Stimmung sorgt, sind die Multiplayer-Duelle, die wahlweise auch über Xbox Live ausgetragen werden können. Zwar ist auch im Kampf gegen menschliche Gegner die Gelassenheit, mit der die Spielfiguren ihre Manöver ausführen teilweise frustrierend, aber wenigstens lassen sich Wesen aus Fleisch und Blut nicht mit den immer gleichen Tricks überlisten.
Offensichtlich ist es sehr einfach, Xbox-Avatare in Spiele zu integrieren. Anders ist die Schwemme von Independent-Games, die sich der virtuellen Stellvertreter bedienen jedenfalls kaum zu erklären. Doch SFG Office Brawlers hebt sich deutlich von der breiten Masse ab und setzt die Figuren besser in Szene als der Großteil der Konkurrenzprodukte. Die Grafik kann sich sehen lassen. Besonders die abwechslungsreichen Hintergründe wissen zu gefallen. Egal ob ein Kampf im Großraumbüro, der Kantine oder in der Chefetage stattfindet, alles wurde mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Oft betätigt sich eine ganze Horde weiterer Avatare als Fans, was zu einer guten Atmopshäre beiträgt. Bei genauer Betrachtung fällt zwar auf, dass die Animationen nicht immer flüssig sind, aber es ist durchaus beeindruckend, die altbekannten Avatare dabei zu beobachten, wie sie eine Vielzahl völlig neuer Bewegungen ausführen. Kleine aber feine Effekte begleiten die Prügeleien. Die Knockouts wirken dank Zeitlupe und einer bildschirmfüllenden Explosion besonders beeindruckend. Eine grafische Überraschung wartet im letzten Level des Story-Modus. Der Chef von Evil Tech... Halt, das wird hier natürlich nicht verraten!
Sowohl die Musik als auch die Soundeffekte sind qualitativ so gut, dass sie selbst in einem Game mit deutlich größerem Budget nicht unangenehm auffallen würden. Auch wenn die Anzahl der Stücke nicht so groß ist, wie in Soul Calibur, hätten die hochdramatischen Instrumentalkompositionen durchaus in Namcos Vorzeige-Reihe gepasst.
Wer ein komplexes Prügelspiel sucht, das viel Fingerspitzengefühl voraussetzt und intelligente Computergegner in die Schlacht schickt, kann sich den Download getrost sparen. Selbst die Macher scheinen zu wissen, dass ihr erstes Beat-´Em-Up nicht so viel Tiefgang hat wie die Sportspiele, für die das Studio bekannt ist. Schließlich wird SFG Office Brawlers, im Gegensatz zu anderen Stir Fry Games Produkten wie SFG Soccer oder SFG Beach Volleyball, für günstige 240 MS-Points angeboten. Freunde simpler Actionkost sollten zumindest der Trial-Version eine Chance geben. Die Büro-Satire begeistert durch eine tolle Optik und viel Humor. Wenn es gelingt, einige Freunde vor der Xbox zu versammeln, die wilde virtuelle Kloppereien mögen und nicht kleinlich sind was Gameplay-Macken angeht, lohnt sich der Kauf auf jeden Fall!