
D-Tritus macht seine ersten Schritte auf Scrapland
Die Story des Spiels macht Lust auf mehr: die Erde war ein blühender Planet, bis die Menschen sie ausbeuteten und zerstört verließen. Daraufhin begannen die Roboter, den nunmehr Asteroiden-artigen Himmelskörper zu besiedeln und gaben ihm den passenden Namen Scrapland (übersetzt Schrottland). Dank einer Maschine, der sogenannten Großen Datenbank, kann kein Roboter auf Scrapland sterben, da sie die Daten eines jeden Roboters beinhaltet und ihn rekonstruieren kann. Urplötzlich wird der Erzbischof von Scrapland (die Bischöfe kontrollieren und warten die Datenbank) von einer mysteriösen Bestie ermordet. An sich nichts Besonderes, doch seltsamerweise ist die Datei des Erzbischofs aus der Großen Datenbank verschwunden... Scrapland hat seinen ersten Todesfall! D-Tritus, Hauptcharakter des Spiels, will sich in der Hauptstadt Kimera niederlassen und nimmt eine Stelle als Reporter an. Nun ist es eure Aufgabe, den Mord am Erzbischof aufzuklären.

Nachdem die ersten Schritte im Spiel getätigt sind, werdet ihr auch schon mit dem Bau eines Raumgleiters beauftragt. In der Werkstatt eures Kumpels Rusty dürft ihr nämlich ein individuelles Raumschiff kreieren und bestehende Flitzer mit Upgrades aufbessern. Zu Beginn müssen wir uns jedoch aufgrund Geldmangels mit einem Standard-Modell zufrieden geben. Am unteren Bildschirmrand ist jederzeit eine leider recht unübersichtliche Karte einzusehen, die euch mit gelben Markierungen das nächste Ziel der Storyline, die Standorte der Werkstatt, den nächsten Einstieg für die Raumgleitbahn (mit der ihr in kurzer Zeit zwischen den Stadtvierteln reisen könnt) und die Position des sogenannten "Irren Spielers" anzeigt. Letzterer stellt euch immer wieder neue Aufgaben, für deren Erfüllung ihr jede Menge Geld und Belohnungen einsackt.
Recht schnell wird D-Tritus von einer angestaubten Kamera namens Sebastian mit der Fähigkeit vertraut gemacht, sich in die Große Datenbank einzuhacken und so in die Rolle von anderen Robotern zu schlüpfen. In allen Innenlevels findet ihr häufig Terminals, mit denen ihr auf die Datenbank zurückgreifen und einen von 15 Robotern übernehmen dürft, die allesamt unterschiedliche Fähigkeiten aufweisen, die ihr mit Druck auf das Scroll-Rad aktiviert. Während D-Tritus einen simplen Vorwärts-Schub beherrscht, könnt ihr in der Rolle eines Polizisten Geld kassieren, mit den Reden des Bürgermeisters Roboter einschläfern oder als Beamter die Zeit verlangsamen. So gut wie alle Rätsel im Spiel werden über den Einsatz dieses Features gelöst, wobei ihr immer schnell dahinterkommen werdet, in welchen Robotertyp ihr euch nun verwandeln müsst.

D-Tritus kann sich in verschiedene Roboter verwandeln... hier ist unsere Tarnung allerdings aufgeflogen
Allerdings solltet ihr euch in der Haut einer anderen Maschine nicht allzu sicher fühlen. Ihr werdet zwar nicht sofort entdeckt, die zahlreichen Polizeistreifen (deren Blickrichtung ihr auf der Karte erkennen könnt) werden jedoch schnell misstrauisch, wenn sie euch ins Visier nehmen. Den Grad an Aufmerksamkeit der Polizei seht ihr auf einem Balken neben der Karte, ist die Leiste komplett gefüllt, solltet ihr euch ein Versteck suchen, bis die Ordnungshüter die Fahnung aufgeben

Die Innenlevels wurden liebevoll gestaltet
Das non-lineare Gameplay von Scrapland wird jedoch durch die Tatsache gestört, dass es in Kimera abseits der Story-Missionen ziemlich wenig zu tun gibt. Bis auf die Wetten des Irren Spielers habt ihr nämlich sonst nur die Möglichkeit, die Bewohner des Asteroiden anzusprechen und sie zu einem Rennen bzw. Kampf herauszufordern, was auf Dauer einfach zu eintönig wirkt. So bleibt euch nichts anderes übrig, als den Aufgaben der Storyline zu folgen, wobei sich hier ein weiteres Problem herausstellt.
Die Missionen laufen nämlich nach dem immergleichen, mit der Zeit extrem monotonen Muster ab. Beispiel: ein Informant gibt euch den Auftrag, den Polizeichef nach Spuren des Mordes zu fragen. Da er nur dem Bürgermeister vertraut, transformieren wir uns in diesen und sprechen den Polizeiboss an, der uns daraufhin die Standorte der Spuren verrät. Um sie zu bekommen, müssen wir einen Flugkampf bestreiten, ein Rennen fahren und eine Zu Fuß-Mission inklusive Roboter-Verwandlung zur Lösung absolvieren. Dieses sich ständig wiederholende Schema ("Fahre ein Rennen, Luftkampf etc., um dein Ziel zu erreichen") wirkt auf Dauer sehr ermüdend und gibt euch das Gefühl, von Unter-Mission zu Unter-Mission gehetzt zu werden.

Ein typisches Kontrollpunkt-Rennen
Die Steuerung in den Innen-Levels geht in Ordnung, die Bedienung der Raum-Gleiter ist allerdings recht knifflig, da ihr mit der Maus die Fahrtrichtung vorgebt und so oftmals bei aktiviertem Boost (rechte Maustaste) über den wichtigen Kontrollpunkt hinausschiesst. Im Falle eines Luftkampfes aktiviert sich ein halb-automatisches Zielsystem, das sich sobald ihr das Fadenkreuz über einen Feind bewegt auf diesen fixiert. Die Zielerfassung erweist sich leider als schwammig, da sie oft zwischen Gegnern hin- und herwechselt. Apropos Flugaction: sollte es euch an Munition oder Panzerung mangeln, könnt ihr diese per Einsammeln bestimmter Symbole wieder auffrischen. Allerdings kennen auch eure Feinde diesen Trick und suchen bei Beschädigung ein Panzerungs-Symbol auf.

Während der Luftkämpfe wird euer Auge mit netten Effekten verwöhnt
Im Gegensatz zu einigen negativen Aspekten macht die Grafik von Scrapland Einiges her. Die Figuren- und Raumschiff-Modelle wurden detailliert gestaltet, die zahlreichen Waffen- und Licht-Effekte können sich sehen lassen und die unterschiedlichen Umgebungen glänzen mit ihrer individuellen Gestaltung. Hier verdienen die Entwickler um American McGee ein Lob, da sie eine lebendige Sci-Fi Welt erschaffen haben. In den Innenlevels tummeln sich zahlreiche Roboter verschiedenster Größen und gehen ihrer Arbeit nach, auch auf den Luftstraßen ist dank zahlreichen Flugobjekten Einiges los. Bei diesem Detailreichtum sieht man gerne über gelegentliche Ruckler und längere Ladezeiten zwischen den Abschnitten hinweg.
In Sachen Sound ist die deutsche Synchonisation hervorzuheben, die über weite Strecken einen guten Eindruck macht, da die unterschiedlichen Charaktere der Roboter von den Sprechern ordentlich rübergebracht werden. Die Musikuntermalung hält sich mit ihren spacigen Klängen dagegen größtenteils im Hintergrund.

Minimale Systemvoraussetzungen
Windows 98/ME/2000/XP
Pentium III 800 MHz Prozessor
1,5 GB freier Festplattenspeicher
256 MB RAM Speicher
Direct X-kompatible Grafikkarte (64 MB)
16x CD ROM-Laufwerk
Irgendwie werde ich beim Spielen von Scrapland das Gefühl nicht los, dass die Entwickler Potenzial verschenkt haben. Die lebendige Spielwelt mit ihren abgedrehten Charakteren resultiert in einer tollen Atmosphäre, beim Gameplay gibt es jedoch einige Mängel wie die unmotivierenden Missionen und den abwechslungsarmen Spielablauf. Was bleibt ist ein ordentliches Action-Adventure, das hauptsächlich durch seine hübsch ausgearbeitete Spielwelt besticht.