Raiden im Test

Jaguar
Der Ruf des Atari Jaguars ist nicht gerade sonderlich gut. Grottige 3D Spiele und simple 16-Bit Umsetzungen werden nur zu gerne als Argumente aufgezählt. Gerade bei letzterem wird oft ein Titel im gleichen Atemzug genannt, die Rede ist von Raiden, ein klassischer 2D Vertikalshooter der alten Schule. Doch was ist dran an der Behauptung? Tut man dem Titel gar unrecht oder ist es wirklich nicht mehr wie eine Umsetzung der enttäuschenden 16-Bit Versionen? (PS: Raiden bedeutet aus dem japanischen übersetzt: "Donner und Blitz")

die gute alte Smartbombe


Viele dürften das von Seibu Kaihatsu entwickelte Original aus dem Jahre 1990 vom Automaten her kennen. Hat es doch im Laufe der Zeit sehr viele Fans gewonnen. Glücklicherweise wurde der Jaguar schon nach kurzer Zeit mit einer eigenen Version bedacht. Genauer gesagt war Raiden das dritte Jaguar Spiel überhaupt.
Storytechnisch gibt es nichts Neues an der Shooterfront. Wie so oft sind wieder einmal Aliens an allem schuld. Die Erde ist besetzt und so nimmt man als todesmutiger Pilot auf dem Sitz des „Supersonic Attack Fighter“ platz, um die Aliens mit purer Waffengewalt nach Hause zu treiben. Zuerst ist die Erde zu säubern, um anschließend auf dem Mond, wo der Feind seine uneinnehmbare Basis errichtet hat, für Ordnung zu sorgen.


Afterburner läßt grüßen.... Start auf dem Flugzeugträger


Ohne irgendwelche Optionen oder Spielmodi Auswahl landet man sofort im Spiel. Schnell noch eingestellt, ob man alleine oder mit einem menschlichen Mitspieler die Alienflieger verschrotten will, sowie die Anzahl der Credits und los geht es. Hier macht sich der Arcade Ursprung mehr als deutlich bemerkbar.


der erste Endgegner... im Kreuzfeuer der Superpanzer


Als erstes fällt einem als Spieler sofort die überdimensionale Statusanzeige auf der rechten Seite auf, welche 1/3 des gesamten Bildschirms für sich beansprucht. Ähnliches hat man schon bei der Mega Drive und SNES Version bewundern können, nur das diese um einiges schlechter aussehen als beim Jaguar. Es beruht darauf, dass auch Raiden, wie so viele andere Arcadeshooter, in einem vertikalen Bildformat vorliegt und man nun dieses Feeling irgendwie auf einen normalen TV umsetzen musste. Allerdings hat man bei der Atari Variante einen kleinen optischen Fehler (wohl unbewusst) eingebaut. So entsteht die Illusion, dass man sich viel zu weit nach beiden Seiten bewegen kann, obwohl man sich tatsächlich nur wenig bewegt.


auch über Wasser darf geballert werden


Die eigentliche Steuerung des Raumgleiters ist sehr präzise und lässt den Spieler nie im Stich. Das Waffensystem wurde sehr schlicht gehalten und ist kein Vergleich zu modernen Extrawaffen-Orgien. Als Hauptkanone steht einmal ein geradliniger Laser und ein Projektil Streuschuss zur Verfügung, welche in mehreren Stufen ausgebaut werden können. Unterstützt wird man zudem durch ebenfalls ausbaufähige zielsuchende Missiles oder einfache Raketen. Natürlich darf auch die obligatorische Smartbombe nicht fehlen. Spielt man zudem zu zweit ergibt sich eine weitere taktische Möglichkeit. Feuert man auf seinen Mitspieler entsteht ein 360° Streuschuss der alle feindlichen Angreifer vernichten kann. Mit dieser minimalen aber dennoch völlig ausreichenden Bewaffnung durchfliegt man also die einzelnen Levels und lehrt den Besetzern das Fürchten.


der 2 Spieler Modus


Acht Levels sind zwar nicht sonderlich viel, aber die einzelnen Schauplätze sind relativ abwechslungsreich und langweilen nie. Irgendetwas Besonderes findet man allerdings auch nicht vor, ein brauchbares, solides Leveldesign ohne große Überraschungen eben. Ist der finale Endgegner erst besiegt, beginnt man umgehend im ersten Level von vorne und so gehört Raiden zu den wenigen Spielen, welche man praktisch unendlich spielen könnte.


Asteroidenjagt zu zweit


Ähnlich sieht es bei den Gegnern aus: Über das gesamte Spiel trifft man auf Standard-Feinde und je nach Fortschritt werden diese durch eine Handvoll levelexklusive Flugzeug- oder Panzer-Varianten ergänzt. Auch die Endgegner selbst entsprechen dem allgemeinen Standard und so findet man bildschirmfüllende Panzer oder Fluggeräte, die in mehreren Stufen zerstört werden müssen. Hier macht sich das Alter des Titels deutlich bemerkbar. Doch obwohl man weder die Taktik-Finessen eines Ikaruga noch die Effektorgie eines modernen Shooters hat, macht es dennoch Spaß und so versucht man ständig etwas weiter in die besetzte Welt einzudringen. Der gebotene Schwierigkeitsgrad ist dabei wohl eher auf Gelegenheitsspieler optimiert. Hardcore-Zocker werden dabei keine große Herausforderung vorfinden.


Details wie die Kühe können überzeugen


Grafisch orientierte man sich sehr beim Original, so dass man von einer simplen 16-Bit Umsetzung zum Glück nicht sprechen kann. Die Levels und feindliche Einheiten sind detailliert und erstrahlen in kräftigen, bunten Farben auf dem Bildschirm. Einige Details wie Asteroiden oder Bäume wurden überarbeitet und stellen so selbst die Spielhallen-Fassung in den Schatten. Slowdowns oder Spritefehler sind ebenfalls Mangelware, das Spiel läuft jederzeit flüssig. Auf der anderen Seite scheint aber das Spieltempo etwas gesenkt worden zu sein, welches allerdings nur denjenigen auffallen wird, die Raiden bereits als Automaten genießen durften.

Die Hintergrundmusik wurde von Imagitec neu abgemischt und schallt in neuem Glanz aus den TV-Boxen. Wirkliche Ohrwürmer wie in anderen Imagitec Titeln findet man allerdings nicht. Hier verhält es sich ähnlich wie beim Leveldesign. Solide und passend, mehr nicht. Doch alles positive ändert nichts daran, dass auf dem Jaguar noch sehr viel mehr möglich gewesen wäre. So erweckt Raiden zu jedem Zeitpunkt den Eindruck, vor einem besseren 16-Bit Spiel zu sitzen, obwohl die Nintendo- und SEGA-Version um Längen übertroffen wurden. Die Treue zum Original ist hier leider die Basis für die vielen Vorurteile.

Nils meint:

Nils

Alles in allem ist Raiden ein solider Shooter ohne große Schwächen. Zudem der einzige lohnenswerte Vertreter seiner Art auf dem Atari Jaguar. Die Spielzeit ist mit etwa 45Min. recht kurz gehalten. Dafür wird man aber innerhalb dieser Zeitspanne richtig gut unterhalten. Grafik und Sound sind immer noch nett und völlig ausreichend. Wer einen einsteigerfreundlichen Genrevertreter sucht kann hier nicht viel falsch machen.

Christian meint:

Christian

Also ich finde Nils war doch etwas knickrig mit der Endwertung - klar, Raiden nutzt zu keinem Zeitpunkt die Fähigkeiten der Jaguar Hardware aus, macht aber sowohl allein als auch zu zweit einfach einen Heidenspaß! Wer auf Old-School Shooter in 2D steht, der sollte sich Raiden unbedingt mal genauer ansehen.  

Positiv

  • vor allem zu zweit spaßig
  • einsteigerfreundliches Shoot 'em up

Negativ

  • überdimensional große Statusanzeige
  • nur kurze Spielzeit
Userwertung
8.76667 6 Stimmen
Wertung abgeben:
senden
Forum
  • von Mordeth:

    Jetzt verstehe ich endlich, warum sich der 3DO um so viel besser verkauft hat als der Jaguar. Bei solch klasse Spielen. ...

  • von CD-i:

    ...

  • von Slainte:

    CD-i schrieb: Ich muss es haben ...

Insgesamt 77 Beiträge, diskutiere mit
Follow us
Raiden Daten
Genre -
Spieleranzahl 1 - 2
Regionalcode codefree
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit seit März 1993
Vermarkter Atari
Wertung 7.7
Anzeigen
neXGam YouTube Channel
Anzeigen