Herausforderungen werden entweder in Form von kurzen Renderschnipseln präsentiert oder durch einen Audiokommentar bekannt gegeben - in feinster deutscher Synchro! Nach ein paar Races wartet ein komplettes Turnier auf euch, in dem ihr in weiteren Rennen Punkte für die Gesamtwertung sammelt. Durch eure Siege erhaltet ihr Stylepunkte und harte Dollars, die ihr in Upgrades investiert, um euren zahmen VW-Golf Stück für Stück in eine aggressive Nitrorakete zu verwandeln.
Natürlich lassen sich die zahlreichen Spielvarianten auch separat anwählen - neben gewöhnlichen Rundkursrennen, könnt ihr wie bei etwaigen Rallygames von einem Punkt der Stadt zu einem anderen brausen oder eine Art "Last-Man-Standing" zocken,,, jeweils der Letzte fliegt nach einer Runde raus. Innovativer sind Drag und Drift! Bei ersterem rast ihr eine grade Strecke entlang und müsst für maximale Beschleunigung im richtigen Zeitpunkt nach oben schalten, passt auf, dass euch euer Motor nicht um die Ohren fliegt. Bei Drift heizt ihr hingegen mit reifenfeindlichen Slides um die Kurven - je gewagter, desto mehr Punkte sackt ihr dafür ein. In fast allen Spielvarianten lässt sich zudem Zivilverkehr dazuschalten um euer Reaktionsvermögen zusätzlich auszutesten.
Die Need for Speed Reihe hat von jeher immer schon mehr auf arcadige Rennaction statt trockener Simulation gesetzt. Von daher verwundert es auch nicht, das ihr nach einer Kollision mit der Leitplanke + unfreiwilliger Flugeinlage (würde normalerweise unweigerlich zum Totalschaden führen) munter wieder auf die Strasse gesetzt werdet und weiterfahren dürft. Auch ein Schadensmodell sucht man vergeblich. Dafür entschädigt aber die gelungene KI der CPU-Fahrer, welche durchaus mit ausgefeilten Abdräng- und Überholanövern beeindrucken.
Insgesamt umfasst der NfS Fuhrpark ca. 20 Vehikel, von denen die meisten wie gehabt erst freigespielt werden müssen. Sündhaft teure Yuppieschlitten und Sportwagen dürft ihr nicht erwarten, das Sortiment präsentiert sich mit VW Golf, Ford Focus & Co. eher recht bodenständig. Zudem mutet auf den ersten Blick die Anzahl zwar spartanisch an, dafür lassen sich die Boliden aber nach belieben upgraden, verbessern und modifizieren. Um euren Ruf und euer Ansehen aufzupushen bietet sich zunächst ein optisches Facelifting an - ändert die Lackierung, bepinselt euen Schlitten mit Grafitties, Tribals und Aufklebern und kauft euch stylishe Felgen und Motorhauben. Danach gehts ans Eingemachte - legt Hand an Motor, Bremsen und Reifen um die maximal mögliche Leistung aus eurem Wagen herauszukitzeln.
Kommen wir zum entscheidenden Merkmal von Underground - der wirklich gelungenen Grafik. Der hohe Polygoncount der Engine macht sich überall bemerkbar - detallierte Fahrzeugmodelle rasen durch nächtliche Großstadtkulissen, die mit einer üppigen Randbebauung protzen. Jede Strasse ist mit gigantischen, abwechslungsreichen Wolkenkratzern und fluoreszierenden Leuchtreklamen vollgestopft, die bei der heißen Rennaction zu einem Lichtermeer zerfließen. Manchmal fühlt man sich während des Rennens fast wie in Trance versetzt. Je schneller ihr euer Gefährt durch die Kurven driftet, desto mehr verwischt ein Blureffekt den Rand eurer Bildröhre! Grade bei Nitroeinspritzung verkommt das Ganze dadurch zum Geschwindigkeitsrausch schlechthin. Auf diese Weise wird auch geschickt die, für ein Racinggame, äußerst niedrige Framerate kaschiert . Das ganze wirkt wie eine etwas aufgemotzte PS2 Version , das ganze Bild scheint leicht zu flimmern und die Framerate möchte man meinen sinkt in gewissen Arealen fast in den einstelligen Bereich....
Aber wir wollen ja nicht nur kritisieren: Auf dem Asphalt erkennt ihr jede noch so kleine Unebenheit, des weiteren spiegelt sich die Skyline der City realistisch im Strassenbelag, auch auf euren Boliden spielt sich bei rasanter Fahrt ein prächtiges Farbenspiel ab! Erkauft wird der Eyecandy mit einer leicht kantigen Optik und bereits erwähnter Bildwiederholrate - dennoch verschmerzbar!
Die akustische Untermalung steht der brillanten Optik in nichts nach. Kurz nach dem Einschalten der Konsole werdet ihr von einem dröhnenden THX-Logo begrüßt! Die krachigen Motorensounds werden mit einem harten, perfekt auf das Rennfeeling abgestimmten Metal- und Hiphop-Soundtrack kombiniert. Lil´Jon, Rancid & Co. geben ihre Kompositionen zum Besten und tragen stark zur dichten Atmosphäre des Titels bei.
Nicht von schlechten Eltern ist übrigens auch der Schwierigkeitsgrad, der euch gerade zu Beginn garnicht wenig fordert. Besonders das "Einstiegsrennen" hat seine Tücken und so werdet ihr wohl doch mehrere Runden einlegen müssen, um diese Hürde meistern zu können. Auch im späteren Spielverlauf werdet ihr die meisten Strecken immer erst abfahren und ansehen, bevor ihr überhaupt die Möglichkeit besitzt, Anspruch auf den ersten Platz zu erheben. Denn mitunter kann schon ein klitzekleiner Fahrfehler mit unmittelbar folgender Kollision den Sieg kosten. Trotz des teilweise richtig fordernden Schwierigkeitsgrades kommt nie Frust auf, vielmehr fühlt man sich immer wieder motiviert noch ein Rennen zu wagen.
Auch wenn Underground in gewisser Weise Stilbruch begeht, werden sich hier insbesondere die Freunde der alten Need for Speed Spiele vom Szenario angezogen fühlen. Für mich nicht der vielerorts beschworene Weihnachtshit dieses Jahres, aber beileibe kein schlechtes Spiel!