Monster Hunter Freedom im Test

PSP
Capcoms Monster Hunter Reihe erfreut sich vor allem im fernen Japan großer Beliebtheit. Im Heimatland der Videospiele sind bereits drei PS2-Games der Serie erschienen und ein weiterer Ableger für Sonys Nachfolgesystem befindet sich schon in der Entwicklung. Hierzulande sieht es nicht danach aus, als ob wir nach einer Fassung des Erstlings mit weiteren PS2-Versionen für den europäischen Markt rechnen dürfen. Zu wenig Zocker fanden Gefallen an der Monsterjagd. Doch zumindest auf der PSP, die ein wenig unter Rollenspielmangel leidet, bekommen deutsche Fans nun eine weitere Möglichkeit, sich in eine mythische Welt voller Ungeheuer, Gefahren und Action zu begeben.

Ein unfairer Kampf? Nicht wirklich, denn mit den richtigen Waffen lassen sich auch solche riesigen Gegner in die ewigen Jagdgründe schicken.


Eine wirkliche Story hat das Game nicht zu bieten. Eigentlich verrät der Titel schon sehr genau, worum es in Monster Hunter Freedom geht, nämlich um das Jagen und Töten von Monstern. Nach einem absolut sehenswerten Intro, das sehr viel Lust auf das eigentliche Spiel macht, findet man sich im Charakter-Editor wieder. Ob man nun eine männliche oder weibliche Figur erstellen möchte, bleibt dem Zocker überlassen. Zwar hätte man sich noch eine größere Optionsvielfalt gewünscht, aber durch die geschickte Wahl von Gesicht, Haarfarbe und einiger anderer Merkmale lassen sich durchaus interessante Eigenkreationen erschaffen.


Er war jung und brauchte das Geld. Als Drachentöter kann man in der Monster Hunter Welt reich und berühmt werden.


Wurde der potentielle Held gebastelt, findet er sich direkt in einer kleinen Hütte wieder. Offensichtlich ist unser Draufgänger augenblicklich ziemlich arbeitslos, denn sein einziges Lebensziel scheint darin zu bestehen, möglichst schnell in die Jägergilde einzutreten, um Kohle zu scheffeln und Ruhm zu ernten. Nach ein paar kurzen Gesprächen mit den Nachbarn steht fest, dass der Dorfchef das Maß aller Dinge ist, wenn es um die Vergabe lukrativer Nebenerwerbsmöglichkeiten geht. Schnell ist der weise Mann aufgespürt und das Abenteuer kann beginnen. Glücklicherweise wird man in einer Reihe von Trainingseinheiten auf die bevorstehenden Aufgaben vorbereitet, denn sonst kann die monsterverseuchte Welt äußerst verwirrend sein.

Das Erfüllen von Missionen bildet den Schwerpunkt des Spiels. In der örtlichen Jägergilde finden sich gleich mehrere Auftraggeber, die für jeden Helden die passende Arbeit haben. Das Aufspüren und anschließende Vernichten diverser Kreaturen wird ebenso oft gefordert wie die Suche nach ganz bestimmten Gegenständen. Die Tatsache, dass unter Zeitdruck gearbeitet wird, macht die Missionen zwar nicht leichter, aber umso spannender. Man kann sich natürlich mit der eigenen Ausrüstung in die Schlacht begeben oder auch Leihgaben des jeweiligen Chefs mitnehmen. Im Laufe der Zeit kommen selbstverständlich immer stärkere Waffen, Fallen und sonstige Werkzeuge zum Einsatz.


Die USK mag keine Dinosaurier. Trotz einer Freigabe ab 12 Jahren wird mit Blut nicht gegeizt.



Die Steuerung kann zu Beginn etwas verwirrend wirken, doch nach einer knappen Stunde hat man die diversen Tastenkombinationen, die zum Kämpfen oder Auswählen von Items notwendig sind, verinnerlicht. Obwohl die verschiedenen Nah- und Fernwaffen ganz unterschiedliche Vor- und Nachteile haben, ist keine von ihnen wirklich schwer zu handhaben. Dank einer schnell nachjustierbaren Perspektive kann man sich auch in heiklen Situationen immer wieder den vollen Überblick verschaffen. Diverse Macken, die vor allem das schnelle Laufen und die Kämpfe betreffen, sind allerdings vorhanden. Kleine Hindernisse sorgen dafür, dass der Hauptakteur ständig zu einer gemächlicheren Gangart wechselt und wirklich genaue Kombinationen sind gerade bei schnelleren Gegnern eher vom Glück als vom Können abhängig. Während einige Fieslinge vorhersehbare Attacken ausführen, müssen andere erst studiert werden, da sie durchaus über taktisches Geschick verfügen.


Obwohl einige der Gegner durchaus interessante Taktiken haben, ist die Wahl der Waffen weitaus wichtiger als eine gute Reaktionszeit.


Wenn man das Game mit einem Produkt außerhalb des Monster Hunter Universums vergleichen möchte, fällt schnell eine entfernte Verwandtschaft zu Phantasy Star Online auf. Ähnlich wie Segas beliebtes Online-Gemetzel setzt auch Capcoms Action-Rollenspiel nicht so stark auf Fingerspitzengefühl, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag. Die Qualität der jeweils verwendeten Waffen und Fähigkeiten ist weitaus wichtiger als spielerisches Geschick. Und gerade das macht den Reiz des Spiels aus. Die Jagd nach brauchbaren Gegenständen ist mindestens so wichtig wie die Jagd nach Ungeheuern. Wer bereits in anderen Games eine tief verwurzelte Leidenschaft für das Sammeln virtueller Schätze entdeckt hat, kann beim Kauf dieser UMD eigentlich nichts falsch machen. Hunderte von Items können gefunden, gekauft oder gewonnen werden und durch das Kombinieren verschiedener Objekte lassen sich wiederum neue Waffen, Werkzeuge, Zaubertränke und ähnlich schöne Dinge erschaffen, die das Jäger-Leben leichter machen. Natürlich gehört eine gewisse Verbissenheit dazu, um Gefallen an dem ewigen Suchen zu finden, aber wer mit dieser Gabe gesegnet ist, wird erkennen, dass in der Monster Hunter Welt der Weg das eigentliche Ziel ist.

Auch wenn das Erlegen von Kreaturen aller Größen- und Güteklassen ganz klar im Vordergrund steht, gibt es noch ein paar andere Fähigkeiten, die ein Jäger haben muss, um in der Wildnis bestehen zu können. Vor allem das Grillen und das Angeln gehören zum Grundrepertoire jedes echten Naturburschen und können besonders in den längeren Missionen überlebenswichtig werden, wenn die Nahrungsvorräte zur Neige gehen. Wer es eher ruhig mag, kann sein Glück auch im Abbau von Erzen oder als Bauer versuchen. Diese Tätigkeiten sind zwar spielerisch nicht wirklich relevant oder fordernd, können das virtuelle Leben aber sehr erleichtern. Hat man erst einmal genügend Reichtümer angehäuft, lässt sich sogar Personal engagieren, das in der Küche aushilft und dem müden Jäger nach einer langen Mission ein leckeres Abendessen auftischt.


Gemeinsam sind wir stark. Wenn ein paar andere Jäger an der Monsterhatz teilnehmen, fällt vieles leichter.


Auch ohne eine epische Geschichte schaffen es die Macher, den Zocker bei Laune zu halten. Mit Text-Dialogen wird nicht gespart und eine gute Prise Humor sorgt in regelmäßigen Abständen für Stimmung in der sonst so grausamen und blutigen Welt von Monster Hunter. Die Gesprächspartner sind nie um lockere Sprüche verlegen und wenn sich der Protagonist in bester Fred-Feuerstein-Manier eine überdimensionale Saurier-Haxe einverleibt, sieht das wirklich komisch aus.

Selbst wenn man es schafft, alle Missionen erfolgreich abzuschließen, wovon dieser Testbericht-Schreiberling trotz 20 Stunden Spielzeit weit entfernt ist, gibt es noch viel zu tun. Die Aufgaben lassen sich erneut bestreiten, um bessere Zeiten zu erreichen oder noch mehr Gegenstände aufzuspüren. Außerdem darf man mit bis zu vier PSP-Besitzern gemeinsam jagen, was natürlich noch länger motiviert. Die Interaktionsmöglichkeiten sind hier zwar nicht so umfangreich wie in modernen Online-Rollenspielen, aber Spaß bringen die kooperativen Schlachten gegen Monster dennoch. Schade ist, dass man nur im lokalen Netzwerk miteinander zocken kann, denn als echter Online-Titel mit Voice-Chat-Funktion und einigen weiteren Features wäre Monster Hunter Freedom tatsächlich ein Referenz-Titel der Marke PSO geworden. Der aufmerksame Zocker wird im Game einige Indizien dafür finden, dass eine solche Spielvariante eventuell einmal geplant war.


Betrachtet man die Grafik, spielt Monster Hunter eindeutig in der höchsten PSP-Liga. Schnell wird deutlich, dass Capcom die noch junge Hardware sehr gut im Griff hat. Ungewolltes und unschönes Verwischen, wie es in anderen Games für den Sony-Handheld an der Tagesordnung ist, gibt es hier nur selten zu bewundern, und auch die Treppchen-Effekte an Kanten halten sich in Grenzen. Sehenswerte Texturen und Landschaften, die herrlich abwechslungsreich in Szene gesetzt wurden, sind nur einige der optischen Highlights. Die unterschiedlichen Waffen und Panzerungen sind tatsächlich nach dem Ausrüsten sichtbar und haben häufig ein interessantes Design, was gerade in Handheld-RPGs alles andere als selbstverständlich ist. Gigantische Monster mit guten Animationen und eine Weitsicht, die man bisher nur in Games für stationäre Systeme bewundern durfte, zaubern dem technikbegeisterten Zocker ein breites Grinsen auf das Gesicht. Man muss schon eine Weile suchen, um überhaupt etwas zum Meckern zu finden, wenn es um die Optik geht, und selbst dann findet man nur Kleinigkeiten, wie einen etwas platten Nebeleffekt oder das ein oder andere detailarme Gegnermodell. Schönheit hat ihren Preis, der sich in diesem Fall in Form von langen Ladezeiten offenbart. Die einzelnen Landschaften, die der Zocker bereisen darf, sind nicht selten in ein Dutzend kleinerer Gebiete unterteilt, die immer wieder aufs Neue in den Speicher geschaufelt werden müssen.



Ein Happy Meal mit Spongebob-Spielzeug bitte! Die vierbeinigen Angestellten versuchen jeden Wunsch ihres Meisters zu erfüllen.


Auch akustisch ist das Game ein kleiner Leckerbissen. Die Musik hält sich zwar oft vornehm zurück, aber wenn sie spielt, erreicht sie tatsächlich eine Qualität, die man sonst nur von Instrumental-Soundtracks zu Hollywood-Filmen kennt. Oft werden sehr sanfte Töne angeschlagen, die den Zocker mit Flötenklängen und leicht melancholisch anmutenden Melodien in die Fantasy-Welt entführen. An einigen Stellen haben sich die Komponisten aber auch einen kleinen Scherz erlaubt. Sobald unser Held beispielsweise ein Feuer entfacht hat, um seine Beute zu einem schmackhaften Mahl zu verarbeiten, tönt eine skurrile Jahrmarkt-Musik aus den Lautsprechern, wie man sie eigentlich eher am Spießbratenstand auf dem Münchener Oktoberfest vermuten würde. Die Effekte schaffen eine beeindruckende Atmosphäre, so dass man die oft durch Abwesenheit glänzende Musik gar nicht vermisst. Von subtilen Klängen wie leichten Windböen oder Wasserrauschen bis hin zu den unheimlichen Lauten, die einige der Monster von sich geben, hört sich alles sehr gut an.


Egal ob man in kargen Wüsten oder tropischen Regenwäldern unterwegs ist, Monster lauern überall.



Tim meint:

Tim

Monster Hunter Freedom ist bestimmt kein Spiel für Jedermann. Wenn man sich allerdings zur Gruppe der Jäger und Sammler zählt, wird man kaum besseres Futter für die PSP finden. Für die fehlende Story, das etwas gemächliche Kampfsystem und die vielen Wiederholungen wird der Zocker durch einen gigantischen Umfang entschädigt. Monster, Herausforderungen, Waffen und sonstige Gegenstände sind in einer so großen Vielfalt vorhanden, dass man eine kleine Ewigkeit investieren muss, um der UMD alle Geheimnisse zu entlocken, und dank dem Multiplayer-Modus geht der Spaß selbst dann noch weiter. In technischer Hinsicht gibt es absolut nichts zu meckern. Capcoms episches Abenteuer hat eindeutige Macken, die aber schnell in Vergessenheit geraten, wenn man diese Art von Games mag. Es ist zwar ein Nischenprodukt, das einen speziellen Geschmack seines Publikums voraussetzt, hat sich unseren neXGam-Award aber gerade durch diesen Mut zur Andersartigkeit verdient.

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Monster Hunter Freedom Daten
Genre -
Spieleranzahl 1 - 4
Regionalcode -
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 10.05.2006
Vermarkter Capcom
Wertung 8.8
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neXGam YouTube Channel
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