Metal Slug Anthology (PS2) im Test

PlayStation2
Nachdem schon Nintendo Wii und Sonys tragbare PSP ordentlich auf das 10-jährige Jubiläum von SNK Playmores berühmter Metal Slug Serie anstoßen konnten, kommt nun noch mit etwas Verspätung ein Nachgratulant hinzu. Die Rede ist hier natürlich von der Metal Slug Anthology auf der PlayStation 2. Von SNK Playmore als Auftragsarbeit an die texanischen Cowboys (Programmierer) von Terminal Reality abgeben, umfasst die Anthology alle bisher erschienenden Automatenversion (nicht die Home-Versionen) der Metal Slug Reihe. Das macht also insgesamt 7 Stück (mit Metal Slug X) bei denen jeder Arcadefan feuchte Augen kriegen sollte. Ableger wie Metal Slug 3D (PlayStation 2) oder Metal Slug Advance (GameBoy Advance) bleiben hier allerdings außen vor. An die Fans wurde auch gedacht und eine Artwork Gallery integriert, ein Interview mit den Originalentwicklern geführt und schöne Desktop-Wallpaper etc. auf die DVD gepresst.

Die Metal Slug Serie steht seit der ersten Veröffentlichung im Jahre 1996 als Synonym für das Jump’n Shoot Genre und konnte sogar große Kollegen wie die Probotector/Contra Serie als Aushängeschild verdrängen. Knallharte Action, gepaart mit einer ordentlichen Prise schwarzem Humor, einer Menge Gags und lustiger Anspielungen auf einige Hollywoodfilm wie z.B. Independence Day oder Starship Troopers etc. konnten der Reihe schnell eine breite Fanbasis sichern. Heute, über 10 Jahre später hat SNK Playmore offiziell verlauten lassen, dass Metal Slug 6 der letzte Teil ("Final Mission") der Reihe sein wird, d.h. es befindet sich eine komplett über eine Dekade verteilte Spielserie auf einer einzigen DVD. Wenn das mal kein Grund ist sentimental zu werden... Bevor jetzt aber alle ihre Taschentücher rausholen, hier noch mal ein kompletter Überblick über die einzelnen Teile:


Ballerspaß Total!! Hier werden sogar Krabben geschnetzelt...
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Metal Slug 1 legte 1996 den Grundstein für den Erfolg einer kleinen Programmierertruppe von Nazca die sich aus ehemaligen Irem Programmierern zusammengesetzt hatte. Hier galt es erstmals General Mordens Schergen den Kampf anzusagen, um ihm letztendlich selber den gar auszumachen. Das geniale Setting und die comicgleichen Sprites waren schon damals eine Sehenswürdigkeit.

Metal Slug 2 wurde dann von SNK höchstpersönlich unter die Fittiche genommen, in dem die Programmierer von Nazca einfach in die Firma integriert wurden. Nachdem der erste Teil ein sehr viel "realistischere" Aufmachung hatte, war der zweite Teil eher comiclastig und so konnten sich die Charaktere erstmals in Mumien verwandeln und mussten im Endkampf gegen die außerirdischen Invasoren bestehen, mit denen sich General Morden erstmals verbündet hatte. Die NeoGeo- bzw. MVS Automaten Version hatte leider mit massigen Rucklern und Geschwindigkeitseinbrüchen zu kämpfen, die jetzt extra für die Anthology komplett beseitigt wurden.


Metal Slug 2: General Mordens Armee hat keine Chance gegen den Slugflyer...
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Metal Slug X (von manchen auch Metal Slug 2.5 genannt) wurde kurz danach von SNK als quasi Wiedergutmachung für den technisch nicht vollkommenen zweiten Teil auf den Markt gebracht. Diesmal gab es keine Ruckler und Geschwindigkeitseinbrüche mehr. SNK nutzte die Gelegenheit auch die Items und Endgegner im Spiel neu zu verteilen, um so den Spielverlauf weiter zu optimieren. Das hatte zur Folge, dass der Titel auch heute noch mit zu den mit Abstand besten Teilen der Serie gehört.

Nach dem furiosen X-Teil hatte niemand mehr so recht daran geglaubt, dass aus der Serie bzw. dem Spielprinzip noch eine weitere Steigerung raus zu holen wäre. SNK hatte aber das Unmögliche möglich gemacht und präsentierte mit Metal Slug 3 den bis heute unangefochtenen besten Teil der Serie. U-Boot Fahrten, Level-Abzweigungen, Verwandlung in Zombies, neue Waffen, neue Gegner, butterweiche Animationen, klasse Story sind nur einige der Keyfacts zu dem Titel.


In Teil 3 wartet dieser stramme Blechkamerad auf eine Ölung...
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Metal Slug 4 entstand zu einer schwierigen Zeit in SNKs Firmengeschichte. Nach dem Untergang von SNK musste der Titel nach Korea zu MEGA Enterprise abgegeben werden, die mit begrenzter Erfahrung + Budget einen neuen Teil zusammen schustern mussten. Zurückgekehrt zu dem realistischen Setting vom ersten Teil konnte der vierte Teil nicht so recht überzeugen und war mit vielen halbherzig geklauten Ideen ein Rückschritt zum grandiosen dritten Teil. Dazu wirkten die Level einfach zu uninspiriert und es wurden massig Sprites aus den Vorgängern verwurstet.


Mit Metal Slug 5 holte die neue entstandene Nachfolgerfirma SNK Playmore den Titel zurück nach Japan, um wieder an die alten Glanzzeiten anzuschließen. Leider gelang dies nur sehr holperig und Metal Slug 5 hatte neben einem Mangel an Innovationen mit vielen fiesen Stellen und einem Metal Slug unwürdigen Endgegner zu kämpfen.

Mit der "Final Mission", also dem letzten Teil der Serie hatte SNK Playmore allen Fans versprochen, dass Metal Slug 6 dem grandiosen dritten Teil ebenbürtig sei, wenn nicht sogar übertreffen wird. Dies ist ihnen ansatzweise auch gelungen: Ein frisches Setting, neue Charaktere, Hirnsaugende Oberaliens und spielerische Innovationen wie Waffenwechseln machten den Titel zu einem vollen Erfolg auf dem Atomiswave Arcadeboard. Hierzulande ist der 6. Teil auch erstmals überhaupt als Heimversion erhältlich.


In Teil 6 geht es neuerdings ans Münzensammeln...
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Spielerisch hat sich seit dem ersten Teil nur wenig geändert. Man springt und läuft bis zu den Zähnen bewaffnet von links nach rechts durch die Level und malträtiert seine Gegner mit Schusssalven und gekonnten Messerhieben. Nebenbei weicht man noch millimetergenau den feindlichen Geschossen aus, sammelt durchschlagskräftige Waffen wie Shootgun, Raketenwerfer etc. und setzt sich in eines der verschiedenen Metal Slug Gefährte um volles Rohr alles wegzupusten was nicht bei …3 auf den Bäumen ist. Der Metal Slug Fuhrpark könnte dafür kaum abwechslungsreicher sein und geht vom schnöden Panzer, oder einem Flugzeug bis zum berittenen Vogel Strauß. Spielerisch sticht besonders der letzte Teil, also Nr. 6 von den anderen hervor, da hier ein paar wesentliche GamePlay-Features neu hinzugekommen sind.


Der gigantische Elephantslug walzt alles platt...
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Da es mit der Nintendo Wii Version noch Probleme mit der Steuerung gab und die PSP Version mit langen Ladezeiten zu kämpfen hatte, hätte Ignition Entertainment mit der PlayStation 2 Version alles wieder gut machen können. Aber es sollte alles anders kommen: Nach dem überraschenden Frühstart der Metal Slug Anthology, zeigt Ignition Entertainment ihr wahres Gesicht, denn es handelt sich lediglich um eine 1 zu 1 Umsetzung der US Version, bloß mit ausgetauschten Metal Slug Logo und "draufgepappten" Ignition Emblem auf den Ladescreengrafiken. Dazu noch schnell ein Copy & Paste der Nintendo Wii bzw. PSP Anleitung und fertig ist die PAL-Version in weltrekordverdächtigen 30 Minuten. So, oder so ähnlich muss es wohl bei den Engländern zugegangen sein, denn so schlampig wie Ignition Entertainment dieses Spiel umgesetzt hat ist beispiellos. Der für die Metal Slug Serie spielerische Super-GAU (Größter anzunehmender Unfall) und damit nicht verzeihbare Schnitzer ist der fehlende 60Hz Modus, wodurch das ganze Spiel 17,5 % langsamer abläuft und mit riesigen PAL-Balken + gequetschter Grafiken aufwartet (da kommen schnell Erinnerungen an grausige PSone Zeiten auf). Dabei lebt ein schnelles Actionspiel wie Metal Slug doch von seiner Geschwindigkeit und dem präzisen ausweichen von feindlichen Geschossen. Da können auch das rote Blut (also komplett uncut) und die farbige Anleitung nichts mehr retten. Das ärgerlichste an der ganzen Sache ist nur, dass eigentlich alle Zutaten für eine richtig gute Collection gegeben waren: 7 tolle Arcadetitel, abwechslungsreiche Non-Stop-Action mit einem gewaltigen Umfang und ein genialer 2 Spieler-Modus für stundenlange Shooteraction ohne gleichen… Am Ende scheitert Ignition dann doch an eigentlich unwichtigen Kleinigkeiten die sich hier zu einem gravierenden GamePlay-Problem summieren. Bislang hatte jeder Ignition Release einen 60Hz Modus, daher kann man es drehen und wenden wie man will, im Endeffekt kann man es eigentlich nur als pure Schlamperei werten.


Mit lahmen 50 Hz kommst auch einem Soldat wie Tarma die Galle hoch...
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Da kann man nur noch durch den Ärmelkanal schwimmen und alles zusammen ballern...
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Anscheinend ist man bei Ignition Entertainment nicht mehr an der Veröffentlichung von SNK Playmore Spielen interessiert und schmeißt hier eine lieblose Umsetzung auf den Markt nur um seinen vertraglichen Verbindlichkeiten nachkommen zu können. Anders ist dieses Desinteresse am Kunden nicht mehr zu erklären. Auch wenn es bei den Engländern in letzter Zeit einige interne Umstellungen aufgrund des Zusammenschlusses mit dem indischen Medienkonzern UTV Software Communication gab, ist das noch lange kein Grund bzw. eine Entschuldigung für diese Katastrophe. Oder sehen so indische Qualitätsvorstellungen von einer guten Software aus?


Ein gezielter Granatenwurf macht die Alienmeute platt...
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Wenigstens bleibt die Metal Slug Serie in grafischen Belangen seinen Tugenden treu und zeigt was alles bitmaptechnisch auf NeoGeo bzw. für Teil 6 auch auf dem Atomiswave möglich war. Bildschirmfüllende und voll animierte Endbosse geben sich hier die Klinke in die Hand, während massenhaft Trümmerteile nur so durch den Bildschirm schießen und sich mit famosen Explosionen abwechseln. Solch eine 2D Bitmap Schlacht sucht man anderweitig vergeblich. Leider wirkt das Drumherum der Metal Slug Anthology sehr lieblos umgesetzt. Ein angemessenes Intro (anstatt zermanschter Gameplay-Szenen) und vor allen ein schönes Menü hätten es schon sein können bzw. müssen. Man feiert ja schließlich nur einmal 10-jähriges Jubiläum. Aber so ist das anscheinend, wenn man seine eigenen Spiele nicht inhouse programmieren lässt und an ein auswärtiges Team abgibt, die mit der Serie wenig bis gar nichts anfangen können.


Ralf aus King of Fighters packt auch gerne mal per Hand an...
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Auf der akustischen Seite gibt es auch keine weiteren Überraschungen und so präsentiert sich die Metal Slug Anthology mit dem originalen Arcade-Soundtrack der mit treibender Marschmusik das militärische Spielgeschehen passend thematisiert. Besonders der coole Sprecher ist noch hervorzuheben, der verbal schon mal gerne verlauten lässt, was man gerade für eine Waffe eingesammelt hat ("Maschinegun").

Im direkten Vergleich mit den bisherigen auf PlayStation 2 veröffentlichten Metal Slug Teilen können die Episoden in der Anthology nicht ganz standhalten, denn hier handelt es sich um 100% ige Automatenadaptionen. Deshalb sucht man übersichtliche Spielmenüs, Minigames (z.B. aus Teil 3) oder die grandiose Combat School (z.B. aus Teil 6) vergeblich. Fans sollten also nicht gleich anfangen ihre Sammlung zu verkaufen.

Marco meint:

Marco

Die Metal Slug Anthology "hätte" auch auf der PlayStation 2 rocken können. Besonders im Hinblick auf die bessere Steuerung und den kürzeren Ladezeiten im Vergleich mit der Nintendo Wii- bzw. PSP Version "hätte" die Jubiläums- Collection auf der PlayStation 2 das Zeug gehabt sich an die Spitze zu setzen. Ignition Entertainment hat es aber völlig vergeigt und präsentiert ein Spiel was geradezu vor Schlampigkeit stinkt (und das in gewollter Doppeldeutigkeit). Der Publisher sollte gut aufpassen, denn so was rächt sich sehr schnell bei der zahlenden Kundschaft die gerade im Bereich SNK eher schon sehr rar vertreten ist, denn so feiert man keine Geburtstage, sondern Todestage.
Wer jetzt schon voller Vorfreude auf die Metal Slug Anthology alle Einzelteile der Serie (für die PlayStation 2 gibt es ja Teil 3, 4, 5) verkauft hat, sollte schnell zum schreien/heulen in den Keller rennen, denn die Anthology ist im Endeffekt nur für Genre-Newbies interessant, die mal ein wenig in die Serie reinschnuppern wollen. Für Fans und all diejenigen die sich ernsthaft mit den Spielen auseinandersetzen möchten, um den vollen Spielspaß aus jedem einzelnen Titel zu holen, bleiben wohl weiterhin nur die NeoGeo Originale, oder im Notfall der Griff zur US- bzw. Nintendo Wii Version. Ein herber Schlag ins Gesicht für jeden Metal Slug Fan und bislang Ignitions größte Blamage… (ambition zero) 

Positiv

  • 7 klasse Games in 1 Sammlung
  • Massig Arcade Action

Negativ

  • langsamer da kein 60Hz Modus...
  • ...dadurch verändertes GamePlay
  • lieblose Aufmachung
Userwertung
3.60625 16 Stimmen
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Metal Slug Anthology (PS2) Daten
Genre -
Spieleranzahl 1 - 2
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 50 Hz
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 19.07.2007
Vermarkter Ignition
Wertung 6.2
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neXGam YouTube Channel
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