
Die Ruhe vor dem Sturm. Das nächste Level voller Gegner wartet bereits.
Jedes der Levels im Hauptmodus läuft nach dem gleichen Prinzip ab. Zunächst werden ein paar Handlanger ausgeschaltet, dann stellt sich ein Obergegner mit besserer Taktik und längerem Energiebalken zum Duell. Das klingt langweilig, doch ein Spiel mit einem ausgeklügelten Kampfsystem ist manchmal dazu in der Lage, über ein ideenloses Leveldesign hinwegzutäuschen. Dummerweise gehört Kengo nicht zu dieser Sorte von Games sondern zu der anderen…
Offensichtlich war es den Machern wichtig, die Krieger des asiatischen Mittelalters möglichst realistisch in Szene zu setzen, was im Klartext bedeutet, dass es keinerlei verrückte Attacken zu sehen gibt. Selbst einfache Sprünge sucht man hier vergeblich. Die Steuerung geht leicht von der Hand, bietet aber nur wenig Interessantes. Im Grunde stehen dem Zocker jederzeit nur zwei Attacken zur Verfügung. Vertikale und seitliche Schwerthiebe können per Knopfdruck ausgelöst werden. Glücklicherweise hat jeder Samurai drei unterschiedliche Techniken im Repertoire, zwischen denen jederzeit hin- und hergeschaltet werden darf. Die Folge sind ähnliche aber dennoch unterschiedliche Angriffe. Blocken steht selbstverständlich auch auf dem Programm. Obwohl es möglich ist, nach einer bestandenen Prüfung neue Attacken einzukaufen, wirkt sich dies leider kaum auf das Gameplay aus. Schnelle Kombinationen mit zwei Tasten und einigen kleinen Bewegungen des Analog-Sticks reichen völlig aus, um sich innerhalb kürzester Zeit durch ein komplettes Samurai-Abenteuer zu metzeln.

Auch diese Dame kann gut austeilen. Leider unterscheidet sie sich bis auf den Look kaum von ihren männlichen Samurai-Kollegen.
Kengo Zero ist nicht völlig frei von guten Ideen. Man darf seine Gegner beispielsweise in einen so genannten Kumitashi zwingen. In dieser Situation verkeilen beide Kämpfer ihre Waffen ineinander und wer es als Erster schafft, sich besonders elegant zu lösen kann mit nur einem Hieb erheblichen Schaden verursachen. Selbst sofortige Siege sind unter günstigen Umständen machbar und teilweise lässt sich auch die Umgebung in Attacken einbeziehen, indem man einen Fiesling gegen eine Wand drückt, in einen Fluss schubst oder ähnliche Gemeinheiten vollführt. Ein weiterer interessanter Aspekt sind die Upgrades, die nach jedem Level gemacht werden dürfen. Kraft, Ausdauer und andere Attribute lassen sich im Laufe der Zeit aufrüsten. Dennoch sind die Bemühungen der Spieldesigner gescheitert. Was bringen schon interessante Moves, wenn sich die computergesteuerten Fieslinge saudumm verhalten? Das Problem ist nicht nur, dass sich der Ablauf der Kampfhandlungen innerhalb der einzelnen Levels sehr ähnelt, sondern auch, dass die Gegner kaum härter werden. Im Endeffekt bedeuten die neun Storylines also lediglich die neunfache Qual, da die spielbaren Figuren in Sachen Gameplay nahezu identisch sind.
Auch ein integrierter Missionsmodus, der mit Zeitlimits und spektakulären Aufgaben der Marke “Besiege alle Gegner“ daherkommt wirkt sich nur minimal auf die Motivation aus. Es kann ganz nett sein, gegen einen befreundeten Zocker zum Einzelduell anzutreten, da dann wenigstens ein wenig Taktik erforderlich ist, um zu gewinnen. Doch selbst für solche Zwecke gibt es eine nahezu unüberschaubare Anzahl besserer Alternativen.

Unser Held hat keinen Sinn für Humor und schickt auch Wegelagerer mit lustigen Hüten in die ewigen Jagdgründe.
Zu guter Letzt gibt es noch den Contest Mode, der off- und online verfügbar ist. Wer Skurrilitäten mag, kann sich Kengo Zero allein aufgrund dieser Spielvariante zulegen, denn seltsamer geht es kaum noch. Zu Beginn wird ein kampferprobter Samurai gewählt, der bereits durch das Verteilen von Punkten hoch gezüchtet wurde. Anschließend schickt man den wackeren Helden in die Schlacht, um sich Gegnern an der heimischen Konsole oder auch in Xbox Live Welt zu stellen. Bisher alles ganz normal, oder? Überraschenderweise stellt man aber im Anschluss fest, dass sich die Kämpfer von allein über den Bildschirm bewegen und aufeinander einprügeln. Richtig gelesen, die Duelle werden anhand der eingekauften Attacken, des bisher gezeigten Spielverhaltens und der ausgebauten Fähigkeiten simuliert. Die Idee ist sicherlich originell und zu Beginn wird man auch staunend vor dem Bildschirm hocken. Doch wollen wir mal ehrlich sein… wenn ich nur Zuschauer bei Schwertkämpfen sein möchte, hätte ich meine “Die Sieben Samurai“-DVD (Top-Film, sollte jeder gesehen haben) in das 360-Laufwerk geworfen.
Wenigstens im Bereich Grafik kann Kengo Zero ein paar Punkte gutmachen. Die Modelle der steuerbaren Samurai sind durchaus gelungen und lassen auch aus nächster Nähe viele Details erkennen. Die Animationen verdienen zumindest das Prädikat “ordentlich“. Leider können die meisten Gegner nicht mithalten. Die Horden der Schergen bieten einfach nicht genügend optische Abwechslung. Die Qualität der Umgebungsgrafik schwankt zwischen nett und steril. So lange man sich inmitten der Natur prügelt darf man ein paar sehr schöne Texturen und viel Details bewundern. Innerhalb von Dörfern hingegen sieht man eine ganze Reihe langweiliger Häuser und ein paar äußerst grobe Objekte, die offensichtlich innerhalb kürzester Zeit und ohne viel Aufwand zusammen geschustert wurden. Auch gelegentliche Kameraprobleme stören das Gesamtbild.

Obwohl die Einzelduelle der beste Teil des Games sind, gibt es wesentlich spaßigere Alternativen...
Die Musik im Hauptmenü macht Lust auf mehr. Schön düster und erstaunlich ruhig kommt der Titelsong daher und sorgt dank langsamer Drums für eine bedrückende Atmosphäre. Der Rest des Soundtracks ist zwar auch nicht schlecht, geht aber leider in eine völlig andere Richtung. Typisch asiatisch anmutende Melodien ertönen aus den Lautsprechern, werden allerdings häufig von den Kampfgeräuschen und anderen Effekten überlagert. Während die japanische Sprachausgabe in den Zwischensequenzen solide genannt werden kann, nerven die ewig gleichen Schmerzbekundungen der Gegner schon nach kurzer Zeit. Auch Schritte und vor allem das Klirren der Säbel hätten wesentlich besser in Szene gesetzt werden können.
Übel. Eigentlich reicht dieses Wort schon völlig aus, um Kengo Zero zu beschreiben. Es gibt einfach keinen vernünftigen Grund, sich dieses Game zu kaufen. Die Kämpfe sind unspektakulär, die Gegner hätten nicht mal auf der Baumschule ihren Abschluss geschafft und auch technisch wird nichts Besonderes geboten. Ein paar gute Grundideen sind vorhanden, gehen aber aufgrund der ständigen Wiederholungen völlig unter.