International Superstar Soccer 99 im Test

GameBoy
Kein Tag in der neXGam Redaktion ohne eine neue Weisheit vom Chefredakteur höchstpersönlich! Heute: "Fußballspiele für den Game Boy verhalten sich so wie Wein zu gutem Essen". Na, den überaus tiefen Sinn begriffen? Genau! Je älter, desto besser. Und beim erst 1998 für Game Boy Color veröffentlichten International Superstar Soccer 99 aus dem Hause Konami hat man das Gefühl, als hätten die Japaner alles daran gesetzt, diese Weisheit mit einem praktischen Beispiel zu untermauern...

Dabei weckt International Superstar Soccer 99 zu Beginn wirklich noch große Hoffnungen, ein ähnlich großer Wurf wie sein Bruder International Superstar Soccer '98 auf dem Nintendo 64 zu sein. So stehen euch insgesamt 32 Nationalmannschaften auf dem kleinen Modul zur Verfügung, vor jeder Partie dürft ihr aufwendig Taktik und Formation bestimmen, die Aufstellung festlegen und in den Optionen Dinge wie Spielzeit, Nachspielzeit Ja/Nein oder Schwierigkeitsgrad einstellen. Auch die Auswahl der Spielmodi ist mit Freundschaftsspiel, Elfmeter und International Cup zwar nicht gerade üppig ausgefallen, sollte aber genug Abwechslung für ein Handheld Spiel bieten. Zumindest eine WM oder ein Turnier im KO-System spielen zu können, wäre aber natürlich schön gewesen.


Stattdessen führt ihr im frei erfundenen "International Cup" euer Team von einem dürften 32. Platz der Weltrangliste bis an die Tabellenspitze. Hierzu liefert ihr euch eine Partie mit der Mannschaft auf dem Rang vor euch und klettert dann bei einem Sieg diese internationale Leiter empor. Da es bis unter die Top 10 schon mal eine ganze Weile dauern kann (immerhin mindestens über 20 Spiele) liefert ein Paßwortsystem den passenden Code, um das Spiel mal zu unterbrechen und auch später wieder einsteigen zu können.


Bezweifelt werden darf jedoch, ob jemals ein Game Boy Besitzer derart bekloppt sein wird, den Kampf um Platz 1 aufzunehmen - denn während man zu Beginn noch guter Dinge ist, verwandelt sich International Superstar Soccer 99 auf dem Spielfeld zusehens in einen Grottenkick ohne Niveau. Dies beginnt damit, dass der Spielablauf praktisch im Schneckentempo stattfindet, was ein schnelles Konterspiel praktisch unmöglich macht. Ein Lauf vom linken Tor zum rechten Tor benötigt - gestoppt! - 37 Sekunden, die euch wie eine kleine Ewigkeit vorkommen werden. Schnelles Konterspiel adé! Dazu gesellt sich die passende Tatsache, dass die Torhüter wie Berserker halten und Schüsse außerhalb des 16m Raumes sowieso komplett chancenlos sind. Eine reelle Torchance habt ihr erst, wenn ihr das Weiße im Auge des Keepers seht - also bis auf fünf Meter vor der Tor gekommen seid. Doch selbst dann pflückt der Goalie teilweise noch locker einen voll durchgezogenen Schuss aus der Luft, ohne überhaupt fausten zu müssen - von Realismus keine Spur.


Aber es kommt noch härter - Pässe lassen sich prinzipiell lediglich steif in 45° Grad Winkeln schiessen, was das Passspiel extrem unflexibel macht und eher zu diesen endlos scheinenden Dribblings vom eigenen Strafraum aus einlädt. Da die Kollisionsabfrage (wie man in Bayern, der Heimat dieses Autors gern sagt) "für die Katz" ist, lohnt sich eine andere Spielart gar nicht - denn die gegnerischen Spieler grätschen so oder so oft und gern einfach durch euch durch, so wie auch Pässe einfach durch (!) euren Spieler fliegen, so dass jeder Quantenphysiker seine Freude hätte.

Am nervenaufreibendsten ist allerdings der automatische Spielerwechsel - hier entscheidet der Game Boy nach Nähe zum Ball, Haarfarbe, Schuhgröße und Kontodeckung, welcher eurer Feldspieler denn nun von euch zu steuern ist. Da dies wie erwähnt recht willkürlich geschieht, seid ihr insbesondere dann aufgeworfen, sobald ein gegnerischer Stürmer von drei eurer Verteidiger umstellt ist - praktisch im Sekundentakt wechselt eure Kontrolle und ihr seid unfähig den Strafraum vernünftig zu verteidigen. Die weitere Liste der Kritikpunkte liest sich dann eher unauffällig - ein trotz aktivierter Fouls mit Blindheit geschlagener Schiedsrichter, die völlig Abstinenz von anspruchsvolleren Spielzügen (z. B. Flanke & Kopfball) und eine fehlende FIFA-Lizenz, die sich in Verballhornungen bekannter Spielernamen der damaligen Zeit ausdrückt. Aus dem Euro '96 Stürmer-Star Oliver Bierhoff wird da beispielsweise ein "Biatoff". Besser als nichts? Vielleicht...


Zumindest eine gelbe Karte holt sich International Superstar Soccer 99 auch für die Technik. Erfreulicherweise läuft das Game Boy Color Modul auch noch auf den urigen schwarz-weiß Game Boys und Super Game Boy Besitzer kommen in den Genuß einer Farbanpassung und eines eigenen Rahmens, so wirkliche Freude will hier jedoch nicht aufkommen: Die Spielersprites sind unglaublich klein geraten, weisen keinerlei Details auf und verfügen neben dürftigen Animationen auch noch über ein häßliches Flackern, sofern es auf dem kleinen Screen mal etwas voller wird. Beispielsweise im Strafraum nach einem Eckstoss. Die einzig löbliche Ausnahme stellt da wirklich die Soundkulisse des Moduls dar, die mit recht rhytmenreichen Melodien das Geschehen etwas belebt und den Spieler vorm Einschlafen bewahrt.

Sebastian meint:

Sebastian

Großer Name - nichts dahinter! Wer wie dieser Autor angesichts der vielversprechenden Nintendo 64 Ableger einfach auch vertrauensselig beim Game Boy Color Teil zugriff, wird bitter enttäuscht werden. Das drumherum ist bei International Superstar Soccer 99 auch wirklich nicht schlecht geraden, dafür ist das eigentliche Gameplay mehr als dürftig. Weder Anspruch noch Spielspaß überzeugen hier - selbst das uralte Nintendo World Cup ist zumindest vom Fun-Faktor wesentlich höher anzusiedeln. Rote Karte für Konami! 

Positiv

  • 32 Nationalmannschaften
  • Guter Umfang neben dem Platz

Negativ

  • Anspruchsloses Gekicke
  • Automatische Spielerwahl :-(
  • Bescheidene Präsentation
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International Superstar Soccer 99 Daten
Genre Sport
Spieleranzahl 1 - 2
Regionalcode Regionfree
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit seit 1998
Vermarkter Konami
Wertung 3.6
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