


Ein Markenzeichen der ersten Kriegsgott-Versoftung war zweifellos der hohe Blutzoll, den Kratos Widersacher im Lauf der Metzelorgie aufbringen mussten. Die bildgewaltige Brutalität wird im Nachfolger gar noch übertroffen: Der Bildschirm färbt sich notorisch rot, sobald euer virtuelles Alter-Ego seine Waffen zückt. Als Sahnehäubchen werden vereinzelt Gliedmaßen und Schädel vom Torso getrennt - God of War 2 gehört definitiv nicht in die Hände des kleinen Bruders. Von etwaigen Beschneidungen der deutschen Version ist gegenwärtig nichts bekannt.
Die Levelarchitektur ist wieder recht linear ausgefallen. Unsichtbare Wände schränken die Bewegungsfreiheit stark ein, der jähzornige Grieche weigert sich krampfhaft eine kniehohe Brüstung zu überwinden. Damit verkommt das Epos stellenweise zu einem interaktiven Kinofilm, der zwar reichlich Popcorn-Action bietet, investigative Forschernaturen jedoch nicht vollständig befriedigen kann. So schlachtet ihr ganze Zenturien von Zombies, Skeletten, Medusen und sonstigem Fabelgetier auf euren engen Pfaden, der knappe PS2-Speicher wird nämlich für die fantastische Bombast-Optik reserviert.


Die ausladenden Levels sorgen mit ihren imposanten Bebauungen für Wow-Effekte und Gänsehaut-Feeling, das man sonst nur von Leinwandstreifen wie Herr der Ringe kennt. Schon der Epilog in Rhodos, samt Date mit Koloss, verdeutlicht was euch auf dem Silberling noch erwartet, jeder weitere der acht Level, die euch vom Pegasus-Ausritt bis zum Atlas führen, der die Welt auf seinen Schultern wuchtet, übertrifft dabei die vorige Spielstufe.
Aufgelockert wird das Button-Smashing durch leichtgängige Rätselkost, die zwar anspruchslos aber immerhin recht fantasievoll ausgefallen ist. Wobei die Entwickler hier wohl vorsätzlich gehandelt haben,,, Nichts soll die hohe Spielgeschwindigkeit ausbremsen, erst recht keine ausufernde Gedankenakrobatik. God of War 2 ist ein schneller, stetiger Rausch - vom Prolog bis zu den Credits. Im Gegensatz zum Erstling warten jetzt auch vermehrt Bossgegner auf eure schlagkräftigen Argumente, die sich meist via Quick Time Event zerlegen lassen: Drückt möglichst schnell die aufploppenden Button-Kombinationen.


Kratos Lieblings-Schlitzer sind natürlich wieder die kultigen Kettenschwerter, mit denen es sich jetzt auch exquisit über kleinere Schluchten hangeln lässt. Im Laufe der Odyssee schaltet ihr durch fleißiges Artefakte-Sammeln neue Mordwerkzeuge frei, so dass sich Kratos auf Wunsch auch via rustikalem Schwert oder Langbogen durch die mediterrane Flora metzelt. Abgerundet wird eure Choreographie von knackigen Zaubersprüchen, die von schnödem Blitzgeschleuder bis Bullettime reichen und dem Titanenzorn, der eure Abwehr- wie Durchschlagskraft pimpt.

God of War 2 ist keine spielerische Revolution, kein Meilenstein, keine Innovations-Schleuder. God of War 2 nutzt die üblichen Zutaten eines Action-Adventures, brezelt diese jedoch zur Perfektion auf. Ein variantenreiches, simples Gameplay, Grafik, die den letzten Transistor der betagten PS2 zum Qualmen bringt, kombiniert mit einem unendlich coolen Antihelden, der jeder Schwiegermutter das Blut in den Adern gefrieren lässt. Besitzer des Erstlings greifen sowieso ins Regal, aber auch Neulinge sollten sich diese Tour de Force keinesfalls entgehen lassen.