Forza Motorsport 2 im Test

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Lange mussten Xbox-Zocker neidisch auf die PlayStation 2-Besitzer blicken, wenn es um echte Rennsimulationen ging. Mit Sonys Gran Turismo-Reihe konnte es kein Xbox-Titel aufnehmen - bis ihm Mai 2005 Forza Motorsport erschien. Die Xbox Live Leitungen glühten und Rennliebhaber waren im siebten Himmel. Nun ist mit Forza Motorsport 2 der Nachfolger für die Xbox 360 erschienen und die Ausgangssituation ähnelt der von vor zwei Jahren. Kann Forza 2 erneut den „Wow-Effekt“ auslösen?
Werfen wir zunächst einen Blick auf den Umfang von Forza Motorsport 2. Über 300 Fahrzeuge von 50 bekannten Herstellern warten auf euch, vom VW Golf über den Impreza bis hin zu den heissesten Ferraris und Saleens ist alles mit dabei was das Herz begehrt. Zwölf Rennstrecken stehen zur Auswahl, darunter auch ‚echte’ Kurse wie Laguna Seca, Mugello und selbstverständlich auch der Nürburgring. Die zwölf Strecken bieten verschiedene Abwandlungen, sprich andere Abschnitte, Spiegelung usw., so dass mehr Abwechslung entsteht als es sich bei der recht kleinen Zahl zwölf zunächst anhört. Wie es sich für eine gute Rennsimulation gehört, stimmt das Handling bei sämtlichen Fahrzeugen und natürlich fahren sie sich alle anders. Während es auf der Hand liegt, dass man den Unterschied zwischen einem Golf und einem Enzo bemerkt, besticht Forza 2 auch in kleineren Maßstäben, so dass sich auch deutliche Unterschiede in der Handhabung zwischen Beetle und Golf ausmachen lassen. Alle Aspekte der Physik fühlen sich einfach enorm ‚richtig’ an und man hat nur äußerst selten das Gefühl, dass sich ein Wagen nicht so benimmt, wie es auf der echten Straße der Fall wäre. Die einzige Ausnahme bilden hier eigentlich richtig dicke Unfälle, bei denen die Wagen oftmals ein wenig komisch reagieren.

Für Forza Motorsport 2 haben die Entwickler von Turn10 das Klassifizierungssystem der Fahrzeuge überarbeitet. Während die Wagen im Vorgänger nur durch die einzelne Klasse auseinander gehalten wurden (D für die niedrigste Klasse, C für die da drüber usw.), geht es in Forza 2 detaillierter zu. Jedes Fahrzeug hat nun neben einem Buchstaben auch eine dreistellige Zahl verpasst bekommen, womit Vergleiche in der gleichen Fahrzeugklasse möglich werden. Die Zahl eines Wagens basiert auf den individuellen Möglichkeiten in den Punkten Höchstgeschwindigkeit, Beschleunigung, Bremsen usw. Diese Zahl, der sogenannte „LI“ (Leistungs Index), wird durch Modifikationen an den Wagen, sprich Tuning, erhöht und sobald ihr eine bestimmte Zahl überschreitet, springt euer Fahrzeug in die nächste Klasse. Dadurch, dass ihr euch vor einem Rennen das gegnerische Feld anzeigen lassen könnt, lässt sich schnell erahnen, wie schwer das Rennen wird, indem ihr die gegnerischen LI-Zahlen mit der euren vergleicht. So könnt ihr schnell den Wagen noch ein wenig pimpen, damit die Geschichte nicht all zu anstrengend wird.

Was Forza Motorsport 2 erneut richtig angenehm werden lässt ist die Tatsache, dass ihr viele Einstellungen vornehmen könnt, um euren ganz persönlichen Erfahrungsgrad im Genre auszuspielen. Falls ihr absoluter Neuling seid, helfen euch diverse Fahrhilfen wie Traktionskontrolle, ABS usw. beim Einstieg. Mit progressiv ansteigender Lernkurve lassen sich diese Systeme abstellen, bis ihr irgendwann ganz ohne elektronische Hilfestellung auskommt. Auch die Ideallinie aus dem Vorgänger ist wieder mit dabei, wurde jedoch leicht verändert. In Forza 2 gibt es ein Setup der Ideallinie, bei dem nur noch die Bremspunkte angezeigt werden, was schnell zur Standard Einstellung bei euch werden sollte. Die komplette angezeigte Linie ist zwar auch wieder mit dabei, aber wenn ihr euch nur die Bremspunkte anzeigen lasst, lernt ihr die Kurse viel schneller und besser kennen. Nach einigen Runden auf einer Strecke kriegt ihr ein sehr gutes Gefühl für die einzelnen Kurven und schon bald lässt sich die Ideallinie komplett abschalten, ohne dass ihr in den Kurven rausfliegt. Selbst mit aktivierten Fahrhilfen ist vorsichtiges Fahren ein absolutes Muss in Forza 2. Es ist und bleibt nunmal eine Simulation und so können sich zu schnelles Einfahren in eine Kurve usw. schnell negativ auswirken. Gleichzeitig wird eine passive Herangehensweise ebenfalls bestraft, denn die gegnerischen Fahrer sind schließlich auch auf den Sieg aus.

Und das ist natürlich auch so erwünscht. Generell kann man sagen, dass die KI in den meisten Situationen gut mitspielt und die gegnerischen Fahrer intelligent handeln. Insofern ihr den Jungs keinen direkten Grund dafür gebt, werden sie euren Wagen nur höchst selten berühren. Stattdessen geben sie in der Kurve klug nach, wenn sie euch nicht sauber überholen können. Falls ihr jedoch dreckig spielt und sie wegschubsen wollt, reagieren die Kontrahenten je nach ihren Skills. Während einfachere Fahrer aufgeben und sich aus dem Ärger raushalten, sind die Gegner in späteren Rennen durchaus agressiver und revangieren sich auch gerne mal mit einem ordentlichen Stoß.

Neben großartiger Physik und kluger KI weiß auch das Interface zu überzeugen. Während eines Rennens lassen sich alle möglichen Dinge anzeigen, so z.B. den aktuellen Schaden am Wagen, die Temperatur der Reifen oder eine Menge komplexer Telemetriedaten, die den Detailgrad des Spiels aufzeigen. Während der normale Zocker wohl kaum was damit anfangen kann, werden sich Rennsportkenner die Augen reiben und sämtliche Angaben bis auf das kleinste Detail studieren, um im Nachhinein das Setup des Fahrzeuges ideal auf die Begebenheiten anzupassen. Ein weiterer großartiger Aspekt an Forza Motorsport 2 sind die vielen verschiedenen Möglichkeiten, um das wunderbare Gameplay zu genießen. Neben schnellen einfachen Rennen im Arcade-Modus oder der Herausforderung, Bestzeiten auf sämtlichen Strecken zu schlagen, steht natürlich der Karrieremodus im Vordergrund. Wie im Vorgänger müsst ihr zum Start der Karriere erneut eure Heimatregion (USA, Europa oder Asien) auswählen. Diese Wahl wirkt sich direkt auf den Start eurer Karriere aus, da zunächst nur Fahrzeuge aus der gewählten Region bereit stehen. Zudem gibt es bei Fahrzeugen aus der entsprechenden Region schneller Rabatte für euch. Sobald ihr euch entschieden habt kann der echte Forza 2-Spaß beginnen.

Zu Beginn der Karriere stehen euch wie zu erwarten nur wenige freigeschaltete Rennserien zur Verfügung. Von nun an heisst es: fahren, fahren, fahren! Indem ihr Rennevents erfolgreich abschließt erhaltet ihr Credits. Diese Credits sind sowohl Währung, als auch Maßstab für euren Fortschritt. Um euer Level zu erhöhen müsst ihr ordentlich Credits sammeln. Was zu Beginn recht schnell voran geht, wird im Laufe der Zeit natürlich aufwendiger. Erreicht ihr ein bestimmtes Level, werden weitere Rennevents freigeschaltet, die natürlich auch höhere Siegprämien ausschütten. Mit den gewonnenen Credits könnt ihr neue Fahrzeuge und Ersatzteile für die Wagen in eurer Garage kaufen.

Obwohl ihr die selben Strecken immer und immer wieder befahrt, bleibt der Karriere Modus durchaus interessant. Das liegt in erster Linie an den Teilnahmebedingungen der verschiedenen Rennevents. Manche Rennen sind nur für Wagen der D-Klasse zugelassen, andere Events verlangen den Besitz eines 8 Zylinder-Fahrzeugs oder aber es werden nur Autos aus einem bestimmten Land oder von einem bestimmten Hersteller zugelassen. So erlebt ihr die eigentlich wenigen Strecken von Forza 2 stets unter anderen Bedingungen und dadurch wird es auch nach Dutzenden von Spielstunden nicht langweilig. Das große Finale stellen die Langzeitrennen dar, in denen ihr über +40 Runden auf der gleichen Strecke unterwegs seid. Besonders interessant wird das natürlich, wenn ihr alle Einstellungen auf ‚realistisch’ geschaltet habt und ihr euch somit auch mit Pit Stop usw. beschäftigen müsst. Wer es dennoch nicht mehr interessant findet, die gegnerischen CPU-Fahrer immer wieder zu demütigen, kann natürlich auch via Xbox Live gegen menschliche Kontrahenten antreten. Da wäre zunächst die Online Karriere zu nennen, bei der ihr, wie in der Offline Karriere, zusätzliche Credits verdienen könnt. Dies ist quasi das Equivalent zu den „ranked Matches“ aus anderen Xbox 360-Titeln, wobei der Host diverse Einstellungen vornehmen kann. So können z.B. nur bestimmte Fahrzeugklassen zugelassen oder die einzelnen Fahrhilfen für alle Teilnehmer deaktiviert werden.

Wöchentliche, von Microsoft organisierte Turniere und ein starker Community-Gedanke intensivieren den Online-Part von Forza Motorsport 2. Neben der Möglichkeit, in sämtlichen On- und Offline Rennen Bilder zu schießen und diese auf die Forza 2-Website hochzuladen, gibt es außerdem das neue Auktionshaus. Hier werden vor allem Fahrzeuge versteigert, die von begabten Spielern in der detaillierten Lackiererei verschönert wurden. Hier sind, wie schon im Vorgänger, wieder richtig krasse Designs möglich – insofern ihr die nötige Zeit und ein wenig Talent mitbringt.

In Sachen Grafik fallen zunächst die extrem detaillierten Fahrzeugmodelle auf. Diese sehen nicht nur großartig aus, sie bewegen sich zudem realistisch über die Strecken, inkl. sämtlichen Gewichtsverlagerungen usw. Durch wunderbare Licht- und Reflektionseffekte wird der Gesamteindruck deutlich gehoben. Kleinere Treppchenbildungen am HD Bildschirm lassen sich so doch sehr gut aushalten. Hinzu kommt ein tolles Schadensmodell, bei dem ebenfalls sehr viel Wert auf die Details gelegt wurde. Spoiler verbiegen sich, Aussenspiegel verschwinden, der Lack wird zerkratzt und vieles mehr passiert bei kleineren Unfällen. Bei den richtig großen Unfällen bleibt das Schadensmodell jedoch zu gnädig – wer mit 250km/h gegen die Wand knallt wird nicht viel mehr Schaden nehmen als wenn das gleiche mit 70km/h passiert. Zumindest was das optische angeht, denn insofern die Einstellungen auf Simulation stehen, wird euer Fahrzeug einen solchen Crash nicht überleben. Die Strecken können nur selten beeindrucken, sind aber trotzdem durchaus attraktiv. Wer sich im Detail mit Texturen beschäftigt wird schnell feststellen, dass wir hier keine großartigen Leistungen zu sehen kriegen. Auf der anderen Seite werdet ihr kaum Zeit haben um euch um diese Details zu kümmern, da eure Konzentration im Rennen auf anderen Punkten liegen sollte. Dass Forza 2 in absolut sauberen 60 fps läuft hilft enorm dabei, ein hervorragendes Gefühl für die Geschwindigkeit zu erhalten.

Bei den Kameraperspektiven bietet Forza 2 vier Einstellungen: zwei Aussenansichten, eine auf der Motorhaube und eine auf der Höhe des Frontspoilers. Fehlt da nicht was? Richtig, eine anständige Innenansicht, wie wir sie z.B. in PGR 3 oder Test Drive Unlimited genießen konnten, gibt es in Forza Motorsport 2 leider nicht.

Beim Sound besticht Forza 2 durch saubere und klare Effekte, vom Quietschen der Reifen bis zum dumpfen Geräusch, wenn ihr mal zu nah an einen Gegner kommt als eigentlich gewollt. Wenn man einen Kritikpunkt finden muss, kommt wohl die mangelnde Variation bei den Motorensounds an erster Stelle. Zwar wird nach dem Tuning eures Serienfahrzeugs der Sound durchaus verstärkt, aber unter diesen Geräuschen gleichen sich zuviele Wagen. Das haben andere Genrevertreter, wie z.B. Test Drive Unlimited, besser hingekriegt. Punkten kann Forza 2 noch durch einen sehr starken Soundtrack mit bekannten Künstlern wie den Chemical Brothers, Prodigy, Faithless, Bloc Party usw. Auf der Strecke gibt es übrigens keine Hintergrundmusik – es sei denn ihr nutzt eure Custom Soundtracks von der Festplatte.

Gregory meint:

Gregory

In den letzten Monaten deutete sich an, dass Forza Motorsport 2 in erster Linie ein solider Nachfolger der besten Rennsimulation der Xbox-Generation werden würde. Keine großen Experimente, keine Revolution – sondern eine Verbesserung des bereits Geleisteten. Genau dieses Versprechen hält Forza Motorsport 2. Durch Veränderungen und Anpassungen diverser Details, extremer Spieltiefe und großem Umfang setzt sich Forza 2 auf dem Thron der Rennsimulationen fest und wird dort wohl auch für eine ganze Weile bleiben. Forza Motorsport 2 fühlt sich oft wie der Vorgänger an, doch gleichzeitig bemerkt man, dass es in vielen Aspekten „einfach besser“ ist. Dadurch kann ich das Spiel nur jedem empfehlen – egal ob ihr schon sämtliche anderen Rennspiele auswendig kennt oder Genreneuling seid. Besser geht es zur Zeit auf der Xbox 360 nicht!

Positiv

  • Hervorragendes Gameplay
  • Saubere 60 fps
  • Detailliertes Tuning

Negativ

  • Motorensound hätte besser ausfallen können
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Forza Motorsport 2 Daten
Genre Racing
Spieleranzahl 1-8
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 60 Hz
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 08.06.2007
Vermarkter MicrosoftGameStudio
Wertung 9
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neXGam YouTube Channel
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