FIFA 08 im Test

PlayStation3
Seit Jahren tobt der Kampf zwischen Konamis Pro Evolution Soccer-Serie und EAs FIFA-Reihe. In den letzten Jahren konnte sich ‚PES’ spielerisch immer durchsetzen, war daher auch der beliebtere Titel. FIFA konnte allerdings mit den offiziellen Vereinslizenzen und einer besseren Atmosphäre auftrumpfen. Mit komplett neuer Gameplay-Engine soll dem Fehlen der Spieldynamik nun ein Ende gesetzt und die Krone zurück erobert werden.
Zunächst eine Statistik, die jedem PES-Fan wahrscheinlich vor Neid erblassen lässt: FIFA 08 bietet 30 voll lizenzierte Ligen mit allen Vereinen und Spielern sowie 23 authentische Stadien, wie Camp Nou, das Berliner Olympiastadion oder die HSH Nordbank Arena in Hamburg. Diese ganzen Originale bieten dem Spiel eine gute Basis, ein erstklassiger Fußballtitel zu werden – wenn das Gameplay stimmt.



Anstatt anfangs ins Hauptmenü zu gelangen, landet man direkt in einem Trainingsstadion, dessen einziger Feldspieler Ronaldinho ist. Außerdem wird das Tor von einem Keeper gehütet. Nun darf man mit dem brasilianischen Superstar übers Feld hüpfen und dabei alle möglichen Tricks, Schüsse und Techniken mit dem Ball ausprobieren. Der Feldspieler darf man übrigens nach eigenem Ermessen auswechseln. Auf dieses Gameplayfeature werde ich später noch genauer eingehen. Ein nettes Gimmick, jedoch wird man so nicht auf das eigentliche Spiel, bei dem auch gegnerische Feldspieler vorhanden sind, vorbereitet.


Nachdem man also genug gezaubert hat geht’s ins Hauptmenü. Hier gibt es, wie in jedem Vorgänger, zunächst den „Anstoss“-Modus, in dem ein Einzelspiel mit gewählten Mannschaften und Schwierigkeitsgrad stattfindet. Die Voreinstellung basiert hierbei auf dem zuvor ausgesuchten Lieblingsteam, dessen direkter Derbykonkurrent von der CPU als Gegner gewählt wird.

Kommen wir nun zu den Herzstücken des Spiels. Zu allererst präsentiert sich mit ‚Be a Pro’ ein neuer Modus. In diesem übernimmt man lediglich einen Spieler des Vereins, mit dem man am Spiel teilnimmt. Hier sind leider nur Einzelspiele möglich, eine gesamte Saison ist nicht möglich. Im Spiel kann man also die erlernten Dribblings einsetzen, den Strafraum als Abwehrspieler freihalten, als Mittelfeldregisseur die Fäden ziehen oder als Stürmer für das eigene Team punkten. Während der Partie kann man auch die Mitspieler zu einem Pass, einer Flanke, einem Schuss oder ähnlichem auffordern. Die Gesamtleistung wird anhand einer Leiste dargestellt. Je höher diese gefüllt ist, desto besser ist man im Spiel integriert. Der Be a Pro-Modus soll im Übrigen durch ein Update voll onlinefähig gemacht werden, sodass 5 Spieler gegeneinander antreten können – das verspricht vieles.

Die nächsten beiden Modi sind jeweils Turniere. Entweder kann man an bereits existierenden Wettbewerben teilnehmen, wie der Bundesliga, dem DFB-Pokal, dem FA Cup und anderen oder man erstellt sein eigenes Turnier, um gegen CPU Gegner oder Freunde antreten zu können. Der umfangreichste und tiefgehendste Modus ist allerdings mal wieder der Managermode. Hier übernehmt ihr eine Mannschaft eurer Wahl, um sie durch die Saison zu führen und möglichst viele Trophäen zu ergattern. Scheitert ihr jedoch oft oder habt ihr die Finanzen nicht im Griff, wird das Präsidium zusehends böser und schmeißt euch nach einiger Zeit aus dem Verein. Neben den Spielen muss man sich natürlich auch um den anderen Kram, wie Talentsuche, Spieler und Spielerverträge, Personal, Sponsoren und Transfers kümmern. Man sieht also, dass der Managermodus neben spielerischem Geschick auch die wirtschaftlichen Fähigkeiten testet. Treibt ihr euren Verein in den Bankrott, findet eure Karriere ein jähes Ende. Seid ihr jedoch erfolgreich, so kann es sein, dass ihr mit dem FC St. Pauli die Champions League gewinnt und euer Mittelfeldregisseur einen populären brasilianischen Namen trägt.



Neben den vielen Singleplayermöglichkeiten bietet FIFA 08 auch ein umfangreiches Online-Feature. In der interaktiven Online-Liga kann man sein Lieblingsteam vertreten und dessen reale Partien virtuell nachspielen. Die Ergebnisse werden mit denen aller anderen Online-Zocker addiert und entscheiden später, ob der Verein an die Spitze der Liga oder in die Abstiegszone rutscht – ein schönes Feature. Als weiteren Onlinemodus gibt es die Online-Liga, in der ihr eine Liga erstellen oder an einer teilnehmen könnt, um so mit bis zu 32 Spielern gegeneinander anzutreten. Hier gilt es sich als alleiniger Spieler des Teams durchzusetzen und sich am Ende der Saison den Titel zu sichern.

Selbstverständlich gibt es auch die obligatorischen Schnellspiele, die man entweder in Hinblick auf die Rangliste oder Just for Fun spielen kann. Hier wird ein Gegner zufällig ausgesucht, gegen den man mit einem Team seiner Wahl antreten kann. Zwar kommt es in Online-Partien zu gelegentlichen Lags, es gibt aber auch lange ruckelfreie Momente, in denen vernünftige Spielsituationen und –kombinationen zu Stande kommen. Als weiteres Extra wurde die EA Sports Football World eingebaut. Hier kann man sich Wiederholungen oder Gameplaystatistiken von anderen Spielern ansehen und die eigenen hochladen. Auch gibt es einen Podcast für Fußball-Nachrichten, mit dem man die aktuellsten News der realen Fußballwelt einsehen kann. Ist man dauerhaft mit dem Internet verbunden, laufen selbige auch als Ticker in den Menüs. Hier schafft FIFA 08 also die Verbindung von virtuellem zu realem Fußball.


So, nachdem wir uns nun gemeinsam durch die Modi des Spiels wühlen durften, kommen wir zum spannendsten Thema – wie lässt es sich eigentlich spielen? Zunächst darf die Botschaft verkündet werden, dass Ball- und Körperphysik getrennt berechnet werden. Im Spiel kommt es also auch dazu, dass bei schnellem Antreten der Ball weit vom Spieler vorgelegt wird, er klebt ihm nicht dauerhaft am Fuß. Schon allein dadurch ist der Titel der Realität einen Schritt näher gekommen. Als weitere Neuerung sind auch die „Skill Moves“ zu nennen. Haltet ihr die linke Schultertaste des Controllers gedrückt und führt mit den rechten Analogstick bestimmte Bewegungen aus, lasst ihr den gesteuerten Spieler Dribblings durchführen. So kann man wirklich die spektakulärsten Dribblemanöver durchführen und sich nach etwas Trainingszeit so geschickt an einem Abwehrspieler vorbeitanzen. Jedoch sind große Abwehrhünen weniger in der Lage mit dem Ball zu zaubern, nur technisch versierte Mittelfeldakteure wie Diego können wirklich das gesamte Repertoire der Skill Moves ausnutzen. Jedoch ist es schwierig die Tricks miteinander zu kombinieren, sodass man nicht mehrere Spieler hintereinander vernaschen kann, Pro Evolution Soccer bietet hier mehr Präzision.



Was die Taktik angeht, braucht man nicht viel nachzudenken. Bei Rückstand ist es gut, einen Stürmer einzuwechseln und bei knapper Führung sind zwei Abwehrbeine mehr eine logische Folge. Jedoch lässt die KI der Gegner manchmal zu wünschen übrig. Da sind die Feldspieler, die manchmal nicht angreifen und statt eines Torschusses lieber einen Pass spielen, noch das kleinere Übel. Wirklich schlecht ist die künstliche Intelligenz des Keepers. Dieser klebt im Spiel auf seiner Linie und traut sich nur heraus, wenn ein Flankenball 2 Meter vor das Tor fliegt – und selbst dann sieht er manchmal nicht besonders gut aus, da er keinen Schritt zurückgeht, wenn die Flanke zu hoch kommt. Dies kann der Stürmer ausnutzen, um auch aus spitzem Winkel ein Tor zu erzielen. Apropos Tore: Versucht man es mit einem Spieler, der ordentlich Wumms im Schuh hat, aus der Distanz und fliegt der Ball glücklicherweise auch noch in einer schönen Kurve, so kann es sein, dass der Torwart, der in solchen Situationen immer kollektiv zu weit vorm Tor steht, den Ball nicht mehr erwischt. 40 Meter Tore sind also keine Rarität – jedoch unrealistisch. Die Ballphysik ist im Übrigen sehr gut konstruiert. Der Ball passt sich den äußerlichen Bedingungen an und fliegt auch öfters eine Kurve, kann jedoch auch total verzogen werden. Man muss jedoch selbst gesehen werden – in der FIFA 08-Werbung wird die Ballphysik ansatzweise präsentiert.

Die Grafik ist auf der PS3 wirklich gut. Die Spieler, von denen 15.000 einzeln individualisiert wurden, sind schön animiert und die Stadien sehen ihren Vorbildern sehr ähnlich. Allein das Publikum, das zwar in 3D gestaltet wurde, ist zu abwechslungsarm. Oft sitzen auf einer Tribüne 30 Menschen mit einer blauen Hose und einem weißen T-Shirt, die zufälligerweise die gleiche Bewegung zur gleichen Zeit machen. Framerateeinbrüche, Kantenflimmern oder Grafikfehler konnte man jedoch nicht entdecken.

Der Sound ist ein eher zweischneidiges Schwert. Die EA Trax-Liste beinhaltet viele ausgewählte Songs und die Stadionatmosphäre ist wie immer gut und mit original Fangesängen hinterlegt. Die Kommentatoren lassen jedoch etwas zu wünschen übrig. Sie bringen oft die selben Statements und widersprechen sich selbst. Wurde der Flankenball im ersten Moment noch hoch gelobt, wird er im Fall der erfolgreichen Abwehr im nächsten Augenblick direkt wieder schlecht gemacht. Ein echter Kommentator macht so etwas wahrscheinlich nicht.

Renke meint:

Renke

Gut ich setze ausnahmsweise die PES-Fanbrille ab und fazitisiere: FIFA 08 hat sich wirklich gemausert und ist mit Abstand der beste Titel der Serie seit Jahren. Endlich hat sich Electronic Arts ein Herz gefasst und das Gameplay geändert. Wirkliche Spieldynamik will in manchen Situationen jedoch auch nicht aufkommen. Allerdings ist das Spiel mit sehr sehr umfangreichen Einzelspieler- und Onlinemodi ausgestattet worden, was den FIFA-Fan viele Stunden vor der Konsole verbringen lassen wird. Insgesamt ist der Titel sehr ordentlich, wird jedoch auch dieses Jahr nicht an den Konami-Konkurrenten herankommen.

Positiv

  • Umfangreiche Singleplayer- und Online-Modi
  • Neue Gameplay-Engine mit besseren Physics
  • Schöne Grafik

Negativ

  • Torwart-KI schlecht
  • Kommentatoren widersprechen sich
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FIFA 08 Daten
Genre Sport
Spieleranzahl Multiplayer
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 26. September 2007
Vermarkter ElectronicArts
Wertung 7.8
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