
Die Genrevielfalt der PS3 ist unbestritten ein wenig eingeengt, grad im Vergleich zum herausragenden Vorgänger gibt es einige Bereiche, die bisher kaum bedacht wurden. Einer wäre dabei eben die japanischen Rollenspiele. Das ehemals XBox exklusive RPG Eternal Sonata von Namco hat die Besonderheit dass es eine bekannte historische Figur in die Spielstory eingebaut hat - Chopin, den polnischen Komponisten. Das ganze ist dabei überraschend gut gelungen, nicht nur dass er eine aktive Rolle in dem Spiel einnimmt und die Story zum großen Teil auf ihn aufbaut,,, es werden außerdem wichtige Szenen aus seinem Leben erklärt und mit realen Fotoaufnahmen unterlegt. Somit wird praktisch eine kleine Biografie über sein Leben erzählt, aber das sind nicht die einzigen Aspekte die erwähnens- und lobenswert sind.

Da wäre nämlich vor allem die detaillierte und fantasievolle Grafik, die einem das Spiel bietet. Sie erfreut von der ersten Minute an das Auge und sucht auf der PS3 ihresgleichen, kein Plastiklook der vielen Spielen anhaftet und auch kein Pseudo-cooles Design, sondern eine, die den Spieler eintauchen lässt in die geschaffene Welt. Egal ob weite Wiesen, verträumte Städte oder geheimnisvolle Wälder: Überall merkt man die Liebe zum Detail und zum Geschaffenen. In diese Komposition fügt sich auch die großartige Musik nahtlos ein, die gekonnt klassische Themen modern aufarbeitet und einlädt zum zuhören und wohl fühlen. Hier macht sich die Anlehnung an Chopin bezahlt, immerhin war er ein großartiger Komponist und weniger wäre eine arge Enttäuschung gewesen.

Ein weiterer Punkt der hervor sticht sind die Figuren, die eingebaut wurden und vor Charme und sympathischer Ausstrahlung einfach nur so strotzen. Man würde sie am liebsten die ganze Zeit nur drücken und es passiert nicht selten, dass man schmunzelnd vor dem Fernseher sitzt und die Zwischensequenzen genießt, in denen die Geschichte voran getrieben wird. Davon gibt es im Spiel zum Glück eine Menge und nicht selten sind fünf Minuten vergangen, bevor wir wieder aktiv ins Geschehen eingreifen können. Dies kann bei anderen Spielen schon mal nervig werden, aber hier denkt man nicht einmal im Traum daran sie abzubrechen.
Bis zu der Stelle hört sich alles nach einem perfekten Spiel an, aber ihr ahnt sicher schon dass es nicht so ist, sonst wäre die Einleitung dieses Absatzes nicht wirklich sinnig. Es gibt nämlich einige Schnitzer, die sich die Macher erlaubt haben. Der wichtigste Punkt, der schon nach kurzer Zeit nervt und auch der ärgerlichste ist, betrifft das Kampfsystem, das eine Mischung aus Echtzeit- und Rundensystem ist. Das bedeutet, dass man nacheinander und zeitbegrenzt mit den Figuren auf die Gegner einschlägt und Zauber ausübt. Ist von der Sache her nichts schlechtes und gut durchdacht, vor allem da es auch noch Spezialschläge gibt die sich mit der Zeit aufladen. Nur gibt es eine Schwachstelle, die es aber in sich hat: Man kämpft nämlich innerhalb der einzelnen Level immer wieder genau die gleichen Kämpfe, will heißen es erscheinen die gleichen Gegner, die immer die gleichen Züge machen, in immer den gleichen abgesteckten Kampfarenen. Da hilft auch das interessante Licht/Schattensystem nichts, da man, mangels Schwierigkeitsgrad, keine taktischen Überlegungen anstellen muss und vor Langeweile irgendwann auch nicht mehr tut.
An dieser Stelle möchte ich dann auch näher auf das Licht/Schattensystem eingehen: Je nachdem ob man auf dem Schlachtfeld in einem schattigen Bereich oder in einem sonnigen steht, verändern sich die Kampffähigkeiten der einzelnen Figuren - unsere und auch die der Gegner. Diese gehen von allen möglichen Schlagkombinationen bis hin zu Zaubern, doch ist das System nicht ganz durchdacht, da sich die Schläge nur marginal unterscheiden und es dank des, schon angesprochenen, lächerlichen Schwierigkeitsgrads auch nicht nötig ist sich sonderlich stark damit auseinander zu setzen. Es reicht einfach auf den nächsten Gegner zu rennen und wild drauf einzuschlagen, bis kurz bevor die Zeit um ist. Dann noch schnell ein Spezialschlag hinterher und hoffen, dass es das war. Hört sich langweilig an? Sag ich doch. Das Problem dabei ist, dass die Spielzeit bei einem Rollenspiel dieser Gattung zu 80% bis 90% aus Kämpfen besteht, was damit ein echtes grundlegendes Problem und fast den direkten Todesstoß eines solchen Spieles darstellt.

Ein weiterer Punkt der mir sauer aufgestoßen ist, ist das Geldsystem, das genauso wenig ausbalanciert ist. Man hat, wie im richtigen Leben, schnell soviel davon, das man überhaupt nicht mehr weiß wohin damit. Der Hauptgrund dafür ist das Foto-Verkaufs-System. Beat kann nämlich Fotos von Gegnern machen, die man dann im Laden verkaufen kann. Man bekommt, auch schon für einfache Gegner und schlechte Fotos, soviel Geld, dass es für den Rest des Spieles reicht, da die Verkaufspreise sich schnell im fünfstelligen Bereich bewegen und es keinerlei Einschränkungen für die Anzahl der Fotos gibt. So kann man schnell, durch ein wenig Zeitaufwand, zum Millionär werden. Gäbe es dann wenigstens spezielle und teure Waffen die man sich so erarbeiten könnte oder andere Gegenstände die einem Vorteile bringen... aber nein, nix.
Diese Schnitzer sind umso ärgerlicher, da in den Rest soviel Mühe hinein gesteckt wurde. Mit ein bisschen Feintuning hätten wir so einen wahren Top-Titel erhalten. So ist es nur noch ein guter Titel, der mit vielen Schwächen leben muss und der Spieler die Wahl hat, ob er damit leben kann, oder lieber auf das Spiel verzichtet.
Dennoch wurde viel Mühe in die PS3-Portierung von Eternal Sonata gesteckt. Neue Dungeons und Sidequests finden sich ebenso auf der Blu-ray wie zwei zusätzliche spielbare Charaktere. Diese stoßen zwar erst relativ spät zu eurer Party, wurden aber ausgezeichnet in die Storyline integriert und wirken nicht aufgesetzt. Puristen dürfen das Rollenspiel im Übrigen auch mit der originalen japanischen Sprachausgabe genießen.

Auch wenn mich die Schwächen des Spieles teilweise doch arg genervt und ich später bei jedem erzwungenen Kampf geflucht habe, habe ich das Spiel gerne durchgespielt. Die Figuren sind einfach zu sympathisch und die Landschaften zu traumhaft. Mir bleibt es aber ein Rätsel wieso man sich bei der Gestaltung der Kampfarenen nicht mehr bemüht hat und kein anwählbarer Schwierigkeitsgrad eingebaut wurde. Auch das Geldproblem wäre mit ein paar zusätzlichen und teuren Gegenständen leicht gelöst gewesen. So aber werden sicherlich viele Spieler von den unnötigen Schwächen abgeschreckt und verpassen dadurch die, ohne Zweifel vorhandenen, Stärken von Eternal Sonata.