Damnation im Test

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In letzter Zeit scheint es Shooter nur so vom Himmel zu regnen. Und auch Publisher Codemasters hat sich vorgenommen mit Damnation auf den Action-Zug aufzuspringen. Doch kann der im Steampunk-Szenario angesiedelte Debut-Titel von Entwicklerschmiede Blue Omega Entertainment wirklich überzeugen?! Lest selbst, in unserem Test zu Damnation für die Xbox 360…


Momentan liegt es wohl im Trend das Genre der 3D Person Shooter durch besondere Features aufzupeppen. So gesehen bei Red Faction Guerilla durch eine fast vollkommen zerstörbare Umgebung oder in Capcoms Bionic Commando, welches uns mittels bionischem Arm durch die Straßenschluchten schwingen lässt. Natürlich ist es eine gute Sache wenn man als Entwickler die bewährten Pfade verlässt und Gameplaymechaniken in Spiele integriert, die sich vom Rest des Genres abheben. Bei den eben erwähnten Titeln hat das auch außerordentlich gut funktioniert. Allerdings tut es das nicht immer. Das Review das ihr gerade lest handelt von einem jener Unglücksfälle – Damnation.

Im Voraus wurde Damnation als bahnbrechende Videospielerfahrung angepriesen, da es den Weg des Spielers in verschiedene Richtungen lenkt. So bestehen die einzelnen Level und Spielabschnitte nicht aus einer Ebene, sondern erstrecken sich über verschiedene Höhen und Tiefen. Im Klartext heißt das man fängt oben bzw. unten an und schlägt sich im weiteren Spielverlauf anhand von Fenstersimsen, Rohren, Seilen und Leitern auf die andere Seite. Garniert wird das Ganze dann noch mit unzähligen Schusswechseln, einigen Fahrzeugsequenzen und der bekannten 3D Person-Perspektive. Mit diesem einfachen Rezept sollte der Titel seine Einzigartigkeit beweisen und sich von anderen Genre-Vertretern abgrenzen, was eventuell sogar funktioniert hätte... Wäre da nicht die schauderhafte Umsetzung dank der sich das Spiel als absolutes Paradebeispiel für den sprichwörtlichen Schuss in den Ofen bezeichnen lässt.



Doch worum geht es überhaupt?! Damnation lässt sich am besten als moderner Western bezeichnen der in einem alternativen Amerika um das Jahr 1900 herum angesiedelt ist. Erst seit Kurzem ist der blutige Bürgerkrieg zwischen Nord- und Südstaaten beendet und hat nichts als verbrannte Asche hinterlassen. Der Großteil des Landes ist zerstört und die Zukunft sieht mehr als düster aus. Der einzige der vom Krieg profitiert hat ist der Industriemagnat Prescott, welcher Waffen an beide Parteien verkauft hat und nun versucht aus den Trümmern eine neue Welt zu erschaffen. Damit ist aber keine schöne neue Welt gemeint, sondern ein tyrannisches Regime mit Prescott Standart Industries (P.S.I) an der Spitze. Wir schlüpfen in die Rolle von Hamilton Rourke, Anhänger der sogenannten Peacekeeper. Einer Widerstandsbewegung die sich gegen P.S.I auflehnt und versucht das Land zu befreien. Logischerweise ist Prescott davon überhaupt nicht begeistert… Er entführt Rourke´s indianische Frau und hetzt seine durch Drogen gefügig und mordlustig gemachte Privatarmee auf die Peacekeeper.

Soviel zur etwas wirr und absolut belanglos erzählten Story rund um Liebe, Rache, indianische Magie und dem unbändigen Wunsch nach Freiheit. Immerhin bekommen wir ein unterhaltsames Intro-Video spendiert dass auf stimmungsvolle Action hoffen lässt.



Doch daraus wird nichts… Am Level-Beginn bekommen wir mithilfe einer kurzen Kamerafahrt durch den gesamten Bereich einen ersten Eindruck von der weiträumigen Umgebung. Neben unserer aktuellen Position wird auch der Zielpunkt gezeigt, der meist äußerst weit entfernt und auf den ersten Blick ziemlich unerreichbar scheint. Wie bereits erwähnt besteht das Spielprinzip des Titels einfach ausgedrückt darin von einer Seite des Levelabschnitts zur anderen zu kommen. Überall finden wir Simse, gespannte Seile, Leitern und Rohre die uns entweder nach oben, oder nach unten und so dem Zielpunkt immer näher bringen. Wer jetzt abwechslungsreiche Kletter- oder Parkour-Einlagen wie in Ubisofts Assassin´s Creed erwartet ist allerdings völlig auf dem Holzweg. Verglichen mit den eleganten Bewegungen von Kletterkünstler Altair wirkt Rourke wie ein schwerfälliger, ungelenkiger und äußerst langsamer Möchtegern. Zwar beherrscht auch er Mauersprünge, Rückwärtssaltos oder Rollen, aber erstens sehen diese ganz und gar nicht grazil aus und zweitens ist es aufgrund der schrecklich hakligen Steuerung und einer mehr als zickigen Kameraperspektive sowieso reine Glückssache im richtigen Moment die gewünschte Aktion auszuführen. So entstehen langweilige und endlos nervige Kletterpartien, die sich in jedem Level gleichen wie ein Ei dem anderen.



Aufgelockert werden die monotonen Kletter- und Hüpfeinlagen durch noch viel fadere Schusswechsel. Anders als die meisten aktuellen Genrekollegen bietet Damnation nämlich kein Deckungssystem was im Bezug auf die Levelstruktur absolut unverständlich erscheint. Die einzelnen Abschnitte sind gespickt mit kleinen Mauern, Häuserwänden oder Kisten an denen man hervorragend Deckung hätte finden können. Leider hat Rourke aber nur die Möglichkeit sich zu ducken und befindet sich aufgrund seiner gemächlichen Bewegungen fast ständig mitten im Kugelhagel. Die KI der Feinde ist zwar dumm wie Stroh, treffen tun sie trotzdem und unsere Hauptfigur ist äußerst verwundbar, schon wenige Treffer genügen um den Bildschirm rot zu färben. Zwar erholen wir uns automatisch, dazu besteht aber meist kaum Zeit und so sterben wir endlose Tode die uns immer wieder zum letzten Checkpoint bringen. Taktisches oder bedachtes Vorgehen bringen bei den chaotischen Schießereien ganz und gar nichts, am erfolgversprechendsten ist es einfach stur nach vorn zu rennen und alles abzuknallen was auf dem Bildschirm erscheint. Und siehe da…

Es funktioniert, feindliche Einheiten brauchen nämlich gerne mal einen Moment um sich an unsere Anwesenheit zu gewöhnen. Sie stehen teilnahmslos herum, reagieren wenn überhaupt erst spät auf Beschuss und lassen sich ohne große Probleme erledigen. Findet man anstelle von Schrotflinte, MG oder Pistole ein Scharfschützengewehr wird das Ganze noch einfacher, wie unbewegliche Zielscheiben stehen unsere Widersacher in der Gegend und warten im wahrsten Sinne des Wortes darauf ihren Kopf zu verlieren. Übrigens sind wir das ganze Spiel hindurch mit mindestens einem KI-Kameraden, oder menschliche Mitspieler im Splitscreen unterwegs. Während das gemeinsame Spielen mit einem Freund zumindest bedingt unterhaltsam sein kann, sieht es mit den computergesteuerten Mitstreitern ganz anders aus. Alle paar Minuten werden sie verwundet, kauern am Boden und wollen von uns geheilt werden.



Das ist am Anfang des Spiels noch nervig, später bekommen wir von einem Medizinmann magische Fähigkeiten zugesprochen die selbst weiter entfernte Verbündete auf Knopfdruck wieder aufpäppeln. Die indianische Magie darf beliebig oft eingesetzt werden und dient ebenfalls dazu, gegnerische Einheiten in einem bestimmten Umkreis zu identifizieren. Dabei verfärbt sich das Bild blau und alle Feinde werden in leuchtendem Orange dargestellt. Das macht die Schusswechsel zwar nicht interessanter, aber verhindert wenigstens dass uns übersehene Feinde ständig in den Rücken fallen. Neben schießen und klettern stehen auch noch ein paar öde Railgun-Sequenzen und mein absolutes Highlight, furchtbar nervige Fahreinlagen auf dampfbetriebenen Motorrädern oder Trikes auf dem Plan. An manchen Stellen gibt es nämlich zu Fuß kein Weiterkommen, also schwingen wir uns samt Sozius auf ein Dampf-Bike und fahren mit irrwitziger Geschwindigkeit durch Tunnel oder Höhlen und an Wänden entlang. Das hört sich in der Theorie zwar interessant an, macht praktisch aber so gar keinen Spaß. Obwohl die Bedienung zu Fuß schon ein Graus ist, haben es die Entwickler von Blue Omega tatsächlich geschafft die Fahrzeugsteuerung noch unpräziser zu gestalten. Dazu kommt eine äußerste geringe Weitsicht…



Lasst mich das anhand eines Beispiels erklären. Wir fahren los, geben richtig Gas um seitlich an einer Wand entlang zu fahren, sehen aufgrund der mangelnden Sichtweite aber nicht was vor uns liegt und fahren direkt in einen Abgrund. Zweiter Versuch, dieses mal mit weniger Gas… Leider zu wenig, sind wir nämlich zu langsam fallen wir ebenfalls von der Wand weil unser Bike nicht genug Haftung hat. Dritter Versuch… Mit dem Wissen wo genau der Abgrund ist schaffen wir es tatsächlich ihn zu überwinden, nur um 20 Sekunden später in das nächste Loch zu stürzen. Zurück geht’s zum Checkpoint, und alles nochmal von vorne – Da kommt Freude auf.

Auch technisch macht Damnation alles andere als eine gute Figur. Ich wage sogar zu behaupten dass die erschreckend altbackene Grafik ohne Abstriche auf der letzten Konsolengeneration möglich gewesen wäre. Zwar gebe ich zu dass die einzelnen Spielabschnitte flächenmäßig recht großzügig ausgefallen sind, dafür bestehen sie aber auch aus ungemein matschigen Texturen und bieten dem geneigten Beobachter unzählige Pop Up´s, Clipping- und Grafikfehler. So kämpfen wir uns durch hässliche Wüstenlevel, Höhlensysteme oder zerstörte Stadt- und Industriegebiete. Der optische „Höhepunkt“ wird allerdings erst bei den Fahrten mit dem Dampfbike durch triste immer gleich aussehende Tunnel voller aufploppender Objekte erreicht. Grundsätzlich klingt das Steampunk-Setting im Gegensatz zu den ganzen Weltkriegs- oder Science-Fiction-Szenarien anderer Shooter ja äußerst erfrischend und auch das Design von Waffen, Fahrzeugen oder den Charakteren hätte man abwechslungsreich gestalten können. Leider wurde das nicht getan, Rourke sieht aus wie ein 0815-Actionheld dem man einen Cowboyhut aufgesetzt hat und auch seine Kameraden machen keinen besseren Eindruck. Zudem sind sowohl Spielfiguren, als auch Widersacher und NPC´s äußerst detailarm ausgefallen und bewegen sich mit steifen und unrealistischen Animationen durch die unübersichtlichen Spielabschnitte.



„Bewegung“ ist hier ein gutes Stichwort, dank der schlechten Kollisionsabfrage bleibt Hauptfigur Rourke nämlich gerne mal an Objekten hängen oder verheddert sich zappelnd irgendwo im Leveldesign. Das Selbe gilt für die Ragdollphysik bei erledigten Feinden, welche selbst nach ihrem Ableben oft noch Bewegungsabläufe vorführen die wohl jeden Breakdancer vor Neid erblassen lassen würden. Ansonsten gibt es noch langweilige Explosionen, eintönige Effekte, fade Zwischensequenzen und haufenweise Bugs zu bestaunen die dem Spielspaß endgültig den Todesstoß versetzen. An Hintergrundmusik, Soundeffekten und Synchronisation gibt es hingegen nicht ganz so viel auszusetzen. Lediglich einige Sprecher passen nicht in ihre Rollen und die stumpfsinnigen Dialoge sind nicht immer lippensynchron.

Hat man sich durch die etwa 8-stündige Einzelspielerkampagne gequält, steht entweder der bereits erwähnte Splitscreen-Koop oder ein Online-Mehrspielermodus für bis zu acht Spieler zur Auswahl. Hier bekommen wir zwar nur Standart-Modi geboten, dank der recht weiträumigen Karten und menschlichen Mitspielern ist der Multiplayermodus aber dennoch der unterhaltsamste Part in Damnation.

Harry meint:

Harry

Als ich Damnation gespielt habe war ich überrascht, aber nicht vom Spiel selbst sondern von der Tatsache dass auf dem Cover tatsächlich das Codemasters-Logo zu erkennen war. Was bitte ist denn hier passiert?! Natürlich sollte man neuen Entwicklern immer etwas Eingewöhnungszeit lassen und die Tatsache dass Damnation das Erstlingswerk von Blue Omega Entertainmen ist, verzeiht einiges… Nicht aber dass bei der Qualitätssicherung so dermaßen geschlampt wurde. Damnation ist definitiv eines der hässlichsten Spiele auf der aktuellen Konsolengeneration. Schlecht texturierte Level, detailarme Spielfiguren und Grafikfehler wohin man auch blickt. Klar, die Optik ist nicht alles! Unglücklicherweise stimmt aber auch beim Gameplay-Mix aus eintönigen Schusswechseln, öden Klettereinlagen und nervigen Fahrsequenzen absolut gar nichts. Die zickige Kameraperspektive, eine äußerst haklige Steuerung und die langweilige Story setzen dem Ganzen die Krone auf. Einzig und allein der Multiplayer-Modus und ein Offline-Koop im Splitscreen retten den Titel vor einem Totalabsturz.

Aus dem originellen Steampunk-Setting hätte man einiges machen können, leider wurde haufenweise Potential verschenkt. Kurz und knapp… Eindeutiges Kaufverbot, Damnation ist bisher die Enttäuschung des Jahres! 

Positiv

  • Multiplayermodus und Offline-Koop
  • Verhältnismäßig kurze Ladezeiten
  • Akzeptable Sound-und Musikeffekte

Negativ

  • Schauderhafte grafische Umsetzung
  • Unmotivierendes Gameplay voller Macken
  • Haklige Steuerung & zickige Kamera
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Damnation Daten
Genre Shooter
Spieleranzahl 1 - 8
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 50 / 60 Hz
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 26.05.2009
Vermarkter Codemasters
Wertung 5
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neXGam YouTube Channel
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