Ja, im Laufe der Jahre kamen auf jeden Fall einige Varianten des verrückten Taxispiels zusammen. Da fragt man sich natürlich jedes Mal, was anders oder besser gemacht wurde, welche spielerischen Neuerungen geboten werden und natürlich, wie sich die Grafik denn so macht. Diese Fragen werden wir in den nächsten Absätzen klären. Wer mit der Serie aber noch nichts anfangen kann, bekommt außerdem einen kleinen Crashkurs für Neulinge.
Und damit fangen wir am besten gleich an. Worum geht’s bei Crazy Taxi? Das Spielprinzip ist schnell erklärt. Ihr seid in einer Stadt (die an San Francisco angelehnt ist) unterwegs und müsst Kunden schnellstmöglich von Punkt A nach Punkt B bringen. Klingt erst mal simpel, ist es eigentlich auch. Dennoch gibt es ein paar Faktoren, die den Anspruch und somit auch die Abwechslung etwas anheben. So ist die Gangschaltung wichtiger als in kaum einem anderen Rennspiel. Durch gekonntes Durchschalten des Vor- und Rückwärtsganges legt ihr etwa einen flotten Kickstart hin oder driftet geschmeidig durch die Kurven. Das brauch etwas Eingewöhnungszeit, funktioniert nach einer Weile aber super. Das Fahrgefühl unterscheidet sich somit nicht vom Spielhallenklassiker.
Doch es gibt noch einen zweiten Faktor, der über eure Erfolgsquote entscheidet: das Kennen der Strecke. Da ihr in Crazy Taxi in einer frei begehbaren Stadt unterwegs seid, macht es durchaus Sinn, sich ab und zu einfach mal so ans Steuer zu setzen und die Straßen abzufahren. So lernt man die Karte nach und nach kennen und findet später im Ernstfall eher die ein oder andere Abkürzung als ohne diese Fleißarbeit. Außerdem findet ihr so auf jeden Fall die lustigen Monster Stunts, die ihr natürlich auch ausführen könnt. Kennern dürften auch die Crazy Box Challenges (eine Sammlung von Minispielen für Fortgeschrittene) bekannt vor kommen. Doch trotz dieser alten Elemente scheint das einzigartige Flair des Originals verloren gegangen zu sein.
Das liegt zu einem Großteil an der Grafik. Damals war die 3D-Technik noch in den Kinderschuhen und irgendwie wirkte alles „hübsch“. Und auch wenn die Dreamcast-Version heute keinen Schönheitspreis mehr gewinnen würde, hat sie doch einen gewissen Charme – und der fehlt auf den aktuellen Konsolen leider komplett. Trotz der Frischzellenkur in Form eines HD-Updates wirkt das Spiel heute sehr angestaubt, selbst für XBLA/ PSN-Verhältnisse. Auch die clever platzierte Werbung von 1999 fehlt heute komplett. Kutschierte man damals seine Passagiere z.B. noch zu bekannten Fast Food-Ketten, muss man sich heute mit bloßen No-Name-Restaurants zufrieden geben. Schade!
Auch der sehr beliebte Soundstrack des Kultgames wurde gestrichen. Man muss die Bands der Urfassung (u. A. The Offspring) zwar nicht mögen, aber spaßig waren sie allemal und unterstrichen die Atmosphäre ungemein. Die neuen Songs wirken beliebig, austauschbar und unpassend.
Wer die Konsolen der letzen Generation bereits im Keller stehen hat und unbedingt Crazy Taxi spielen möchte, darf zugreifen. Alle anderen lassen es links liegen und graben lieber wieder ihre Konsolen aus. Die einzigen Vorteile der aktuellen Version sind Online-Leaderboards, Trophies und Achievements. Ansonsten sind die alten Fassungen in allen Belangen besser.
Leider ist Crazy Taxi nicht ganz so rund geworden, wie es sich die meisten gewünscht hätten. Der Charme der Vorlage ging bei der Portierung größtenteils verloren, Neuerungen sind quasi nicht vorhanden und die Grafik reißt wahrlich keine Bäume aus. Dazu fehlen viele tolle Dinge (wie etwa der Soundtrack), die das Original geprägt haben. Einen Mehrwert werdet ihr bei den HD-Umsetzungen nicht finden. Ziellinie verfehlt, SEGA!