
Diesmal müssen ganze Gruppen befördert werden...
Schnell wird klar, dass in Crazy Taxi 2 praktisch alle Gameplay-Elemente des Vorgängers übernommen wurden. Wieder einmal hat Hitmaker auf eine realistische Fahrphysik, Schadensmodelle und jede Menge anderer klassischer Genre-Elemente verzichtet. Bei diesem Fun-Racer geht es nicht darum, als Erster über eine Zielgrade zu fahren und gegen immer schwerere Gegner auf immer anspruchsvolleren Strecken anzutreten. Crazy Taxi 2 hat nur ein ganz klar erkennbares Ziel: ohne lange Einarbeitungsphase so viel Spielspaß aufkommen zu lassen wie möglich.

Mit der neuen Jump-Funktion gibt es keine Rush Hour mehr...
Mit vier verschiedenen Fahrern darf man diesmal New York City auf der Jagd nach Fahrgästen unsicher machen. Die Metropole ist in die Abschnitte Around Apple und Small Apple unterteilt. Die Namensgebung ist etwas verwirrend, da beide Stadtteile gigantisch groß sind. Genau wie im ersten Teil gibt es hier so viel zu sehen, dass es sich empfiehlt, erst einmal einfach durch die Gegend zu fahren, gar keine Kundschaft mitzunehmen und die Kulisse auf sich wirken zu lassen.

Das Duell mit dem Bus ist nicht zu gewinnen...
Das Ziel des Spiels ist es, mit seinem Taxi viel Geld zu verdienen. Dies geschieht, indem man Fahrgäste aufsammelt und so schnell wie möglich zu ihrem Bestimmungsort verfrachtet. Durch verschiedenfarbige Symbole über den Köpfen lässt sich schon vor dem Einladen eines Kunden erkennen, wie weit er von seinem Ziel entfernt ist. Alle Einwohner von New York scheinen leicht masochistische Neigungen zu haben, denn je gewagter man durch die Straßen rast, desto mehr Trinkgeld wandert am Ende in die Kasse.

Bei extra hohen Jumps klingelt die Kasse...
Zum Beispiel schnellt das Taxameter sofort in die Höhe, wenn man sehr knapp zwischen zwei anderen Fahrzeugen hindurchfährt, ohne sie zu berühren. Auch ein gelungener Sprung über einen Bus wird sofort mit ein paar Dollars belohnt. Eine ganze Reihe von Special Moves, die teilweise etwas Geschick erfordern, können bei richtigem Einsatz sehr hilfreich sein. Alle aus Crazy Taxi 1 bekannten Manöver wie der Crazy Drift, der es ermöglicht, schneller um die Kurven zu fahren, oder der Crazy Dash, der die Geschwindigkeit erhöht, sind auch in diesem Spiel zu finden. Allerdings wurden den Taxis noch ein paar Extras spendiert, die es im Vorgänger noch nicht gab. So können jetzt einige verrückte Aktionen auch im Rückwärtsgang ausgeführt werden. Die wichtigste Neuerung und eigentlich die einzige, die oft gebraucht wird, ist der Crazy Hop. Durch einen Druck auf die Y-Taste schnellt der Wagen in die Höhe, wodurch man kleine Verkehrstaus sehr schnell umgehen kann. Wenn man sich richtig gut in der Stadt auskennt, kann man mit Hilfe des neuen Moves auch auf Häuser springen und Abkürzungen nehmen, die wertvolle Sekunden bringen. Erstmals ist es möglich, auch mehrere Fahrgäste gleichzeitig mitzunehmen. Bis zu vier Personen können auf der Rückbank Platz nehmen. Natürlich gibt es für jeden gelungenen Stunt dann auch wesentlich mehr Trinkgeld.

Ein "stummer Gast" ist abgeliefert...
Wer die klassische Spielvariante wählt, beginnt die Fahrt mit wenig Zeit und muss versuchen, durch das Befördern vieler Fahrgäste Bonus-Sekunden zu bekommen. Wenn es gelingt, die Kundschaft besonders schnell an ihr Ziel zu bringen, wirkt sich dies positiv auf die Uhr aus. Wenn man es nicht ganz so hektisch mag, darf auch zwischen drei weiteren Modi gewählt werden, die es erlauben, eine bestimmte Anzahl von Minuten in der Stadt zu verbringen. Am Ende jedes Arbeitstages steht eine Bewertung und bei besonders guter Leistung winkt ein Eintrag in eine der diversen Highscorelisten.

Der letzte drängelt schon...
Crazy Taxi 2 wäre natürlich nicht komplett, wenn es nicht auch eine ganze Reihe Mini-Games geben würde, die für eine erhöhte Langzeitmotivation sorgen. Die aus dem Vorgänger bekannte Crazy Box heißt nun Crazy Pyramid. Taxi-Veteranen dürften frühestens nach der Hälfte der 15 kleinen Herausforderungen erste Probleme bekommen, dann steigt der Schwierigkeitsgrad aber so stark an, dass man teilweise mehrere Dutzend Versuche braucht, um das Ziel zu erreichen. In den späteren Levels wird ein exaktes Timing und sehr viel Geschick im Umgang mit den Spezialmanövern gefordert. Schafft man es, mehrere Aufgaben zu erfüllen, öffnet sich die nächste Ebene der Pyramide, die neue Levels bietet. In diesem Modus zeigen die Hitmaker-Entwickler, dass sie auch ein altes Spielprinzip mit neuen Ideen veredeln können. So muss beispielsweise ein überdimensionaler Golfball möglichst weit geschlagen werden, indem man mit seinem Taxi bei Höchstgeschwindigkeit dagegen springt. Später muss man oft versuchen, ein extrem kniffliges Hindernisrennen zu beenden, bevor die Zeit abgelaufen ist. Ein paar kleinere Extras wie zwei neue und recht skurrile Fahrzeuge lassen sich in der Crazy Pyramid freispielen. Es dürfte zwar nur wenige Zocker geben, die wirklich jedes der Levels bezwingen, ohne auf Cheats zurück zu greifen, aber erreicht man tatsächlich die Spitze der Pyramide, wird man mit einer besonders großen Überraschung belohnt, die hier nicht verraten werden soll. Schafft man es, in einer Herausforderung die voreingestellte Bestleistung zu unterbieten, darf man die Sequenz abspeichern, um eines Tages noch seinen Enkelkindern zu beweisen, was für ein glorreicher Zocker man in jungen Jahren war.

Zusatzfahrzeuge können freigespielt werden...
Auf den ersten Blick scheint sich grafisch nicht besonders viel getan zu haben. Wer nur einen Screenshot des Spiels anschaut, dürfte eigentlich gar keine Unterschiede zum Vorgänger feststellen können. Aber warum auch? Die optische Qualität ist auch für heutige Verhältnisse hervorragend. Überzeugende Fahrzeugmodelle, eine sehr detaillierte Umgebung und allerlei kleine Effekte machen Crazy Taxi 2 zu einem der schönsten Dreamcast-Games überhaupt,,, doch wenn man genau hinsieht, findet man ein paar Verbesserungen. Der Grafikaufbau ist etwas flotter geworden. Zwar gibt es immer noch Pop-Ups, aber die finden meist in weiter Ferne statt. Außerdem ist auf New York´s Straßen mehr los als im sonnigen San Francisco. Vor allem die vielen LKWs fallen auf und sorgen dafür, dass der Crazy Hop oft zum Einsatz kommt. Auch diesmal kann man kaum glauben, wie abwechslungsreich die riesige Stadt gestaltet wurde. Wolkenkratzer in der City, kleinere Wohnhäuser in den Vororten, die Freiheitsstatue in weiter Ferne und eine große Parkanlage sind nur einige der sehenswerten Dinge in Crazy Taxi 2. Ganz besonders beeindruckend ist, dass unter dem Small Apple ein komplettes U-Bahn-Netz verläuft, in dem sogar Züge fahren. Etwas enttäuschend sind die Animationen der Fahrgäste. Hier hätte man mehr tun können. Wenn ein erzürnter Kunde aus dem Taxi springt, löst er sich einfach in Luft aus, was die ansonsten gute Spielatmosphäre etwas stört.

Mit dem Crazy-Drift nimmt man jede Kurve...
Als musikalische Untermalung wird wieder einmal Neo-Punk geboten, der hervorragend zum schnellen Spielgeschehen passt. The Offspring sind mit ein paar neuen Songs vertreten und die Rolle von Bad Religion wird diesmal von der etwas unbekannteren Gruppe Methods of Mayhem übernommen. Natürlich ist Musik immer Geschmackssache, aber es wäre schon nett gewesen, wenn man auch ein paar Songs aus anderen Stilrichtungen in das Game integriert hätte. Die Soundeffekte und viele der Sprachsamples scheinen direkt aus dem Vorgänger zu stammen, sind aber wie immer von ausgezeichneter Qualität.
Einen 2-Spieler-Modus sucht man leider vergeblich, was mehr als ärgerlich ist. Wer ein paar Runden durch New York gedreht hat, kann sich sehr gut vorstellen, wie viel Spaß es machen würde, einem zweiten Zocker die Passagiere vor der Nase wegzuschnappen. Mit einem Splitscreen-Modus hätte Crazy Taxi 2 sehr gute Chancen gehabt, an die Grenzen unseres Wertungssystems zu stoßen. Ein kleiner Trost sind die Online-Features, die es dem Zocker ermöglichen, seine Bestzeiten mit denen anderer Taxi-Experten auf einer Internet-Highscoreliste zu vergleichen.

Die Jumps sind immer spektakulär...
Crazy Taxi 2 gehört zu den Fortsetzungen, die sich nach dem Motto: "Warum soll man etwas ändern, wenn es sowieso schon genial ist?" richten. Wer den ersten Teil gespielt hat und San Francisco inzwischen auswendig kennt, wird sich über die beiden neuen Städte freuen, auch wenn diese nicht so ausgefallene Straßen bieten wie die bergige kalifornische Metropole. Obwohl die Sprungfähigkeit der Taxis auf den ersten Blick nur eine kleine Neuerung ist, wirkt sie sich bei richtiger Nutzung stark auf das Gameplay aus und sorgt dafür, dass Crazy Taxi 2 noch ein bisschen verrückter ist als das Original. Die unauffälligen, aber gelungenen Verbesserungen der Grafik und der passende Soundtrack runden den sehr guten Gesamteindruck ab. Beneidenswert sind Spieler, die das Original verpasst haben und somit das geniale Spielgefühl zum ersten Mal erleben dürfen. Für alle anderen bleibt zwar der ganz große "Wow!"-Effekt aus, aber sie werden trotzdem jede Menge Spaß mit dem Nachfolger haben.