
Gleich hagelt´s Trickpunkte
Der Turnier-Modus ist wie erwähnt der Hauptkern des Singleplayer Modus. Ihr schlägt euch durch 5 Turniere, aufgeteilt in Anfänger-, Amateur und Profi-Klasse, und schaltet mit erfolgreichen Rennen neue Strecken, Tricks, Cheatcodes (z.B. einen Big Head-Cheat für den Arcade Modus) oder Turniere frei. Einen Hauptbestandteil der Rennen stellen neben sauberem Fahren die Tricks dar: durch gelungene Trickeinlagen, die ihr etwa bei Sprüngen über Rampen mit simplen Tastenkombinationen ausführt, erlangt ihr den so genannten Rush. Mit diesem Boost beschleunigt euer Jetski nach einem fehlerfreien Trick stark, gleichzeitig füllt sich am unteren Bildschirmrand die „Double Rush-Leiste“. Ist diese komplett ausgefüllt, könnt ihr mit der linken Schultertaste den mächtigen Double-Rush aktivieren, durch den ihr eure Kontrahenten mit Höchstgeschwindigkeit hinter euch lasst. Mag der Einsatz der Tricks und damit des Rushs in der Anfänger-Klasse noch unnötig sein, so sind spektakuläre Fahreinlagen spätestens ab der Amateur-Klasse unerlässlich, da die Gegner (die übrigens selbst Tricks ausführen) euch sonst schnell davonfahren.
Apropos Gegner: die Entwickler haben euren Kontrahenten eine sehr ordentliche künstliche Intelligenz beschert, es kommt nicht selten vor, dass die NPCs euch den Weg abschneiden, Rushs ausführen und Abkürzungen benutzen. Eine sehr nette Idee ist das Team-Feature von Carve. Die 8 Fahrer im Spiel teilen sich in 4 Teams (a 2 Fahrer) und warten allesamt mit unterschiedlichen Fähigkeiten auf. Team Venta zeichnet sich durch die besten Tricks aus, die beiden Surfer Oz und Moke sind allerdings nicht die schnellsten. Ganz im Gegensatz dazu steht Team Tsunami, bestehend aus den Schwestern Amiko und Mizuki, welches das höchste Tempo bietet, in Sachen Tricks jedoch schwächelt. Schließlich wären da noch die Teams Inferno (Spezialfähigkeit: Rushs) und Terra (gutes Blocken). Vor jedem Turnier wählt ihr einen der 8 Fahrer aus und baut dann auf die Unterstützung eures Teamkameraden. Dieser passt sich während des Rennens eurer Position im Feld an und versorgt euch (durch nervige Sprachsamples) mit mehr oder weniger nützlichen Infos zum Rennstatus. Leider muss man sagen, dass das Team-Feature nur inkonsequent umgesetzt wurde, ich hatte während des Tests eigentlich nie das Gefühl, dass ich von meinem Teamkollegen profitieren konnte.

Der Turnier-Modus führt euch u.a. durch eine europäische Stadt
Nun wollen wir aber auf die Rennen selbst kommen. Ihr fahrt mit eurem Gefährt Rundkurse ab und müsst dabei Bojen entweder rechts oder links umfahren. Verfehlt ihr eine Boje, bekommt ihr einen Zeitabzug von 3 Sekunden aufgedrückt (die Strecke muss in einer bestimmten Zeit zurückgelegt werden, die Start- und Ziellinie stellt dabei einen Checkpoint dar). Maximal dürft ihr 4 Bojen auslassen, verfehlt ihr jedoch eine 5. , ist das Rennen für euch vorbei. Außerdem sollte man während des Rennens darauf achten, dem Kielwasser der KI-Gegner auszuweichen, da es euch stark verlangsamt und ihr schnell zurückfallt. Spektakuläre Wellengänge dürft ihr in Carve übrigens nicht erwarten, die insgesamt 27 Kurse (verteilt auf USA, Pazifik, Europa und Antarktis) spielen sich vornehmlich in Kanal-Umgebungen ab, höchstens in der Antarktis dürft ihr gelegentlich über die ein oder andere Welle sausen.

Nach dem Rennen dürft ihr eure Aktionen in einem Replay begutachten
Die Steuerung ist sehr eingänglich und auch für Anfänger schnell erlernbar. Mit der rechten Schultertaste gebt ihr Gas, mit dem linken Ministick steuert ihr euren Jetski, mit dem rechten Ministick könnt ihr euch während des Fahrens umsehen und die Aktionstasten stellen die Trickbuttons dar. Auch die Fahrphysik ist recht simpel, das Steuern der Vehikel benötigt keine große Eingewöhnungszeit.
Das größte Problem von Carve ist der fehlende Karrieremodus. Die Turnier- und Arcade Aufgaben sorgen auf Dauer einfach nicht für Langzeitmotivation, sodass bereits nach kurzer Spielzeit die Motivation zum Weiterspielen sinkt. Dies mag auch daran liegen, dass das Spiel nicht besonders viel Abwechslung bietet, sowohl in Sachen Gameplay als auch Optik. Hat man erst einmal alle Umgebungen gesehen, nimmt man kaum mehr Unterschiede zwischen den einzelnen Strecken wahr, auch die Rennen selbst werden nach einiger Zeit immer öder.

Ein Blick nach hinten kann nie schaden...
Einen großen Pluspunkt sammelt Carve dagegen in Sachen Multiplayer. Der System Link-Modus ist lobenswert, die Xbox Live-Anbindung vorbildlich. Online mit 7 weiteren menschlichen Spielern über die Strecken zu rasen macht sogar mehr Spaß als der Singleplayer, leider ist es sehr schwer überhaupt Spiele zu finden, da die Verbreitung von Carve recht schwach ist. Wer seinen Gegnern lieber direkt gegenüber sitzt kann sich am Split-Screen versuchen, der mit 4 Spielern ebenfalls eine Menge Spaß bereitet.
Die Grafik des Spiels weiß durchaus zu überzeugen. Die Wassereffekte mit ihren Umgebungsreflektionen sehen sehr hübsch aus, auch die auf den Bildschirm spritzenden Wassertröpfchen sind sehenswert. Die Charaktere sind ordentlich modelliert und lassen keine Details wie im Fahrtwind wehendes Haar vermissen. Auch die konstante Framerate weiß zu überzeugen, mit Rucklern habt ihr nie zu kämpfen. Weniger gelungen sind jedoch die Umgebungstexturen, die teilweise ziemlich grob und matschig wirken. Im Großen und Ganzen macht die Optik von Carve aber einen recht guten Eindruck.

Die Wassereffekte können sich duchaus sehen lassen
In Sachen Sound ist Carve ein zweischneidiges Schwert: zum einen könnt ihr den gelungenen Motorensound der Jetskis in Dolby Digital 5.1 Sound-Abmischung bewundern, zum anderen müssen eure Ohren nervige Techno-Musik und Sprachsamples ertragen. Auch das Fehlen eines Custom Soundtracks (eigene Songs von der Festplatte ins Spiel laden) fällt negativ auf.
Carve stellt für Xbox-Spieler eine ordentliche Alternative zu Nintendo's Wave Race dar, erreicht jedoch bei weitem nicht dessen Klasse. Dazu fehlt es den Rennen einfach an Spritzigkeit und Abwechslung, außerdem fällt die Langzeitmotivation des Titels durch einen fehlenden Karriere-Modus sehr gering aus. Positiv zu bewerten sind dagegen die vorbildlichen Multiplayer-Modi und die guten Ideen des Spiels wie z.B. das Team-Feature. Insgesamt weiß Carve allerdings nicht zu begeistert, die oben genannten Punkte fallen einfach zu schwer ins Gewicht. Spieler, die auf der Suche nach einem sehr günstigen Rennspiel (Carve wird teilweise neu für 10 Euro verramscht) mit gutem Multiplayer und Gewichtung auf Tricks sind, sollten jedoch zugreifen!
Auch die Karibik ist nicht vor wilden Jetski-Rennen sicher